Mehr als nur ein „Wasserhahn“
Einsatz- und Auswahlkriterien für Küchenarmaturen
Spültischarmaturen bieten mehr Bedienkomfort als je zuvor und für verschiedenste bauliche Situationen und persönliche Vorlieben die passende Lösung. Reibungslose Arbeitsabläufe sicherzustellen, das für die Armaturen an Spüle und Arbeitsfläche entscheidend ist, steht im Vordergrund vieler Neuheiten. Die Wasserausläufe bringen dabei zum Teil einige Eigenschaften aus der Profiküche in die häusliche Küche und reagieren mit ihrem Design auch auf hohe Gestaltungsansprüche in den privaten vier Wänden.
Die perfekte Armatur in der Küche: Die Entscheidung ist im ersten Schritt nicht zuletzt abhängig vom Arbeitscharakter der Küche. Wird eigentlich mehr als früher an der Spüle abgebraust, daneben zerkleinert und zubereitet, am Ende der benutzte Topf ausgespült? Oder geschieht diese herkömmliche Küchenarbeit eher weniger – angesichts von Convenience-Food, Mikrowelle und Geschirrspüler? Andererseits: Kochen ist Kult, das TV beweist es jeden Tag zwischen Nachmittag und abendlichen Küchen-Events, sodass auch die private Küchenausstattung mit anderen Augen betrachtet wird – und die prominente Spültischarmatur gewinnt buchstäblich eine ganz neue Position. Semi-professionelle Küchenarmaturen sind damit ein Wachstumsmarkt.
Platzbedarf
Eine Situation, die viele Kunden und auch der beratende Planer erlebt: Der Wunsch nach Profi-Optik, die eigentlich einen in der Höhe größeren Platzbedarf verlangt, verträgt sich nicht mit der vorhandenen Küchenzeile, bzw. gerät an dem vorgesehenen Spültisch- und Arbeitsbereich der Küche in Konflikt mit den unabänderlichen Stauraumbedürfnissen (Hängeschränke). Blanco reagiert nun auf die höhenkritische Einbausituation unter den Oberschränken einer typischen Küchenzeile und bietet mit der „Culina-S Mini“ eine Armaturenvariante in geringerer Bauhöhe, die zugleich mit der charakteristischen Edelstahlfeder ausgestattet ist. Die Einstrahl-Mousseurbrause ist leicht aus der Magnethalterung entnehmbar. Diese Lösung hat sich in diesem Segment durchgesetzt, während in den Profiküchen oftmals mit einer gabelähnlichen Halterung gearbeitet wird, in die der Auszug bzw. die Brause nach Gebrauch wieder eingesetzt wird. Die stabile Magnethalterung bei den nunmehr so populären semi-professionellen Armaturen lässt die federnde Flex-Armatur zu einer herkömmlichen Festauslauf-Armatur werden, unter deren Strahl ganz gewohnt Gemüse abgespült und Töpfe befüllt werden können, ganz ohne Bewegung der Brause.
Flexibilität
Die federmechanische, semi-professionelle Armatur erfüllt mit ihrer besonderen Flexibilität eine Funktion, die vielen Nutzern vom Schlauchauszug bekannt ist: Die möglicherweise umstellbare Faustbrause wird ganz nach den Arbeitsbedürfnissen dorthin bewegt, wo ihr Wasser oder Brausestrahl gebraucht wird. Die Armatur mit Edelstahlfeder für die Hobbyküche bietet diesen Bewegungsspielraum im Prinzip ebenso – nur sozusagen von einer höheren Warte aus: Der Auslauf am Ende der Feder lässt sich ein Stück weit schwenken und auch schräg auf das abzuspülende Objekt richten. Die Weiterentwicklung kombiniert zudem die Technologien: Federschlauch plus Auszug (der bei manchen bis zu 70 cm herausziehbar ist), bei einigen Modellen ergänzt um einen zweiten, separaten Schwenkauslauf. Eine solche Zwei-in-eins-Variante ist beispielsweise mit der „KWC ONO“ verfügbar. Hier entscheidet der Kunde, ob er sowohl den Festauslauf als auch den flexibel federnden Schlauch mit Faustbrause in einer einzigen Armatur vorfinden will – oder beide nebeneinander bevorzugt. Ein modulares System, in dem sich Funktionen frei kombinieren lassen, richtet sich bei der „KWC Systema“ bereits an Profiköche. Für den ambitionierten Hobbykoch, der an dieser Stelle an die Designqualität im Bad anknüpfen möchte, bietet z. B. Dornbracht mit der „Tara Classic“ einen Einhebelmischer mit Schwenkauslauf, der sich mit einer Profibrausengarnitur in einer Armaturenlösung verbinden lässt. Auch hier wird sichtbar: Der augenfälligste Unterschied zwischen „semi-pro“ und „pro“ ist die Dimension der Brause, die für den Profikoch vor allem eine Geschirrwaschbrause ist, während der Auslauf am Pendelarm oder die umstellbare Auszugbrause im privaten Bereich für alles genutzt wird.
Entnahme oder Pull-down?
Während lange Zeit zumeist das waagerechte Herausziehen der Brause aus dem Armaturenarm zu finden war, kommen nun vermehrt Pull-down-Lösungen auf den Markt. Bei z. B. der neuen Dornbracht „Sync“ lässt sich das Auszugselement nach unten bzw. in leichtem Winkel (da die Armatur dem Benutzer quasi entgegen kommt) komfortabel zum jeweiligen Einsatzort lenken. Für zusätzlichen Spielraum sorgen ein 360-Grad-Schwenkradius, ein hoher Auslauf und eine weite Ausladung. Wie bei der neuen Dornbracht „Tara Ultra“ mit Pull-down-Funktion gehen Auslaufrohr und flexibles Element optisch ineinander über – bei einem Durchmesser von nur 28 mm.
