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Soll und Haben

Es ist mal wieder so weit: Die Vergabe der Ausbildungsplätze geht in die heiße Phase.

 

Herzlichen Glückwunsch an all jene Betriebe, die bereits ihren Handwerksnachwuchs für sich rekrutieren und die Ausbildungsverträge unterzeichnen konnten. Denn geeignete Schulabgänger für den Beruf des Anlagenmechanikers zu gewinnen, ist nicht leicht. Ganz im Gegenteil: Es wird sogar noch schwieriger. Der zahlenmäßige Rückgang bei den Schulabgängern jetzt und in naher Zukunft bedeutet auch einen kleineren Pool potenzieller Bewerber. Aber was ist das denn schon? Da bleibt eben mal der Ausbildungsplatz im eigenen Betrieb unbesetzt. Im nächsten Jahr besteht die nächste Möglichkeit, einen Azubi einzustellen.
Alles halb so schlimm? Sicher nicht. Denn jeder nicht besetzte Ausbildungsplatz im SHK-Handwerk hat weit reichendere Folgen als es zunächst erscheinen mag. Schließlich sind es nicht nur einige wenige Betriebe, die leer ausgehen. Es handelt sich viel mehr um eine Krise struktureller Art. Dem SHK-Handwerk fallen die Schüler nicht in den Schoß. Es muss sich darum bemühen. Es muss Überzeugungsarbeit leis­ten. Jeder einzelne Handwerksbetrieb für sich, will er die Zukunft seiner Firma sichern. Der Anlagenmechaniker muss aus den eigenen Reihen kommen. Er muss den Beruf von der Pike auf erlernen. Und Quereinsteiger gibt es kaum. Nicht zuletzt ist der Beruf anspruchsvoll und erfordert eine dreieinhalbjährige Ausbildung.
Einen anderen Ansatz verfolgt das System des dualen Studienganges. Dahinter verbirgt sich die Kombination aus Lehre und Studium. Der Schüler durchläuft also eine klassische Handwerkslehre mit dem Abschluss „Anlagenmechaniker“ und z.B. „Bachelor of Engineering – Technische Gebäudeausrüstung und Versorgungstechnik“. Und das alles im Idealfall von nur viereinhalb Jahren. Danach kann das Unternehmen, das dem jungen Menschen diese Turboausbildung mit Sahneabschluss ermöglicht hat, auf einen Fachmann für Theorie und Praxis aus den eigenen Reihen zurückgreifen. Als Voraussetzung muss der Bewerber eine Fachhochschulreife mitbringen, also Abitur.
Eine sehr hohe Hürde, die der angehende Bachelor zu überspringen hat. Er muss schon in der Schule ein guter Schüler gewesen sein, um der Doppelbelastung aus Lehre und Studium standzuhalten. Dafür kommen nur wenige Schulabgänger infrage.
Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Auf der einen Seite das SHK-Handwerksunternehmen mit einem leider wenig attraktiven Lehrberuf, auf der anderen Seite die abgehenden Eliteschüler, die beruflich noch viel vorhaben. Hat es doch der Betrieb ohnehin schwer genug, überhaupt Interessenten zu finden – die darüber hinaus oft genug nicht die notwendige Ausbildungsqualifikation mitbringen. Die wenigen Bewerbungen sprechen für sich. Wie soll ein Handwerker einen Vorzeige-Abiturienten für sich gewinnen?
Die Antwort klingt simpel und ist doch schwer umzusetzen: Mit Werbung für den eigenen Betrieb. Den Gymnasiasten muss klar gemacht werden, welche beruflichen Perspektiven sich mit einem dualen Studiengang eröffnen – in einem SHK-Handwerksbetrieb mit sicherer Zukunft. Sicher, Werbung kostet Zeit, Geld und Engagement. Doch in einem Punkt bin ich mir ganz sicher: Es tut sich ein Fenster auf, das zweierlei Chancen bietet – dem Abiturienten und dem Handwerksbetrieb.

Detlev Knecht
Stv. Chefredakteur IKZ-HAUSTECHNIK
d.knecht@strobel-verlag.de

 


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