Sauber bleiben
Rohrleitungen, Fittings und andere Komponenten
für die Installation stets verschlossen lagern und transportieren
Jahrzehnte hatten Gesellen ein offenes Rohr für alle Anwendungen. Ob Heizung, ob Trinkwasser – Leitungssysteme entstanden, ohne dass Sauberkeit ein besonderes Thema gewesen wäre. Doch schmutzige Baustellen, Bohrspäne oder eindringende Feuchte haben eines gemeinsam: Sie schaffen widrige Bedingungen für ein mängelfreies Werk.
Durch Schmutz bzw. mangelnde Hygiene können im Leitungsnetz erhebliche Probleme entstehen. Deshalb sind gute Umgangsformen mit dem Material wichtig. Wer jetzt sein Handwerk lernt, kann gleich damit starten, indem er Leitungen, Fittings und andere Komponenten so lange verschlossen hält, bis die Installation unmittelbar bevorsteht. Das ist zeitgemäß und zeichnet den Profi von morgen aus.
Kappen für Kupferrohre? Gibt’s nicht! Diese Behauptung gehört bald zum alten Eisen. Das Jahr 2014 soll ein Umdenken bringen. Stets sollen Rohre gleich welcher Nennweite, Fittings, Absperrventile oder Strangregler so lange durch Kappen, Stopfen, Beutel oder Folie verschlossen bleiben, bis sie – kurz vor der Installation – am Montageort entfernt werden. Dadurch steigt die Chance, dass möglichst wenige Partikel ins Netz kommen. Was bei Verbundrohr und Edelstahlrohren schon lange gängige Praxis ist – nämlich der Verschluss durch Stopfen oder Kappen – soll auch bei allen anderen Werkstoffen Schule machen. Selbst Kupfer soll im Großhandel in den nächsten Monaten so bestellbar sein, dass der Installateur auf verschlossene Lagerware zugreifen kann.
Braucht die Branche das? Diskussionen sind im Betrieb vorprogrammiert. Mancher alte Praktiker wird abwinken. Sätze wie „Keine Zeit für so ’was!“ oder „Von Praxis keine Ahnung!“ werden die Runde machen. Doch über kurz oder lang wird jeder anspruchsvolle SHK-Betrieb umdenken müssen. Denn wer nicht penibel darauf aus ist, sein Leitungsnetz sowohl für die Heizung als auch für warmes und kaltes Trinkwasser sauber zu halten, handelt sich ein erhebliches Risiko ein.
Störungsfreies Netz – für Sanitär und Heizung
Viele Diskussionen sind in den letzten Jahren innerhalb der Handwerksorganisation, bei Herstellern, Gesundheitsämtern oder in Normungsgremien geführt worden. Die wichtigste Frage: Wie lässt sich das Trinkwassernetz schützen, damit der Verbraucher beim Öffnen einer beliebigen Armatur Wasser in genießbarer Qualität erhält? Um das zu erreichen, nimmt der Sanitär-Installateur bereits bei der Montage eine ganz wichtige Position ein. Denn im Neubau oder bei einer Reparatur des Leitungsnetzes kommt es darauf an, dass neue Rohre oder Fittings in „frischer Qualität“ verwendet werden.
Davon kann man aber nicht sprechen, wenn Bögen oder Verbinder zuvor in einer dreckigen Werkzeugkiste gelegen haben oder Stangenware ungeschützt auf dem Dachgepäckträger transportiert und anschließend im Baustellenstaub oder in einer Pfütze auf dem Rohbeton gelagert werden. Ein solches Baustellen-Milieu ist Ursache für zahlreiche Schadensfälle, mit denen sich nicht selten Gerichte auseinandersetzen müssen, weil durch verkeimte Trinkwassernetze Menschen zu Schaden kommen.
„Schluss damit!“ Diese Forderung unterstreicht nicht nur die Trinkwasserverordnung mit ambitionierten Grenzwerten für Schadstoffe. Auch die wichtigen Normen DIN EN 1717, DIN EN 806 Teile 1-5 sowie nationale Restnormen der DIN 1988 Teile 100-600 sprechen zusammen mit der VDI/DVGW-Richtlinie 6023 eine klare Sprache. Wichtige Forderungen bzw. Aussagen lassen sich zusammenfassen: Alle später mit dem Trinkwasser in Kontakt kommenden Oberflächen von Komponenten sind ab Herstellung bis zur Inbetriebnahme sachgemäß so zu schützen, dass Verschmutzungen ausgeschlossen sind. Bereits montierte Anlagenteile und Apparate sind an den offenen Anschlussstellen gegen Verschmutzung zu schützen.
