Alles dicht
Im Laufe der Zeit undicht gewordene Gewindeverbindungen an Gasleitungen lassen sich mit einem flüssigen Mittel auf Kunststoffbasis von innen abdichten
Seit fast 40 Jahren gehört die nachträgliche Innenabdichtung von Gasleitungen zu den Standardaufgaben des SHK-Fachhandwerks.
Zu den Voraussetzungen für gute Arbeit und Erfolg gehört umfangreiches, spezifisches Wissen.
Gasinstallation in der Historie
Vor etwa 50 Jahren begann das Zeitalter der Gas-Etagenheizung. Bis heute sind unzählige dieser Gasrohrinstallationen in Betrieb. All diese Leitungen beinhalten unzählige Gewindeverbindungen, bei denen man zur Abdichtung Hanf verwendete, der mit Leinöl oder einer speziellen Paste benetzt wurde. Im Laufe der Zeit können diese Gewindeverbindungen undicht werden.
Wirkprinzip der Innenabdichtungstechnik
Etwa genauso alt wie die Gas-Heizung sind die Innenabdichtungsverfahren. Sie haben alle dasselbe Wirkprinzip: Ein flüssiges Abdichtmittel auf Kunststoffbasis dringt unter hohem Druck von innen in die undicht gewordenen Rohrgewinde ein, presst sich in die Kapillarspalte, füllt sie aus und dichtet sie dadurch dauerhaft ab. Dieser Verpressdruck muss bei allen Verfahren mindestens 3 bar betragen.
Damit das Abdichtmittel an die Gewinde gelangen kann, muss der betreffende Leitungsteil komplett mit dem Mittel geflutet und entlüftet sein. Nach der vorgeschriebenen Mindest-Verpresszeit von 30 Minuten sollte das überschüssige Abdichtmittel auch möglichst restlos aus der Gasleitung entfernt werden, sonst kommt es zu gravierenden Betriebsstörungen bis hin zu Totalausfällen.
Vor der erneuten Inbetriebnahme, also vor dem erneuten Einlassen von Erdgas, muss die Leitung einer Dichtheitskontrolle mit 150 mbar Prüfdruck (z.B. mit Luft) unterzogen werden. Die Leitung muss dicht sein, eine bloße Reduzierung der Leckrate durch Reparatur ist unzulässig. Hinweis: Eine hartgelötete oder gepresste Kupferrohrinstallation ist kein Einsatzgebiet für die Abdichtungstechnik.
Unterschiedliche Abdichtungsverfahren
Das Abdichtungsprinzip ist bei allen Anbietern/Verfahren gleich. Auch die Abdichtungsflüssigkeiten unterscheiden sich nur kaum. Alle haben in etwa eine Viskosität wie frische Wandfarbe und haben eine Haltbarkeit von zwei Jahren.
Bei allen Verfahren müssen die Leitungen gasfrei gemacht werden. Hierzu wird die Leitung entsprechend vorzugsweise mittels Stickstoffgas von unten nach oben ausgeblasen. Dazu wird zunächst eine Schlauchverbindung zwischen unterem Leitungsanschluss und der Stickstoffflasche hergestellt. Zusätzlich wird an der oberen, entferntesten Anschlussstelle im Gebäude ein Gas-Ausblasschlauch angeschlossen und ins Freie geführt. Der Gasaustritt muss von einer Aufsichtsperson zwingend kontrolliert werden.
Nach restloser Entleerung der Leitung vom brennbaren Erdgas muss die Leitung von Stäuben und sonstigen Schmutzpartikeln befreit werden. Dies geschieht in der Praxis mittels Durchblasen von Druckluft – hier von oben nach unten. Indem hin und wieder – nach entsprechendem Druckaufbau – die Druckluft schlagartig ausgelassen wird, lösen sich die Schmutzpartikel und werden mitgerissen.
Im Anschluss daran muss die Leitung einer Druckbelastungsprobe unterzogen werden. Der Prüfdruck muss in jedem Fall größer sein als der spätere Verpressdruck. Im Falle von Undichtigkeiten sind die Teilstücke zu lokalisieren und zu reparieren. Erst dann kann der eigentliche Abdichtprozess erfolgen, indem das Dichtmittel von unten nach oben in die Leitungen geflutet wird. Das Abdichtmittel wird je nach Anbieter im Kanister oder Eimer mit Inhalten von 10 oder 20 kg angeboten.
Nach Befüllung der Leitung und der Verpresszeit von mindestens 30 Minuten muss das überschüssige Abdichtmittel aus der Leitung entfernt werden. Dies geschieht bei fast allen Anbietern durch die sogenannte Molchtechnik. Hierbei werden Schaumstoffmolche mittels Druckluft durch die Leitungen gedrückt. Von der kleinsten Rohrdimension am Leitungsende hin zur größten Rohrdimension, z.B. am Zählerstandort. Dort werden das Abdichtmittel und die Molche aufgefangen.
Die Molche müssen entsprechend dimensioniert sein. Auch erfordert das Molchverfahren sorgfältigste Ausführung, insbesondere bei verzweigten, waagerechten Leitungsteilen. Wenn nicht gründlich genug gemolcht wird, verbleibt zu viel Abdichtmittel in den Leitungen. Oder es werden Molche in der Leitung vergessen.
Auch kann aus unerkannten, nicht erreichbaren Leitungsabschnitten Abdichtmittel zurück in den gasdurchströmten Leitungsteil fließen oder tropfen. Das Material kann dann zum Verschluss des Leitungsquerschnittes führen, oder es dringt in Gaszähler, Absperr- oder Sicherheitsarmaturen ein und setzt sie außer Betrieb.
Das Trocknen der entleerten Leitungen erfolgt i.d.R. mit einem elektrischen Heißluftgebläse. Dadurch werden die Leitungen aufgeheizt, was eine entsprechende Abkühlphase verlangt, bevor eine Dichtheitskontrolle mit 150 mbar Luft ohne Druckschwankungen durchgeführt werden kann.
Der Systemanbieter Repatech verzichtet seit Jahren auf die Molchtechnik und die Heißlufttrocknung. Die Anwender dieses Verfahrens greifen in der Regel auf Druckluftkompressoren zurück. Im gleichen Arbeitsgang werden auch die Leitungen getrocknet.
Das Unternehmen QBS Gas setzt auf die sogenannte Parabolic-Sanierung. Gefüllt werden die Leitungen mit herkömmlichem Abdichtmittel, auch der Abdichtprozess ist identisch. Die Besonderheit liegt darin, dass die Leitungen auch größerer Objekte, z.B. ein Mehrfamilienhaus, in Minutenschnelle fast restlos vom Abdichtmittel befreit werden. Erreicht wird dies durch einen Luftstrom von bis zu 13000 l/Min. mit 3,5% rel. Feuchte und geregelter Einblastemperatur. Molchen und Heißlufttrocknung entfällt.
Fazit
Bei der Innenabdichtungstechnik kommt es sehr auf die qualifizierte Vorbereitung und Ausführung an. Denn nicht immer geht es nur darum, einen gerade verlaufenden Steigstrang von ein paar Metern Länge abzudichten.
Quelle und Bilder: QBS Gas UG, Hürth
www.qbsgas.de