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Innere Werte entscheiden

Die Qualität von Wohnungslüftungsgeräten hat einen großen Einfluss auf die Raumluftqualität und Betriebskosten. Ein Vergleich der Datenblätter will gelernt sein

Gesundes Innenraumklima und hohe Energieeffizienz sind nur über eine kontrollierte Wohnungslüftung mit Wärme- und Feuchterückgewinnung machbar. Dabei kommt es entscheidend auf die Gerätequalität an. Bild: Systemair

Der bedarfsgerechte und regelmäßige Luftaustausch sowie die Filtrierung und Temperierung der Zuluft sind Voraussetzungen für ein angenehmes Wohnklima. Bild: Systemair

Das Lüftungsgerät „Save VTC 300“ von System­air ist mit einem Gegenstromwärmeübertrager ausgestattet. Der Hersteller empfiehlt das Gerät für Regionen, in denen die Außentemperatur kaum unter -5 °C fällt. Andernfalls ist der Energieverbrauch für den Frostschutz zu hoch. Bild: Systemair

Damit die zugeführte Luft auch wirklich „frisch“ ist, sind eine Filtrie­rung, konstante Temperierung und Konditionierung mit Feuchte wichtig. Bild: Systemair

Bild: Systemair

 

Welche Kriterien von Lüftungsgeräten sind für eine hohe Raumluftqualität, aber auch für geringe Betriebs- und Lebenszykluskosten ausschlaggebend? Um das herauszufinden, werden typischerweise als erstes die Datenblätter verschiedener Gerätehersteller mit­einander verglichen. Diese Angaben sollten auf jeden Fall von unabhängiger Stelle geprüft und zertifiziert sein. Doch darüber hinaus besteht immer die Herausforderung, die angegebenen Parameter auch richtig zu interpretieren.

Im Vergleich mit anderen Ländern, speziell mit Osteuropa, ist die Luft hierzulande zwar deutlich sauberer. Eine seriöse Analyse der unzähligen Messdaten offenbart dennoch: Auch in vielen Regionen Deutschlands ist ein gesundes Innenraumklima nur über eine ventilatorgestützte Wohnungslüftung mit Filtrierung der Zuluft herzustellen. Doch mindestens genauso wichtig ist – unabhängig vom Standort – die gesicherte Abfuhr belasteter Raumluft. Zwei Gesundheitsaspekte, die Wohnungslüftungsanlagen unverzichtbar machen.
Darüber hinaus leisten Lüftungsanlagen durch Wärmerückgewinnung und Schutz der Bausubstanz vor Feuchteschäden wertvolle Beiträge zur Reduzierung der Lebenszykluskosten eines Gebäudes. Wie hoch diese Beiträge ausfallen, hängt wiederum von einigen maßgeblichen Qualitätskriterien ab. Der bloße Vergleich von Energieeffizienzklassen nach der Ökodesign-Richtlinie (ErP) greift für diese Abschätzung nämlich zu kurz.

Zertifizierte Daten
Die ErP-Richtlinie schreibt seit dem 1. Januar 2016 die Prüfung von Wohnungslüftungsanlagen nach der Prüfnorm DIN EN 13141-7 vor. Damit soll in erster Linie der energetische Vergleich von Lüftungsgeräten verschiedener Hersteller vereinfacht werden. Die dazu gemessenen Kennwerte lassen zum Teil tatsächlich erste Rückschlüsse auf die Gerätequalität im Allgemeinen zu. Wirklich verlässlich sind die Herstellerangaben aber nur dann, wenn sie durch unabhängige Stellen zertifiziert sind.
Sehr praxisgerecht ist hierbei die Zertifizierungsmethode des Verbands Eurovent. Dieser Zusammenschluss von rund 50 führenden europäischen Herstellern von Lüftungsgeräten hat sich auf den strengen Codex geeinigt, anonym auf dem freien Markt gekaufte Seriengeräte zu tes­ten. So ist es Herstellern nicht möglich, bereitgestellte Prüflinge im Vorfeld auf die Testverfahren hin zu optimieren. Eurovent testet jährlich ein Gerät jeder Bauart und vergleicht die Messergebnisse mit den Angaben des Herstellers. Kommt es zu Abweichungen, muss der Hersteller seine Angaben korrigieren oder sein Gerät nachbessern. Dennoch ist es erforderlich, die Messergebnisse auf ihre Bedeutung hin in puncto Lebenszykluskosten und Lüftungskomfort richtig zu interpretieren.

