Komfort für heute und morgen
Bäder generationengerecht planen und sanieren
Der Wohnungsneubau ist in Deutschland in jüngster Zeit wieder in den Fokus der Politik gerückt. Zugleich bleibt aber auch die Sanierung ein dringliches Thema. Denn vor dem Hintergrund des demografischen Wandels erweisen sich zahllose Bäder als unzureichend für künftige Anforderungen. Sowohl im Neubau wie in der Sanierung stellt sich die Frage, wie Bäder für heute und morgen generationengerecht geplant und saniert werden können.
Ein Blick in die Statistik zeigt: Allein in den 60er- und 70er-Jahren ist ein Drittel des deutschen Wohnungsbestands entstanden. Die 80er-Jahre steuerten mit der nachlassenden Bauleistung noch mal 11% bei, von denen nun viele für die erste Sanierung anstehen. Noch mehr fällig für eine altersgerechte Ertüchtigung sind die Bäder aus dem Bauboom der Wirtschaftswunderjahre. Der Neubau der jüngeren Zeit hat eine qualitative Konkurrenz geschaffen, die nicht nur mit Energieeffizienz, sondern auch mit mehr Komfort punktet und hinsichtlich der älteren Baujahrgänge Fragen nach dem Werterhalt und den Vermietungschancen aufwerfen. Investitionen im Bestand sind nötig und werden es ungeachtet aller Neubau-Initiativen der Politik vorerst auch bleiben.
Beim Sanieren im Bestand sind Vorüberlegungen durchzuführen, die auf die Absichten und Ansprüche des Investors (Bauträgergesellschaft oder Privateigentümer) eingehen: Da eine Badsanierung individuell auf die Bedürfnisse des Bauherrn abzustimmen ist, sollte zunächst ermittelt werden, welche Anforderungen aus dem Nutzerkreis vorliegen: Ist die altersgerechte Ertüchtigung des Badezimmers ein akuter Bedarf, da die Mobilität bereits stark eingeschränkt ist? Oder steht vielleicht das Thema häusliche Pflege an? Oder ist es eine Vorkehrung für später? Nachfolgend soll es um das Zweitgenannte gehen: Was kann heute bereits für morgen schon vorgesehen werden?
Hilfreich ist es, im Gespräch zwischen dem Installateur und dem künftigen Nutznießer der Sanierungsmaßnahme schrittweise die Stationen im Bad abzuarbeiten und dabei unterschiedliche Optionen im baulichen Aufwand zu erörtern. Nicht alles muss gleich nach „Reha“ aussehen und kann doch viele „Care“-Aspekte erfüllen. Zudem bieten zahlreiche Maßnahmen sowohl mehr Komfort und Wellness wie auch konkrete Hilfsmittel für Ältere. Zu den Stationen zählen in der Regel die Dusche, der Waschtisch (mit seinem Umfeld) und der Komfort im WC-Bereich. Für alle drei Stationen gibt es unterstützende Einrichtungen, die generationsübergreifende Anforderungen berücksichtigen.
Unterstützung in der Dusche
Dass bodenebene Duschbereiche bzw. die schwellenlos eingepasste Duschtasse Garanten für langlebigen Duschkomfort sind, hat sich in der breiten Öffentlichkeit herumgesprochen. Aber auch ohne große Baumaßnahmen im Estrich lassen sich verschiedene Verbesserungen erzielen: Wie steht es um eine möglichst rutschhemmende Oberfläche? Hier bietet sich der Austausch der vorhandenen Duschwanne gegen ein Modell mit „Anti-slip“-Oberfläche an, wie sie z. B. Hersteller von Stahlemail-Wannen im Programm haben. Zudem bieten flache Duschflächen oder bodengleiche Duschen mit seitlicher, in die Wand integrierter Ablaufrinne allen Altersgruppen einen leichten Zugang in die Dusche.
In den Fokus geraten auch Details auf der Wand, die das Duschen erleichtern, zugleich aber auch so stilvoll und unaufdringlich wie möglich sein sollen. Generationenübergreifenden Komfort bietet beispielsweise eine Duschsteuerung, die intuitiv mit klar erkennbaren Tasten oder Druckknöpfen operiert und selbst bei nachlassender Sehleistung zum richtigen Ergebnis führt, selbstverständlich mit Thermostat. Die Kombination von Thermostat und Ablage bewährt sich an dieser Stelle und wird von verschiedenen Armaturenherstellern angeboten.
