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Nischen-Produkte mit Zukunfts-Potenzial

Armaturen mit integrierter Beleuchtung

Eyecatcher oder „Spielzeug“: Bei Armaturen mit integrierter Beleuchtung – wie hier der „Senso“ von Conti+ – scheiden sich die Geister in der Sanitärindustrie. Bild: Conti+

Die Armatur „HansaMurano X“ beeindruckt durch ihren modernen Look, die berührungslose Bedienung und die dezent leuchtende Glasplatte. Bild: Hansa

Ein Klassiker, wenn es um Armaturen mit integrierter Beleuchtung geht: Das Licht der „HansaCanyon“ setzt das Wasser in Szene und signalisiert durch Änderung der Lichtfarbe, welche Wassertemperatur eingestellt ist. Bild: Hansa

Blau, gelb, rot: Je nach gewählter Temperaturstufe ändert sich die Farbe des Beleuchtungsfelds am Kopf der Waschtischarmatur „Twist“ von Conti+. Bild: Conti+

Rot heißt „heiß“: Die Spültischarmatur „KWC ZOE touch light PRO” bietet eine Farblicht-Kennzeichnung der eingestellten Wassertemperatur an der Bedieneinheit. Bild: KWC

Zusatzfunktion: Das Licht aus dem Auslauf des Küchenmischers „KWC ZOE” erhellt das, was unter der Küchenarmatur gerade abgespült oder befüllt wird. Bild: KWC

Informationstransfer durch Licht: Die Lichtfarbe an der Bedieneinheit der Waschtischarmatur „KWC ONO touch light PRO” gibt optisch Auskunft über die eingestellte Wassertemperatur. Bild: KWC

„Smart Home“: Die Digitalisierung des Wohnens wird mit ihren elektronischen Steuerungsmöglichkeiten auch den Wasch- und Spültisch erreichen – so wie mit dem „Smart Water“-Programm von Dornbracht. Bild: Dornbracht

 

Für die einen sind sie echte Hingucker mit zusätzlicher Funktionalität, für die anderen sind sie eher teures „Spielzeug“ ohne großen Mehrwert: In der Sanitärbranche scheinen sich die Geister zu scheiden, wenn es um Waschtisch- oder Küchenarmaturen mit integrierter Beleuchtung geht. Grund genug, einmal genauer hinzuschauen, was der Markt in Sachen „Armaturen mit Licht“ anbietet.

„Licht in Armaturen zur Beleuchtung des Strahls oder Unterstreichung der Heiß-/Kalt-Anzeige ist auf den ersten Blick ein emotionaler, attraktiver Eyecatcher. Die oft teuer bezahlte Funktion hat aber aus unserer Erfahrung eine geringe Halbwertszeit und verliert schnell ihren Reiz. Für den Kunden entsteht daher kein nachhaltiger Nutzen.“ Dieses Urteil von Jan Heisterhagen, Vice President Productmanagement der Hansgrohe SE, scheint unter den Armaturenherstellern durchaus mehrheitsfähig zu sein. In der Tat fällt auf, dass zahlreiche bekannte Firmennamen aus der Armaturenindustrie auf der ohnehin nicht sehr langen Liste der Anbieter von Waschtisch- und Küchenmischern mit integrierter Beleuchtung fehlen. Aus der ersten Reihe namhafter Armaturenmarken bilden hier lediglich Hansa und KWC eine Ausnahme. Hinzu kommen kleinere Hersteller wie Conti+, die italienische Marke Gessi und Noken Design, eine Unternehmung der spanischen Porcelanosa Gruppe, die ihren Ursprung im Fliesengeschäft hat. Natürlich findet man bei Recherchen im Internet auf den einschlägigen Verkaufs- und Auktionsplattformen zahlreiche weitere, zumeist „No Name“-Anbieter von Armaturen mit integrierter Lichtfunktion. Dem Augenschein nach handelt es sich hier aber mehrheitlich um Billigfabrikate unbekannter Herkunft; Angaben zum Herstellungsland fehlen zudem in der Regel.
Der auffälligen Zurückhaltung weiter Teile der Industrie beim Thema „Armaturen mit integrierter Beleuchtung“ entspricht die relativ geringe Innovationsfrequenz in dieser Produktkategorie. Viele der im Markt befindlichen Modelle sind – zum Teil deutlich – älter als drei Jahre, obwohl sich die LED-Technologie in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt hat. Nur zwei Neuheiten sind in den letzten zwölf Monaten hinzugekommen. Schaut man genau hin, sind es vor allem die Schweizer Armaturenspezialisten von KWC, die seit 2005 kontinuierlich an dem Thema arbeiten. Tatsächlich sind mehr KWC Armaturenserien mit Lichtfunktion im Markt, als wir hier im Detail vorstellen können. In der tabellarischen Übersicht sind daher nur die fünf neusten Modelle aufgenommen.

