Materialien machen’s möglich
Moderne Planung und Gestaltung von Bädern spielt mit Farben, Formen und Stoffen.
Nie waren Bäder so vielfältig
Atmosphäre im hochgefließten Bad zu schaffen, war früher nicht so einfach. Doch heute stehen eine Vielzahl an Badeinrichtungsgegenständen und Materialien zur Wahl, um das Badezimmer in eine Wohlfühloase zu verwandeln. Planer und SHK-Fachhandwerk können ihren Kunden schier unendliche Möglichkeiten bieten. Zwischen Purismus, neuer Wohnlichkeit und Natur im Bad gilt aber stets: Harmonisch muss es sein. Inspirierende Mischungen, die gut zusammenpassen.
Mit allen Sinnen – so nehmen Badnutzer Materialien wahr. Ob das Aussehen gefällt, liegt ganz im Auge des Betrachters. Persönlicher Geschmack und Vorlieben für Farben, Formen und einen bestimmten Wohnstil spielen eine Rolle. Auffällige Materialien lassen sich z. B. als optisches Highlight in Szene setzten, wenn angrenzende Oberflächen schlicht gestaltet sind. Außerdem muss sich das Material gut anfühlen, insbesondere wenn es mit nackter Haut in Berührung kommt. Am besten sollten Badnutzer die verschiedenen Materialien auch zur endgültigen Auswahl befühlen.
Zu beachten gilt außerdem: Wohlfühlen hat auch etwas mit Klang in einem Raum zu tun. Die unterschiedlichen Materialien im Bad zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen, ist letztlich eine Kunst. Die Kunst, den Raum hinsichtlich Farben, Formen und Oberflächen geschickt zusammenzustellen und diese optisch, haptisch und akustisch in Einklang zu bringen.
Zonen mit geeigneten Materialien schaffen
„Gerade im höherwertigen Bad ist der Trend zur ausladenden Komfortdusche ungebrochen“, sagt Sven Rensinghoff von Bette. Dass nicht jedes Material für alle Bereiche im Bad gleich gut geeignet ist, versteht sich von selbst. Im Nassbereich von Wasch- und Duschzone sind Materialien einer großen Menge Wasser und Wasserdampf ausgesetzt. Sie sollten hier wasserabweisend und rutschfest sein.
Eine abgeschwächte Form des Nassbereichs sind Spritzwasserbereiche. Dazu gehört der Boden, insbesondere vor und um Dusche und Waschbecken. Der Trockenbereich, z. B. die Ruhezone im Bad, kommt kaum mit Wasser in Berührung. Ob und wo sich Materialien eignen, hängt davon ab, wie sie auf Kontakt mit Wasser reagieren. Dennoch müssen alle verwendeten Materialien so beschaffen sein, dass ihnen Feuchtigkeit durch Wasserdampf dauerhaft nichts anhaben kann.
Daher kann auch Holz mittlerweile vielfältig im Bad eingesetzt werden. Zum einen, weil die Zeiten der schlechten Belüftungs- und Heizungsmöglichkeiten in Feuchträumen der Vergangenheit angehören. Zum anderen haben sich Hersteller beim Schiffsbau aber auch einiges abgeschaut. Schichtverleimt und regelmäßig geölt verträgt sich Holz selbst in der Dusche jahrelang mit Wasser. „Holz wird bei uns so verarbeitet und behandelt, dass es auch im Bad allen Bedürfnissen und Anforderungen genügt“, sagt Joseph Greilinger von Duravit. Dem Trend, natürliche Materialien zu verwenden, steht also nichts mehr im Wege.
Die Natur ins Bad bringen
Neben Holz finden Naturstein, Leder, Moos und Kalkputz Einzug ins Bad. Einen natürlichen Charme erhält der Raum durch den gezielten Einsatz von natürlichen Materialien in Kombination mit der Badeinrichtung. „Natur im Bad ist ein ungebrochener Trend“, weiß Karoline Westrich von Villeroy & Boch. „Dazu passen Holzfronten bei Möbeln, Duschböden in Natursteinoptik oder Badewannen und Waschtische in der Naturfarbe grün.“ Professionelle Badgestalter planen jedes Bad individuell. Holz und Holzoberflächen verleihen einem Bad nicht nur den Naturstil, sondern auch einen wohnlichen Charakter. Gerade bei Holz können häufig Maßanfertigungen oder viele Sondergrößen bei Herstellern oder Schreinern geordert werden.
