Moderne Technik für alte Gebäude [Seite 2 von 2]
Mit Wärmepumpen gelingt der Umstieg auf Erneuerbare Energien
Dieses spezielle Effizienzverhalten zeigt sich bei sogenannten „Hochtemperaturwärmepumpen“, bei denen über die Verwendung von natürlichem Kältemitteln, z. B. Propan (R290), in Kombination mit neu entwickelten Kompressoren höhere Temperaturen erreicht werden als mit herkömmlichen Kältemitteln. Andere Kältemittel, z. B. R32, erreichen die höheren Temperaturen durch ein spezielles Dampfeinspritzverfahren im Kältekreis.
Die zweite wichtige Größe zur Auslegung der Wärmepumpe ist die Heizlast des Gebäudes. Die Ermittlung erfolgt nach DIN 12831. Nach ihr ergibt sich die Größe der Wärmepumpe und die jeweiligen Heizflächen der Räume.
Mit den vorgenannten Planungsschritten ist der Einsatz der Wärmepumpe sowohl unter ökologischen als auch unter ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll. Die Entscheidung, ob die Wärmepumpe monovalent (ausschließlicher Wärmepumpenbetrieb), monoenergetisch (Unterstützung durch einen elektrischen Heizstab) oder als Hybrid-Wärmepumpe (in Kombination mit einem weiteren Wärmeerzeuger) eingesetzt wird, muss der Fachplaner oder das Fachunternehmen in Abhängigkeit der individuellen Nutzeranforderungen entscheiden.
Ausrichtung des Fachhandwerks auf die Wärmepumpe
Es gibt in Deutschland knapp 50 000 SHK-Fachbetriebe. Die große Herausforderung der anvisierten neu installierten 500 000 Wärmepumpen pro Jahr bedarf einer entsprechend großen Anzahl an Handwerkern. Bei der Installation der Wärmepumpe in Bestandsgebäuden sind bei Planung, Installation und Inbetriebnahme im Vergleich zur herkömmlichen Gas- oder Öl-Brennwerttechnik einige Unterschiede zu beachten. Bereits bei der Vorplanung muss beispielsweise neben einer genauen Aufnahme der Gebäudedaten auch ein möglicher Aufstellort der Wärmepumpe, je nach Wärmequellenart innerhalb oder außerhalb des Gebäudes, geplant werden. Spezielle Nutzerwünsche, beispielsweise ein erhöhter Warmwasserbedarf oder eine Kühlfunktion, sind nur zwei von vielen Parametern, die die Auswahl der passenden Wärmepumpe beeinflussen. Die Anmeldung der Wärmepumpe mit einer evtl. erhöhten Bezugsleistung beim Netzbetreiber und die Absprache mit dem Elektrofachbetrieb erfolgt in der Regel über den ausführenden SHK-Handwerksbetrieb.
Ökologische und ökonomische Aspekte
Der wichtigste ökologische Vorteil der Wärmepumpe ist die Nutzung von grüner Umweltenergie zu Heizzwecken. Bei einer Wärmepumpe im Bestand mit einer durchschnittlichen Jahresarbeitszahl von 3,5 wird aus 1 kWh Strom das 3,5-fache an Wärme gewonnen. Die Praxismessungen vom Fraunhofer ISE (s. o.) ergaben, dass die CO2-Emissionen der untersuchten Wärmepumpen im Bestand um 25 bis 60 % niedriger waren im Vergleich zu Erdgas-Brennwertheizungen.
Im Jahr 2021 lag der EE-Anteil im Strommix bei 41,1 %. Mit steigendem Ausbau der Stromproduktion aus Wind- und Solarenergie nähert sich die Wärmepumpe automatisch dem komplett erneuerbaren Betrieb an.
Eine interessante Ergänzung für eine Wärmepumpe stellt eine Photovoltaikanlage dar. Sie bietet einen wirtschaftlichen Vorteil beim Betrieb der Wärmepumpe mit Eigenstrom. Zusätzlich erhöht sich der Autarkiegrad des Gebäudes, und der erforderliche Bezug aus dem öffentlichen Stromnetz wird reduziert.
