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Armaturendämmung – Sinn oder Unsinn?

Anforderung – Auswirkung – Amortisation

Fehlende Armaturendämmungen – eine häufig anzutreffende Situation.

Im Regelfall betragen die Amortisationszeiten für Armaturendämmungen ein bis zwei Heizperioden.

Auch für nicht alltägliche Armaturen werden nachträgliche Dämmlösungen angeboten.

Fred Kuhlmann, Geschäftsführender Gesellschafter der GWK.

 

Eine Kapitalrendite von 128 % per anno! Dies stand am Ende zu Buche, nachdem die Paderborner Brauerei 2012 ihre Rohrleitungsnetze auf Energieeinsparpotenziale untersucht und optimiert hat. Ein Ergebnis, das einerseits nicht auf andere Objekte übertragen werden kann, andererseits aber zeigt, dass sich ein durchgängig gut gedämmtes Rohrleitungsnetz schnell amortisieren kann.

Die Revision des Rohrleitungsnetzes der Paderborner Brauerei ergab, dass die ansonsten gut und vorschriftsmäßig gedämmte Anlage an den Armaturen, wie z. B. Flanschabsperrventilen, Schmutzfängern und Schiebern, hohe Wärmeverlustwerte aufwies. Bestehende Dämmungen, mit Mineralwolle gestopfte Blechkappen, waren über die Jahre ausgedünnt und hatten kaum mehr Wirkung oder wurden nach der Wartung der Anlage gar nicht mehr angebracht. Mit passgenauen konfektionierten Dämmungen aus einem mit Aluminium-Grobkorn-beschichteten Polyisocyanatschaum wurden diese Bauteile neu gedämmt. Die Investitionskosten betrugen 2050 Euro. Bereits nach einem Jahr hat sich eine Senkung der Energiekosten in Höhe von 2630 Euro ergeben.
Im Wohngebäudebereich werden solche Einsparpotenziale baubedingt in der Regel nicht erreicht. Trotzdem wird bereits seit 1989 mit der Heizungsanlagenverordnung vorgeschrieben, dass die Armaturen einer Heizungsanlage gedämmt werden müssen. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) hat diese Regelung, wenn auch etwas unklar formuliert, übernommen. Um ein Kosten-/Nutzenverhältnis für den Wohngebäudebereich festzustellen, stellt sich zunächst die Frage, wie groß der Energieverlust einer ungedämmten Armatur ist.

Berechnen oder Messen?
Wie viel Energie eine ungedämmte versus gedämmte Armatur verliert, lässt sich nur schwer berechnen, im Gegensatz zu Rohrleitungen. Neben den „einfachen“ Faktoren wie:

  • Temperatur des durchfließenden Mediums,
  • Umgebungstemperatur und
  • Luftfeuchtigkeit,

müssen Faktoren berücksichtigt werden, die nur mit großem Aufwand festgelegt werden können. Allein die Geometrie einer Armatur, bzw. die daraus entstehende Oberfläche lässt sich nur schwer berechnen.
Dazu kommen Faktoren wie:

  1. Luftzug in Stärke und Richtung,
  2. Eigenkonvektion,
  3. Einbausituation und
  4. Strömungsverwirbelung in der Armatur.

Das Unternehmen GWK Kuhlmann, Hersteller von Dämmungen für den TGA-Bereich, hat vor diesem Hintergrund ein Messlabor entwickelt, in dem diese Faktoren berücksichtigt werden können. Fred Kuhlmann, Geschäftsführender Gesellschafter der GWK, erklärt dazu: „Im Laufe unserer Messungen konnten wir feststellen, dass die Lambda-Werte des Dämmmaterials sowie die Dämmdicken nicht so ausschlaggebend sind, wie die Dichtigkeit und die Passgenauigkeit. Der Unterschied im Einsparpotenzial einer passgenauen 50-%-Dämmung nach EnEV und einer passgenauen 100-%-Dämmung nach EnEV ist sehr gering.“

Ein Messergebnis
Bei einer Temperaturdifferenz von 55 °C (zwischen Oberfläche Armatur zur Raumtemperatur) verliert eine unlackierte Muffen-Schrägsitzarmatur DN 50 bis zu 47 W. Wie das Unternehmen GWK ermittelt hat, reduziert sich mit einer passenden 50-%-Dämmung dieser Wärmeverlust auf 9 W. Dem gegenüber lässt sich mit einer passenden 100-%-Dämmung der Wärmeverlust nur um rund 2 W weiter reduzieren. Kuhlmann: „Wie viele Hausbesitzer lassen ihre 40-W-Glühbirne im Keller kontiniuerlich brennen? Ganz selbstverständlich wird hier beim Verlassen des Kellers der Lichtschalter betätigt. Im Gegensatz dazu sind leider noch viel zu viele Armaturen ungedämmt und das Einsparpotenzial wird nicht erkannt.“
Anhand zahlreicher Messergebnisse haben die Wärmedämmspezialisten im TGA-Bereich im Regelfall Amortisationszeiten von ein bis zwei Heizperioden ermittelt.

