Hygienisch, individuell und von funktionaler Ästhetik
Die richtige Lösung für halböffentliche Waschplätze ist abhängig von der Nutzung
Generell gilt: Sanitärräume im öffentlichen wie im halböffentlichen Bereich müssen mit besonders pflegeleichten und funktionalen Gegenständen ausgestattet sein. Schutz vor Vandalismus mag im halböffentlichen Bereich, mit einem mehr oder weniger definierten Personenkreis, nicht die erste Forderung sein, die erfüllt sein muss. Aber die Frage ist: Was ist für wen am besten?
Bei der Ausstattung von halböffentlichen Waschräumen kommen nicht nur hygienische Aspekte zum Tragen. Im Fokus stehen auch Komfort, Wohlbefinden der Nutzer sowie ein schönes Design, repräsentatives Ambiente und noch vieles mehr. Rechtliche Anforderungen und Normen sind außerdem zu berücksichtigen. Barrierefreiheit, Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit, Zertifizierungen und Labels? Worauf ist eigentlich zu achten? Die Nutzer sind zudem sehr unterschiedlich. Und so ist klar: Die allgemein richtige Lösung gibt es nicht. Stattdessen Individualität, dieser Trend ist auch hier Gebot. Die Art des Gebäudes, die Ziele der Eigentümer oder Mieter und die Nutzer der Waschräume geben den Ausschlag. Einige Beispiele.
Visitenkarte im Gastrogewerbe
Gaststätten und Restaurants unterliegen den jeweiligen länderspezifischen Gastgewerbebetriebs- und Versammlungsortvorschriften. Sie müssen aber auch die Arbeitnehmerrichtlinien berücksichtigen. Ausschlaggebend ist dabei zunächst die Anzahl der Gäste, für die das Restaurant oder die Gaststätte dimensioniert ist. Ab fünf Arbeitnehmern müssen gesonderte Sanitärräume für das Personal gestellt werden. In Deutschland regelt die Richtlinie des VDI 6000 Blatt 2 und 3 sowie die Arbeitsstättenrichtlinie ASR 37/1 die Bereitstellung und Ausstattung von Sanitärräumen bei Gewerbe- und Industriebauten.
In der Gastronomie gelten Waschräume ganz besonders als Visitenkarte. Dort tragen sie zur Imagepflege bei und sind ein Ort der Repräsentation. Beinahe nirgendwo anders zeigt sich so klar, wie viel Einsatz darauf verwendet wird, auch stark beanspruchte Räume kontinuierlich in Ordnung zu halten. Sauberkeit und Hygiene sind hier oberstes Gebot. Für ein gutes Image stehen aber auch eine hochwertige Waschpatzgestaltung und ästhetisch anspruchsvolle Lösungen in Design und Qualität an vorderster Stelle. Bei der Ausstattung hochwertiger halböffentlicher WC-Bereiche haben Bauherren und Planer hygienische Lösungen, die Hautkontakte auf ein Minimum beschränken helfen, Langlebigkeit, robuste, vandalismussichere und leicht sauber zu haltende Materialien und Oberflächen, hochwertiges Design und hoher Komfort sowie ressourcensparende Technologien im Visier.
Vom Hotelzimmer bis in die Lounge
Für die Ausstattung von Hotelzimmern dient als Basis die VDI-Richtlinie 6000 Blatt 4. Die minimalen Ausstattungen für Hotelbäder nach Kategorien stehen in den länderspezifischen Hotelklassifikationsrichtlinien. Für die öffentlich zugänglichen Bereiche der Hotelanlage sind wiederum die länderspezifischen Gaststättenrichtlinien und -verordnungen maßgeblich.
Auch im Hotel spielt für Menschen – egal ob Businessbesucher oder privater Wellnessgast – das Bad eine äußerst wichtige Rolle. Wie im Gastrobereich sind hier die Erwartungen besonders hoch: Absolute Sauberkeit und ein hoher Hygienestandard machen den Gesamteindruck ebenso aus wie das Design und die Gestaltung. Für Sanitärplaner eine große Herausforderung, denn die Harmonie, das Wohlbefinden und ein durchgängiges Designkonzept mit hochwertigen Sanitärobjekten sind für die Bewertung eines Hotels von enormer Bedeutung.
Hotels müssen außerdem gezielt auf die Bedürfnisse von Senioren und Menschen mit Bewegungsfreiheit eingehen. Die „best ager“ sind für sie eine attraktive Zielgruppe, die stetig wächst. Barrierefrei planen betrifft somit sowohl das Bad im Hotelzimmer also auch die Waschräume im Loungebereich und in weiteren Facilities wie im hoteleigenen Restaurant oder im Spa.
Sanitärräume im Gesundheitswesen
Praxen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen unterliegen besonders den strengen Anforderungen an Hygiene, Sauberkeit und Sicherheit. Damit auch Personen, deren Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, die Sanitärräume selbstständig aufsuchen können, sind diese generell barrierefrei zu planen. Dazu müssen die Räume ausreichend dimensioniert werden, um dem Platzbedarf von Rollstuhlfahrern gerecht zu werden. Aber auch helfenden Personen ist ausreichend Bewegungsfreiheit zu gewähren.