Technisch anspruchsvolle Funktionalität
Dabei kann die Kombination einer wasserführenden Armatur mit modernen Leuchtdioden, wenn sie gut gemacht ist, durchaus für sich in Anspruch nehmen, für technisch anspruchsvolle Funktionalität zu stehen. Aus Sicht der einschlägigen Hersteller bietet sie einen mehrfachen Zusatznutzen, der die Armatur entsprechend aufwertet: Die integrierte Lichtfunktion ist zum einen Teil des Beleuchtungskonzepts für den Raum an sich und zugleich dekoratives Element, das den Wasserfluss in Szene setzt und so die Bedeutung und Sinnlichkeit dieses Lebenselixiers unterstreicht. Zum anderen kann sie auch als Signalgeber und Bedienhilfe fungieren. „Allgemein geht der Trend hin zur punktuellen und effekt­orientierten Raumbeleuchtung“, erläutert Harald Fesenbeck, Manager Product Portfolio bei Hansa. „Die Armatur ist die ‚Performance-Komponente‘, also das Zentrum am Waschplatz. Soll dieser besonders in Szene gesetzt und das Wasser mit allen Sinnen erfahrbar gemacht werden, eignet sich ein Lichtkonzept an oder in der Armatur perfekt. Durch Lichtbrechungen im Wasser oder auf der Haut entstehen faszinierende Reflexe – wie bei den klassischen Vorbildern illuminierter Wasserspiele. Zudem bietet sich die Möglichkeit des Informationstransfers durch funktionale Komponenten, z. B. rote Beleuchtung bei Heißwasser.“
Diese positive Einschätzung mag erklären, warum die Stuttgarter Armaturenschmiede zehn Jahre, nachdem sie mit „HansaCanyon“ ihren ersten Waschtischmischer mit integrierter Beleuchtung auf den Markt gebracht hat, Anfang 2016 mit der „HansaMurano X“ einen nächsten Schritt in dieser Produktkategorie macht. In der Tat kann „HansaCanyon“, die bei ihrer Präsentation 2005 für einiges Aufsehen gesorgt hat, bereits als ein Klassiker gelten. Auch weil die Waschtischarmatur mit ihrer offenen Wasserführung beispielgebend für den Markt beide Aspekte der Beleuchtung in sich vereint: Ihr farbveränderliches Licht setzt den Wasserstrahl in Szene und leistet gleichzeitig visuelle Hilfe bei der Einstellung der gewünschten Temperatur. Das in den Auslass integrierte Licht wechselt mit zunehmender Erwärmung des Wassers von kühlem Blau über sanftes Violett in ein warmes Rot. Die in zwei Höhen erhältliche netzbetriebene Einloch-Armatur wird elektronisch über Sensortasten gesteuert. Die Temperaturverstelltaste ist mit LEDs in Blau/Rot markiert, die Touch-Funktion An/Aus ist weiß beleuchtet.

