Nicht ohne Stromversorgung
Warum die Bedeutung der Elektroinstallation im Bad wächst und wie SHK-Betriebe davon profitieren
Die Bedeutung der Elektroinstallation in Häusern und Wohnungen nimmt zu. Datenkommunikation, Unterhaltungselektronik und nicht zuletzt viele elektrisch betriebene Helfer – vom Küchengerät über den Rollladenantrieb bis zur kompletten Hausautomation – kämpfen um einen „Platz an der Steckdose“. Während es für Wohn- und Schlafbereiche sowie die Küche sehr gute Vorgaben zu einer zukunftssicheren elektrotechnischen Ausstattung gibt, werden Sanitärräume bis heute eher stiefmütterlich mit Strom versorgt. Dabei sind auch für Bad und Gäste-WC immer mehr Komfortfunktionen verfügbar, die ebenfalls einen elektrotechnischen Anschluss benötigen.
Noch ist nicht alles vorbereitet für den Komfort von heute und morgen: Zwei Beleuchtungsauslässe, zwei Steckdosen sowie ein Lüfteranschluss – so sieht die Mindest-Elektroausstattung fürs Bad in der DIN 18015-2 aus. Damit wird sich heute kaum ein Kunde mehr zufrieden geben wollen. Doch selbst mit der umfangreichen RAL-Komfortausstattung – fünf Steckdosen, drei Beleuchtungsanschlüsse, ein Lüfteranschluss, ein Anschluss für Telefon und Datenkommunikation mit zwei Dosen plus ein Anschluss für Radio/TV mit drei Dosen – sind nicht alle Voraussetzungen für ein komfortables Bad abgedeckt.
Aktuell und künftig: Mehr Anschlüsse sind gefragt
DIN und RAL geben bisher keine Hilfen und Hinweise, wenn es um elektrisch betriebene Komfortfunktionen oder um Lichtkonzepte im Bad geht. Dazu gehören beispielsweise indirekte Beleuchtungen von Duschrinnen, Badewannen und Sockelleisten sowie Steckdosen mit Orientierungslicht oder moderne Sanitärmodule für das WC mit Orientierungslicht aus farbigen LEDs und Geruchsabsaugung. Immer häufiger werden Dusch-WCs von Kunden nachgefragt, die sich ein komfortables Bad wünschen.
Relevant für die Planung sind außerdem elektrische Spülauslösungen mit berührungsloser Betätigung, in den Spülkasten integrierte Geruchsabsaugungen oder Hilfsmittel fürs barrierefreie Bad, wie elektrisch betriebene Spülauslösungen mit Wandtaster oder Fernbedienung. Besonders an der Toilette sind Elektroanschlüsse noch längst nicht standardmäßig eingeplant. Möchten Haus- und Wohnungsbesitzer später eine oder mehrere der genannten WC-Komfortfunktionen nachrüsten, muss nachträglich mit relativ hohem Aufwand ein Elektroanschluss verlegt werden. Ist dieser bereits bei der Erstinstallation im Rahmen eines Neubaus oder einer Badsanierung vorgesehen, wird es für den Fachhandwerker leichter, zusätzliche Komfortfunktionen sofort oder auch später anzubieten und nachzurüsten.
Elektrotechnische Installation: Geschützte Bereiche beachten
Im „Nassraum Bad“ unterliegt die Elektroinstallation verschiedenen Bestimmungen, und zwar aus gutem Grund: „Mit mehr und neuen elektrisch betriebenen Komfortfunktionen steigt auch das Gefahrenpotenzial im Sanitärraum“, erläutert Andreas Keßler, Dozent für den Fachbereich spartenübergreifende Elektrotechnik für Industrie und Handwerk an der IHK Bodensee-Oberschwaben und HWK Ulm sowie Geschäftsführer bei E&M Wasseranlagenbau GmbH. „Umso wichtiger ist es, die geltenden Normierungen und die anerkannten Regeln der Technik bei der Installation zu beachten“, erläutert Keßler. Es verstehe sich von selbst, dass bei der Elektroinstallation nur entsprechend geschulte und erfahrene Fachkräfte Hand anlegen dürften. „Je besser und frühzeitiger SHK- und Elektrohandwerk zusammenarbeiten, desto besser“, ergänzt Keßler.