Kenndaten im Klimakontext betrachten
Zur energetischen Bewertung von Wohnungslüftungsgeräten werden beispielsweise häufig als erstes die Leistungsaufnahme des Ventilators und der Wärmerückgewinnungsgrad (WRG) verglichen. Geräte mit Gegenstromwärmeübertrager liegen bei dem thermischen Rückgewinnungsgrad in der Regel zwischen 85 bis 90 %. Konstruktionsbedingt erreichen Rotationswärmeübertrager hingegen „nur“ 80 bis 85 %. Hinzu kommt, dass der Rotorantrieb ebenfalls Energie aufnimmt. Somit scheint ein Gegenstromwärmeübertrager energetisch vorteilhafter zu sein.
Ausschlaggebend ist hierbei jedoch, in welcher Klimazone das Gerät betrieben wird. Fällt an dem Aufstellungsort im Winter die Außentemperatur an mehreren Tagen in den Minusbereich, muss zum Beispiel in Lüftungsgeräten mit Gegenstromwärmeübertrager aufgrund des Kondensatanfalls ein Frostschutz vorgesehen werden. In der Regel ist das ein elektrisches Heizregister im Zuluftstrom. Die Energieaufnahme hierfür kann den ohnehin nur im Winter besseren Wärmerückgewinnungsgrad im Vergleich zu einem Rotationswärmeübertrager sehr schnell zunichtemachen. Denn generell gilt: Je höher bei einem Gegenstromwärmeübertrager der Wärmerückgewinnungsgrad ist, umso höher ist auch der Gefrierpunkt, ab dem nachgeheizt werden muss. Bei 90 % kann das schon bei -3 °C Außentemperatur sein. In einem Rotationswärmeübertrager sammelt sich hingegen kein Kondensat an. Er ist daher frostsicher bis -20 °C Außentemperatur.
Soll ein Gegenstromwärmeübertrager nicht nur Wärme, sondern im Enthalpie-Verfahren auch Feuchte übertragen, sinkt der WRG in der Regel sogar auf unter 80 % und liegt damit noch unter dem von Rotationswärmeübertragern. Die Funktion der Feuchtrückgewinnung ist jedoch gerade in Gegenden mit längeren Temperaturperioden um die Null-Grad-Grenze sehr wichtig für ein gesundes und behagliches Innenraumklima.
Lediglich die WRG-Werte von Geräten zu vergleichen, führt somit nicht zu einer verlässlichen Bewertung der tatsächlichen Energieeffizienz. Aussagefähiger ist zum Beispiel der Wert zum spezifischen Energieverbrauch (SEV). Die rechnerische Größe, die im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie angegeben werden muss, drückt die Einsparung an Heizenergie im Verhältnis zur eingesetzten Energie aus. Dabei werden drei Werte für die Klimazonen „warm“, „kalt“ und „durchschnittlich“ genannt.
Die Angabe auf dem Energieeffizienzklasse-Label eines Lüftungsgerätes richtet sich allerdings nach dem SEV-Wert, der für ein durchschnittliches Klima gilt. Daher ist zu empfehlen, den spezifischen SEV-Wert für den jeweiligen Aufstellungsort klima­bezogen zu ermitteln. Die einfache Formel dazu ist in der ErP-Richtlinie zu finden [1]; die notwendigen Klimadaten stellt beispielsweise der Deutsche Wetterdienst bereit [2].

