Trends in der Badgestaltung: Mehr Wohnen, mehr Komfort, mehr Wasser
Das Bad ist nach wie vor in einem grundlegenden Wandel begriffen. Daran knüpfen auch die vielfältigen Produktneuheiten an, die die internationale Sanitärbranche auf der ISH 2015 präsentiert hat. Sie geben der Entwicklung des Bads zahlreiche neue Impulse, wie unser Trendbericht von der Weltleitmesse rund ums Bad zeigt.
Wer in den letzten Jahren regelmäßig die ISH in Frankfurt besucht hat, konnte bei aufmerksamer Betrachtung des Produktangebots der internationalen Sanitärbranche und der Art dessen Präsentation ein gutes Gespür dafür entwickeln, wie sehr sich das Bad im Moment verändert. Lange Jahre war dieser Raum überwiegend nicht mehr als eine rein funktionale, oft fensterlose Nasszelle zur Körperhygiene, geprägt durch eine weitgehend einförmige Innenarchitektur und die langweilige Aneinanderreihung der verschiedenen Sanitärobjekte entlang der gefliesten Wände.
Mehr Wohnen: Bad verlangt individuelle Gestaltung
Doch seit Mitte der 1990er-Jahre entwickelt sich das Bad immer mehr zu einem Lebens- und Wohlfühlraum, der auch emotional anspricht. Und der – ähnlich wie zuvor die Küche – zu einem elementaren Bestandteil der Architektur des Wohnens wird. Das „neue Bad“ wird genauso wie andere Bereiche des Wohnens vom individuellen Geschmack des Nutzers geprägt und muss auf dessen ganz persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden, die zudem je nach Lebensphase variieren können. Entsprechend verlangt das Bad – ganz anders als zuvor die uniforme Nasszelle – nach der persönlichen Note und individueller Gestaltung. Es verwundert daher nicht, dass es z. B. mit Philippe Starck ein renommierter Designer und Architekt war, der mit seinem 1994 entwickelten und umgesetzten „Salon d’eau“ („Wasser-Wohnzimmer“) einen ganz wesentlichen Impuls für den Wandel des Bads gegeben hat. Die klaren wohnlichen Akzente des „Salon d’eau“ wie Holzdielen, verputzte Wände, große Fenster und Einrichtungsobjekte, die auch im Wohnzimmer richtig am Platz gewesen wären, bedeuteten damals eine geradezu revolutionäre Neuinterpretation des Bads.
Das Bad – so Starck in der Rückschau – „neu zu denken als einen Raum, in dem man Spaß hat, in dem man sich erholt, in dem man mit der Liebe seines Lebens spricht“, ist längst mehrheitsfähig und gemeinsamer Nenner unter den namhaften Herstellern von Armaturen, Brausen, Waschtischen und Wannen sowie ihren Kreativpartnern in den Designbüros rund um den Globus. Beim Rundgang durch die „Erlebniswelt Bad“, wie die Messe Frankfurt denn auch inzwischen ganz zu recht die Leistungsschau der Sanitärindustrie auf der ISH nennt, wird aber ebenso deutlich, wie sehr der Grundgedanke des „Salon d’eau“ inzwischen weiterentwickelt wurde und zusätzliche Ausprägungen erfahren hat.
Mehr Emotionalität: Bad und Sinne
Ob bei Singles oder in größeren Haushalten: Das Bad dient in der schnelllebigen Zeit immer mehr als Rückzugsort. Vor allem in mehrköpfigen Familien ist das Bad oft der einzige Raum, an dem man die Seele baumeln lassen und seinen eigenen Gedanken nachhängen kann. Kein Wunder, dass das Bad zunehmend im Hinblick auf seine emotionale Qualität bewertet wird.
