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Leasen statt finanzieren? - Über Vorteile und Gefahren der Fuhrparkmiete

Kastenwagen, Kombis und Kleintransporter sind derzeit günstig wie nie. Und sie lassen sich günstig finanzieren, auf Kredit genauso wie per Leasing. Letzteres bietet zudem einige Vorteile: Die Kosten sind kaum höher als beim Kreditkauf, der Service schon dabei, die Unternehmensbilanz bleibt unbelastet. Wer beim Leasing günstig zum Zuge kommen will, sollte für den nächsten Firmenwagen allerdings ein paar Dinge beachten.

Auto-Leasing bietet Unternehmern zahlreiche Vorteile. Einer ist der regelmäßige Zugriff auf neue Autos. Bild: Thorben Wengert/pixelio

In der Regel lassen sich bei Leasing-Verträgen allerlei Servicepakete dazu mieten. Bild: IKZ-HAUSTECHNIK

„Man sollte auf jeden Fall mehrere Angebote einholen, und nicht einfach beim erstbesten Händler unterschreiben“, rät Udo Dewein, Vorstand des Frankfurter Beratungsunternehmens Leasecontrol. Bild: IKZ-HAUSTECHNIK

Der geleaste Wagen sollte so behandelt werden wie der eigene. Ansonsten drohen starke Preiseinbußen bei der Fahrzeugrückgabe. Bild: Spencer/Fotolia

 

Der „Fiorino“ vom italienischen Autobauer Fiat ist ein typisches Einsteigermodell für Handwerker im Kundendienst. Der kleine Kastenwagen steht derzeit als Sondermodell „Easy“ zum Kampfreis ab 7490 Euro Netto bei den Händlern. Das sind 2170 Euro weniger als im Katalog, gewerbliche Kunden genießen damit den gesamten Sommer über mehr als 22% Rabatt. Auch die rumänische Renault-Tochter Dacia, ohnehin einer der preiswertesten Anbieter im Feld, hat im Juni die Preise für den Kleinlieferwagen „Dokker Express“ gesenkt: Statt bisher 7790 Euro, kostet der günstigste Wagen seiner Klasse jetzt mit dem kleinsten Motor und ohne Extras nur noch 6990 Euro. Preisvorteil hier: 800 Euro, mehr als 10%. Und selbst Premium-Anbieter versuchen inzwischen Handwerker mit Sonderkonditionen ins Autohaus zu locken: So stellt Volkswagen für seinen Transporter „Profi-Crafter“ inzwischen Mitgliedern verschiedener Innungen Preisnachlässe in Aussicht.
„Die Beispiele sind Hinweise auf eine der größten Rabattschlachten, die die Auto-Branche je erlebt hat“, berichtet Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research, eines Forschungsinstituts an der Universität Essen-Duisburg. „Viele Autobauer kurbeln die Verkäufe derzeit sogar noch mit zusätzlichen Händlerprämien an“, berichtet Dudenhöffer, dessen Institut regelmäßig die Preisentwicklungen im Neuwagensegment vergleicht. Durch breit angelegte Sonderaktionen konnten Kunden zuletzt schon 13,5% sparen, zeigen Analysen des CAR. Zudem kletterten die Rabatte für Neuwagenkäufer zahlreicher Automodelle im Laufe des Frühjahrs auf durchschnittlich 19,7% im Vergleich zum Listenpreis. Im Höchstfall und nach Verhandlungen beim örtlichen Verkäufer – etwa, wenn es darum geht, eine Werkstatteinrichtung oder andere Zusatzausstattungen im Innenausbau zu bekommen – sind also noch höhere Nachlässe drin als in den Werbeprospekten annonciert. Dudenhöffer: „Die Rabatte befinden sich auf historischen Höchstständen.“