Vor allem in Krankenhäusern unterliegen Waschbecken sehr unterschiedlichen Ansprüchen. Die Einsatzbereiche variieren vom Behandlungszimmer, über den Operationssaal und das Labor, bis hin zum Patientenzimmer und den Aufenthaltsräumen. Besonders für OP und Behandlung gelten höchste Hygienestandards. Berührungslose Armaturen sind hier unabdingbar. Besonders geeignet sind Waschtische mit speziellen Beschichtungen. Sie erleichtern die Reinigung und sorgen dafür, dass sich Bakterien und Keime nicht festsetzen können. Zusätzlich gibt es Waschbecken in besonderen Hygieneausführungen, die einen geschlossen Überlaufkanal haben, Ausführungen mit und ohne Hahnloch sowie mit einem von außen nicht sichtbaren Überlaufsystem. Für eine Kinderklinik sind Sanitäreinrichtungen zu wählen, welche den spezifischen Anforderungen vom Kleinkind bis zum Jugendlichen gerecht werden.
Bedürfnisse von kleinen und großen Kindern
Sanitäreinrichtungen für Kinder sind immer eine Frage der richtigen Dimensionierung. Für diese Nutzer ist außerdem eine helle und freundliche Atmosphäre wichtig, für Betreuer dagegen die Übersichtlichkeit von Räumen sowie Stauraum und Ablagefläche für Utensilien. Bei Schulen steht die Robustheit, Strapazierfähigkeit und der Schutz vor Vandalismus im Vordergrund. Pflegeleicht sollten alle Waschanlagen sowieso sein. Scharfe Ecken und Kanten erhöhen die Verletzungsgefahr. Besser sind rundliche Formen, welche die kindliche Ergonomie berücksichtigen. Je nach Alter sind geschlechtergetrennte Waschräume gefragt. Bei starken Altersunterschieden der Nutzer sind altersgerechte Montagehöhen zu beachten. Armaturen mit wassersparenden Einrichtungen und Temperaturbegrenzern sind für Kinder perfekt.
Für Kindergärten und Schulen sind die länderspezifischen Richtlinien maßgebend. Für Integrationsklassen ist barrierefrei zu planen.
Living in a Material World
Hygiene, Pflegeintensität und Robustheit von halböffentlichen Sanitärräumen spielen unabhängig von der Nutzerschaft eine wichtige Rolle. Sie sind eng mit der Materialauswahl verbunden. Diese bildet damit einen Grundstein für die Planung. Zur Auswahl bei Waschtischen stehen im halböffentlichen Bereich Keramik, Stahl-Email und Mineralguss.
Keramik ist ein altbewährtes Material im Bad. Die keramische Grundmasse wird aus den natürlich vorkommenden Rohstoffen Kaolin, Ton, Feldspat und Quarzsand hergestellt. Sie ist leicht formbar, wird in Öfen gebrannt und dann glasiert. Die glatten Oberflächen gelten als pflegeleicht und beständig gegenüber Säuren sowie anderen chemischen Substanzen. Diese Eigenschaften haben seit jeher Keramik zum beliebten Material von Sanitärobjekten gemacht.
Heute kann man von der Keramik der nächsten Generation sprechen. Spezielle Oberflächenveredelungen machen das Material noch härter und widerstandsfähiger, schmutzabweisend und damit pflegeleichter. Für halböffentliche Waschräume mit einer Vielzahl an Besuchern ist dies natürlich besonders wichtig. Veredlungen bieten verschiedene Hersteller. Sie gibt es zum Beispiel von Laufen (Clean Coat), Villeroy & Boch (Ceramic Plus), Duravit (Wonder Gliss) und Toto (CeFiONtec).
Bei Waschtischen spielen vor allem Stahl-Email (z. B. von Alape, Bette) und Mineralguss (z. B. von Badeloft, Hewi, Keuco) eine Rolle. Bei Stahl-Email wird bei der Herstellung Stahl durch Brennen bei hohen Temperaturen mit Email verbunden. Hauptbestandteil von Email sind die natürlichen Rohstoffe Quarz, Borax, Feldspat und Soda. Diese sind genauso wie Stahl recycelbar und gelten daher als sehr umweltfreundlich. Emaillierter Stahl weist eine porenfreie Oberfläche auf, ist chemikalienresistent und leicht zu reinigen, kratzfest und hygienisch.
