Konjunkturpaket II: Auch 2010 Rückenwind für die Sanitär-Profis
Das Konjunkturpaket II soll nicht nur die energetische Sanierung von Kommunalgebäuden, sondern auch die Verbesserung der Bildungsinfrastruktur fördern. Darunter fällt nicht zuletzt die Modernisierung der Sanitärräume in Kindergärten, Schulen und Universitäten. Für den Bereich der Bildungsinfrastruktur stehen 8,6 Mrd. Euro bereit, die nach dem Willen der Bundesregierung 2009 zumindest hälftig in konkrete Aufträge fließen sollten.
Das Magazin "Stern" stellte im Mai 2009 fest: "Ganz oben auf den Prioritätenlisten steht die Sanierung von Schulen und Kindergärten. Die sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten sträflich vernachlässigt worden. Deutschlands Schulen sind vielfach in einem räudigen Zustand. Undichte Dächer und Fenster, baufällige Klassenräume, Klos, die nach 40 Jahre altem Urinstein stinken, das ist Schulalltag. Eltern schulpflichtiger Kinder wissen das. Viele Kommunen haben ihre Schulen über Jahre verrotten lassen. