Aktuelle Designs und neuer Komfort für Waschtischkeramik
Markttrends rund um Waschtischanlagen
Der Waschtisch ist der Dreh- und Angelpunkt im Bad. Das kommt nicht von ungefähr: Er ist der meistbenutzte Ort im Bad und steht morgens wie abends im Fokus. Kein Wunder daher, dass es sich bei der Absicht, mehr Komfort zu gewinnen, oder bei einer in erster Linie design-orientierten Maßnahme vor allem um die Waschtischanlage drehen wird. Die folgende Übersicht stellt einige Neuheiten vor und versucht eine Einordnung in gestalterische Kategorien, die bei der Badplanung Orientierung geben.
Der Trend geht weiterhin zur dünnwandigen Keramik, das belegt eine ganze Reihe von Neuvorstellungen der Badkeramikhersteller von der zurückliegenden ISH und den Frühjahresmessen SHK Essen und IFH/Intherm in diesem Jahr. Zugleich zeichnet sich ein leichtes Übergewicht der Zahl neuer Aufsatzschalen und Aufsatzwaschtische gegenüber den Varianten für den Einbau oder Unterbau ab, wobei sich das Design vielfach für die Optik der „abgerundeten Ecken“ oder für das Oval entscheidet. Der langjährige Trend zur streng geradlinigen
Geometrie, mit anderen Worten zum rechtwinkligen Aufsatzbecken mit senkrechten Seiten, erfährt gerade eine sanfte Wendung. Das mag zum einen darin begründet sein, dass sich manche Hersteller mit der Flut offener „Keramik-Boxen“ optisch austauschbar fühlten, zum anderen ist im Design vieler Alltagsprodukte bis hin zum Wohnen die organisch gerundete Form populär. Die dänische Designerin Cecilie Manz bekennt sich in ihrem Design der Serie „Luv“ für Duravit ganz bewusst zum Oval: „Ich hatte bei meinem Entwurf für Duravit von Anfang an das Bild einer mit Wasser gefüllten Schale vor Augen.“ Nur konsequent, dass sich die 2017 eingeführte Serie auf die Aufsatz-Installation konzentriert. Die dünnwandigen Schalen gibt es in drei Größen, mit oder ohne eingearbeiteter Hahnlochbank.
Aufsatzbecken – ob nun Schale oder abgerundet rechteckig – bieten dank ihrer starken optischen Präsenz gegenüber der Einbau- oder Unterbauvariante zugleich Spielraum für den Designer, um aus der sichtbaren Wand der Schale gestalterisch „etwas zu machen“: z. B. die feine gerippte Oberfläche der Waschtisch-Serie „Sonar“ von Laufen. Bei dieser Neuheit aus der Feder der spanischen Star-Designerin Patricia Urquiola verbinden sich die geometrischen Grundformen wie Kreisbogen und rechter Winkel mit einer zum Berühren einladenden Textur: Das dünnwandige Becken wölbt sich im Halbkreis dem Benutzer entgegen und spielt dabei mit Licht und Schatten auf den strukturierten Außenflächen, während das Design zur Rückseite in ein Rechteck übergeht. „Sonar“ gibt es auch für die Wandmontage mit Hahnlochbank und frei stehend mit integrierter Säule. Die Aufsatz-Schalen sind
auch mit glatter Oberfläche erhältlich.
Aufsatzbecken und -schalen spielen mit optischen Effekten
Gerade mit den Keramikneuheiten für die Aufsatzmontage wird der Spielraum für eine individuelle Lösung bei der Badplanung größer: Denn wie der Begriff schon nahelegt, werden Aufsatzschalen und -waschtische auf etwas montiert, das im ersten Schritt vielfältige Möglichkeiten für den Planer und die Indvidualisierung ganz im Sinne des Kunden bietet. In vielen Fällen wird das Aufsatzbecken oder die Schale mit einem Waschtischmöbel oder einer Konsole aus dem betreffenden Programm des Keramikherstellers kombiniert, aber auch die Maßanfertigung ist eine Option, die beispielsweise eine präzise Nischenlösung erlaubt oder mit dem Material genau den Geschmack des Kunden trifft – z. B. in Holz, Naturstein, Quarzstein. Die erwähnten Aufsatz-Schalen „Sonar“ von Laufen beispielsweise bieten als optische Besonderheit die auskragende Montage über die Vorderkante, mit anderen Worten: Das Keramikbecken ragt ins Bad hinein, was dem Waschplatz einen besonderen Akzent verleiht. Aber man muss nicht unbedingt die Grenzen der Waschtischkonsole überschreiten, um dem Platz am Wasser besonderen Charakter zu verleihen: Die neue Premium-Serie von Villeroy & Boch, „Antheus“, präsentiert sich in erster Linie zwar als ein weiteres rechteckiges Aufsatzbecken, aber der Clou steckt im Detail. Und im Unterbau: Wählen kann der Badkunde ein ausdrucksstarkes Edelstahlgestell mit geschwungenen Füßen, das mit seiner Untertisch-Ablage den traditionellen Platz für Badutensilien am Waschtisch bietet. Die Keramik sticht mit ihren facettierten Beckenkanten ins Auge,
worin der Designer Christian Haas ein Detail aus der Formensprache des „Art déco“ neu interpretiert. Die äußerlich kubische Form verbindet sich mit fließend weichen Innenflächen und steht für das elegante Bad. Die Aufsatzbecken „Antheus“ sind natürlich auch ohne Gestell zu haben.
Das optisch prägnante Thema Metallgestell nimmt auch eine Neuentwicklung aus Italien auf: „Milano“/„Narcisco“ vom italienischen Hersteller Cielo. Die Neuheit ist in der großen Ausführung genau genommen mehr als ein Waschtisch. Sie bietet auch Platz für die Schönheitspflege, angedockt an einen kubistischen Waschtisch mit Metallfüßen plus wahlweise Untertisch-Container für Utensilien. Das Ensemble ist insofern überraschend, da regelmäßig vom Bad als Beauty-Spa und Refugium die Rede ist, aber am Waschplatz nicht immer an die Umsetzung im Detail gedacht wird. Hier bietet „Narcisco“ eine Lösung – eine in das Waschtischmöbel integrierte Box mit Kosmetikspiegel und Ablagen, verbunden mit einem Unterschrankmöbel. Das Ganze wird mittels der Aufhängung im Gestell luftig gelöst und ist wahlweise auch frei aufstellbar.
Klare Linien und Details
Für den Badkunden, der am Waschplatz mit klaren Linien ein Stil-Statement setzen möchte, hat Grohe sein Sortiment seit der ISH 2017 um Badkeramik ergänzt, und zielt nicht zuletzt mit der klaren Linie „Cube“ auf den designorientierten Privatkunden. Zwei weitere Grohe-Keramiklinien, „Bau“ und „Euro“, richten sich vor allem an das Objektgeschäft. Wer für das Waschbecken auf pure Formgebung Wert legt, für den bieten ferner die zur Messe SHK Essen 2018 präsentierten Keramag „VariForm“-Waschtische geometrische Lösungen. Rund, oval oder elliptisch passen die Formen und Einbauvarianten praktisch in viele Einbausituationen, ob im Neubau oder in der Sanierung. Der Hersteller spricht von 49 Varianten, Einbau-, Unterbau- und Aufsatzwaschtische, wahlweise mit und ohne Hahnlochbank. Der schlanke Rand greift die Nachfrage nach dünnwandigen Schalen auf, die großzügige Beckentiefe bietet Ergonomie und Vielseitigkeit am Waschtisch – auch für das Stauen von Wasser. Ein optisches Unterscheidungsmerkmal ist die Schattenfuge, die bei der Variante Aufsatzbecken für eine leicht „schwebende“ Optik der Schale sorgt.
Dieses optisch reizvolle Detail findet sich auch bei den neuen Aufsatzwaschtischen „Inspira“ des spanischen Herstellers Roca, die es in drei Designlinien gibt: „Round“ (kreisrund), „Soft“ (abgerundetes Rechteck) und „Square“ (eckig). Die Variante zum Halbeinbau sitzt dagegen bündig auf dem Möbel oder der Waschtischplatte. „Inspira“ bietet neun Aufsatz- und Halbeinbaubecken sowie drei rechteckige, wandhängende Waschtischvarianten, die auch mit Unterschränken aus derselben Kollektion kombiniert werden können. Die Waschtische und Schalen sind aus dünnem „Roca Fineceramic“ hergestellt. Bei den Badmöbeln der Serie finden sich sowohl Oberflächen in Lack weiß, dunkles Eichenholz als auch Spiegeloberflächen, Letztere für die Türen der Hochschränke.