Förderung einer Wärmepumpe im Bestand
Aufgrund der besonderen klimapolitischen Relevanz von Wärmepumpen wird der Einbau in Bestandsgebäuden stark gefördert. Seit Beginn 2021 findet das durch die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) statt – mit besonders attraktiven Förderbedingungen.
Die Basisförderung für die Anschaffungskosten der Wärmepumpe inkl. der Erschließungskosten der Wärmequelle beträgt 25 %, die sich um weitere 10 % durch den Heizungstausch-Bonus (Wechsel von fossil betriebener Heizung auf Wärmepumpe) erhöht. Ein zusätzlicher Bonus von 5 % wird gewährt, wenn die Wärmepumpe als Wärmequelle das Erdreich oder Wasser nutzt oder wenn die Wärmepumpe mit einem natürlichen Kältemittel arbeitet. Somit wird der Einbau einer förderfähigen Wärmepumpe mit bis zu 40 % der Investitionssumme gefördert (Stand Januar 2023).
Nachgefragt
IKZ-HAUSTECHNIK: Die meisten SHK-Betriebe haben noch keine Erfahrungen mit Wärmepumpen gesammelt. Auch sind die Installationen viel zeitaufwendiger als bei Gasheizungen. Nur zwei Hürden. Wie realistische sehen Sie das Ziel der Bundesregierung, dass ab dem kommenden Jahr 500 000 Wärmepumpen jährlich installiert werden?
Barbara Kaiser: Nach dem weiteren fulminanten Wachstum der Wärmepumpe in 2022 (+ 53 % auf 236 000 Stück) bin ich jetzt zuversichtlich, dass die Zielmarke realistischer wird. Die Wärmepumpenindustrie arbeitet gemeinsam mit dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima daran, weiteren SHK-Handwerksbetriebe den Umstieg auf die Wärmepumpeninstallation zu vereinfachen und den Beruf auch für Berufseinsteiger attraktiv zu machen. Auf der anderen Seite müssen aber auch konstante Rahmenbedingungen in der Förderung und den technischen Anforderungen gegeben sein, um das große Interesse der Endkunden nicht zu hemmen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Trotz hoher Zuschüsse aus dem BEG liegt die Investition in eine Wärmepumpe für ein Bestandgebäude deutlich über der für ein Gasgerät. Geld, dass sicher viele Immobilienbesitzer gar nicht haben. Damit werden früher oder später die SHK-Betriebe konfrontiert. Wie sollen sie agieren?
Barbara Kaiser: Die Antragszahlen der BEG aus 2022 im Bereich Wärmepumpen zeigen, dass bereits eine große Anzahl von Immobilienbesitzer sich darüber bewusst wurden, dass die Ära der günstigen Energieversorgung über importierte fossile Energieträger beendet ist. Damit wird die Betrachtung der Lebenszykluskosten – also Anschaffungskosten plus Betriebskosten – immer wichtiger. Für die Hersteller und die SHK-Betriebe gilt es jetzt besonders, die Endkunden mit einer guten Performance zu überzeugen. Dazu gehört aber auch, dass es auch Gebäude gibt, die für eine rein monovalente Wärmepumpe nicht geeignet sind und bei denen eine alternative Lösung weiter zur Verfügung stehen muss.
IKZ-HAUSTECHNIK: Staatliche Zuschüsse können von einem Tag zum anderen beendet werden. Und staatliche Mittel entscheiden darüber, ob eine Technik einen Boom erlebt oder abstürzt. Photovoltaik- und Solarthermieanlagen sind ein Beispiel dafür. Das kann auch die Wärmepumpe betreffen.
Barbara Kaiser: Die Bundesregierung hat ein großes Interesse, die gesetzten Ziele in Puncto CO2-Minderung zu erreichen. Und das geht im Gebäudebereich nicht ohne ein enormes Wärmepumpenwachstum. Alle beteiligten Akteure sollten sich an ihre Zusagen vom Wärmepumpengipfel halten. Von staatlicher Seite ist das die Beibehaltung der Förderzusagen.
Autorin: Barbara Kaiser, BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie)
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