Nicht alle über einen Kamm scheren
Zurzeit findet ein Strukturwandel im Bereich der Unternehmensformen im Handwerk statt. Einerseits gibt es immer mehr Kleinstbetriebe mit wenigen Beschäftigten und andererseits eine Konzentration hin zu größeren Betrieben. Und dann zeigt sich noch eine weitere stark zunehmende Unternehmensform: die Soloselbstständigen – also Ein-Mann-Betriebe. Hier hat sich in den vergangenen Jahren ein Zuwachs von mehr als 20 % und seit 1994 sogar eine Vervierfachung ergeben. Dies klingt zunächst alles positiv, wenn nicht Soloselbstständige zum Teil „wettbewerbsverzerrend“ agieren. Zu dieser Erkenntnis sind der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gekommen. Sie haben gemeinsam festgestellt, dass es eine problematische Zunahme von wettbewerbsverzerrend agierenden Soloselbstständigen im Handwerk gibt1).
Während viele Handwerker bewusst diese Form der Selbstständigkeit wählen, sehen der ZDH und der DGB jedoch mit Sorge die Zunahme von solchen Erscheinungsformen, die gezielte Unterbietungsstrategien verfolgen und damit einem fairen Leistungswettbewerb schaden. Vor diesem Hintergrund besteht für die Institutionen dringender Handlungsbedarf aufseiten der Politik. Die beiden Verbände fordern die Regierung auf, durch eine verpflichtende soziale Absicherung missbräuchliche Formen von Soloselbstständigkeit unattraktiv zu machen. Dazu zählen dann u. a. die Einführung von Pflichtversicherungen zur Altersvorsorge sowie zum Arbeits-, Gesundheits- und Unfallschutz für alle Selbstständigen.
Im SHK-Handwerk ist über den dicken Daumen betrachtet etwa jeder dritte bis vierte Betrieb von nur einer Person besetzt. Wie wettbewerbsverzerrend hier die Lage ist, dies wurde wohl im Detail nicht festgestellt. Doch die nun möglichen Folgen werden mit nur wenigen Ausnahmen alle Solobetriebe treffen. Wettbewerbsverzerrenden Handlungen wird damit sicherlich die Luft genommen – was auch wünschenswert ist. Allerdings gibt es auch viele kleine Arbeiten, die oft nur für einen Ein-Mann-Betrieb lohnenswert sind und größere Betriebe kaum interessieren. Hier stellt sich dann die Frage, ob es passend ist, mit den geplanten Maßnahmen alle Soloselbstständigen über einen Kamm scheren zu wollen? Denn dies kann dann mitunter zu unverhältnismäßig hohen Belastungen für die Kleinsten führen.
Markus Münzfeld Redakteur IKZ-Medien m.muenzfeld@strobelmediagroup.de
1) Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag "Strengere Regelungen für Soloselbstständige gefordert".