Hygienisch spülen ohne Rand – Trends und Besonderheiten, Vor- und Nachteile spülrandloser WCs
Die Anbieter spülrandloser WCs nehmen aktuelle Anforderungstrends auf, nutzen sie und entwickeln sie weiter: Sie optimieren das Design ihrer Objekte, streben verbesserte Spülergebnisse und eine günstigere Spülverteilung an und versuchen die Reinigungsfreundlichkeit zu steigern, nicht nur durch das Vermeiden der berüchtigten verdeckten Stellen, sondern auch durch den Einsatz von Spezialglasuren. Dafür werden je nach Hersteller unterschiedliche Techniken eingesetzt. Um deren Besonderheiten sowie um Vorzüge und Nachteile der spülrandlosen WCs insgesamt geht es im folgenden Beitrag sowie in der dazu gehörenden Marktübersicht.
Thomas Kannengießer, Director Product Management CSW Projects im Unternehmensbereich Bad & Wellness bei Villeroy & Boch (Mettlach), sieht aktuell die Hygiene-Ansprüche nicht nur in Krankenhäusern und stark frequentierten, öffentlichen Gebäuden, sondern auch in Privathaushalten als „sehr hoch“ an. Auch das Thema Wassersparen hat hohe Bedeutung, und der Verbraucher verlange zunehmend nach Produkten, die schnell und unkompliziert zu reinigen seien. Wichtig ist es außerdem nach Auffassung von Ideal Standard (Bonn), „an der Erzielung optimaler Design- und Spülergebnisse“ weiter zu arbeiten.
„Die spülrandlosen WCs erfüllen den Trend zu mehr Hygiene und Pflegeleichtig-
keit“, sagt Reginald Thal, Vertriebsdirektor bei Keramag (Ratingen). „Ohne Spülrand gibt es keine verborgenen Stellen für mögliche Ablagerungen und Verschmutzungen mehr. Gleichzeitig sorgt der Spülverteiler für hygienisch einwandfreie Aus- und Flächenspülungen.“ Damit entfalle die aufwendige Reinigung des Spülrandes. Gegen Aufpreis sind viele dieser WCs auch mit einer Spezialglasur erhältlich, die den Reinigungsaufwand weiter reduziert.
Wie Toto Europe (Düsseldorf) betont, steht und fällt allerdings die Qualität der randlosen WCs mit der Spülung: „Durch die Randlosigkeit werden an die Spülung ganz andere Anforderungen gestellt“, erklärt dieser Anbieter. „Hier sind die Hersteller gefordert, neue Wege zu gehen, um Spülungen effektiv zu machen.“ Spülrandlos sollte bedeuten, „dass das WC-Innenbecken an allen Stellen uneingeschränkt zugänglich und problemlos zu reinigen ist.“ Aber genau das ist den einzelnen Herstellern der WC-Modelle unterschiedlich gut gelungen. Schaut man sich die Innenbecken genauer an, kann man erkennen, dass einige Produkte immer noch über verdeckte Stellen verfügen, die schwer
zugänglich sind. Um den Vorteil der Spülrandlosigkeit zu nutzen, sollte aber gerade das nicht der Fall sein.
Vorteile der Spülrandlosigkeit
„In Kombination mit einer glatten Oberfläche oder Glasur wird ein um 95% ver-
ringertes Bakterienwachstum erreicht. Dies bestätigt der Bakterientest, der 2013 an der Akdeniz Universität in Istanbul durchgeführt wurde“, erklärt Claudio Conigliello, Marketingmanager bei VitrA Bad (Köln).
Wie Reginald Thal (Keramag) ergänzt, sparen spülrandlose WCs außerdem „Wasser, Reinigungsmittel und -aufwand, schonen die Umwelt und reduzieren die Betriebskosten.“ Hinzu komme, „dass in einem WC ohne Spülrand Verschmutzungen direkt auffallen und so schnell und einfach beseitigt werden können.“
Für öffentliche WCs, die von vielen unterschiedlichen Nutzern frequentiert werden, gibt es laut Toto Europe weitere Vorteile: „In Kombination mit der passenden Spülung und einer glatten Glasur können Schmutz und Bakterien nicht so gut haften bleiben wie an herkömmlichen WCs.“ Das werde durch das Deutsche Hygienezertifikat bestätigt. Wichtig sei, dass beim Betätigen der Spülung weder Sprühnebel noch Spritzer entstünden, sodass die Verbreitung von (multiresistenten) Darmkeimen so gut wie ausgeschlossen sei.