Kenndaten und Filterqualität
Eine optimale Filtrierung der Zuluft ist für das Innenraumklima entscheidend. Zudem ist eine Filtrierung der Abluft wichtig, um das Gerät vor Verschmutzung zu schützen. Schließlich werden rund 60 % der Schwebestoffe durch die typischen Tätigkeiten in Wohnräumen in die Luft eingebracht.
Um Schwebestoffe aus der Luft zu entfernen, empfehlen sich Taschenfilter oder Kassettenfilter. Sie können mehr Schmutz sammeln als einfache Filtermatten. In vielen Geräten werden aber insbesondere auf der Abluftseite dünne Filtermatten eingesetzt, weil sie platzsparend und günstig sind. Allerdings nur in der Anschaffung, denn diese Filter setzen sich schnell zu, müssen daher häufig ausgetauscht werden und führen durch den größeren Druckverlust zu einer höheren Energieaufnahme.
Generell ist zu beachten: je feiner ein Filter, umso höher der Druckverlust. Somit sollte bei dem Vergleich von Kenndaten verschiedener Gerätedatenblätter stets berücksichtigt werden, mit welchen Filtern das Lüftungsgerät getestet wurde. Das beeinflusst nicht nur die Energieaufnahme, sondern auch den Volumenstrom.
Welche Filtereffizienzklassen im Zu- und Abluftstrom sinnvoll sind, sollte also passend zum jeweiligen Wohnhaus und deren Nutzer ermittelt werden. Kriterien sind zum Beispiel der Verschmutzungsgrad der Außenluft, Belastungen der Innenluft durch Emission von Baustoffen, ob Allergiker zu den Bewohnern zählen und wie viele Personen sich in den Räumen aufhalten. Über die Schadstoffbelas­tung der Außenluft veröffentlicht unter anderem das Umweltbundesamt ortsbezogen Daten [3].

Konstruktive Qualität
Die Innenraumluftqualität und Lebenszykluskosten sind von weiteren „inneren“ Werten abhängig, etwa von der qualitativen Konstruktion und Verarbeitung des Gehäuses: Eine hochwertige Dämmung sorgt für eine gute Schallisolation, geringe thermische Verluste und verhindert die Bildung von Kondensat und damit Schimmel im Gerät. Vor Schimmel durch Feuchtigkeitseinträge schützen auch dichte, gegebenenfalls versiegelte Innenkanten sowie glatte Innenwände. Sie reduzieren außerdem Druckverluste und verbessern damit die Energieeffizienz.
Auch die inneren Leckagen der Luftführung lassen sich zum Teil an der Verarbeitungsqualität ablesen. Dichtschließende Abluftfilter vor dem Wärmeübertrager lassen kaum Staub in den Geräteraum kommen. Das verringert den Wartungsaufwand.

Fazit
Für die Gesundheit der Bewohner, aber ebenso für die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes über den gesamten Lebenszyklus hinweg, sind Wohnungslüftungsgeräte unverzichtbar. Sie sollten genauso selbstverständlich eingeplant werden wie eine Heizung. Wohnungslüftungsgeräte auf einem hohen Qualitätsniveau können beides leisten: ein gesundes Innenraumklima sicherstellen und Energiekosten deutlich senken.

Literatur:
[1]    EU-Verordnung 1253/2014 vom 7. Juli 2014 zur Durchführung der Richtlinie 2009/125/EG des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung von Lüftungsanlagen; Anhang VIII
[2]    dwd.de
[6]    umweltbundesamt.de

Autor: Klaus Lang, Product Area Director
Residential Ventilation bei Systemair
www.systemair.de

 

Checkliste für eine hohe Gerätequalität

  1. Gute Gehäusedämmung vermindert thermische Verluste und Schallemission sowie Schimmelbildung durch Kondensation im Inneren.
  2. Passgenaue Verarbeitung des Gehäuses reduziert Leckagen auf ein Minimum.
  3. Hocheffiziente Taschenfilter im Zuluftstrom halten gesundheitsschädliche Stoffe aus der Wohnung fern.
  4. Dichtabschließende Taschenfilter im Abluftstrom halten das Gerät sauber.
  5. Ein stufenlos regelbarer Ventilator mit EC-Motor reduziert die elektrische Aufnahmeleistung.
  6. Ein Rotationswärmeübertrager stellt die gleichmäßige Erwärmung der Zuluft sicher. Ein integrierter Feuchtesensor ermöglicht außerdem hierüber die bedarfsgerechte Feuchteregelung.

 


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