Eine wichtige Rolle nimmt dabei das Licht im Bad ein: Nicht von ungefähr ist kaltes, ungünstig platziertes Licht am Spiegel nicht nur vielen Frauen im Bad ein Graus, auch das mittige Allgemeinlicht unter der Decke ist im Grunde genommen von gestern. Licht-Experten wie auch die Hersteller von Badmöbeln nutzen am Waschtisch mittlerweile reihum die moderne LED-Technik, die nicht nur dimmbare Beleuchtung ermöglicht, sondern sich ebenso in der Lichtfarbe verändern lässt. Da LEDs obendrein auch noch äußerst platzsparend verbaut werden können, setzen sie Badmöbelhersteller ebenso als Orientierungslicht ein: Im Trend liegt eine Lichtfuge zwischen Aufsatzbecken und Unterbauschrank. Andere Anbieter sorgen für LED-Farblichtwechsel in der Dusche und Dampfsauna.
Entscheidend für die Atmosphäre und Aufenthaltsqualität im Bad ist zudem die Einrichtung mit nicht mehr nur funktionalem Mobiliar. „Wohnliche und gemütliche Badmöbel liegen im Trend und werden das Bad der nächsten Jahre prägen“, ist sich Sabine Meissner, Marketing-Leiterin bei Burgbad, sicher. Tatsächlich kann man sich heute ohne Weiteres viele Badmöbel auch im Wohnzimmer vorstellen. Dabei kommt es bei der Einrichtung des Badezimmers ganz wesentlich darauf an, die Emotionalität mit dem Trend zur Individualisierung zu verknüpfen: „Entscheidend ist das perfekte Zusammenspiel von Sinnhaftigkeit und Sinnlichkeit“, hebt Keuco-Geschäftsführer Hartmut Dalheimer hervor. „Ganz aktuell liegen leichte, weiche Formen im Trend. Der Verbraucher möchte seinen ganz persönlichen Stil umsetzen können. Die Vielfalt an individuellen Kombinationsmöglichkeiten wird zunehmend wichtiger für die Menschen.“ Entsprechend vielgestaltig ist das Angebot an Produktvarianten, egal ob es um Oberflächen, Farben, Funktionalitäten oder Materialien geht.
Mehr Haptik: der Mehr-Wert des Materials
In der Tat trägt die Materialwahl zur emotionalen Qualität, Individualität und Wohnlichkeit im Bad bei. So sehen maßgebliche und designorientierte Hersteller das Bad offensichtlich mit viel Holz, ob als keramische Nachbildung (Holzfliesen) bis in die Dusche oder als haptisch erlebbare Oberfläche auf Möbeln, die nicht unbedingt Echtholz-Furnier sein muss. Auf die Berührung kommt es an, und dafür werden selbst Folienmöbel mit Eiche- und Ulme-Optik und natürlich wirkender Maserung angeboten. „Ein Bad sollte neben dem Wassererlebnis und der Funktionalität, Komfort, Erholung und Erfrischung bieten“, betont Philippe Grohe, Leiter der Marke Axor unter dem Dach der Hansgrohe SE. „Daher empfehle ich, natürliche Elemente in der Badplanung zu berücksichtigen. Naturstein, warmes Licht, Holz, Textilien und Pflanzen geben einem Bad Atmosphäre, strahlen Harmonie und Sicherheit aus.“
Im „Trend-Forum“ der ISH wurde dies als „neues Ideal materieller Werte“ umschrieben. Gemeint ist die Fokussierung auf reiche, haptisch erlebbare oder ganz offensichtlich edle Werkstoffe und Oberflächenmaterialien. Lederoberflächen, mit denen beispielsweise Waschbrunnen oder frei stehende Wannen kaschiert sind, laden zur Berührung ein. Mattierte Keramikschalen, vielfach in gebrochenen Farben, bieten eine seidig warme Oberfläche. Die Optik hebt sich vom herkömmlichen „Glänzend Weiß“-Baddesign ab. Einen Bruch mit herkömmlichen Sichtweisen im Bad bieten ebenfalls die vielfach neuen Metallfarben mit einem Touch Luxus: Kupferglanz und Rosé-Gold, Platin matt und nicht zuletzt edles Schwarz machen Furore. Dieser Trend zu Sonderoberflächen geht zugleich einher mit der Belebung der Maßarbeit.
