Zielgerichtet und komfortabel - Wassermanagementsysteme sichern die Trinkwasserhygiene rund um die Uhr
Im öffentlichen und halböffentlichen Bereich stellt der hygienekonforme Betrieb von Trinkwasseranlagen eine besondere Herausforderung dar. Gleichzeitig gilt es, die Verschwendung von Wasser zu vermeiden. Wassermanagementsysteme helfen, Prozesse im Trinkwassersystem präzise zu steuern und zu überwachen.
Eine Gebäudeautomation optimiert, überwacht, steuert und regelt diverse Prozesse. Ziel ist es, Funktionsabläufe nach vorgegebenen Parametern durchzuführen und alle technischen Einheiten im Gebäude zu vernetzen. Hierzu zählt neben Beleuchtungssystemen, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen auch das Wassermanagement. „Die Trinkwassertechnik ist der jüngste Bereich der Haustechnik, der mit einer Gebäudeautomation ausgestattet oder in sie integriert werden kann. In den letzten zehn Jahren ist ihre Bedeutung und damit auch die Einsatzhäufigkeit erheblich gestiegen. Dies resultiert aus der Fähigkeit eines Wassermanagementsystemes, optimale Trinkwasserhygiene zu garantieren“, erklärt Reinhard Bartz, Schulungsleiter bei Franke Aquarotter.
Viele Facetten und Lösungen
Für effizientes Wassermanagement gibt es unterschiedliche Lösungen. WC-Auslösungen oder Spülstationen von Viega werden beispielsweise mit einer Nutzungserkennung angeboten. Diese sorgt nur dann für einen Wasseraustausch, wenn die Nutzung der Trinkwasser-Installation unzureichend oder längerfristig unterbrochen ist oder wenn kritische Temperaturen auftreten. Der betroffene Leitungsabschnitt wird dann mit dem benötigten Wasservolumen gespült. Darüber hinaus kann der Betreiber die Art der Bedienung, Auswertung und Steuerung wählen: per Laptop oder mithilfe eines iPhones über WLAN vor Ort und ohne aufwendige Verkabelung oder untereinander vernetzt über ein GLT-Modul, welches die Daten an die Gebäudeleittechnik überträgt und für eine zentrale Steuerung aller Komponenten sorgt.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, alle einzelnen Komponenten wie Hygienespülung oder Temperaturüberwachung in einem übergeordneten Wassermanagementsystem zu bündeln, wie es z.B. bei Kemper und Franke Aquarotter geschieht. „Bei kleineren und mittleren Objekten, wie Schulen, nutzen wir hierfür eine dezentrale Master-Slave-Technik, bei der bis zu 62 Slave-Steuerungen über ein Can-Bus-Kabel von einem Master gesteuert und überwacht werden. So können bis zu 63 Wasserwechselgruppen verwaltet werden. Das System ermöglicht Datalogging sowie das Versenden von Störmeldungen via E-Mail“, erklärt Stefan Pohl, Leiter Marketing und Vertriebscontrolling bei Kemper.
Neben dezentralen Einzellösungen bietet Kemper zentrale Systemsteuerungen an. Zur Einsparung von Rohrleitungen können hier die Wasserwechselmaßnahmen über Sammelleitungen realisiert werden. Generell können Wassermanagementsysteme unabhängig betrieben oder in eine Gebäudeleittechnik integriert werden. So verfügt das Wassermanagementsystem von Franke Aquarotter über eine RJ45-Schnittstelle. Diese ermöglicht die Kommunikation mit den Gebäudeleittechnikprotokollen BacNet, ModBus, KNX und OPC und ist in nahezu alle üblichen Systeme integrierbar. „Der Vorteil bei der Integration in die Gebäudeleittechnik besteht darin, dass alle technischen Prozesse gemeinsam betrachtet werden. Treten Probleme auf, können Befehle aus der Schaltzentrale heraus realisiert werden“, erklärt Pohl.
Trinkwasserqualität gilt es zu bewahren
Kritische Situationen für die Trinkwasserqualität entstehen zumeist durch eine Überdimensionierung des Installationssystems, mangelnde Nutzungshäufigkeit von Zapfstellen oder kritische Wassertemperaturen. Diesen Faktoren kann ein Wassermanagementsystem effektiv vorbeugen, weiß Reinhard Bartz von Franke Aquarotter: „Unser System verfügt über verschiedene Funktionen, die Risikofaktoren eindämmen. So zum Beispiel die Gleichzeitigkeitsunterdrückung. Hier wird bei einer voreingestellten Menge gleichzeitig betätigter Spülungen der Spülvorgang zeitversetzt ausgelöst.“ Bei der Rohrdimensionierung kann so von einer definierten Spitzenlast ausgegangen werden. So sind wesentliche Rohrquerschnittreduzierungen möglich.
Eine Nichtnutzung von Zapfstellen wird bei Systemen, wie sie Kemper, Franke Aquarotter oder Viega anbieten, über eine Hygienespülung abgesichert, die den Spülvorgang nach einer bestimmten Zeit automatisch auslöst und den Wasseraustausch sicherstellt. Auch für die Einhaltung geforderter Temperaturen im Trinkwasser kalt und warm gibt es Überwachungssysteme. Bei kritischen Temperaturen wird automatisch ein Wasserwechsel ausgelöst. Des Weiteren können der thermische Abgleich und die thermische Desinfektion in Trinkwasserzirkulationsanlagen über ein busbasiertes System, wie es z.B. Oventrop anbietet, automatisch gesteuert werden.
Eine elektronische Nachfülleinheit von Honeywell sichert außerdem die Trennung von Trink- und Heizungswasser: Mittels modernster Technik sorgt eine Nachfüllkombination wie die „NKtronic NK300T“ für eine vollautomatische Befüllung und Überwachung des Heizungssystems. Treten Störungen auf, schaltet die Anlage automatisch ab. Zudem besteht die Möglichkeit einer Anbindung an die eigene Gebäudeleittechnik. So wird die Heizungsanlage noch sicherer und die Überwachung nutzerfreundlicher. Der Facility Manager wird bei Störfällen direkt per SMS oder E-Mail benachrichtigt und kann am PC sofort erkennen, wo der Fehler liegt.
Wasserfluss: So viel wie nötig, so wenig wie möglich
„Durch Wassermanagementsysteme lässt sich der Verbrauch um bis zu 90% gegenüber manuellen Wechselmaßnahmen reduzieren. Hinzu kommen Einsparungen im Personalbereich. Die Anschaffungskosten haben sich meist in weniger als drei Jahren amortisiert“, erklärt Stefan Pohl. Dennoch veranlassen Wassermanagementsysteme immer dann den Wasserfluss, wenn die Trinkwasserhygiene in Gefahr ist, und dienen so als elektronische Wasserwächter. „Wassermanagementsysteme leisten einen wichtigen Beitrag, um zwei wesentliche Ziele der deutschen Sanitärindustrie zu vereinen: die Sicherstellung von Trinkwasserqualität und den schonenden Einsatz von Ressourcen“, resümiert Wolfgang Burchard, Sprecher der Initiative Blue Responsibility*.
*) Hinter Blue Responsibility – Nachhaltige Sanitärlösungen – stehen derzeit 24 Markenhersteller: Berluto, Burgbad, Dornbracht, Duravit, Franke Aquarotter, Gampper, Geberit, Grünbeck, Heimeier, Honeywell, Ideal Standard, Kaldewei, Kemper, Keramag, Keuco, Kludi, Mepa, Neoperl, Oventrop, Sam, Sasserath, Schell, Viega und Villeroy & Boch.