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Studie: Legionellen vermehren sich bei höheren Temperaturen als angenommen

Braunschweig. Einer Studie1) des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig zufolge wachsen Legionellen auch bei Temperaturen zwischen 50 und 60°C. Die Erkenntnis sei überraschend, kommentierten die Wissenschaftler. Über Konsequenzen für das Management von Heißwassersystemen, Klimaanlagen und Kühltürmen sollen nun weiterführende Studien Aufschluss geben.

Epifluoreszenzmikroskopische Aufnahme von einem Biofilm von Legionella pneumophila (grün, Immunfluoreszenzfärbung) mit anderen Wasserbakterien (blau). Bild: HZI/ AG Höfle/Elisa Andreozzi

 

Prof. Manfred Höfle, Leiter der Arbeitsgruppe „Mikrobielle Diagnostik“ am HZI, und seine Kollegen Dr. Ingrid Brettar und René Lesnik untersuchten die Legionellen-Population im Trinkwasser auf dem gesamten Weg von den natürlichen Reservoiren in Stauseen über Wasserspeicher und Rohrleitungen bis hin zum Zapfhahn mittels molekularbiologischer Methoden. Dabei zeigte sich, dass die Legionellenzahlen bei 50 bis 60°C zunahmen und dass insbesondere von einem Wachstum von Legionella pneumophila in diesem Temperaturbereich auszugehen ist. „In allen bislang vorliegenden Untersuchungen wurde von einem Legionellen-Wachstum bis zu 42, maximal bis 45°C ausgegangen“, kommentierte René Lesnik.

Die neuen Befunde geben nach Aussage der Wissenschaftler keinen Anlass zu Sorge: „Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ergibt sich dadurch keine grundsätzlich neue Situation, was die gesundheitliche Gefährdung durch Legionellen angeht“, so Prof. Höfle. Möglich sei es allerdings, dass die vorliegenden Erkenntnisse hilfreich sein könnten, um das Management von Heißwassersystemen zu verbessern und es gegen Legionellenbefall und -wachstum sicherer zu machen. Diese und andere Fragen – etwa wie es den Legionellen gelingt, sich bei höheren Temperaturen zu vermehren – wollen Höfle und seine Kollegen in weiteren Studien gemeinsam mit ihren Forschungspartnern klären.

Prof. Höfle koordiniert ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes trinationales Projekt über die Ökologie der Legionellen, an dem deutsche, palästinensische und israelische Partner beteiligt sind. Darüber hinaus ist seine Arbeitsgruppe in das EU-Projekt „Aquavalens“ eingebunden, wo sie an der Verbesserung der Diagnostik von Erregern im Wasser arbeitet.

www.helmholtz-hzi.de


1) Originalpublikation: R.Lesnik, I. Brettar & M.G. Höfle 2015: Legionella species diversity and dynamics from surface reservoir to tap water: from cold adaptation to thermophily. The ISME (International Society for Microbial Ecology) Journal (2015), 1–17; doi: 10.1038/ismej.2015.199

 


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