Wertigkeit vermittelt sich zudem über den Einsatz innovativer Materialien. Die neuartige, ultradünne Keramik für Aufsatzwaschbecken ist eine kleine Revolution. 2013 eingeführt, sah man sie jetzt auf der ISH an verschiedenen Stellen: Mit dem Material wird Design möglich, das bis gestern undenkbar in gebrannter Keramik schien. Der exklusive Look dieser filigranen Schüsseln und Becken ist gefragt; und die Email-Hersteller schließen sich dieser Entwicklung an: mit Beckenkanten in deutlich engeren Radien und rechten Winkeln, die höchste Kompetenz in der Herstellung und Qualität signalisieren. Gut möglich, dass Stahl-Email damit Boden wettmacht gegenüber Mineralguss.
Mehr Raum: „Enlarge your bathroom“
So sehr sich das Bad auch in den letzten 20 Jahren gewandelt hat, so wenig haben sich seine räumlichen Dimensionen verändert. Zwischen rund 7 und 8 m² misst das durchschnittliche Badezimmer in Deutschland. Damit gilt es in der Regel auszukommen, um auch hier dem Nutzer das Gefühl von Luxus und Wohlempfinden zu vermitteln. „Mehr Raum fürs Bad“ ist daher in erster Linie nicht so sehr die Forderung nach Vergrößerung der zur Verfügung stehenden Fläche, sondern vielmehr nach einem intelligenten Umgang mit ihr. Zu mehr Raumeffizienz tragen zum einen architektonische Konzepte bei, die die bisher übliche strikte räumliche Trennung zwischen dem Badezimmer und seinem wohnlichen Umfeld durchlässig machen – so wie man es vielfach von Hotelbädern kennt, wenn zum Beispiel Schlafbereich und Bad nur noch optisch voneinander abgegrenzt werden. „Für mehr Wohnqualität macht der offene Grundriss längst nicht mehr Halt vor der Badezimmertüre“, weiß Architekt Ernst-Ulrich Tillmanns aus seiner Entwurfspraxis.
Zum anderen lässt sich aber auch mit Produkten, die so konzipiert sind, dass sie mit der Architektur arbeiten, zusätzlicher Raumnutzen generieren. Dies gelingt mit den bekannten Unterputzeinheiten, die einen nahezu bündigen Einbau von Armaturen und Brausen in Wand und Decke erlauben und so für mehr Platz und Bewegungsfreiheit sorgen. Oder mit der erstmals in Frankfurt präsentierten Duschrinne, die mit ihrer geringen Einbautiefe von nur 25 mm nahezu unsichtbar in der Wand verschwindet. Doch auch große Sanitärobjekte können durchaus dem Motto „Vergrößere Dein Bad“ verpflichtet sein. Besonders beeindruckt haben in dieser Hinsicht Abtrennungen bodenebener Duschen, die sich, wenn nicht geduscht wird, an die Wand klappen lassen und derart die Fläche der Duschzone verfügbar machen. Gleiches gilt für die Symbiose aus Eck- und frei stehender Wanne, die derart nicht nur statische Vorgaben überwindet, sondern zudem so auch auf kleinem Raum luxuriöses Badegefühl ermöglicht.