Nach den Vorgaben der DIN VDE 0100-701 darf rund um die Badewanne oder Duschwanne im Bereich 0, 1 und 2 (gesamter Wannenbereich bis 60 cm Abstand vom Wannenrand) keine Steckdose platziert werden. Im Bereich 2 (vom Wannenrand bis zu einem Abstand von 60 cm) ist ein Festanschluss mit der Mindestschutzart IPX4 möglich. Ein Dusch-WC oder ein WC-Montageelement mit Geruchsabsaugung und elektrischer Spülauslösung ist also im Bereich 2 zulässig, wenn der Anschluss als fester Anschluss ausgeführt wird und mindestens die Schutzart IPX4 erfüllt.
Bei der bodenebenen Dusche gibt es nur den Bereich 1 (120 cm Radius vom fest angebrachten Wasserauslass aus gemessen), innerhalb dessen ein Elektroanschluss grundsätzlich nicht zulässig ist. Sollte in diesem Bereich dennoch eine Steckdose benötigt werden, gibt es folgende Möglichkeiten:
- der Bereich 1 wird über eine festangebrachte Abtrennung begrenzt,
- die Wasseraustrittsstelle wird so verändert, dass der benötigte elektrotechnische Anschluss nicht mehr innerhalb des Bereichs 1 liegt.
Die Anordnung der Sanitär-Gegenstände
Für eine norm- und fachgerechte Elektroplanung ist es unumgänglich, dass dem Elektroplaner die Pläne für die sanitären Einrichtungsgegenstände und ihre Anordnung im Raum vorliegen. Auf dieser Basis kann er dann die elektrotechnische Installation zum sicheren Betreiben der gewünschten Komfortfunktionen wie Geruchsabsaugung, berührungslose Spülauslösung oder ein Dusch-WC planen und entsprechend ausführen.
In der Planung kann auch festgelegt werden, welche zusätzlichen Komfortfunktionen zukünftig gewünscht sind. Dadurch lassen sich auch die erforderlichen Stromanschlüsse und ihre Position definieren. Wenn z.B. die Möglichkeit einer elektrisch auslösenden Betätigungsplatte offengehalten werden soll, ist die Vorrüstung eines zusätzlichen Installationsleerrohrs am Montageelement auf jeden Fall sinnvoll. Eine solche Vorrüstung für den elektrotechnischen Anschluss am WC-Montageelement war nicht immer ganz einfach, da hierfür keine Fixierungspunkte vorgesehen sind. Geberit beispielsweise bietet an seinen WC-Montageelementen entsprechende Befestigungspunkte an, darunter auch die Anschlussmöglichkeit für ein Installationsrohr. Am „Duo-Fresh“ WC-Montageelement ist ein Leerrohr für den elektrotechnischen Anschluss ans Stromnetz bereits ab Werk vorgesehen. Damit besteht für die Elektrofachkraft die Möglichkeit, den Anschluss je nach geplanter Komfortfunktion vorzubereiten.
Um die Option für die Nachrüstung eines Dusch-WC-Aufsatzes offenzuhalten, empfiehlt es sich, im Trockenbau ein Installationsrohr so zu installieren, dass es bei nachträglicher Montage eine Steckdose erreichen kann. Alternativ kann von Anfang an eine sichtbare Steckdose installiert werden, die i.d.R. rechts vom WC und auf jeden Fall außerhalb der Zone 2 bei Wannen und der Zone 1 bei bodenebenen Duschen angebracht ist. Beim Nassbau ist die Installation der sichtbaren Steckdose unumgänglich.
Autor: Jens Reubig, Produktmanager Sanitärsysteme Geberit Vertriebs GmbH, Pfullendorf
Bilder: Geberit
www.geberit.de