Neue Aufsatzbecken bietet auch Toto und ergänzt mit „LinearCeram“ seine Auswahl in 4 mm starker Keramik. Die Waschbecken bieten insbesondere in der ovalen Ausführung eine neuartige Optik im Programm des Herstellers, da die Geometrie der Aufsatzschalen nach oben auseinander strebt, also stärker an eine Schüssel erinnert – im Unterschied zu den bekannten vertikalen Außenseiten. Es gibt sie in 40 und 60 cm Breite. Darüber hinaus ist „LinearCeram“ als rechteckiges Aufsatzbecken mit abgerundeten Ecken in 60 cm Breite verfügbar. Der Name der Serie zitiert die von Toto entwickelte Materialmischung mit hohem Härtegrad für filigrane Designkeramik.
Waschtischkeramik und Komfort
Kubistische Formgebung mit abgerundeten Ecken ist ein Dauerthema im aktuellen Design, und der Hersteller Ideal Standard trägt dem Trend mit einer weiteren Serie Rechnung: „Strada II“. Die Kollektion umfasst Wand- und Möbelwaschtische, eckige und runde Aufsatzschalen sowie Einbauvarianten. Die vom Designer Robert Levien entwickelte Neuheit ergänzt die eingeführte Serie „Ipalyss“. Während sich der Beckenrand bei der Aufsatzschale „Ipalyss“ im leichten Bogen nach außen wölbt, ist „Strada II“ konsequent geradlinig. Beide Serien bieten wahlweise eine eingearbeitete Hahnlochbank. Dabei steht der Mischer bei „Strada II“ wie gewohnt mittig, sein Platz ist aber leicht abgesenkt, sodass seifiges Wasser beim Benutzen der Armatur automatisch ins Becken abläuft. Eine andere Lösung, wie Schmutzwasser im Becken und nicht auf dem Waschtischrand landet, hat Laufen mit einer Variante seiner Serie „Val“ bereits vor einiger Zeit vorgestellt, dürfte aber nach wie vor wenig bekannt sein: Das Aufsatzbecken gibt es mit einer sogenannten Halbnasszone, sprich: Ablage-Insel innerhalb der Keramik, natürlich aus einem Guss gefertigt. Hier lässt sich z. B. der Nassrasierer ablegen und hinterher alles in einem Schwung klarspülen.
Argumente der einfachen Reinigung betreffen das private Bad und das Objekt gleichermaßen. Dazu stellte der Hersteller VitrA ein Angebot auf der jüngsten SHK Essen vor: Das „Metropole autoclean“ kombiniert Unterbaubecken, Sensorarmatur und integrierte Beckenspülung. Dieser zusätzliche Wasserstrahl beginnt in einer kaum wahrnehmbaren Rille im oberen Bereich des Unterbaubeckens, verdeckt durch den Ausschnitt der Waschtischplatte. Der dazu notwendige separate Auslass ist mit dem Zulauf der Waschtischarmatur verbunden. Die Spülung mit standardmäßig 1 l Wasser folgt der Geometrie des Beckens, vergleichbar mit einer Wirbelspülung am Zahnarztbecken, und befördert Schmutz und Seifenreste in den Ausfluss. Das Wasser kann mit einem Reinigungsmittel aus einem kleinen Vorratsbehälter gemischt werden, der zur Kombi-Lösung gehört und verdeckt unter der Keramik platziert wird.
Neben dem Aspekt der Pflegefreundlichkeit der keramischen Oberfläche, für die bei den Markenherstellern auch neue Glasuren wie „CeramicPlus“ (Villeroy & Boch), „Wondergliss“ (Duravit), „KeraTect“ (Keramag) oder von Laufen „Clean Coat“ stehen, spielt auch der Benutzerkomfort am Handwaschbecken eine Rolle. Der italienische Hersteller Scarabeo erhielt für seinen Vorschlag, bei „Hung“ die Handtuchreling platzsparend in die Keramik zu integrieren, 2017 den begehrten iF Design Award. Der kleine Design-Hersteller Ex.T wiederum schlägt bei seinem Keramikbecken „Step“ ein herausnehmbares Holzgitter als Ablage vor, was dem Waschplatz einen charmanten, natürlichen Charakter verleihen soll.
Autor: Heinz Kaiser, Hamburg