Mehr Komfort: das Bad für alle
Tatsächlich geht es, wie Sabine Meissner von Burgbad betont, „im Badezimmer nicht mehr um Produkte, sondern um Bedürfnisse“ und entsprechende „individuelle und attraktive Lösungen“. Dies hängt auch damit zusammen, dass das Bad zunehmend als ein Raum verstanden wird, den jede und jeder ohne Einschränkungen bei Komfort und Wohlbefinden nutzen können soll: Erwachsene ebenso wie Kinder, durchtrainierte „Kraftprotze“ genauso wie Personen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit, scharfsichtige „Adleraugen“ wie auch Brillenträger mit ausgeprägter Sehschwäche, Rechtshänder ebenso wie Linkshänder. Dieser Ansatz geht dabei deutlich über das in Deutschland nach wie vor verbreitete, allerdings eher sperrige Konzept der Barrierefreiheit hinaus, das sehr stark auf bedinderten- und seniorengerechte Lösungen abhebt. Das „Bad für alle“ findet seine Entsprechung eher in der Idee vom „Universal Design“. Diese stellt schon im Entwicklungsprozess von Produkten die Nutzer und ihre Vielfalt in den Mittelpunkt. So sollen Lösungen entstehen, die die ganze Bandbreite menschlicher Fähigkeiten, Fertigkeiten, Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtigen. Und diese können sich je nach Lebensphase und -situation deutlich voneinander unterscheiden. Nicht ohne Grund mahnt Jens J. Wischmann, der Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Sanitärwirtschaft e. V. (VDS), auch mit Blick auf die demografische Entwicklung hierzulande, man dürfe das Bad nicht weiter so behandeln, „als wäre es in Stein gemeißelt“. Stattdessen sind im „Easy Bathroom“ – so der eingängige Begriff der VDS – breite Nutzbarkeit, Flexibilität in der Anwendung und komfortable, sichere Bedienerlebnisse gefragt. Dieser großen Herausforderung begegnet die Sanitärindustrie zunehmend mit Produkten, die sich flexibel und intuitiv verwenden lassen. Und die erfreulicherweise zumeist nicht mehr durch wenig attraktive Krankenhaus-Ästhetik abschrecken, sondern bei vielen Anbietern durch ansprechendes Qualitätsdesign überzeugen. Wer überdies an Halterungen und Stützgriffe aus Vorsorge bereits zu einem frühen Zeitpunkt denkt, zu dem sie möglicherweise noch gar nicht notwendig sind, findet mittlerweile auch Lösungen, die technische Vorkehrungen sozusagen versteckt „in Bereitschaft“ halten – ein Ansatz, der übrigens auch Hotels ermöglicht, ein Bad im Handumdrehen in einen „Easy Bathroom“ für Gäste mit Handicap zu verwandeln.
Intelligente Ergonomie beginnt dabei mit einer besseren Lesbarkeit der Bediensymbole. Sie erstreckt sich auf unterfahrbare Waschtische, die so geformt sind, dass auch im Sitzen eine bequeme Nutzung möglich ist, oder auf Brausestangen, die sich bei der Höhenverstellung der Handbrause die Schwerkraft zu Nutze machen und so den Kraftaufwand deutlich reduzieren. Neben dem ungebrochenen Trend zu bodenebenen Duschen in allen Größen, die sich begehen oder mit dem Rollstuhl befahren lassen, ohne dass ein Hindernis zu überwinden wäre, bieten Wannen mit Tür für den barrierearmen Einstieg auch für den Privatbereich eine attraktive Lösung. Obschon solche beinahe schwellenlos betretbare Badewannen inzwischen die Nische für den Krankenhausbedarf verlassen haben, sind sie allerdings nach wie vor die Ausnahme im breiten Wannenangebot. Besonders raffiniert sind Sanitärobjekte wie WCs oder Waschtische, die sich ohne großen Krafteinsatz in der Höhe verstellen und damit an die Größe des jeweiligen Nutzers anpassen lassen. Ihre pneumatischen oder motorischen Vorkehrungen arbeiten zunehmend mit dem „Druck aufs Knöpfchen“.
Dies gilt ebenso für die Fernauslösung der Spülung oder die intuitive Bedienung von Brausen, Thermostaten und Armaturen für Bad und Küche. Anstatt einer motorisch oft schwerer zu bewältigenden Drehbewegung reicht hier der einfache Druck auf Tasten mit klar erkennbaren Bediensymbolen, um den gewünschten Verbraucher auszuwählen oder die Wasserquelle ein- bzw. auszuschalten – ein Bedienerlebnis, das aus vielen Alltagsbereichen bekannt ist und daher intuitiv gelingt.