Zur hilfreichen Unterstützung in der Dusche kann die Brausestange werden, die mit einer 90-Grad-Biegung nahtlos in einen Handlauf übergeht. Nach dem Motto: Wenn schon eine Stange an der Wand (um die Brause aufzuhängen), kann es auch gleich eine ästhetische Lösung „um die Ecke“ sein. Ausführungen in Edelstahl wirken an dieser Stelle edel und sind mit vielen Badambienten kombinierbar. Wer den Duschhandlauf auf die Fliesen abstimmen möchte, findet bei einigen Anbietern verschiedene Farbmodelle. Dazu sollte beachtet werden, dass gezielt eingesetzte Kontraste, auch mit starken Farben und klaren Symbolen, für ältere Menschen eine wichtige Bedienhilfe sind. Der eindeutige Farbakzent als Orientierungshilfe kann die farblich abgesetzte Griffstange sein: in Kunststoff oder Edelstahl farbig eloxiert.
Die wandmontierte Reling in Fortsetzung der Brausestange ist zugleich eine Halterung für den bedarfsgerechten Sitz in der Dusche. Der mag heute noch nicht gewollt sein, aber für einen eventuellen, künftigen Einsatz ist vorgesorgt, ohne dass Wand und Fliesen beschädigt werden müssen. Der Einhängesitz hat eine zusätzliche Ausladung, weil Träger zu berücksichtigen sind. Dafür ist er ein unmittelbar einleuchtendes Element zur Nachrüstung, und es gibt ihn auch mit Rückenlehne. Klappsitze für die Dusche gibt es ansonsten für die Wandmontage, wobei diese weniger prominent wirken, dafür aber ihren fixierten Platz haben. Der waagerechte Haltegriff in der Dusche kann natürlich auch separat von der Brausestange montiert werden und ist dann zugleich ein Badetuchhalter.
Wenn mehr Unterstützung im Bad und nicht zuletzt unter der Dusche gefragt ist, kommen auch hier Stützklappgriffe in Betracht, wie sie im Waschtisch- und WC-Umfeld eingesetzt werden. Die Klappfunktion ist dabei vor allem unter der Dusche besonders platzsparend für alle einsetzbar, die auch ohne diese Unterstützung brausen. In einem flexiblen Badkonzept lassen sich mobile Stützklappgriffe in dafür vorgesehene Montageplatten einrasten. So lange der zusätzliche Halt nicht benötigt oder von einem späteren Bewohner nicht gewollt wird.
Rund um den Waschtisch
Die Hersteller von sanitären Einrichtungsgegenständen haben ihre Programme von Badelementen und Accessoires für das Generationenbad (bis hin zum Bad für die häusliche Pflege) zumeist aufeinander abgestimmt, sodass Design, Material und Farben zueinander passen und mit dem Stil im Bad ein stimmiges Bild ergeben. Rund um den Waschplatz sind es mehrere Ausstattungsdetails, die auch für das barrierefreie, altersgerechte Bad nachgefragt werden: Ablagen, Spiegel, Zahnputzbecher usw. Für Personen mit Handicap buchstäblich entgegenkommend, aber auch für alle anderen Benutzer äußerst praktisch: der Zahnputzbecher, der in seiner Halterung zum Benutzer hin gekippt ist. Ein Wandspiegel, der sich mit einer einfach zu bedienenden Mechanik so ausrichten lässt, dass man sich auch im Sitzen sehen kann. Ebenso hilfreich und in der Beratung leicht vergessen: der hochwertige Kosmetikspiegel mit Beleuchtung, der flexibel in verschiedene Positionen fixiert werden kann und mit Vergrößerungswirkung, die der Benutzer individuell bestimmt hat.
Das Waschen und die Körperpflege im Sitzen unterstützt selbstverständlich ein flacher Waschtisch, der keinesfalls wie ein Direktimport aus dem medizinischen Bereich aussehen muss. Gemeinsam ist diesen Modellen, dass man sich beim Sitzen nicht anstößt oder den womöglich heißen Geruchsverschluss berührt. Aus diesem Grund sollte ein Unterputz- oder Flachaufputz-Geruchsverschluss installiert werden, der viel Beinfreiheit lässt.
