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Ruhe bitte!

Jedes Abwasserrohr benötigt eine wirksame Körperschalldämmung, ansonsten drohen Reklamationen

Bild 1: Schon ein einziger Körperschallkontakt zum Baukörper in der Größe eines Centstücks oder kleiner kann den Schallpegel um bis zu 15 dB(A) erhöhen.

Bild 2: Vor Beschädigungen durch scharfe Kanten, z. B. bei Durchbrüchen, vorstehenden Armierungen oder dem Ausrutschen mit dem Werkzeug, kann eine hochwertige Dämmung schützen.

Bild 3: Unachtsamkeit beim Vergießen des Deckendurchbruches kann das Abwasserrohr mit dem Baukörper verbinden und somit eine lästige und deutlich hörbare Körperschallbrücke herstellen.

Bild 4: Auch bei Vorwänden ist Obacht geboten: Sind Rohrleitungen nicht gedämmt, können Körperschallbrücken entstehen.

Bild 5: Gesamtheitlich gedämmte Rohrsysteme und Haustechnikkomponenten mit Systemlösungen sorgen für ein schalltechnisch einwandfreies Werk.

 

Gestiegene Komfortbedürfnisse und die zunehmende Einstufung von Lärm als Gesundheitsgefährdung: Diese und andere Faktoren haben Bauherren für Schallschutzmaßnahmen in der technischen Gebäudeausrüstung sensibilisiert. Speziell im schallkritischen Bereich der Abwasserentsorgung gibt es zwar zahlreiche luftschalloptimierte Rohrsysteme. Allerdings greift das zu kurz, weil man dabei das Thema Körperschall als Ursprung des Problems übersieht.

Unzureichend schallgedämmte Rohrleitungen sind häufig Ausgangspunkt von Reklamationen. Doch was ist Körperschall und wie wird er zum störenden Luftschall? Anhand einer Geige lässt sich dieses physikalische Prinzip leicht verständlich erklären. Der Geiger streicht den Bogen über die Saiten und regt sie zum Schwingen an. Die Schwingungen werden an den Geigenkörper übertragen und dieser bildet einen Resonanzverstärker (Körperschall), der uns über die Luft als Medium die Töne lauter hören lässt.
Was bedeutet dies nun auf die Sanitärtechnik übertragen? Fließendes Wasser regt die Rohre zu Schwingungen an. Deshalb verhält es sich mit den luftschalloptimierten Abwasserleitungen wie mit der Geige. Die direkte Luftschallübertragung wird zwar reduziert, jedoch bleiben die Schwingungen des Rohres. Diese Schwingungen können über kleinste Kontaktstellen auf den Baukörper (Wände, Decken usw.) übertragen werden. Dieser bildet letztlich den neuen Resonanzkörper. Dadurch können für die Bewohner erhebliche Geräuschbelästigungen entstehen. Kleine Ursache, große Wirkung: Schon ein einziger Körperschallkontakt zum Baukörper in der Größe eines Centstücks oder kleiner kann den Schallpegel um bis zu 15 dB(A) erhöhen (Bild 1).

Lärm beeinträchtigt unser Wohlbefinden
Häufig wird Lärm gleichgesetzt mit einer hohen Dezibel-Zahl. Jedoch ist die Lautstärke nur ein vager Indikator für das Lärmempfinden eines Menschen. Beispielsweise kann ein morgendliches Vogelgezwitscher als positiv empfunden werden, stellt jedoch für den Arbeiter, der von der Nachtschicht kommt, eine Belas­tung dar. Ebenso verhält es sich mit Geräuschen aus der haustechnischen Anlage: Entstehen sie durch Körperschallkontakte der Abwasserinstallation, sind sie nicht nur störend, sondern haben auch einen unangenehmen Informationsgehalt.
Auch der Zeitpunkt der Störung bzw. die jeweilige Stimmung hat einen Einfluss auf die Wahrnehmung des Geräusches. Vor allem in der Nacht, wenn wir schlafen, wird deutlich, dass wir unsere Augen schließen können, um uns vor optischen Reizen zu schützen. Unsere Ohren sind immer auf Empfang. Vor allem in der Schlafphase werden Abwassergeräusche als besonders störend empfunden. Spätestens ab 30 dB(A), der sogenannten Stressschwelle, reagiert das Gehirn und löst Stressreaktionen aus. An Lärm kann man sich zwar gewöhnen aber diese Stressschwelle kann dadurch nicht verschoben werden. Dies alles hat Auswirkungen auf die Gesundheit: Lärm macht krank.