Rosige Zeiten für Unternehmen

Für Unternehmer, die ihren Fuhrpark in nächster Zeit erneuern oder erweitern wollen, sind das äußerst erfreuliche Nachrichten. Zumal nicht nur die Preise der Autos im Keller sind, sondern zudem auch noch die Finanzierungskonditionen. So buhlen viele Hersteller mit Nulltarif-Krediten um die Kundschaft – für die Berechnung der Kreditraten geht also schlicht der Kaufpreis durch die Laufzeit – Zinsen fallen keine an. Noch günstiger sind manche Leasing-Angebote: Citroën etwa bot kürzlich unter dem Motto „1 Prozent zahlen, 100 Prozent fahren“ Verträge an, bei denen Gewerbekunden innerhalb von vier Jahren genau 1% des Listenpreises pro Monat zahlen mussten – inkl. eines Servicepakets mit regelmäßiger Wartung, kostenlosem Ersatz von Verschleißteilen und Ersatzwagen bei Reparaturen. Das heißt grob überschlagen: Vier Jahre Auto-Nutzung zum halben Kaufpreis und das, ohne zusätzliche Kosten für Wartung oder Verschleißreparaturen.
Das Angebot zeigt auf, was Kunden erwarten können, die sich dazu entscheiden, ihre Firmenwagen nicht zu kaufen, sondern zu mieten – denn letztlich steckt hinter den marktüblichen Leasingofferten auf Basis sogenannter Kilometerverträgen nichts anderes: Gegen eine feste monatliche Rate können Kunden den Wagen einige Jahre lang fah­ren, danach geben sie ihn an den Händler zurück und suchen sich einen neuen Wagen aus. Vorgegeben ist lediglich eine bestimmte Kilometerlaufleis­tung – ist der Wagen mehr gefahren, wird ein Aufschlag fällig, hat der Tacho einen niedrigeren Stand, gibt es sogar etwas Geld zurück.
Während der Vertragslaufzeit – üblich sind zwei, drei oder vier Jahre – lassen sich in der Regel auch noch allerlei Servicepa­kete dazu mieten. Dann sind mit einer etwas höheren Rate auch schon die Inspektionen abgegolten, der Ölwechsel ist mit drin, neue Scheibenwischer sind bezahlt und der Gratisersatz bei Bremsverschleiß ist ebenfalls bereits enthalten. Auch zusätzliche Sommer- und Winterreifen lassen sich mitleasen, Lagerung und Wechsel inklusive.

Durch Leasing Vorteil in der Unternehmensbilanz

So ein Auto-Leasing hat für Unternehmer eine ganze Reihe von Vorteilen: Sie bekommen planbare und fixe Kosten. Sie haben regelmäßigen Zugriff auf neue Autos. Und sie müssen sich nicht darum kümmern, alte Fahrzeuge wieder loszuwerden. Das alles übernehmen die Leasinggesellschaften für sie. „Klar ist dafür ein Aufpreis gegenüber dem Kredit fällig“, sagt Udo Dewein, Vorstand des Frankfurter Beratungsunternehmens Leasecontrol. „Aber dafür gewinnen Leasingnehmer gerade über Serviceverträge auch finanzielle Sicherheit. Sie sparen sich eine Menge administrative Arbeit. Und außerdem schonen sie auch noch ihre Bilanz.“ Leasingraten lassen sich nämlich als laufende Betriebskos­ten absetzen, ohne dass man dazu Autos über die eigene Bilanz abschreiben müsste. Das schont vor allem die Eigenkapitalquote: So kommt ein Handwerksbetrieb mit einer Bilanzsumme von 250000 Euro und einem ausgewiesenen Eigenkapital von 50000 Euro auf 20% Eigen­kapital. Schafft sich der Unternehmer nun Autos im Wert von 100000 Euro auf
Kredit an, steigt die Bilanzsumme auf 350000 Euro – und die Eigen­kapital-Quote schrumpft auf deutlich unter 15%. Danach werden möglicherweise die Banken nervös und kürzen ihre Kreditlinien.
Das bleibt Leasingnehmern erspart. Der einzige Haken an der Sache: Wer wirklich günstig leasen will, sollte im Vorfeld ein bisschen Aufwand betreiben. „Man sollte auf jeden Fall mehrere Angebote einholen und nicht einfach beim erstbesten Händler unterschreiben“, rät Dewein. Denn Markt­analysen und Testkäufe fördern immer wieder gewaltige Preisunterschiede zutage: „Teilweise liegen die Raten einzelner Anbieter beim gleichen Fahrzeug und vergleichbaren Services-Leistungen um 20% und mehr auseinander.“ Wer fünf bis zehn Vergleichsofferten auf seinen Tisch holt, kann also mächtig sparen.