Mineralguss wird aus den natürlichen Materialien Marmormehl, Standstein und Quarzsand sowie einem Epoxid-Binder, beispielsweise Polyester-Harz, hergestellt. Das flüssige Material macht eine filigrane und maßgenaue Form möglich und ist zudem leichter als Keramik. Optisch und haptisch besitzen Mineralguss-Objekte sehr ähnliche Eigenschaften wie Naturstein, etwa Marmor, jedoch mit wesentlich geringerem Kostenaufwand und ohne die Nachteile, die das Naturmaterial mit sich bringt. Mineralguss wird auch über die Jahre nicht spröde. Die Oberfläche ist glatt und lässt sich gut reinigen, allerdings sind spezielle Reiniger empfohlen. Das Material ist bruchsicher und Löcher, z. B. für Seifenspender, können problemlos auch im Nachhinein gebohrt werden. Trotzdem: Die Härte der Oberfläche ist bei Mineralguss-Waschtischen geringer als bei Keramik. Auch zerkratzt die Oberfläche leichter, lässt sich mit speziellen Polituren jedoch retuschieren. Mineralguss kann zudem nahezu unsichtbar repariert werden. Jedoch ist er nicht gegen alle Chemikalien beständig. Haarfärbemittel beispielsweise können Waschbecken verfärben.
Universal-Design und andere Trends
Neben der Materialauswahl stehen viele weitere Planungsleistungen bei der Konzeption von halböffentlichen Waschräumen und Badezimmern an. Das Konzept des Universal-Designs berücksichtigt die Bedürfnisse aller Menschen gleichermaßen, also auch die von Kindern, Senioren und Menschen mit Behinderung. Generationsübergreifendes Design also, Funktionalität, Flexibilität und Ästhetik sind dabei für alle von Bedeutung.
Durch zum Teil ganz simple Maßnahmen kann schon zu Beginn der Planung die Nutzung von Waschräumen und Waschplätzen für Senioren und Menschen mit eingeschränkten motorischen Fähigkeiten erleichtert werden. Der Verzicht von Waschtischunterschränken kommt Rollstuhlfahrer entgegen, aber auch Kindern, die eine Erhöhung brauchen. Einhebelmischer sind besser zu bedienen, wenn man sich mit der anderen Hand festhalten oder aufstützen muss. Durchdachte Gestaltung ist gefragt: von der Sitzgelegenheit bis zur Ablagefläche am Waschtisch über Schwellen- und Bewegungsfreiheit. Leichte Bedienbarkeit steht gleichwertig neben hohen Sicherheitsansprüchen und einer ansprechenden Optik.
Die Anforderungen an Barrierefreiheit sind jedoch sehr unterschiedlich. Menschen mit Bewegungseinschränkungen im Rollstuhl oder mit Gehhilfen haben ganz andere Bedürfnisse als Menschen mit einem eingeschränkten Seh- oder Hörsinn. Für die Barrierefreiheit liegen zahlreiche länderspezifische Regelungen vor, die als Grundlage für die Planung heranzuziehen sind.
Ein weiterer Aspekt ist die Nachhaltigkeit. Nachhaltiges Handeln hat sich in der Immobilienwirtschaft in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema entwickelt und macht natürlich vor Bädern und Waschräumen nicht Halt. Das nachhaltige oder grüne Gebäude ist im eigentliche Sinn ein Bauwerk, das sich nahtlos in ein Umfeld integriert und dabei auf einen effizienzoptimierten Umgang mit den Ressourcen Fläche, Energie, Wasser und Material setzt und gleichzeitig den Menschen als Nutzer in den Mittelpunkt stellt. So stehen in Bezug auf die Raumkategorie Bad/Toilette nicht nur der Wasserverbrauch im Fokus, sondern auch alle Materialien gemäß ihrer Herkunft und ihrer ökologischen Bilanz, beginnend bei der Herstellung, Verarbeitung und Recyclingfähigkeit.
Zertifizierungen sind vor diesem Hintergrund ein geeignetes Mittel, um eine Wertigkeit und Vergleichsgrundlage von Gebäuden zu schaffen. International bekannte Zertifizierungssysteme sind z. B. BREEAM, LEED und DGNB. Diese unterscheiden sich nur marginal, da sie eine ähnliche Zielsetzung verfolgen und die drei Säulen der Nachhaltigkeit – die ökologische, ökonomische und soziale Leistungsfähigkeit – bewerten. Unterschiedlich sind sie lediglich in der Bewertung der einzelnen Teilaspekte und setzen damit unterschiedliche Schwerpunkte.
Fazit
Welche Anforderungen und Aspekte besonders ins Gewicht fallen, liegt an dem Zweck der Nutzung und der Nutzerstruktur. Waschtische nach Maß können dabei gerade für die individuelle Planung vorteilhaft sein. Die Industrie hält Sanitärobjekte und insbesondere auch Waschtische für alle Einsatzbereiche und Zwecke bereit. Sie stellt außerdem Planungshilfen und Tools bereit.
Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin
Adressen von ausgewählten Herstellern
www.alape.de
www.badeloft.com
www.bette.de
www.duravit.de
www.emco-bath.com
www.hewi.de
www.idealstandard.de
www.keuco.de
www.laufen.com
de.toto.com
www.villeroy-boch.de