Berührungslose Bedienung und Annäherungsfunktion
Der neue, gleichfalls netzbetriebene Mischer „HansaMurano X“ geht in der elektronischen Steuerung noch einen Schritt weiter. Er verbindet ein markantes Lichtkonzept mit einer im ersten Schritt berührungslosen Bedienung, die auf Näherungstechnologie basiert und mittels eines Infrarotsensors innerhalb der Glasfläche funktioniert. Nähert sich der Nutzer der Armatur, wird das Licht der LED-Anzeigen aktiviert und die Glasplatte leuchtet dezent auf. Sind die Hände dann nahe genug am Infrarotsensor, illuminiert helleres Licht den breiten Wasserstrahl. Das charakteristische, flache Element aus chromfarbenem Metall und Glas fungiert als Wasserspeier und Touch-Bedienung. An zwei Sensorfeldern auf der Oberfläche lässt sich die Temperatur individuell voreinstellen. Das variable Leuchtband gibt dem Benutzer Rückmeldung über die gewählte Wassertemperatur.
Ebenfalls mit Näherungstechnologie arbeitet die Waschtischarmatur „Senso“ von Conti+. Die LED-Anzeigen für die Temperaturwahl beginnen weiß zu leuchten, wenn man sich der Sensorarmatur nähert. Durch Berühren der Touch-Be­dienfelder an den Seiten links und rechts vom Armaturenfuß lässt sich das Mischverhältnis von warmem und kaltem Wasser steuern; die LEDs geben eine entsprechende Rückmeldung: Tippt man auf Rot, wächst der rote Lichtbalken und das Wasser wird wärmer, während sich der blau leuchtende Balken verkürzt. Die Touch-Funktion greift in der Anordnung die vertraute Bedienung einer Zweigriffarmatur auf. Der Wasserfluss wird rein weiß illuminiert, das Volumen ist individuell voreingestellt.
Rein weiße Beleuchtung des Wassers bietet auch die Sensor-Waschtischarmatur „Lumino+“ von Conti+. Sie besitzt zudem einen farbigen Leuchtring als Temperaturwahl-Anzeige um den Kopf der Armatur. Anhand der angezeigten Lichtfarbe lässt sich noch vor dem berührungslosen Auslösen der Wasserentnahme erkennen, welche Wassertemperatur eingestellt ist. Mithilfe eines kleinen, seitlichen Hebelgriffs lässt sich die Temperatur korrigieren, der Leuchtring ändert seine Farbe entsprechend. „Lumino+“ kann mit einem Durchlauferhitzer kombiniert werden.
„Twist“ ist eine weitere Waschtischarmaturenserie mit LED-Beleuchtung aus dem Hause Conti+. Sie funktioniert berührungslos mit dreistufig veränderbarer Wassertemperatur. Ein gut sichtbares, prominent über dem Auslass am Kopf der Armatur platziertes Beleuchtungsfeld signalisiert den gewählten Temperaturbereich: Blau steht für kaltes, gelb für lauwarmes, rot für warmes Wasser. Der Wasserstrahl wird entsprechend farbig illuminiert. Alle genannten Armaturen von Conti+ sind für den Netzbetrieb
vorgesehen.

