Stromfresser Abwasserhebeanlage? Weit gefehlt!
Ein Berechnungsbeispiel aus der Praxis, für die Praxis
Wie hoch ist der jährliche Energieverbrauch von Abwasserpumpen? Mit dieser Frage wird manch ein Installateur in der Praxis konfrontiert. Bei Haushaltsgeräten, die heute angeschafft werden, bietet das Energielabel eine Orientierung. Doch bei Abwasserpumpen existiert ein solches Label nicht. Die nachfolgende Berechnung schafft Klarheit über den Energieverbrauch einer Abwasseranlage.
Zunächst stellt sich die Frage, welche Energiemenge überhaupt für eine Abwasserhebeanlage anzusetzen ist? In unserem Beispiel fallen beim Betrachten der Pumpen-Typenschilder Anschlussleistungen von ca. 1,5 kW ins Auge. Eine weitere Frage lautet: wie lange läuft die Pumpe in einem normalen Einfamilienhaus, um das angefallene Abwasser zu entsorgen? Dazu ist zunächst die Bestimmung der tatsächlich zu fördernden Abwassermenge im Gebäude erforderlich, die über die Hebeanlage dem Kanal zugeführt wird. Die Theorie und die Gebäudeentwässerungsnorm DIN EN 12056 beschreiben hier, dass nur das Abwasser, welches unterhalb der Rückstauebene anfällt, über diese gepumpt werden darf. Alle Entwässerungsgegenstände oberhalb dieses Niveaus müssen dem Kanal im freien Gefälle zugeführt werden. Die Lage und Einbautiefe des Kanalrohrs ist dabei unerheblich.
Die Praxis sieht jedoch häufig anders aus. Oftmals wird das gesamte Abwasser des Hauses über die Fallleitung gesammelt und abgeleitet. Wird in solchen Objekten eine Hebeanlage eingesetzt, muss diese auch das gesamte Abwasser transportieren. Somit betrachten wir bei der Verbrauchsermittlung den ungünstigsten Fall (Worst Case), bei dem der Stromverbrauch – gegenüber der DIN-gerechten Installation – deutlich erhöht ist.
In unserem Beispiel kommen bei einem Vierpersonenhaushalt ca. 480 l/Tag und damit 175 m³/Jahr zusammen. Die Grafik zeigt, dass die Hebeanlage diese Abwassermenge pro Tag in 24 Portionen á 20 Liter etwa 3 m hoch hebt und zum Kanal befördert. Berücksichtigt man die Förderleistung der Pumpe, stellt man fest, dass diese weniger als 3 s benötigt, um das Volumen zu entsorgen. Korrekterweise rechnet man zur Ermittlung des Energiebedarfs eines Hebevorgangs auch den Beitrag des hohen Anlaufstromes ein, der bei 24-maligem Einschalten nicht vernachlässigt werden darf. In Summe ergeben sich Stromkosten (0,28 Euro/kWh) von ca. 1,4 ct/Tag oder ca. 5,20 Euro/Jahr.
Nicht außer Acht zu lassen – der Standby-Verbrauch
Natürlich benötigt eine automatisch arbeitende Hebeanlage auch eine Steuereinheit, welche den Wasserstand im Behälter erfasst, die Pumpe(n) automatisch einschaltet und bei Hochwasser oder Pumpenstörungen Alarm schlägt. Hier werden am Markt neuerdings oft Comfort-Steuerungen mit Display und Mikroprozessor angeboten, die die Programmierung und Bedienung besonders einfach gestalten sollen. Bei der Betrachtung des relevanten Anlagen-Gesamtenergieverbrauchs spielt das Steuergerät nun aber eine entscheidende Rolle: Dieses verbraucht im Standby-Betrieb oft mehr Strom, als die nur kurz in Betrieb befindliche Pumpe der Hebeanlage. Ein modernes Mikroprozessorsteuergerät für Pumpen kann heute mit einem Standby-Energieverbrauch von ca. 3 W betrieben werden. Dies summiert sich auf 26 kWh bzw. 7,30 Euro/Jahr. Hebeanlagen aus dem Hause Jung Pumpen werden standardmäßig mit einfachen Schaltgeräten ohne Prozessortechnik ausgeliefert, die etwa 1 W im Standby-Betrieb aufnehmen. In Summe mit den Stromkosten der Pumpe ergeben sich bei der im Beispiel genannte „Compli“-Hebeanlage so in Summe 7,70 Euro für das Gesamtsystem – wohlgemerkt für die Entsorgung bzw. den Transport des gesamten Abwassers einer vierköpfigen Familie über die Rückstauebene zum Kanal.
Tipp: Auf www.jung-pumpen.de/erklaerfilm findet sich zum Thema Energieverbrauch von Hebeanlagen ein anschauliches Video, das den Sachverhalt noch einmal leicht verständlich macht. SHK-Installateure können dieses zur Endkundenberatung nutzen.
Bilder: Jung Pumpen