Mehr Wasser: das Bad als „meditativer Mittelpunkt“
Die ISH hat bestätigt, dass sich der Anfang des Jahrtausends einsetzende Trend zu großen Brausen weiter fortsetzt. Leicht gemacht wird dies durch die ohne großen Aufwand zu installierenden Showerpipes, die Kopf- und Handbrause miteinander kombinieren. Dass die Menschen sich nach wie vor – anders als vor noch 10 bis 15 Jahren – immer öfter für großflächige Brausen entscheiden, hat dabei weniger mit Bedürfnissen der Körperhygiene zu tun als vielmehr mit ihrem Wunsch nach persönlichem Wohlbefinden. „Mehr Wasser“ steht dabei nicht unbedingt für einen höheren Verbrauch, dem die Brausenhersteller ohnehin durch entsprechende Technologien entgegenwirken, sondern für mehr Wassererlebnis, mehr Wellness, mehr Erholung vom Alltag. Dies gilt umso mehr, als das Element Wasser seit jeher in allen Kulturen sehr eng mit dem menschlichen Wohlbefinden verknüpft ist: Es sorgt für Entspannung oder wirkt aktivierend und hilft, zu regenerieren. In der Tat tragen sinnliche Wassererlebnisse dazu bei, dass das Bad zum „meditativen Mittelpunkt des Tages“ und zu einer Oase der Ruhe im hektischen Leben wird. Etwa in der Wanne, in der ein Gemisch aus feinen Luftbläschen das Wasser anreichert und die Haut des oder der Badenden umschmeichelt und pflegt. Nicht von ungefähr verbringen die Menschen im Bad inzwischen mehr Zeit – eben weil sie sich dort nicht nur waschen. Ganz neue sinnliche Erfahrungen bescheren auch Armaturen, die den Lauf des Wassers und die Art seiner Benutzung besonders inszenieren und dabei die Fantasie anregen. So etwa die von Philippe Starck entworfene transparente Waschtischarmatur, in deren gläsernen Grundkörper Wasser wie aus einer Quelle sichtbar für alle emporwirbelt. Schlicht von einem Wasserauslass zu sprechen, geht bei den neuen Wasserwirbel-, Schwall- und Brausestrahl-Waschtischarmaturen weit am tatsächlichen Erlebnis vorbei.
„Mehr Wasser“ steht aber auch für mehr Hygiene im Bad. Das Angebot an Dusch-WCs, die Toiletten- und Bidetfunktion miteinander verbinden, hat noch einmal deutlich zugenommen. Viele davon sind spülrandlos, hier und dort sorgt eine ausgeklügelte Wasserführung zudem für noch mehr Sauberkeit. „Komfortfunktionen am WC wie eine Geruchsabsaugung oder Duschfunktion sind ein echter Mehrwert für den Nutzer“, meint Volker Röttger, Head of Marketing Communications bei Geberit. Fernbedienung, Stimmungs- oder Orientierungslicht, automatisch auf- und zuklappender WC-Deckel und Soft-Touch-Spülung sind weitere technische Features der Highend-Toiletten. Im Vergleich zu den Märkten in Asien und Nordamerika scheint sich aber in Deutschland die Hygienekultur noch nicht so grundlegend geändert zu haben, dass der Verbraucher die postulierten Mehrwerte bereits im großen Maßstab zu würdigen weiß.
Weniger Digitalisierung: Kontemplation statt Technik
Möglicherweise hat diese Zurückhaltung aber auch damit zu tun, dass sich die Digitalisierung und Technisierung im Bad – ganz anders als in den übrigen Lebensbereichen – eher schwer tun. Sieht man einmal von den Möglichkeiten digitaler Lichtsteuerung im Zusammenspiel mit innovativer LED-Technologie und der Heizkörperregulierung via Smartphone ab, die in der Regel aber die komplette Wohnung bzw. das ganze Haus betreffen, scheint die digitale Bedienung des Wassers an Waschtisch, Wanne oder in der Dusche eher die Ausnahme als ein neuer Trend. Möglicherweise hat dies damit zu tun, dass das Bad doch überwiegend als der Intimraum und Ich-Ort wahrgenommen wird, der dazu prädestiniert ist, sich der permanenten Reizüberflutung zu entziehen und vom alltäglichen Stress zu erholen. „Im Bad geht es darum, durch Reduzierung Ruhe und eine Atmosphäre der Kontemplation zu erzeugen“, ist etwa Designer Martin Bergmann überzeugt. Anders gesagt: Für digitale Spielereien ist dort einfach kein Bedarf.