Das passende Angebot finden

Der Weg dorthin ist erfreulich einfach. Die Suche beginnt beim Händler oder aber im Internet, wo man sich zunächst sein Wunschfahrzeug zusammenstellt – feste Einbauten etwa für die mobile Werkstatt inklusive. Das entsprechende Kaufangebot braucht man nicht einmal zu verhandeln. Denn das können Leasinggesellschaften als Großabnehmer häufig besser. Stattdessen bildet der erste Angebots­preis die Grundlage für eine Leasing-Ausschreibung und zwar sowohl beim händlereigenen Finanzier als auch bei herstellerunabhängigen Anbietern. Davon gibt es in Deutschland Hunderte. Viele sind allerdings nur regional vertreten, etwa 20 deutschlandweit aktiv, und die größten von ihnen sind im Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen sowie im Verband der marken­unabhängigen Fuhrparkmanagementgesellschaften organisiert. In deren Mitgliederverzeichnissen lassen sich also schnell passende Dienstleister finden. Weil zudem auch einige Geschäftsbanken, die Volksbanken und die Sparkassen eigene Leasingtöchter unterhalten, kann außerdem ein Anruf bei der Hausbank lohnen. Alle Finanzdienstleister bekommen nun dasselbe Angebot auf den Tisch – mit der Bitte, eine Leasingrate zu berechnen. Eine kurze Mail oder ein Fax genügt dazu.
Die Raten muss man im Anschluss nur noch vergleichen – und kann guten Gewissens beim günstigsten Anbieter einschlagen. Wenn denn der Vertrag tatsächlich hält, was man sich davon versprochen hat: „Entscheidend ist vor allem, dass es sich tatsächlich um einen Kilometervertrag handelt“, sagt Leasing-Experte Dewein. Unternehmer erkennen das u.a. daran, dass im Vertrag eine feste Laufzeit vereinbart ist und eine feste Kilometer-Laufleistung. „Das sind aus Kundensicht mit Abstand die besten Verträge“, so Dewein. Denn nur bei dieser Vertragsart braucht sich der Autonutzer nicht darum zu kümmern, was mit dem Wagen nach Vertragsende passiert – das Risiko der anschließenden Vermarktung des Gebrauchten trägt allein die Leasinggesellschaft.
Anders sieht es bei sogenannten Restwertverträgen aus, die vor allem die kleineren Leasinggesellschaften vorziehen, um Risiken an ihre Kunden weiterzugeben. Denn hier hat der Leasinggeber regelmäßig ein sogenanntes Andienungsrecht. Das kann den Kunden zwingen, den Gebrauchten zu einem vorher vereinbarten Restwert zu kaufen. Dewein warnt: „Hierbei kann man kräftig draufzahlen, falls die Gebrauchtwagenpreise zwischenzeitlich einbrechen.“ Genau das ist z.B. in den vergangenen anderthalb Jahren passiert.

Falsche Vertragsart als größtes Risiko

Für Laien stellt der Griff zur falschen Vertragsart wohl das größte Risiko beim Leasing dar. Denn auch hinter manch scheinbar attraktiven Floskeln verbirgt sich in Wahrheit ein unattraktiver Vertrag. So sind etwa Formulierungen wie jene, nach dem man den Kunden ein Auto im Anschluss an den Vertrag „zum Kauf anbieten“ werde genauso nachteilig wie das „Auto­leasing mit Mehr­erlösbeteiligung“ – auch dies ist nämlich regelmäßig an ein Andienungsrecht gekoppelt. „Und darauf sollte sich niemand ohne Not einlassen“, unterstreicht Dewein.
Ansonsten kann ein geleaster Wagen im Alltag genauso viel Freude bereiten wie ein eigenes Auto. Und so ähnlich sollte man es auch behandeln. Denn sonst droht am Ende doch noch Ärger. Nämlich bei der Fahrzeugrückgabe: Am Tag, an dem der Händler den Wagen wieder auf den Hof bekommt, ist nämlich Abnahme. Und dann kann es sein, dass verkratzte Felgen und Einpark-Spuren den Gesamteindruck trüben – und den Rücknahmepreis schmälern können. „Nach wie vor setzen manche Anbieter die Restwerte in ihren Kalkulationen zu hoch an, um attraktive Leasing­raten anbieten zu können“, erklärt Silvia Schattenkirchner, Juristin beim ADAC, „warum es immer wieder zum Streit um Kratzer und Beulen kommt“. Die Rückgabeprozedur kann dann für den Leasing-Anbieter dazu dienen, am Ende trotzdem ohne Verlust aus dem Geschäft herauszukommen. Und auch auf den Händlern las­tet inzwischen ein enormer Druck, weil sie oft ihrerseits gegenüber dem Leasingfinanzier für einen Teil des Risikos geradestehen. Was gegen den Ärger hilft? Größere Macken vorher bei einem Autoaufbereiter für kleines Geld ausbessern lassen. Bei der Rückgabe einen neutralen Gutachter einschalten. Oder erst gar keine Schrammen produzieren.

Autor: Olaf Wittrock, Fachjournalisten für Wirtschaft

 


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