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„Wir wollen Trends setzen“

Interview mit Ulrich Stahl, dem Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbands Flächenheizung und Fächenkühlung

Ein Garant für die Nachhaltigkeit und Qualität aufeinander abgestimmter Komponenten: das BVF-Siegel.

Ulrich Stahl, Vorstandsvorsitzender des BVF, mit dem neuen Geschäftsführer Axel Grimm (rechts).

 

Ein neuer Geschäftsführer, das Fachsymposium im November, die weitere Verbreitung des BVF-Siegels – viele Themen beschäftigen derzeit den Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen. Die IKZ-Redaktion sprach darüber mit Ulrich Stahl, dem Vorstandsvorsitzenden des in Hagen ansässigen Verbandes.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Stahl, in diesem Jahr hat es im Bundesverband Flächenheizungen und -kühlungen – kurz BVF – große Veränderungen gegeben. Altersbedingt, so heißt es, ist Joachim Plate als Geschäftsführer ausgeschieden. Wurde die Stelle inzwischen neu besetzt.
Ulrich Stahl: Ja, das wurde sie. Wir haben mit Axel Grimm einen hochqualifizierten Mann gewinnen können, der dem Verband sicherlich einen zeitgemäßen und weiterhin verstärkt marktorientierten Auftritt verschaffen wird.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was macht Sie da so sicher?
Ulrich Stahl: Herr Axel Grimm verfügt als diplomierter Kaufmann über lang-
jährige Branchenerfahrung in der SHK- und Bauzulieferindustrie. In den letzten Jahren hat er dabei auch europäische Verantwortung getragen. Umfangreiche Kenntnisse über die Zielgruppen Planer, Handwerk, Wohnungswirtschaft und Handel sowie fundierte Verbandsarbeit gehörten auch bisher schon zu seinem Tätigkeitsfeld.

IKZ-HAUSTECHNIK: Und außerdem?
Ulrich Stahl: Unsere Aufgabenstellung orientiert sich an einer sogenannten Roadmap, die wir im letzten Jahr ins Leben gerufen haben. In diesem Zusammenhang wird es 2016 wieder einen BVF-Award und am 24./25. November ein Symposium in Berlin geben. Wir möchten mit diesen Aktivitäten neue Zielgruppen und Marktsegmente anzusprechen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche neuen Marktsegmente meinen Sie? Mit Wand und Decke haben Sie doch neben dem Fußboden alles im Verbandsportfolio.
Ulrich Stahl: Das will ich meinen. Unsere derzeit 49 Verbandsmitglieder bewegen sich in all diesen Sparten seit Jahren erfolgreich am Markt. Trotzdem wollen wir Trends im Gebäudebestand und in der Immobilienwirtschaft setzen. Betreiber und Bewohner wünschen sich häufig eine Flächenheizung – scheuen aber die Umbauphase. Dabei gibt es viele technisch ausgereifte Lösungen, die leider nur zögerlich (vom Handwerk) umgesetzt werden. Da müssen wir deutlich mehr Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit leisten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Nennen Sie uns ein Beispiel dazu?
Ulrich Stahl: Wir wollen mit Vertretern der Wohnungswirtschaft, den Fachplanern und Architekten, aber auch ausführenden Unternehmen an einen Tisch, um über die innovative Systemtechnik „Flächenheizung“ mit all ihren Anwendungsmöglichkeiten zu informieren. Als Beispiel möchte ich die Deckenheizung/-kühlung nennen. Die Decke bietet sich geradezu ideal als behagliche Flächenheizung in der Altbausanierung an. Und ganz nebenbei kann sie auch im Sommer zur Verbesserung der Behaglichkeit einen wirtschaftlichen Beitrag leisten

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie haben ja auch Vertreter aus der Elektrobranche mit an Bord. Wie sehen die das?
Ulrich Stahl:
Ganz genau so. Es gibt da extrem dünne Systeme, die sich zeitsparend verlegen lassen, sehr regelgenau sind und energieeffizient betrieben werden können. Die elektrische Flächenheizung wird meiner Meinung nach eine echte Zukunftsalternative bilden. Denken Sie nur an das Stichwort „Power to Heat“.

IKZ-HAUSTECHNIK: Und das SHK-Handwerk – wie geht es Ihrer Beobachtung nach mit den neuen Marktchancen um?
Ulrich Stahl: Leider sehr zögerlich. Für viele ist es naheliegender, den alten Guss- oder Stahlradiator gegen ein Flachheiz­element auszutauschen und fertig. Die Bedürfnisse der Endgebraucher werden da oft einfach ignoriert. Zunehmend haben wir Mitspieler im Markt, die aus anderen Gewerken kommen. Beispielsweise Boden-, Fliesen- und Estrichleger, aber auch Trockenbauer sind da häufig innovativer, ja man kann sagen, vielfach cleverer.