Für Trinkwasser ja, aber warum für Heizung? Ein sehr hoher Anteil aller installierten Kupferrohre verbindet Radiatoren – wozu bedarf es da bei der Montage dieser besonderen Sorgfalt? Auch diese Frage können Störungsprotokolle gut beantworten. Wenn nämlich Baustellenstaub oder Bohrspäne dank Stopfen gar nicht erst eindringen können, bleibt es bei einem Minimum an Schwebeteilchen. Die Gefahr verstopfter oder verklemmter Ventile oder Flügelrädchen sinkt dadurch erheblich. Sorgfalt bei der Installation zahlt sich für den Fachmann aus.
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Stopfen und Kappen sind nicht neu
Durch Angebot und Nachfrage wird der Installateur bald im Großhandel entscheiden können, ob er das 5 m lange Stangenkupfer auf althergebrachte Weise durch die bereitliegende Bügelsäge halbiert und im Hauruckverfahren ins Fahrzeug hievt – oder ob er vorher dafür sorgt, dass alle Rohrenden sorgfältig verschlossen werden. Ab dem Frühjahr 2014 werden erste Lieferanten für ihre mit Kappen verschlossenen Kupferrohre eigene Bestellnummern vergeben.
Bei Edelstahl- und Verbundrohren ist diese Entwicklung längst vollzogen. Geberit beispielsweise liefert zugehörige Fittings einzeln verschlossen an den Großhandel, andere Anbieter verpacken Einheiten im Beutel. Doch was dann? Ein Schwachpunkt zeigt sich in aufgerissenen oder komplett entfernten Beuteln, weil auch einzelne Teile im Lagerverkauf verfügbar sein sollen oder weil aus Nachlässigkeit vieles zu einem Sammelsurium in die Werkzeugbox gekippt wird. Auch hier können gute Umgangsformen mit dem Material nur von Vorteil sein. Am besten ist es, die Fittings und weitere Utensilien für die Installation je nach Nennweite übersichtlich sortiert in separaten Boxen verschlossen zu halten. Heraus genommen wird lediglich das, was man für die nächsten Arbeitsschritte benötigt.
Arbeitet man auf der Großbaustelle im Steigeschacht von unten nach oben, sollten auch unter diesen Bedingungen Kappen oder Stopfen erst kurz vor dem Verpressen entfernt werden. Offene Rohre mit einem Lappen oder einer gerade verfügbaren Pappe notdürftig abzudecken, darf heute keine Alternative sein. Schließlich installiert der Anlagenmechaniker ein Leitungsnetz, das für Trinkwasser, das Lebensmittel Nr. 1, zuständig ist.
Dichtheit prüfen – aber wie?
Die DIN EN 806-4 „Installation“ empfiehlt, eine Dichtheitsprüfung vorzugsweise mit Luft oder Inertgasen1) durchzuführen. Das hat Gründe: Wird auf genau festgelegte Weise lediglich Luft ins System gepresst, bleibt am Ende der Druckprüfung kein Restwasser zurück, das stagnieren könnte. Steht jedoch die Inbetriebnahme der Trinkwasser-Anlage kurz bevor und wird deshalb bereits mit Wasser befüllt, sind Fristen von nur wenigen Tagen zu beachten, um einer Verkeimung vorzubeugen. Wichtige Details zu diesen Arbeiten sind im 2011 neu erschienenen Merkblatt des ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) „Dichtheitsprüfungen von Trinkwasser-Installationen mit Druckluft, Inertgas oder Wasser“ zusammengefasst. Was im Detail zu beachten ist, wenn ein neues Trinkwassernetz mit Wasser befüllt und gespült werden soll, listet das ZVSHK-Merkblatt „Spülen, Desinfizieren und Inbetriebnahme“ auf.
Ein Punkt erfordert besondere Aufmerksamkeit: Es ist selbstverständlich, dass für die Erstbefüllung ausschließlich Trinkwasser durch eine saubere Füllarmatur fließen muss. Bei einer Druckprüfung könnte jedoch eine Handpumpe zum Einsatz kommen, die vorher nicht gespült wurde... Nicht nur das muss der Sanitär-Profi ausschließen. Am besten ist es, er verwendet für die Druckerhöhung eine Handpumpe plus Hygienefilter, wie ihn beispielsweise Geberit im Sortiment hat. Fürs Trinkwasser lautet schließlich das oberste Gebot: Sauber bleiben!
Autor: Peter Reichert, Leiter Produktmanagement Rohrleitungssysteme Geberit Vertriebs GmbH, Pfullendorf
www.geberit.de
1) Inert bedeutet, dass der Stoff (hier das Gas) nicht oder kaum mit anderen Stoffen reagiert. Stickstoff ist ein solches Gas.