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Trinkwasser-Installation in der Praxis

Teil 2: Hygienefalle Wärmeleitung – wenn Kaltwasser zu warm wird

Roh-Installation mit Auskühlstrecken (siehe Kreise). Messtechnische Untersuchungen belegen, dass bereits Auskühlstrecken mit einer Länge von 8 bis 10 x DN eine kritische Wärmeübertragung über die Armatur auf das Trinkwasser kalt verhindern können. Bild: Viega

Zirkulierende Warmwasserleitungen können Entnahmearmaturen erheblich erwärmen und dadurch eine Wärmeübertragung hin auf die Kaltwasserseite bewirken. Bild: Rehau

Leitungen für Trinkwasser kalt sollten niemals mit warmgehenden Leitungen unter der Fußbodenkonstruktion verlegt werden. Bild: Graf Wellness-Design

 

Damit einer Vermehrung von Legionellen auf der Warmwasserseite vorgebeugt wird, wurde noch bis vor wenigen Jahren die Zirkulation im Stockwerk direkt bis zur Entnahmestelle geführt und durchgeschliffen. Ein Trugschluss, wie die Erfahrung gelehrt hat.

Grundsätzlich ist es richtig, die Zirkulation nahe an die Entnahmestelle zu bringen. Vorzusehen sind aber sogenannte Auskühlstrecken mit einer Länge von 8 bis 10 x DN. Geschieht das nicht, erwärmt sich durch simple Wärmeleitung über die Armaturen sowie durch die von der Zirkulation aufgeheizten Installationswände die Kaltwasserseite – und bietet damit optimale Bedingungen für das Wachstum von Legionellen. Diese bittere Erfahrung wurde insbesondere bei Großobjekten wie Krankenhäusern gemacht. Inzwischen wurden und werden problembehaftete Anlagen (teuer) rückgebaut oder sogenannte thermische Trenner eingesetzt, die den Wärmeübergang mindern sollen.
Für die Praxis heißt das: Grundsätzlich ist auf eine korrekte Temperaturhaltung im Netz im Warm- und Kaltwasser zu achten. Denn das Vorkommen von Legionellen wird entscheidend von der Wassertemperatur beeinflusst. Ideale Wachstumsbedingungen finden Legionellen bei Temperaturen zwischen 25°C und 45°C. Erst bei Wassertemperaturen oberhalb von 55°C wird das Legionellen-Wachstum wirksam gehemmt. Umgekehrt können sich Legionellen bei Temperaturen unterhalb von 20°C nicht nennenswert vermehren. 25°C sollten daher in Installationen auch im Sommer nicht dauerhaft überschritten werden.
Warmwasser muss also warm, Kaltwasser kalt bleiben. Eine simple Regel, die im Umkehrschluss eine Dämmung aller Leitungsteile als notwendig erscheinen lässt. Die Dämmung der Rohrleitungen allein kann die Erwärmung aber nicht verhindern, sondern nur verzögern. Sinnvoll ist die getrennte Verlegung wärmeführender Rohrleitungen und Kaltwasserleitungen. Auch sollten zum Beispiel Kaltwasser-Verteiler nicht in warmen Heizungskellern errichtet werden. Unabhängig davon gilt: Keine Regel ohne Ausnahme. Denn bei Warmwasser-Stichleitungen kann es durchaus sinnvoll sein, sie auf den letzten Metern eben nicht zu dämmen, damit die Rohrleitung rascher abkühlt und den „Komfortbereich für Legionellen“ verlässt.

Pilotanlagen zur aktiven Kühlung
Blicken wir auf den Bereich Kaltwasser, offenbart sich zudem eine gänzlich andere Frage: Was tun, wenn das von den Stadtwerken gelieferte Kaltwasser bereits eine Temperatur von 20°C aufweist? Auch das kommt in bestimmten Regionen Deutschlands durchaus regelmäßig vor. Hygieneprobleme in der Trinkwasser-Installation sind bei derartigen Eingangstemperaturen vorprogrammiert und lassen sich nicht einfach „wegspülen“. Die Temperaturen müssen runter – notfalls per aktiver Kühlung. Erste Pilotanlagen gibt es bereits. Die Einhaltung der Temperatur wird über einen Kaltwasserkühler gewährleistet, zudem ist analog zum Warmwassersystem eine (Kaltwasser)Zirkulation notwendig. Doch selbst dieses gekühlte Trinkwasser muss regelmäßig ausgetauscht werden – denn es gibt neben Legionellen auch noch andere Bakterien, die sich ansonsten im kalten Trinkwasser übermäßig vermehren würden.

 


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