Querströme im Leitungsnetz
Keine Wasserentnahme in Bad und Küche und der Zähler läuft dennoch – über Ursache und Auswirkung
Gelegentlich zeigt sich in der Praxis das Phänomen, dass ein Wasserzähler eine Bewegung am litergenauen Sternrad zeigt, obwohl an den angeschlossenen Zapfstellen kein Wasser entnommen wird. Es kommt sogar manchmal vor, dass eine Wasserentnahme in einer Nachbarwohnung zu einem Zucken des Wasserzählers in einer anderen Wohnung führt. Woran liegt das? Und welche Auswirkungen hat das auf die Verbrauchskosten? Der Zählerspezialist Zenner klärt auf.
Die Ursache sind in diesen Fällen fast immer Einhebelmischer, die entweder defekt oder von minderer Qualität sind. Trennt ein Einhebelmischer intern nicht dicht genug zwischen dem Kalt- und dem Warmwasserleitungssystem, dann treten sogenannte Querströme auf. Am besten ist das bei geschlossenem Kaltwasser-Wohnungsabsperrventil zu beobachten. Dreht man den Einhandmischer voll auf Kaltwasser, dann fließt dennoch Warmwasser aus der Mischbatterie – und auch umgekehrt. Da jeder Zapfvorgang vorübergehend zu einem Abfall des Wasserdrucks im Kalt- bzw. Warmwasserleitungssystem führt, kommt es im Fall einer unsauber trennenden Mischbatterie zu einem Überströmen aus dem Leitungssystem mit dem höheren Wasserdruck in das Leitungssystem mit dem geringeren – so lange bis der Druck beider Leitungssysteme gegenseitig ausgeglichen ist.
Durch einen solchen Bypass können sich wiederum in der gesamten Wasserinstallation eines Gebäudes ständig wechselnde Druck- und Strömungsverhältnisse ergeben, die sich unter Umständen auch auf die Verbrauchserfassung auswirken. Beispielsweise kann sich die Verbrauchsanzeige eines Wasserzählers ändern, obwohl in der Nutzeinheit, deren Verbrauch das Gerät erfassen soll, kein Wasser gezapft wird. Dabei ist sogar ein zeitweises Rückwärtslaufen des Wasserzählers möglich.
Diese Umstände sind nicht auf einen defekten Wasserzähler zurückzuführen. Ein Wasserzähler bewirkt weder eine Umkehr der Strömungsrichtung noch eine Aufteilung des Wasserstromes auf verschiedene Leitungen. Aufgrund des mechanischen Prinzips zeigt er nur dann etwas an, wenn eine Wasserbewegung auch tatsächlich stattfindet. Wasserzähler reagieren lediglich auf einen Volumenstrom und registrieren zwangsläufig durchfließendes Wasser in Abhängigkeit von dessen Strömungsrichtung.
Es empfiehlt sich, Einhebelmischer mit internen Quer- oder Rückströmen instand zu setzen oder auszutauschen. Auch bieten die Hersteller heute Zähler mit integriertem Rückflussverhinderer an. Die Bedeutung dieses Phänomens für die Abrechnung ist allerdings von eher untergeordneter Bedeutung. Die Quer- und Rückströme sind im Vergleich zu den echten Wasserentnahmen von so geringer Menge, dass selbst im schlimmsten Fall nicht mal ein Kubikmeter im Jahr zusammenkommt.
Text und Bilder: Zenner
www.zenner.de