Naturstein erfreut sich ebenfalls seiner Beliebtheit im Bad. Aufgrund der enormen Vielzahl von Gesteinsarten gibt es für nahezu alle Anforderungen und Zonen im Bad einen geeigneten Stein. Ob als Waschtisch, Waschtischplatte, beheizte Sitzbank, Wandverkleidung oder Bodenbelag: Naturstein im Bad ist ein echter Allrounder. Momentan im Trend liegen Grauwacke, Kalkstein, Granit, Sandstein, Schiefer, Marmor und Travertin, wobei jeder Stein ganz unterschiedlich in Farbe und Haptik ist.
Echte Hingucker im natürlichen Badtrend sind auch Blätter, Zweige und Gräser als Dekorelement in Acryl oder Glas, z. B. als Trennwand von Dusche oder WC. Auf ausreichend schallschluckende Materialien in der Gesamtkonstellation sollte dabei geachtet werden. Zur Reinigung eignen sich warmes Wasser, ein Tuch oder Schwamm und gewöhnliche Reiniger, jedoch keine Glasreiniger. Leder wertet den Naturstil auf und lässt das Bad ebenfalls wohnlich wirken. In vielen Farben und Designs erhältlich, kann Leder im Trockenbereich schöne Akzente setzen. Mit der Zeit entwickelt Leder eine gewisse Patina, die charakteristisch ist, die man aber mögen muss.
Ein ungewöhnliches Material ist Moos als großflächiges Wandpaneel oder in kleinen Abschnitten an der Wand. Es wertet den Raum optisch auf und wird, richtig in Szene gesetzt, zum Highlight im Bad. Mit dem richtigen Licht kommt Moos besonders gut zur Geltung und lässt es wie ein Kunstwerk aussehen. Das zum Einsatz kommende Moos ist gereinigt und konserviert, sodass es ohne Licht, Bewässerung und Düngung auskommt.
Purismus und passende Materialien
Klare Formensprache, glatte Oberflächen und nüchternes Design sind die Eckpfeiler einer puristischen Einrichtung. Materialien der ersten Wahl sind daher Stahl-Email, Glas, Mineralwerkstoff, Metall und Beton. In der modernen Badgestaltung werden häufig Badewannen, Duschwannen oder Waschtische aus Stahl-Email verwendet, denn aufgrund des formbaren Grundstoffes können Produkte aus Stahl-Email sehr präzise modelliert werden. Objekte aus diesem Material bestehen aus einem Stahlkörper, auf den eine Glasur in Form einer Emailleoberfläche aufgetragen und eingebrannt wird. So gehen Stahl und Email eine feste Verbindung
ein. Die geschlossene, porenfreie Oberfläche ist hygienisch, lackabweisend, farbbeständig, kratz- und verschleißfest und schützt den darunter liegenden Stahl vor Korrosion. „Eine bodengleiche Dusche aus Stahl-Email in Kombination mit Fliesen sind für mich die beste Wahl“, sagt Stephan Bartholomäus, Bartholomäus Fliesen GmbH. „Ein gefliester Duschbereich sieht irgendwann nicht mehr schön aus. Problem sind die Fugen, die porös werden.“
Glas ist aufgrund der Transparenz ein fester Bestandteil im Bad und ideal für puristische Baddesigns. Rahmenlose Glaselemente und Trennwände geben dem Raum Weite. Darüber hinaus können lackierte Glasflächen als fugenlose Wandverkleidung in Nischen oder auch auf größeren Flächen genutzt werden, beispielsweise um eine angenehme Lichtinstallation zu ermöglichen. Auch Möbelfronten aus farbig lackiertem Glas sind Eyecatcher und lassen sich zudem leicht reinigen.
Das Einsatzspektrum von Mineralwerkstoffen im Bad ist ebenfalls recht vielseitig. Jeder Hersteller hat dabei sein eigenes Rezept und seinen individuellen Markennamen. Grundsätzlich wird Mineralwerkstoff aus zähflüssigem Acryl, gemahlenen Mineralien und Pigmenten hergestellt. Unter Druck werden dann homogene, massive Platten geformt, welche auf unterschiedliche Weise für verschiedene Einsatzzwecke weiter bearbeitet werden können. Mit ihm können Designer ihrer Fantasie freien Lauf lassen und quasi alle erdenklichen Formen und Farben schaffen. Wannen und Becken können komplett durchgefärbt werden. Die Farben bleiben auch nach Jahren erhalten. Das Material fühlt sich zudem angenehm warm an und die nahtlosen Oberflächen sind leicht zu reinigen. Allerdings sind sie auch empfindlicher als beispielsweise Stahl-Email, dafür jedoch leichter.