Nachteile der Spülrandlosigkeit
Als Nachteil könnte nach Meinung mancher Hersteller trotz aller bauseitigen Vorkehrungen die Gefahr des Überspritzens gesehen werden, was man beim Fehlen eines Randes vermuten könnte. Darauf weist z.B. Ideal Standard hin. Allerdings sei die Wasserführung so ausgeklügelt, dass dies nicht passieren könne, was auch in Tests bestätigt werde. Auch Laufen (Laufen / Schweiz) berichtet von gelegentlichen Bedenken, dass spülrandlose WCs spritzen könnten. „Diese lassen sich jedoch mit einfachen Produktvorführungen aus dem Weg räumen.“
Ebenso erwähnt Thal (Keramag) die „vereinzelt geäußerte Befürchtung, dass das spülrandlose WC nicht für ein gründliches Ausspülen des Innenbeckens sorgt“, hält sie aber für unbegründet: „Der Spülverteiler unserer Produkte beispielsweise gewährleistet eine einwandfreie Aus- und Flächenspülung.“
Produktbeispiele und ihre technischen Besonderheiten
Bereits zur ISH 2013 stellte Duravit seine Rimless-WCs für die Komplett-Bad-Serie DuraStyle vor. Ein Jahr später zur SHK erweiterte der Hersteller sein Sortiment der Spülrandlosen für die Designserien Happy D.2 und Darling New. Die WCs sind kombinierbar mit dem Dusch-WC Sitz SensoWash. Geachtet worden ist dabei nach Darstellung des Anbieters auf hohe Funktionalität, effiziente Spültechnologie bei geringen Wassermengen, ein anspruchsvolles Design sowie eine einfache Installation und Wartung: „Die offene und kontrolliert geführte Spülrandgestaltung sorgt für eine vollständige Bespülung der Innenfläche während des Spülvorgangs. Als Wand-WC der 4,5-l-Generation bietet das Rimless-Modell selbst bei kleinen Wassermengen die gewünschten Spülergebnisse.“ Optional seien alle Rimless-WCs mit WonderGliss-Beschichtung erhältlich. Sie nehme dem Schmutz die Angriffsfläche und lasse Rückstände mit dem Wasser abfließen.
Der Vorteil der Rimfree-WCs von Keramag liegt laut Reginald Thal in der konstruktiv gesicherten Vermeidung von verborgenen Hohlräumen, in denen sich Ablagerungen und Schmutznester bilden können. „Ein patentierter Spülverteiler führt das Wasser symmetrisch in das Becken ab und gewährleistet eine einwandfreie Aus- und Flächenspülung.“
Das Unternehmen hat für das Privatbad in diesem Jahr das Komplettbadprogramm Xeno2 mit einem spülrandlosen WC ausgestattet. Für den öffentlichen Bereich ist nach Aussage von Thal die Markteinführung des Rimfree-WCs Renova Nr. 1 mit einer Ausladung von 70 cm geplant, das die Anforderungen der barrierefreien Badausstattung erfüllt.
Damit bietet das Unternehmen acht Rimfree-WC-Varianten an: Außer den beiden genannten umfasst das Programm die wandhängenden WCs Renova Nr. 1, 4U, iCon und it!. Zusätzlich ist als Bestandteil der Serie iCon auch eine bodenstehende Tiefspül-WC-Kombination erhältlich. Ebenfalls geplant ist die Markteinführung des Renova Nr. 1 Plan Rimfree-WC.
