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Autark geregelte Kühldecke

Patientenwohl und Baukosten sprachen für diese eher untypische Lösung

Auf dem Areal der „Vivantes“-Kliniken in Berlin-Hellersdorf entsteht ein Neubau mit 164 Betten für die Psychiatrie und Geriatrie.

Gerade für psychisch belastete Patienten stellen das Tageslicht, aber auch angenehme Raumtemperaturen einen wichtigen Gesundheitsfaktor dar.

Die „unsichtbare“ Kühldecke „Fonterra Top 12“ von Viega wurde im Zuge des Trockenausbaus direkt mit installiert und führt künftig Wärmeeinträge durch die Sonne zuverlässig ab.

Nach dem konventionellen Trockenausbau schließt ein SHK-Handwerker die Kühlkreise an…

… Abschließend wird die Druckprüfung vorgenommen.

 

Bauliche Maßnahmen in Kliniken stehen immer unter besonderen Vorzeichen: Der Kostendruck ist in aller Regel höher als gewöhnlich, aber die Anforderungen im Sinne des Patientenwohls sind es auch. Gerade diese Herausforderung kann allerdings durchaus zu ebenso kreativen wie praxisgerechten Konzepten führen. Das zeigt der Neubau des „Vivantes-Klinikums“ in Berlin-Hellersdorf: Für die künftigen Patienten der dortigen Psychiatrie und Geriatrie sind konstante Raumtemperaturen ein entscheidender Gesundheitsfaktor.

Bei der Planung und Ausstattung eines Krankenhauses ist deutlich mehr zu bedenken, als für den störungsfreien und energieeffizienten Betrieb erforderlich ist. Wie kaum ein anderes Gebäude interagiert ein Klinikum mit den Nutzern, den Patienten. Das trifft insbesondere auf Einrichtungen für psychische Erkrankungen zu. Hier gilt es, außer den hygienischen Gefahren von Patienten auch Stressfaktoren fernzuhalten. Dazu zählt beispielsweise eine Raumtemperatur außerhalb des üblichen menschlichen Wohlbefindens. In dem Neubau der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit einer Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) und einer Geriatrie-Station wurden deshalb Kühldecken des Typs „Fonterra Top 12“ von Viega installiert.

Nicht sichtbare und nicht spürbare Kühlung gefordert
Weil Tageslicht gerade auf Menschen mit Gemütskrankheiten einen positiven Einfluss hat, sind die Patientenzimmer des „Vivantes-Klinikums“ größtenteils südlich ausgerichtet. Die „Schattenseite“ dieser Ausrichtung ist allerdings: Im Sommer fehlt es tatsächlich an Schatten, und die Temperaturen steigen in den Räumen über das tolerierbare Maß hinaus an. Kommt dieser äußere Stressfaktor zur seelischen Belastung hinzu, steigt aber zugleich das Aggressionspotenzial. Das haben die Mediziner des „Vivantes-Klinikums“ festgestellt. Doch Sonnenlicht ohne Wärme gibt es nicht. Das mit der technischen Gebäudeausstattung beauftragte Ingenieurbüro Genius aus Berlin untersuchte daher zunächst die Wirksamkeit von Verschattungssystemen. Bei denen war aber der angestrebte Effekt einer weitestgehend konstanten Temperatur im Raum selbst bei unterschiedlich hohen Außentemperaturen nicht zuverlässig genug. Abgesehen davon: Auch das gewünschte Tageslicht würde durch konventionelle Verschattungs­systeme abgehalten.
Eine weitere Option – Klimageräte – wurde laut Claus Dege, Projektleiter des Bauherrn „Vivantes“, bereits nach ersten prognostizierten Kostenwerten verworfen. „Zudem müssen gerade Patientenzimmer in der geschlossenen Psychiatrie manipulationssicher sein. Selbst Lüftungsschlitze bieten Angriffsflächen. Abgesehen davon wird kühler Luftzug oft als störend empfunden und erregt die Aufmerksamkeit. Zudem sind die Betriebskosten zu hoch“, fasst der mit den Besonderheiten von Krankenhäusern vertraute Baufachmann die Nachteile kurz und knapp zusammen.

Wirtschaftliche Kühldecke gefunden
Dipl.-Ing. Jens Rademacher vom Ingenieurbüro Genius stellte schließlich dem Bauherrn eine autark geregelte Kühldecke als Lösung vor: „Typischerweise binden wir Kühldecken in ein übergeordnet geregeltes Klimakonzept ein, um mehr Fläche für hohe Heiz- oder Kühllasten zur Verfügung zu haben. Doch im Fall des ‚Vivantes‘-Neubaus haben wir einfach die Deckentemperierung als autarkes Element zur Kühlung in der Sommerzeit vorgesehen“, so der verantwortliche Planer.
Der installationstechnische Hintergrund: Der Klinikneubau mit 134 Betten der stationären Psychiatrie und 30 Betten der Geriatrie plus weiterer Nutzräume wird per Fernwärme beheizt – wie alle Gebäude auf dem Krankenhausareal. Die Wärmeverteilung erfolgt über Radiatoren. In den Räumen mit Sonneneinstrahlung konnten also unabhängig von der Heizung rund 1800 m² Kühldecke eingezogen werden. Die Kühllast wird über einen Kaltwassersatz mit etwa 200 kW abgeführt. Heizung und Kühlung sind dabei außentemperaturgesteuert: Ab einem bestimmten Temperaturniveau schalten die Radiatoren ab und die Kühldecke zu.
Dipl.-Ing. Thomas Handke, als verantwortlicher Bauleiter vom Ingenieurbüro Genius ständig vor Ort, sieht in dem Konzept einen optimalen Kompromiss zwischen Baukosten, Energiekosten und erzieltem Effekt: „Mit den Systemplatten von Viega können wir die gesamte Deckenfläche optimal zur Kühlung ausnutzen und beherrschen durch die Vorlauftemperatur von 16 °C sicher die Spitzenlasten. Die Patienten werden also selbst im Hochsommer ihr Zimmer als angenehmen Rückzugsort empfinden“. Gleichzeitig bleiben aber die Betriebs- wie zuvor schon die Installationskosten im eng gesteckten Rahmen. Eine wichtige Forderung, denn das Projekt wird aus budgetierten Mitteln des Landes Berlin und Eigenmitteln des Trägers „Vivantes“ finanziert.