Schalten per Berührung oder Fußschalter
Die praktische Auszugbrause hat Hansgrohe aktuell mit der mechanischen Select-Technologie kombiniert und dabei den Druckknopf, mit dem sich Wasser an- und abstellen lässt, auf der Frontseite des Auslaufs beziehungsweise der Auszugbrause platziert: ungewöhnlich und ergonomisch. Ein seitlicher „Stubser“ mit dem Handrücken betätigt die Armatur ebenso zuverlässig wie das gezielte Drücken mit dem Finger. Und das ohne Elektronik, was sich von anderen Touch-Lösungen unterscheidet. Diese Funktionalität kennzeichnet z. B. auch die Grohe „EasyTouch“-Armaturen, die mit einer einzigen Berührung überall an der Armatur gestartet oder gestoppt werden. Eine Adaption der Touch-Dimmer-Technik, wie sie von Wohnleuchten bekannt ist, auf die Welt der Armaturen: Grohe führt „EasyTouch“ bei verschiedenen Linien ein, und neben dem Komfort verweist der Hersteller auch auf Hygieneaspekte und einen geringeren Reinigungsaufwand. Hinzu kommt eine weitere Innovation: die freihändige Auslösung im Fußbereich: Grohe Armaturen mit „FootControl“ lassen sich mit einer Fußberührung am Sockel des Spültischmöbels ein- und ausschalten.
Sensorsteuerung
Elektronik in immer neuen Konfigurationen: So hat beispielsweise Hansa bewährte Sensortechnologie jetzt in die „HANSAFIT HYBRID“ integriert und vereint diese mit wahlweise manueller Bedienung. Wie von Sensor-Waschtischarmaturen bekannt, wird an einem Hebel die Durchflussmenge eingestellt. Mit einem separaten Drehring lässt sich die Temperatur regulieren und ein Display zeigt die eingestellte Gradzahl an. Darüber hinaus ist eine Eco-Taste integriert, die den Wasserfluss halbiert. Kludi vereint manuelle Bedienung und Sensorsteuerung in seinen Linien „KLUDI E-GO“ und „E-GO 2“: So lässt sich Komfort in der Küche genießen, auch wenn beide Hände zu tun haben.
Elektronische Steuerung in Gestalt einer separaten Bedienung für – auf diese Weise – berührungsarme Armaturen: für den Küchenprofi bietet dies eine hohe Flexibilität. Denn so lassen sich die ganz individuellen Anforderungen an die Ergonomie mit Hightech-Komfort verbinden. Die Entkopplung von wasserführender Technik und Steuerung gibt es bereits auf dem Waschtisch, mal herkömmlich (Schlauchtechnik) und mal mit Elektronik. An der Spüle bietet beispielsweise „KWC tipcontrol“ eine solche Option. Das Bedienmodul, das auf Antippen reagiert, das Steuersignal weitergibt und mit LED die Funktion anzeigt, wird frei auf dem Arbeitstisch oder auch an der Möbelvorderkante montiert.
Anmerkung der Redaktion: In einer der nächsten Ausgaben der IKZ-HAUSTECHNIK berichten wir über das Thema beleuchtete Waschtisch- und Küchenarmaturen und präsentieren dazu eine Marktübersicht.
Autor: Heinz Kaiser, Hamburg
Küchenarmaturen vor dem Fenster
Es ist eine nicht selten anzutreffende Architektur: Die Spüle vor dem Fenster, nicht zuletzt aus der Überlegung, dass an dieser Stelle keine Oberschränke, Borde oder Relings für Küchenutensilien einzuplanen sind. Licht und freie Sicht also, und das Fenster lässt sich zum Lüften auch öffnen – wenn die hohe Spültischarmatur nicht im Wege steht. Abhilfe schafft die spezielle Vorfenster-Lösung der Hersteller. Grundsätzlich lassen sich die Armaturen dabei aus einem Bajonett-Sockel herausziehen und umlegen – ganz ohne Werkzeug. So bietet z. B. KWC mit den Linien „ONO“, „LIVELLO“ und „LUNA“ drei unterschiedliche Küchenlinien als Variante für die Montage vor dem Fenster an. Dabei besteht jeweils die Wahl zwischen Schwenkauslauf, Auszugbrause oder Auszugauslauf. Weitere Linien werden auf Anfrage als wegnehmbare Variante geliefert. Auch bei Kaja sind alle Spültischarmaturen mit einem speziellen flachen Funktionssockel verfügbar, der auch tief liegenden Fenstern eine Chance einräumt. Franke führt den Armaturenklassiker „Atlas“ aus Edelstahl jetzt auch als „Atlas Window“. Für das Herausnehmen und Ablegen der Armatur sind nur 60 mm Platz zwischen Fensterflügel und Spüle nötig, betont der Hersteller. Eine weitere Variante bringt Blanco: die absenkbaren Mischbatterien „Periscope-S-F II“ und „Eloscope-F II“. Im Bajonett versinkt der senkrechte Rohrauslauf, was nicht funktionieren würde, wenn daran seitlich ein Bedienhebel platziert wäre, was aber nicht der Fall ist: Die Armatur kommt mit einem flach gehaltenen, separaten Bedienelement und ist in allen Positionen voll funktionsfähig.