Der Hersteller Laufen bietet die WCs Pro Rimless und Pro Rimless Compact an. Diese WCs werden laut Anbieter „optimal ausgespült“. „Die unbespülte Fläche unterhalb des Keramikrandes wird mit nur 40 mm getestet und damit weit über der EN 997, die 85 mm vorsieht.“ Dabei sollen die WCs nicht überspritzen. Als weitere Besonderheit nennt das Unternehmen die unsichtbare Befestigung von unten, die dafür sorgt, dass der Keramikkörper frei von Nischen ist.
Totos neuestes Modell für den öffentlichen Bereich ist das CF. Auf dem Markt ist es seit April dieses Jahres. Das jüngste Produkt für den privaten Bereich heißt SG, auf dem Markt seit Juni 2013. Alle WCs dieses Anbieters verfügen über die Tornado-Flush-Spülung. Dabei wird das Wasser kreisend, je nach Modell aus zwei oder drei Düsen kommend, in das WC Becken eingeleitet. „Die kreisende Spülung ist besonders gründlich und effektiv, ohne dass Spritzer oder Sprühnebel entstehen können“, so der Anbieter. Konzernweit gesehen produziert der japanische Hersteller randlose WCs seit 2002.
Von Villeroy & Boch gibt es aktuell die Modelle Omnia Architectura DirectFlush (seit 2012), Subway 2.0 DirectFlush (seit 2013), Joyce DirectFlush (seit 2014) und voraussichtlich ab Herbst 2014 das O.novo DirectFlush. Alle eignen sich laut Hersteller sowohl für den öffentlichen als auch für den privaten Bereich. Wie Thomas Kannengießer erklärt, wird bei den DirectFlush WC-Modellen die Komplettbespülung bei jedem Spülgang und die Verhinderung von Überspritzungen durch einen speziellen Spritzschutz am Beckenoberrand und die höhere Position der Wassereinspritzdüsen sichergestellt. Spülrandlose WCs ohne diesen Spritzschutz spülen seiner Darstellung nach „in der Regel nicht das Becken bis an die Oberkante, da dies nach heutigem Stand der Technik das Überspritzrisiko zu sehr erhöhen würde.“
Die Wand-WCs VitrAflush aus den Badkollektionen Metropole, S50 und S20 des Herstellers VitrA Bad sind schon länger eingeführt. Neu auf der Fachmesse SHK 2014 präsentierte dieser Anbieter die Wand-WCs VitrAflush zu den Kollektionen T4 und Shift. Beide wurden von der NOA Design Group in Zusammenarbeit mit dem hauseigenen Design Team entwickelt. Das Shift Wand-WC VitrAflush eignet sich nach Darstellung des Unternehmens sowohl für die Raumnutzung bei Gäste-WCs als auch für Spa-Bäder. Zudem gibt es ein spülrandloses Health & Care-Modell mit 700 mm Ausladung.
Installationsmerkmale einiger Hersteller
Nicht alle, aber einige Hersteller geben Empfehlungen für die Installation ihrer Produkte. Duravit z.B. stattet seine Modelle „mit der unsichtbaren Durafix-Befestigung“ aus. Ideal Standard erinnert daran, dass es je nach Spülkasten sinnvoll sein kann, die werkseitig mitgelieferte Spüldrossel seiner WCs zu entfernen. Der Hersteller Keramag rät bei Spülkästen niedriger Bauhöhe ebenfalls zur Entnahme der Spüldrossel, „um eine einwandfreie Ausspülung des Innenbeckens zu gewährleisten.“ Bei älteren Spülkästen sollte die eingestellte Spülmenge überprüft und auf 6 l reduziert werden.
Die spülrandlosen WCs der Serie Laufen Pro sind nicht für Druckspüler zugelassen. Installieren lassen sie sich mithilfe des neu entwickelten EasyFit-Systems, das die Montage laut Anbieter beschleunigt und vereinfacht.
VitrA Bad stellt seine neue Montagetechnik V-Fit vor, die eine „besonders zügige, komfortable und dadurch kostengünstige Installation von wandhängenden WCs“ erlaube. Sie lasse sich bei diversen WC-Modellen verwenden, so auch bei den Wand-WCs VitrAflush aus den Kollektionen T4, Shift und Metropole.
Autorin: Elke H. Zobel
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