Reibungslose Installation
Die neue Deckenkühlung im Klinikum baut auf Systemplatten „Fonterra Top 12“ von Viega auf. Das sind Gipsfaserplatten, in die Polybuten-Rohre mit 12 mm Durchmesser eingearbeitet sind (siehe Infokas­ten). Daher arbeiten bei der Montage die Gewerke Trockenbau und SHK eng zusammen – und das ganz problemlos. Wie die Praxis zeigt, ist es das Beste, wenn der SHK-Betrieb dabei „den Hut auf hat“ und der Trockenbauer als Nachunternehmer nach vorgegebenem Deckenspiegel arbeitet.
Der eng getaktete Arbeitsablauf in den 88 Zimmern mit Deckenkühlung sah entsprechend aus: Nachdem die Trockenbauer eine konventionelle Unterkonstruktion für die Deckenplatten fertiggestellt hatten, montierten SHK-Fachhandwerker den Heizkreisverteiler und verlegten die Leitungen zu den Anschlusspunkten der einzelnen Heizkreise. Anschließend montierte der Trockenbauer die Systemplatten und ließ die Randzonen laut Montageplan offen. Im nächsten Schritt schloss der SHK-Handwerker die Heizkreise an und stellte die Verbindungen zwischen den Systemplatten her. „Dieser Arbeitsschritt dauerte pro Raum gerade mal eine halbe Stunde“, so der Praxiswert des Gewerkeleiters. Zum Schluss wurde die Druckprüfung vorgenommen; erst dann ging das Okay an den Trockenbauer. Der verschloss die offenen Restflächen mit rohrlosen Platten und spachtelte die Fugen. Die Decken­oberfläche selbst musste nicht gespachtelt werden und konnte direkt an das nächste Gewerk – in diesem Fall die Maler – übergeben werden.

Fazit
Die kontrollierte Raumtemperierung stellt gerade in Krankenhäusern eine besondere Herausforderung dar, denn die Temperaturhaltung ist aus zweifacher Sicht ein wichtiger Gesundheitsfaktor: Ein sehr warmes Milieu begünstigt zum einen das Bakterienwachstum und belastet zum anderen den Organismus geschwächter Patienten. In dem Neubau als Klinik für Psychiatrie und Geriatrie in Berlin-Hellersdorf wiegen hohe Raumtemperaturen als besondere Stressfaktoren sogar noch schwerer. Kühldecken, integriert in Trockenbauplatten, waren daher die ideale Lösung: Patienten nehmen die Kühlung weder durch Luftzug noch optisch wahr. Und der Bauherr profitiert von der schnellen Montage in einem Zug mit dem Trockenausbau. Außerdem wird die Energie sehr effektiv genutzt.

Bilder: Viega


www.vivantes.de
www.viega.de

Flächentemperierung und Trockenausbau in einem

Die Systemplatten der Deckentemperierung „Fonterra Top 12“ von Viega sind Gipsfaserplatten mit einem bereits eingearbeiteten 12 x 1,3 mm PB-Rohr als Kühl- und Heizregister. Die Plattengrößen sind in den Abmessungen, 2000 x 620 x 18 mm (Länge / Breite / Stärke), 2000 x 310 x 18 mm und 1000 x 620 x 18 mm verfügbar sowie in Sondermaßen bei außergewöhnlichen Grundrissen. Das gleiche System ist auch für die Flächentemperierung von Wänden nutzbar und wird von Viega dazu unter „Fonterra Side 12“ angeboten.
Die Flächen der Systemelemente eignen sich für das direkte Streichen, Tapezieren, Verfliesen oder Verputzen. Daher beschränken sich die abschließenden Spachtelarbeiten auf die Fugen.
Als Untergrundkonstruktion der „Fonterra Top 12“-Deckenelemente dienen handelsübliche CD-Metallprofile. Die geringste Abhänghöhe beträgt dabei 120 mm. Befestigt werden sie mit 30 mm Schnellbauschrauben. Die Stoßkanten sind zusätzlich zu verkleben. Zur Aufnahme der „Fonterra Side 12“-Wandelemente ist auch eine geeignete Holzkonstruktion möglich. Die Befestigung der vorgebohrten Wandelemente erfolgt im Abstand von 31 cm mit passenden Schnellbauschrauben und Verkleben der Fugen. Ab 6,5 m Raumlänge ist zudem eine Bewegungsfuge vorzusehen.
Die maximale Heiz- bzw. Kühlkreislänge beträgt 80 m oder 5 m²

 


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