Metall gehört seit eh und je zum Bad, denn Armaturen – ob schmal, breit, gerundet oder kantig, poliert, gebürstet oder vergoldet – sind altbewährte Designobjekte. Hersteller bieten auch hier für jeden Geschmack eine Lösung, und die Möglichkeiten von veredelten Metallen scheinen ebenso unbegrenzt wie bei Waschtischen, Badewannen und Möbeln. Auch Badaccessoires aus Metallen passen zum puristischen Stil und sind eine gute Wahl für zeitloses Ambiente.
Wohnen im Badezimmer
Wohnliches Flair hält Einzug, wenn im Bad zum Beispiel Textilien, Tapeten und Deko und Möbelfronten aus Holz ihren Platz finden. Textilien in Form von Teppichen, Gardinen, Sitzmöbeln aus Stoff, Filz oder Leder können nicht nur Farb- und Designakzente setzen, sie tragen auch zu einer angenehmen Akustik
bei, da sie schallschluckende Eigenschaften aufweisen. Wenn Badnutzer keine Fans von Gardinen sind, können sie als Sichtschutz bei großen Fenstern auf Jalousien aus Holz oder Stoffen zurückgreifen.
Ein eher ungewöhnliches Element für ein wohnliches Badezimmer abseits von weißer Raufaser sind Tapeten mit floralen Mustern, abstrakten Formen oder im Vintage-Look. Motivtapeten sollten dezent eingesetzt werden, um den Raum nicht überladen wirken zu lassen. Auch Fliesen mit Dekoren bieten mannigfaltige Muster und nostalgischen Charme. Ein wohnliches Bad kann auch durch einen Holzfußboden oder Fliesen in Holzoptik unterstrichen werden. Letztere haben den Vorteil, dass sie wesentlich pflegeleichter als die echten Holzdielen sind.
Keramik ist ein Material, das seit Jahrzehnten im Bad zu Hause ist. Sie hat sich ihren Ruf von langanhaltender Beständigkeit wahrlich verdient. Weil sie sehr belastbar ist, eignet sich das Material für die tägliche Nutzung und damit für Toiletten, Waschtische, Bidets und Urinale perfekt. Der feinporig gebrannte und später veredelte Ton lässt sich gut formen und bietet der Industrie große Freiheiten in der Formgebung. Beschichtete Keramik ist einfach zu reinigen. Spezielle Oberflächenbehandlungen haben sogar eine antibakterielle Wirkung.
Die Kunst der Harmonie
Räume zum Wohlfühlen, Oasen der Ruhe und zum Rückzug, Treffpunkt für Familien und Paare – das sind die Ziele einer hochwertigen Badplanung. Durch ein harmonisches Zusammenspiel von Sanitärobjekten, Einrichtungsgegenständen und Materialien entsteht ein stimmiges Gesamtbild. Bei kleinen Bädern ist es wichtig, nicht zu viele verschiedene Materialien zu verwenden. Dezente und helle Farben sowie der Einsatz von Glas lassen den Raum optisch größer wirken.
Das gewisse Etwas im Bad entsteht, wenn bewusst einzelne Highlights gesetzt werden. Eine entsprechende Lichtplanung gehört außerdem dazu. Individuelle Eigenarten der verschiedenen Materialien können bewusst mit der richtigen Lichtplanung hervorgehoben werden. Sie schafft zudem Stimmungen und beeinflusst die Wahrnehmung maßgeblich.
Wiederkehrende Elemente aus Formen und Farben ermöglichen eine Symbiose im Raum. Beispielsweise ist eine kubistische Toilettenform eher ungewöhnlich, weshalb diese durch weitere quadratische oder rechteckige Elemente unterstützt werden sollten. Ähnlich kann man auch mit Farbakzenten verfahren. Auch die Verwendung von Farben, die der gleichen Farbgruppe angehören, schaffen fließende Übergänge und ein stilvolles Ambiente.
Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin