Legionellen in Trinkwasserinstallationen
Was sollten notfallmäßig installierte Sterilwasserfilter leisten?
Am 1. November 2011 ist eine Novellierung der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) in Kraft getreten, die unter anderem darauf zielt, Verbraucher besser vor Legionelleninfektionen zu schützen. Mit Legionellen belastete Trinkwasseranlagen sollen durch eine erweiterte Untersuchungspflicht zukünftig auch in Mietshäusern zuverlässiger identifiziert und zur Verringerung von Gesundheitsrisiken fachgerecht saniert werden. Bei stark kontaminierten Anlagen und drohender Nutzungseinschränkung bis zur Sanierung kann die Installation endständiger Wassersterilfilter als Notfallmaßnahme hilfreich sein. Die zuständigen Gesundheitsämter stehen entsprechenden Vorschlägen meist offen gegenüber, wie erste Erfahrungen zeigen. Voraussetzung ist, dass für die Filter eine gute Validierung existiert und die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Systeme auf der Basis der mitgelieferten Dokumentation nachvollziehbar ist.
Der Vorschlag zur Installation endständiger Einmal-Wassersterilfilter durch den Fachplaner oder Installationsbetrieb ist sinnvoll wenn absehbar ist, dass ein Nutzungsausfall über Wochen oder Monate mit im Vergleich höheren Kosten einhergeht oder z.B. Mietern schlicht nicht zugemutet werden kann. Die Filtration ist mit den Bestimmungen der Trinkwasserverordnung vollständig kompatibel und bietet im Vergleich zu chemischen Desinfektionsverfahren den Vorteil, dass die ausschließlich mechanische Zurückhaltung von Mikroorganismen die Wasserchemie und die Wasserqualität unbeeinflusst lässt und eine sofortige Lösung bietet. In der Praxis sollten Filtersysteme ausgewählt werden, die ihre Eignung in Feldstudien oder klinischen Studien unter Beweis gestellt haben.
Endständige Einmal-Wassersterilfilter werden zur Verwendung am Wasserauslauf bzw. am Duschkopf von einigen Herstellern als CE-gekennzeichnete Medizinprodukte angeboten. Der Hauptanwendungsbereich zur Prävention von Infektionen mit wasserassoziierten Erregern ist derzeit das Krankenhaus, und hier insbesondere Hochrisikobereiche mit stark immungeschwächten Patienten. Dies vor dem Hintergrund, dass herkömmliche Maßnahmen zur Desinfektion aufgrund planerischer und baulicher Mängel von Anlagen häufig unwirksam sind und die Bedeutung von wasserassoziierten Bakterien als Infektionsquelle im Krankenhaus eindeutig belegt ist. Auf Stationen mit onkologischen Patienten wird die routinemäßige Wassersterilfiltration heute immer dann ergänzend zur üblichen Hygiene empfohlen, wenn andere Maßnahmen eine Einhaltung der Grenzwerte nicht gewährleisten.
Validierte Wirksamkeit
Die zuverlässige Barrierefunktion, unter anderem gegen die besonders kritischen Legionella spp. und Pseudomonas spp., wurde für verschiedene Einmal-Wassersterilfilter dokumentiert. Beispielhaft sollen Einmal-Wassersterilfilter des auf Filtertechnologie spezialisierten Unternehmens Pall Medical vorgestellt werden, für die vom Unternehmen eine Dokumentation und Validierung nach internationalen Anforderungen vorgelegt wurde. Die Filter werden in Deutschland als Medizinprodukte für den Gebrauch in medizinischen Einrichtungen vermarktet (Aquasafe Einmal-Wassersterilfilter) sowie als nicht speziell deklarierte Produkte für Anwendungen im Bereich außerhalb medizinischer Einrichtungen (Kleenpak Einmal-Wassersterilfilter). Die Systeme sind identisch aufgebaut und werden jeweils für die Verwendung an Waschbeckenarmaturen und Duschen angeboten. Der einzige Unterschied besteht in der Tatsache, dass die Aquasafe Einmal-Wassersterilfilter als Medizinprodukt steril verpackt geliefert werden. Beide Systeme sind mit den diversen international eingesetzten gängigen Systembehandlungen kompatibel. Dies gilt einschließlich der Verfahren zur thermischen und chemischen Desinfektion.