Unabhängig von Rohrmaterial an akustischen Schutz denken
Gängige Installationspraxis ist es, an akus­tisch sensiblen Stellen gusseiserne Abwasserleitungen einzusetzen. Die sind schwer, werden vom Abwasser somit nur wenig zu Schwingungen angeregt und haben dadurch gute Luftschallwerte. Aufgrund der einfacheren Verarbeitung kommen aber häufig Abwasserleitungen aus Kunststoff zum Einsatz. Um den Nachteil hinsichtlich ihrer luftschallvermeidenden Eigenschaften auszugleichen, wurden (luft)schallgedämmte Kunststoffabwasserleitungen entwickelt. Diese bestehen aus mehreren Kunststoffschichten und zusätzlich meist noch aus einer mineralischen Schicht.
Dabei wird aber ein für den Schallschutz wichtiger Punkt oft übersehen. Sowohl gusseiserne Abwasserleitungen als auch schallgedämmte Kunststoffabwasserleitungen übertragen Körperschall und müssen deshalb körperschallentkoppelt montiert werden. Dies bedeutet nicht nur mit den richtigen Rohrschellen zu arbeiten, sondern auch die Abwasserleitungen mit einer Dämmung lückenlos zu dämmen. Hersteller von Kunststoffrohrleitungen weisen in ihren Herstellerunterlagen deshalb auch darauf hin, dass die Vermeidung der Übertragung von Körperschall bei Abwasserleitungen durch geeignete Maßnahmen sichergestellt werden muss.

Geeignete Maßnahmen zur Körperschallentkopplung
Körperschalldämmung ist eine Systemaufgabe. Dies bedeutet, nur eine vollständige, lückenlose und widerstandsfähige Entkoppelung ist wirksam. Die Anforderungen an die Widerstandsfähigkeit einer Dämmung ergibt sich aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Dort heißt es sinngemäß: Ein Unternehmer muss seine Installation bis zur vollständigen Abnahme vor Beschädigung schützen.
Erfahrungsgemäß werden häufig Produkte eingesetzt, die dem rauen Baustellenbetriebs nicht gewachsen sind: Scharfe Kanten, z. B. bei Durchbrüchen, vorstehenden Armierungen oder das Ausrutschen mit dem Werkzeug, beschädigen regelmäßig bereits installierte Dämmungen (Bild 2). Eine unvermeidliche Körperschallbrücke entsteht, wenn am ungedämmten Rohr herabfallender Mörtel, z. B. vom Verschließen des Deckendurchbruches, das Abwasserrohr mit dem Baukörper verbindet (Bild 3). Häufig in der Praxis sind auch Körperschallbrücken zu Trockenbauprofilen, die beim Einbau des Rohres noch nicht bestanden haben (Bild 4). Diese Schallschutzmängel sind quasi eingebaut und lassen sich nachträglich kaum mehr beheben. Das bedeutet Reklamationen, die sich nur mit erheblichem Aufwand abstellen lassen. Denn erst das Beseitigen des letzten Körperschallkontaktes bringt den gewünschten Erfolg.

Systemdämmungen für viele ­verschiedene Einsatzbereiche
Dabei gibt es für alle Einsatzbereiche und Rohrmaterialien spezielle Dämmungen: Körper- und Luftschall lässt sich mit einem vollständigen, lückenlosen Dämmsystem (Bild 5) begegnen. Erhältlich ist es z. B. als geschlossener oder offener Schlauch, in Manschettenform für Bögen, Abzweige und Rohrschellen. Hilfreich ist eine reißfeste, gepolsterte robuste Außenhaut. Dadurch wird die akus­tische Trennung zwischen der Abwasserleitung und dem Baukörper auch bei starker Beanspruchung konsequent gewährleistet.

Ruhe ist Wohnkomfort
Der Schallschutz bzw. das Ruhebedürfnis des Menschen innerhalb seiner Privatsphäre hat eine nicht zu unterschätzende emotionale Bedeutung. Und daher erfüllt und steigert die konsequente und lückenlose Dämmung von Abwasserleitungen den Wohnkomfort.

Quelle: Kolektor Missel Insulations
Bilder: Missel
www.missel.de

 


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