Ökologischer Faktor
Dem Einsparpotenzial in der Verwendung steht der Energie- und Ressourcenverbrauch bei der Herstellung der Armaturendämmung gegenüber. Eine Erhöhung der Wandstärke von 50 % auf 100 % bedeutet laut Kuhlmann nicht nur eine nahezu Verdreifachung an Materialbedarf, sondern auch eine entsprechende Erhöhung des Energieverbrauchs während der Herstellung der Armaturendämmung. „Dies muss im CO2-Footprint der Armaturendämmung berücksichtigt werden. Aus diesem Grund halten wir auch aus ökologischer Sicht die 50-%-Regelung der EnEV für ausreichend.“

Einsatzkriterien
Hauptaugenmerk bei einer Armaturendämmung sollte die Vermeidung von Luftbewegung in der Dämmung sein. Eine Dämmung ist dementsprechend möglichst eng anzulegen, auf jeden Fall sollte sie aber gut abschließen und keinen Luftzug in der Dämmung erlauben. Bei einer Armaturendämmung, die aus zwei Halbschalen besteht, ist eine Überlappung sehr effektiv. Die Armaturendämmung darf weiterhin die Funktionalität der Armatur nicht beeinträchtigen, Handräder und Hebel müssen bedienbar bleiben. „Unserer Erfahrung nach muss im Wartungsfall die Dämmung leicht zu demontieren und wieder zu installieren sein, damit der Monteur sie anschließend auch wieder anbringt und nicht an der Seite liegen lässt“, so Kuhl­mann. Dabei sollte die Dämmung nicht beschädigt, zerstört, perforiert oder ausgedünnt werden. Ein mögliches Herausfallen von Dämmmaterial aus der Kappe ist zu vermeiden.

Armaturendämmungen für die Kälte
Im Gegensatz zu Wärmedämmungen unterliegen Kältedämmungen anderen Anforderungen. Eine mangelhafte Kältedämmung kann im Zweifelsfall nicht nur nicht funktionieren, sondern auch Schaden an der Armatur und der Kälteanlage anrichten. Armaturendämmungen für die Kälte müssen 100 % passgenau für die jeweilige Armatur sein, denn jeder Hohlraum verursacht Kondensat- oder Eisbildung. Darüber hinaus muss die Dämmung dicht abgeschlossen sein und ein diffusionsdichtes Material verwendet werden. „Vorgefertigte Kältedämmungen werden aufgrund dieser Anforderungen aus unserer Ansicht nach ein reines Erstausrüs­terteil bleiben“, erklärt Kuhlmann abschließend.

Bilder: GWK Kuhlmann

www.gwk.de

Nachgefragt

IKZ-FACHPLANER: Bereits seit dem Jahr 1989 müssen Heizungsarmaturen gemäß Verordnung gedämmt werden. In der Praxis findet man jedoch viele jüngere Heizungsanlagen vor, deren Armaturen nicht gedämmt sind. Wie hoch schätzen Sie die Anzahl der Anlagen ein, auf die diese Situation zutrifft?
Fred Kuhlmann: Auf dem Wärmeschutztag 2012 in München lagen die Schätzungen bei ca. 80 %. Das halte ich für realistisch. Und hinzu kommt: Wenn man alle Armaturen inklusive der Industrieanlagen in Deutschland effizient dämmen würde, wäre ein großer Teil der von der Politik geforderten CO2-Einsparung erreicht.
IKZ-FACHPLANER: Was könnte die Ursache dafür sein, dass so viele Heizungsanlagen unvollständig gedämmt sind, wenn doch die Amortisationszeiten in der Regel nur ein bis zwei Jahre betragen?
Fred Kuhlmann: In erster Linie Unkenntnis darüber, wie viel Energie eine ungedämmte Armatur wirklich verliert und dass es einfache Lösungen auf dem Markt gibt, um diesen Wärmeverlust effizient zu reduzieren. Außerdem fehlt eine funktionierende Kontrollinstanz. Einige Energieberater und Schornsteinfeger, die das Potenzial erkannt haben, achten auf eine Dämmung der Armaturen, die Mehrzahl jedoch beanstandet eine fehlende Armaturendämmung leider noch nicht.
IKZ-FACHPLANER: Wie kann ein Handwerksbetrieb die passenden Dämmschalen bei Ihnen finden?
Fred Kuhlmann: Viele Handwerker schicken uns einfach eine Auflistung der zu dämmenden Armaturen per Fax oder E-Mail und wir ordnen die entsprechenden passgenauen Dämmungen zu. Dann haben wir als Nachschlagewerk unsere Passlisten – als Druck und Onlineversion –, mit denen die Anwender selbst den Armaturen die passende Dämmung zuordnen können. Außerdem wird es dieses Jahr noch eine webbasierte Artikelschnellsuche geben. Hier wird man auch ohne genaue Bezeichnung der Armatur die passende Dämmung finden.

Vorgefertigte Dämmungen

GWK Kuhlmann hat sich auf die Herstellung von vorgefertigten Dämmungen für Armaturen und Anlagen im Heizungsbereich spezialisiert. Mit den Dämmsystemen „ES-Boxen“ und „EPP-Boxen“ deckt das Unternehmen nach eigenem Bekunden den Hauptteil aller auf dem Markt befindlichen Armaturen ab. Des Weiteren bietet der Hersteller einen Sonderkonfektionsservice, um nicht alltägliche Bauformen bedienen zu können.

 


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