Beide Filtersysteme wurden in Feldevaluierungen in Evaluierungszentren in den Niederlanden, Italien und Deutschland getestet und die Resultate in wissenschaftlichen und technischen Berichten dokumentiert. Dabei konnte gezeigt werden, dass Aquasafe Einmal-Wassersterilfilter über einen Zeitraum von einem Monat (maximal 31 Tagen) eine wirksame Barriere gegen in der Wasserversorgung vorhandene Bakterien bilden. Die Wirksamkeit zum Schutz vor wassergebundener Kontamination durch Mikroorganismen wurde mit Brevundimonas diminuta validiert, einem stäbchenförmigen Bakterium von ca. 0,4 – 0,5 x 1-2 µm Größe. In weiteren Tests wurde eine bakteriostatische Wirksamkeit des Filters festgestellt, die bezogen auf Pseudomonas aeruginosa 99,99% beträgt und bezogen auf Staphylococcus aureus 99,77%. Das filtrierte Wasser kann ohne weitere Behandlung getrunken sowie zur Zubereitung kalter Getränke oder Speisen verwendet werden. Es kann zudem für die persönliche Hygiene oder sensible medizinische Anwendungen genutzt werden, wie das ärztlich empfohlene Ausduschen von großflächigen chronischen Wunden. Für solche spezielleren Anforderungen ist zusätzlich unterstützendes Material erhältlich. So ist für den Aquasafe Einmal-Wassersterilfilter AQ31F1S ein abnehmbarer Brauseauslauf (AQFROSE) lieferbar, mit dem Wasser für die direkte Wundversorgung bereitgestellt werden kann. Um das Risiko für eine rückwärts gerichtete Kontamination der Filter durch bakteriell verunreinigtes Spritzwasser zu begrenzen, enthält das Gehäusematerial der Filter ein nichtlösliches bakteriostatisches Additiv.
Höhere Kosteneffizienz durch Optimierung der Filterstandzeiten
Im Aquasafe- und im Kleenpak Einmal-Wassersterilfilter konnte durch intensive Entwicklungsarbeit eine Verlängerung der Filterstandzeit auf die beschriebenen 31 Tage erreicht werden. Möglich wurde dies durch die Kombination einer patentierten doppellagigen Polyethersulfon (PES, Supor-Sterilmembran, auf 0,2 µm eingestuft und validiert) mit einer Vorfilterschicht, welche die abströmseitige Sterilfiltermembran schützt. Ganz allgemein kann bei einer verlängerten zulässigen Standdauer der Filter von geringeren Kosten für den Anwender ausgegangen werden. Aussagen zur Kosteneffektivität müssen allerdings konkret auf das Umfeld der Anwendung bzw. im Sanierungsfall auf die im Einzelfall zugrunde liegende Problematik der Trinkwasseranlage bezogen werden. Bislang vorliegende Untersuchungen im Krankenhausbereich und außerhalb von Krankenhäusern legen nahe, dass aus der Verwendung der Filter neben direkten Kosteneinsparungen auch indirekte (volkswirtschaftliche) Sparpotenziale resultieren können, etwa durch Vermeidung überwiegend harmloser, jedoch häufiger Infektionskrankheiten im häuslichen Umfeld.
Die Erstmontage der Aquasafe- und Kleenpak Einmal-Wassersterilfiltern erfolgt in der Regel durch einen Fachbetrieb oder den technischen Leiter der jeweiligen Einrichtung. Anschließend kann der Wechsel der Filter unkompliziert über eine Schnellkupplung vorgenommen werden. Der Austausch in Haushalten kann somit entweder durch den Fachbetrieb oder vom Anwender selbst vorgenommen werden, wobei im zweiten Fall möglichst gewährleistet sein sollte, dass der Wechsel empfehlungsgemäß erfolgt.
Autor: Daniel Neubacher, Freier Medizinjournalist (Oberursel)
www.pall.com/main/Consumer-Water/Consumer-Water.page?
Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine gekürzte Fassung. Der vollständige Text mit Quellenangeben zu den genannten Publikationen sowie weiteren Informationen ist abrufbar unter: www.ikz.de/whitepaper.