IKZ-HAUSTECHNIK: Liegt die von Ihnen beobachtete fehlende Innovationsbereitschaft möglicherweise am hohen Auftragsbestand in der SHK-Branche, insbesondere im Sanitärgeschäft? Oder anders: geht es dem SHK-Handwerk derzeit zu gut?
Ulrich Stahl: Die hervorragende Auftragslage, die offensichtlich durch den Bauboom und in der Renovierung durch das Sanitärgeschäft getragen wird, welches aus Gründen der Erlösqualität in vielen Betrieben Vorrang vor dem Heizungsgeschäft genießt. Die mangelnde Innovationsbereitschaft in der SHK Branche erklärt sich m. E. durch die vermeintliche Komplexität der Systemtechnik „Flächenheizung und Flächenkühlung“, die geprägt ist durch das Zusammenspiel verschiedener Gewerke. Das erklärt zum Beispiel, dass sich beim Verlegen der typischen Fußbodenheizung zunehmend Mitspieler aus anderen Gewerken breitmachen. Ein weiteres Beispiel sind die großflächigen Systemtechniken in Wand und Decke. Hier befleißigten sich schon immer andere Gewerke bzw. reine Montagebetriebe mit der Ausführung.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Stahl, Sie sind schon lange Jahre in der Branche tätig und seit dem Jahr 2011 Vorstandsvorsitzender des BVF. Was hat bzw. wird sich Ihrer Meinung nach in nächster Zeit verändern?
Ulrich Stahl: Ja, mehr als drei Jahrzehnte bin ich schon dabei. Unsere angestammten Vertriebswege sehe ich im Wandel. Neben der 3-stufigen Handelswelt in der SHK-Branche drängen vermehrt 2-Stufler und andere Verarbeiter in den Markt. Das müssen wir auch in praktischer Hinsicht genau im Auge behalten. Mit den BVF-Unterlagen, z. B. mit der Schnittstellenkoordination, haben wir ein vorbildliches Basiswerk zur gewerkeübergreifenden Abstimmung geschaffen. Des Weiteren sind neue Techniken gefragt. Hier denke ich an spezielle Deckensysteme, aber auch an vorgefertigte Wandelemente für den Sanierungsfall. Diese Entwicklung setzt sicherlich eine qualifizierte Montage voraus, demzufolge müssen auch entsprechend geschulte Mitarbeiter beschäftigt werden. Dieser Umstand könnte sich in Zukunft als Flaschenhals für den Einsatz neuer Technologien erweisen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie sprechen das Thema Fachkräftemangel im SHK-Bereich an. Denken Sie daran, andere Berufe wie Fliesenleger oder Trockenbauer zu qualifizieren oder wie ließe sich der Flaschenhals zumindest ein Stück weit weiten?
Ulrich Stahl: Die aktuelle Situation im Bereich SHK-Nachwuchsbereich gibt wenig Anlass zur Freude. Ich hege auch wenig Hoffnung, dass sich das in absehbare Zeit verändert.
Somit ist es zwangsläufig erforderlich, die zu qualifizieren, die sich mit der großflächigen Systemtechnik zum Heizen und Kühlen befassen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Lassen Sie uns über das BVF-Siegel sprechen. 19 Mitgliedsfirmen führen es aktuell. Sollten es nicht mehr werden?
Ulrich Stahl: Das ist sicherlich unser Ziel. Die Entwicklung einer derartigen Marke braucht aber auch Durchhaltewillen und Zeit. Wir haben beides und sind mit der bisherigen Entwicklung recht zufrieden – wollen aber noch mehr Hersteller von der Sinnhaftigkeit dieses Qualitätssiegels überzeugen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Dazu gleich zwei Fragen: Zum einen: Wo liegen die Vorteile des Siegels für Industrie und Handwerk? Und zum anderen: Wie wollen Sie das erreichen?
Ulrich Stahl: Mit dem BVF-Siegel verschaffen wir für alle Marktteilnehmer, also den Architekten, den Planer, den Fachhändler und schließlich auch den Bauherrn, eine bessere Orientierung im breiten Marktangebot. Das Label „BVF-Siegel“ steht für Qualitätsmerkmale wie Produktzulassung, die Einhaltung von technischen Regeln und gesetzlichen Bestimmungen, die Produkthaftung und Gewährleistung. Das BVF-Siegel schafft Vertrauen in die Systemtechnik, die ja bekanntlich durch den Zusammenbau verschiedenster Komponenten geprägt ist und schlussendlich in den Gebäudekörper nicht mehr zugänglich integriert ist.
Zur Frage wie wollen wir das erreichen Folgendes: Mit Priorität wollen wir noch intensiver als bisher den Dialog mit allen Markteilnehmern aufgreifen. Denn, je ernsthafter sie mit den Mitgliedern und Marktbegleitern dieses Thema diskutieren, desto mehr können wir dafür begeis­tern. Ich lade deshalb schon jetzt alle Interessierten zu unserem nächsten BVF-Symposium nach Berlin ein, das am 24. und 25. November stattfinden wird.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche thematischen Schwerpunkte setzen Sie in diesem Jahr in Berlin und wo können sich Interessierte anmelden?
Ulrich Stahl: In guter Tradition haben wir auch für das diesjährige Symposium ein interessantes Programm mit hochkarätigen Referenten vorbereitet. So werden wir beispielsweise das BVF-Siegel, Building Information Modeling (BIM), Entwicklung der Baubranche, Industrie 4.0 thematisieren. Darüber hinaus stehen die aktuelle Änderung in der Vertriebslandschaft und weitere Themen auf der Tagesordnung.
In Kürze werden wir das Programm veröffentlichen und zur Veranstaltung einladen. Interessierte Leser der IKZ können sich schon jetzt unter info@flaechenheizung.de voranmelden.

Bilder: BVF, Hagen

www.flaechenheizung.de
www.bvf-siegel.de

 


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