Autoren: Dr. Carsten Tessmer, Heinz Kaiser, Hamburg
Statements aus der Branche
Paul Flowers, Global Senior Vice President Design, Grohe: „Die Badgestaltung ist aktuell geprägt vom Wunsch der Kunden nach einem individuellen und homogenen Designstil. Er verbindet sämtliche Elemente des Raumes von Armaturen über Keramik bis zu Badmöbeln.“ Bild: Grohe
Ernst-Ulrich Tillmanns, Architekt und Gesellschafter, 4a Architekten: „Atmosphäre ist angesagt! Das Bad als reine Funktionszelle hat ausgedient.“ Bild: 4a Architekten
Sabine Meissner, Marketing-Leiterin, Burgbad: „Wohnliche und gemütliche Badmöbel liegen im Trend und werden das Bad der nächsten Jahre prägen.“ Bild: Burgbad
Hartmut Dalheimer, Geschäftsführer, Keuco: „Entscheidend ist das perfekte Zusammenspiel von Sinnhaftigkeit und Sinnlichkeit. Ganz aktuell liegen leichte, weiche Formen im Trend. Der Verbraucher möchte seinen ganz persönlichen Stil umsetzen können. Die Vielfalt an individuellen Kombinationsmöglichkeiten wird zunehmend wichtiger für die Menschen.“ Bild: Keuco
Philippe Grohe, Markenleiter Axor, Hansgrohe: „Ein Bad sollte neben dem Wassererlebnis und der Funktionalität Komfort, Erholung und Erfrischung bieten. Daher empfehle ich, natürliche Elemente in der Badplanung zu berücksichtigen. Naturstein, warmes Licht, Holz, Textilien und Pflanzen geben einem Bad Atmosphäre, strahlen Harmonie und Sicherheit aus.“ Bild: Alexander Schneider/Hansgrohe SE
Sven Rensinghoff, Marketing-Leiter, Bette: „Badarchitektur ist Maßarbeit – und Maßfertigung wird auch bei den industriellen Badobjekten erwartet. Entweder werden Produkte dabei inszeniert – oder in die Architektur integriert. Außerdem: Echte, wertige Materialien sind gefordert, beispielsweise Stahlemail.“ Bild: Bette
Christian Wadsack, Innenarchitekt, Hofmann+Wadsack Innenarchitektur: „Mehr Raum fürs Bad! Diese Forderung an eine zeitgemäße und gelungene Innenarchitektur bildet die Grundlage für einen auf die persönlichen Lebensgewohnheiten zugeschnittenen ‚Bad-Wohnraum’. Hier rangiert das Bad sogar vor dem Schlafzimmer.“ Bild: Hofmann+Wadsack
Innnenarchitektur Martin Bergmann, Designer, EOOS: „Das Bad wird zu einem Ort, der dem Nutzer Luxus bietet – auch auf engstem Raum. Möglich machen dies Produkte, die nicht mehr nur Objekt sind, sondern die mit der Architektur arbeiten, um mehr Raumnutzen zu generieren.“ Bild: Udo Titz/EOOS
Klaus Arens, Leiter Vorwand-/Spülsysteme und Entwässerungstechnik, Viega: „’Smarte Bäder’ mit intelligenten Produkten, die leicht bedienbar, klar im Design und funktional sind. Komfortbäder für alle Lebensphasen und Altersstufen.“ Bild: Viega
Hubertus Brüggemann, Sales Director Deutschland, Schweiz, Österreich, Toto: „Das Bad wird zum meditativen Mittelpunkt des Tages. Ermöglicht wird dieses Gefühl puren Wohlbefindens mittels Technologie auf höchstem Niveau. Japans Badkultur inspiriert Europa.“ Bild: Toto
Volker Röttger, Head of Marketing Communications, Geberit: „Komfortfunktionen am WC wie eine Geruchsabsaugung oder Duschfunktion sind ein echter Mehrwert für den Nutzer.“ Bild: Geberit