Zusätzliche Sicherheit beim Manövrieren oder Stehen am Waschtisch bieten eine Haltestange an der Vorderkante oder integrierte Griffmulden an beiden Seiten. Während Griffmulden schon eine eindeutige Designsprache haben, und nicht jedermanns Sache sind (wenn es noch nicht erforderlich ist), wirkt die Stange relativ neutral. Ob man den unterfahrbaren Waschtisch mit einer körperfreundlichen Einbuchtung anschaffen möchte, ist individuell zu entscheiden. Nachrüsten lässt sich auch dieser. Ein triftiges Argument ist allerdings die Vorkehrung zur Höhenverstellbarkeit. Dazu gibt es verschiedene mechanische und elektronische Vorwand-Systeme, die vom frontseitig eingesetzten Beckenmodell völlig unabhängig sind.
An den höhenverstellbaren Badelementen zeigt sich auch, dass Komfort für die Älteren auch Komfort für die Kleinen bedeutet: Denn die individuelle Höhe lässt sich sowohl kindgerecht herunterfahren, als auch für Benutzer mit eingeschränkter Beweglichkeit komfortabel nach Bedarf einstellen, bequem mit Fernbedienung. Die cleveren Lösungen bewegen das Paneel samt Spiegel, eine Blende verdeckt die dahinterliegende Vorwandtechnik.
Beim Thema Haltegriffe und Stangen überzeugt Badkunden darüber hinaus, dass sich manche Vorkehrungen bis zum Eintreten des akuten Bedarfs noch unsichtbar bleiben können, nämlich unsichtbar in der Wand verschwinden: Die Montageplatte auf der Vorwandinstallation lässt sich vielfach durch eine Abdeckkappe des Herstellers verdecken, sodass die Wandstütz- und Stützklappgriffe bis dahin separat vorgehalten werden (oder auch noch gar nicht angeschafft sind) und ihre Montagepunkte nicht weiter auffallen. Für die ergonomische Griffigkeit der Stangen sind Anbieter zu unterschiedlichen Lösungen gelangt: vom flächigen Design mit einer planen Auflagefläche über den ovalen Querschnitt, der besonders gut in der Hand liegt, bis zum Rundrohr mit rutschhemmender Oberfläche.
Komfort am WC
Das WC ist von zentraler Bedeutung für das zukunftssichere Bad, auch wenn viele beim dem Thema Generationenbad in erster Linie nur an die bodenebene Dusche denken. Schon ein einzelner Bandscheibenvorfall kann das Benutzen zur Qual werden lassen. Dabei lässt sich auch beim WC, ob höhenverstellbar oder nicht, viel Vorsorge treffen: beispielsweise mit WC-Modulen, deren Vorwandelement so ausgelegt ist, dass die Entscheidung für den konkreten Komfort nachträglich getroffen (oder geändert) werden kann. Der Installateur kann mit diesen vielseitigen Elementen die gesamte Vorwandkonstruktion im Bad inklusive Fliesen fertigstellen, und erst danach muss der Kunde entscheiden: WC, Dusch-WC oder Aufsatz? Der Installateur profitiert dabei von den bereits seitlich vormontierten Leerrohren, die eine problemlose Verkabelung ermöglichen. Und alles lässt sich wieder rückgängig machen.
Zur flexiblen, optionalen Ausstattung gehören auch Stützklappgriffe, für deren (spätere) Montage die entsprechenden WC-Module bereits vorsorgen. Dusch-WCs stehen möglicherweise auch hierzulande vor einem Durchbruch, so vielseitig ist bereits die Angebotspalette. Schließlich erleichtern sie die Hygiene auch für Menschen mit eingeschränktem Bewegungsapparat. Die oft mit angebotenen Lösungen mit Sensorik und Geruchsfilter schaffen zusätzlichen Komfort und Wohlfühlqualität im Bad. Höhenverstellbare WC-Module runden die Angebotspalette ab und fungieren auch als Aufstehhilfe.
Autor: Heinz Kaiser, Hamburg