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Koordination bewegt

Vonseiten des ausführenden Handwerks wird immer wieder moniert, dass die Politik keine klaren und vor allem keine verlässlichen Rahmenbedingungen bei der Förderung Erneuerbarer Energien schafft.

 

In der Vergangenheit wurden finanzielle Zuschüsse abrupt verändert. Am deutlichsten war das bei thermischen Solaranlagen zu beobachten. Von einem Tag auf den anderen kürzte man die Zuschüsse, um sie später wieder um einen geringeren Betrag anzuheben. Das hat immer Auswirkungen auf die Nachfrage: Die Veränderungen nach oben oder unten wirken sich in gleicher Richtung auf die Nachfrage beim Kunden aus. Eine saubere Betriebsplanung ist so nicht möglich. Momentan befinden wir uns aber glücklicherweise auf ruhigem Gewässer.
Währenddessen versuchen SHK-Lobbyisten, die Heizungsanlage stärker in das Bewusstsein von politischen Entscheidungsträgern zu rücken. Nicht ohne Grund: Der Gebäudebereich schlägt mit etwa 40% des deutschen Gesamtenergiebedarfs zu buche. Die Sanierung eines ineffizienten Heizkessels gegen einen modernen Wärmeerzeuger würde bei einer überschaubaren Investition positive Effekte auslösen, so deren Argumentation: Umsatz bei Kesselhersteller, Handel und Handwerk, Energieeinsparung beim Kunden, Steuereinnahmen beim Staat, weniger Belastung der Umwelt. Nur sind die politischen Rahmenbedingungen anders abgesteckt: Die in den Startlöchern stehende Energieeinsparverordnung 2014 verlangt in zwei Jahren eine dickere Gebäudedämmung bei Neubauten.
Einen anderen Weg geht die Landesregierung in Baden-Württemberg: Seit 2010 sind Kesselsanierer im privaten Bereich verpflichtet, 10% ihres Energieanteils regenerativ zu decken. Das kann z.?B. über eine thermische Solaranlage geschehen, über einen Pelletkessel, eine Wärmepumpe oder den Einsatz von Bio­gas. Eigentlich – so sollte man meinen – eine gute Idee, den Absatz von grünen Produkten zu erhöhen und das Bewusstsein der Bevölkerung für effiziente Wärmeerzeuger zu schärfen. Allerdings ist die SHK-Branche mit weiten Teilen des Gesetzes nicht einverstanden. Denn pro Jahr werden weniger alte Kessel saniert als vor dem Gesetz, weil der Eigentümer vor den Mehrausgaben einer aufwendigeren Anlagentechnik zurückschreckt und lieber nichts unternimmt, so die Argumentation. Unbeeindruckt davon plant die baden-württembergische Landesregierung das Gesetz zu verschärfen, indem es den Anteil Erneuerbarer auf 15% erhöht.
Unkalkulierbare Förderung, dickere Gebäudedämmung, Erhöhung des Anteils Regenerativer Energien – die drei Beispiele machen deutlich, dass eine bundesweite Verordnung andere Prioritäten setzt als das Landesgesetz in Baden-Württemberg. Obwohl doch beide die gleichen Ziele verfolgen. Übertragen auf das gesamte politische System wäre ein abgestimmtes Vorgehen auf allen Ebenen und Zwischenebenen notwendig. Dann greift auch ein Rad ins andere und kann Großes bewegen. Momentan laufen zumindest einige Räder in entgegengesetzte Richtungen.

Detlev Knecht

stv. Chefredakteur
d.knecht@strobel-verlag.de

 


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