Getrennte oder gemeinsame Wege
Kaltwasser muss kalt bleiben: Um das zu erreichen, muss die Zirkulationsleitung in der Warmwasserleitung liegen oder in einem separaten Schacht verlaufen
Trinkwasser warm (PWH) muss nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik oberhalb von 55°C bereit stehen – sonst droht Legionellengefahr. Das sorgt im Schacht und in Deckenbereichen zusammen mit Heizungsrohren für einen hohen Wärmeeintrag. Dies wiederum erwärmt die dort verlaufende Trinkwasserleitung kalt (PWC) und beeinträchtigt die Qualität des Trinkwassers, wenn die Temperatur auf über 25°C ansteigt. Für Trinkwasser warm können ein separat geführter oben liegender Sammler oder eine innen liegende Zirkulation die Lösung sein.
Unzureichend gedämmte Steigleitungen und Stockwerksverteilungen sorgen im Bestand dafür, dass Kaltwasser nicht kalt bleibt, sondern die kritische Marke von 25°C übersteigen kann. Kommt es über mehrere Stunden hinweg zu einer Stagnation (stehendes Wasser), steigt der bis dahin geringe Anteil von Keimen im warmen Wasser deutlich an. Temperaturen von 30 bis 50°C sind hier besonders förderlich. Das Problem verschärft sich, wenn sich in ungenutzten oder falsch genutzten Kalt- und Warmwasserleitungen Biofilme bilden. Daher ist der Wärmeübergang ins Kaltwassersystem sowie eine drohende Stagnation zu vermeiden.
Hohe Wärmelast im Schacht
Die Technischen Regeln zur Trinkwasserinstallation (TRWI) fordern die Begrenzung der Kaltwassertemperatur auf 25°C. In Installationsschächten ist es schwierig, diese Anforderung zu erfüllen. Denn neben der Kaltwasserleitung verlaufen häufig Leitungen mit warmen Medien (Heizung und Warmwasser), die trotz ordnungsgemäßer Dämmung die Kaltwasserleitung erwärmen. Eine konstruktive Maßnahme zur Verringerung des Wärmeeintrags in die Kaltwasserleitung ist der Verzicht auf eine warmgehende Leitung im Schacht, z.B. mit der innen liegenden Zirkulation. Eine Alternative dazu ist der separat geführte Zirkulationsstrang.
Separate Zirkulationsleitung
Warmgehende Leitungen im Hauptschacht lassen sich reduzieren, indem die Zirkulationsleitung über einen separaten Schacht, z.B. parallel zu den Lüftungsleitungen, in die Zentrale führt. Dies verringert die Wärmeabgabe im Hauptschacht um mindestens 40% und lässt die Kaltwassertemperatur auch in entnahmeschwachen Zeiten deutlich länger auf Temperaturen <25°C halten. In den meisten Gebäuden lässt sich die Installation jedoch nicht realisieren, weil im Dach- oder im letzten Obergeschoss kein Leitungsweg für den Zirkulationssammler ausgeführt werden kann. Dieser oben liegende Sammler ist aber notwendig.
Trinkwasser warm und Zirkulation werden eins
Eine weitere Lösung ist das Prinzip der Inliner-Zirkulation. Auch hier ergeben sich günstige Bedingungen für eine schlanke Installation und einen wirtschaftlichen Betrieb. Und: Ein parallel geführter Leitungsweg für die Zirkulation ist nicht erforderlich, weil die Zirkulationsleitung als Inliner in der Steigleitung für Trinkwasser warm geführt wird.
Der Vorteil: Durch die Zirkulationsleitung ergibt sich keine zusätzliche wärmeabgebende Oberfläche, die im Versorgungsschacht einen unerwünschten Wärmeübergang erzeugen kann. Darüber hinaus kann dieses System mit einer im Keller verlegten Hauptverteilung kombiniert werden. Das ermöglicht eine gute Erreichbarkeit für Wartung und Reparatur, denn Absperreinrichtungen für Steigleitungen kann man an zentraler Stelle anordnen.
Darüber hinaus lassen sich weitere Vorteile der Inliner-Zirkulation zusammenfassen:
- Die Verringerung der Rohroberfläche minimiert Wärmeverluste. Bei der energetischen Betrachtung der innen liegenden Zirkulation ergibt sich eine Einsparung bis zu 30% im Schacht.
- Aufgrund der reduzierten Wärmeabgabe wird die Trinkwasserleitung kalt weniger erwärmt (ca. 2 K).
- Wegen der anders gestalteten Rückführung der Zirkulation reduzieren sich Befestigungsaufwand und Dämmung.
- Brand- und Schallschutzmaßnahmen (evtl. auch Kernbohrungen) für eine parallel verlaufende Zirkulationsleitung entfallen.
- Im Keller kann die Leitungsführung zum Fußstück auf einheitlichem Höhenniveau verlaufen. Die Anschlüsse für Trinkwasser warm (PWH) und Zirkulation (PWH-C) sind auf derselben Höhenachse.
Inliner reicht bis zu zehn Etagen
Die Verlegung eines Inliners kann bis zur zehnten Etage reichen. Welche Dimension des Versorgungssystems zu wählen ist, hängt vom Spitzenvolumenstrom an Trinkwasser warm auf der einzelnen Etage ab. Die Montage des Inliners kann ein Installateur ohne weitere Assistenz entweder von der obersten Etage oder vom Keller aus vornehmen. Darüber hinaus lässt sich die Leitung nach der Druckprobe vollständig entleeren. Bei einer späteren Aufstockung oder Sanierung ließe sich der Inliner (bei Geberit PE-Xc Rohr 14 x 1,5 mm) ersetzen.
Die Abgangsdimension für die Versorgung einer Etage ist bei Edelstahl mindestens 22 mm oder z.B. bei Geberit „Mepla“ mindestens 32 mm. Das Geberit-System mit innen liegender Zirkulation lässt sich auch mit dem dynamischen Strömungsteiler der Firma Kemper kombinieren. Für die Etage bedeutet dies, dass sich dadurch die Zwangsdurchströmung einer Ringleitung realisieren lässt.
Fazit
Zeitgemäß ist, wenn sich Planer und Installateur für eine besonders energieeffiziente Betriebsweise engagieren. Mit der innen liegenden Zirkulation bietet sich die Gelegenheit.
Autor: Wolfgang Vogel, Produktmanager Rohrleitungssysteme Geberit Vertriebs GmbH, Pfullendorf
Bilder, sofern nicht anders angegeben: Geberit
www.geberit.de
www.kemper-olpe.de