Licht-Akzente setzen
KWC setzt mit LED-Technik sowohl bei Küchen- als auch bei Badarmaturen unterschiedliche Akzente in Design und Funktion. Mit „Colorflow“ bietet der Schweizer Hersteller optional für all seine Einhebel-Waschtischarmaturen eine beleuchtete Hebelspitze, deren LED-Lichtpunkt durch Wechsel der Farbe stufenlos signalisiert, ob das Wasser eher kalt oder eher warm ist.
Ähnlich eine weitere LED-Ausstattungsoption des eidgenössischen Armaturenherstellers: „tipcontrol“ für berührungsarme Sensor-Armaturen. Bei den entsprechenden KWC Armaturen wählt man durch Antippen die Temperatur, die ein Leuchtring um das Bedienelement signalisiert – von kalt über warm bis heiß.
An der Spüle kann Licht im Armaturenauslauf eine sinnvolle Funktion übernehmen: zusätzliche Beleuchtung dessen, was unter der Küchenarmatur gerade abgespült oder befüllt wird. Dazu dient bei KWC die Technologie „Luminaqua“, ein Ring von Leuchtdioden, der fast unsichtbar in den Auslauf bzw. in die ausziehbare Brause integriert und zuschaltbar ist. Das weiße Funktionslicht wird durch die ON/OFF-Taste an der Auszugbrause bzw. am Auslauf der Küchenmischer „KWC ZOE“, „KWC EVE“ und „KWC INOX“ betätigt. Nach Angaben des Herstellers überzeugt die Lichtfunktion in der Praxis durch eine hohe Leuchtkraft, die lange Lebensdauer der LEDs und einen niedrigen Stromverbrauch. Die seit Ende 2015 erhältliche „touch light PRO“-Variante der Spültischarmatur „KWC ZOE“ bietet zusätzlich eine Farblichtkennzeichnung der eingestellten Wassertemperatur an der Bedieneinheit. Dasselbe gilt auch für die Küchen- und Badarmaturenserie „KWC ONO“, deren zahlreiche unterschiedliche Modellvarianten allerdings auf eine Illumination des Wasserstrahls verzichten.
LED-Beleuchtung am Bedienelement ist auch ein Merkmal der Smart Sets von Dornbracht: Der Leuchtring am Drehregler für die Steuerung der Wassertemperatur verändert seine Farbe von Blau nach Rot, je wärmer das Wasser ist. Beim Mengenregler zeigt weißes LED-Licht die Funktionsbereitschaft an. Die Bedieneinheiten sind mit einem quadratischen Display kombiniert, das zusätzlich den eingestellten Temperaturwert exakt anzeigt und weitere Einstellfunktionen übernimmt. Der Programmbereich „Smart Water“ umfasst bei Dornbracht eine Reihe von elektronischen Steuerungsmöglichkeiten rund um Dusche, Waschtisch und Wanne bis hin zum Fuß(Kneipp-)becken und Küche.

Das „smarte Bad” als Katalysator
Tatsächlich wird die Frage, inwieweit „Smart-Home“-Technologien auch Einzug ins heimische Badezimmer oder ins Hotel-Bad halten, mit darüber entscheiden, ob wasserführende Armaturen mit integrierter Beleuchtung die bislang sehr schmale Nische erweitern können, die sie sich heutzutage im Markt für Bad- und Küchenarmaturen erkämpft haben. Noch sind die Ansätze, mit Wasser verbundene Funktionen in Bad und Küche digital vernetzt zu steuern, eher bescheiden und die diesbezüglichen Vorbehalte in der Sanitärbranche groß. Von Bedeutung wird in diesem Zusammenhang sein, wie die Entwicklungen sowohl der LED- als auch der Mikrochip- und digitalen Steuerungstechnologie voranschreiten und welche – heute vielleicht noch ungeahnten – Möglichkeiten und Funktionalitäten entsprechende Innovationen für Armaturen mit sich bringen können. Wer will ausschließen, dass das „Internet der Dinge” in absehbarer Zukunft nicht auch die Schwelle zum Badezimmer und zur Küche überschreitet und an Wasch- bzw. Spültisch für Zusatznutzen – etwa hinsichtlich Bedienkomfort und Nutzerfreundlichkeit – sorgt.   „moderne Küche“ werden vermutlich auch Armaturen mit integrierter Beleuchtung neue Potenziale eröffnen, wobei es dann längst nicht mehr allein um deren Lichtfunktion gehen dürfte. Ob sich größere Marktanteile erschließen lassen, wird zudem davon abhängen, ob diese im Vergleich zu herkömmlichen Waschtisch- und Küchenmischern deutlich teureren Spezial-Armaturen künftig erschwinglicher werden. Denn solange sich die Nettopreise – abhängig von Ausführung, technischen Features und Oberflächen – zwischen 500 und 3400 Euro bewegen, wie es für die hier vorgestellten Armaturen der Fall ist, werden sowohl Angebot wie auch Nachfrage überschaubar bleiben
Auf der nachfolgenden Doppelseite befindet sich eine Übersicht an beleuchteten Waschtisch- und Küchenarmaturen.

Autoren: Heinz Kaiser, Dr. Carsten Tessmer, Hamburg

 


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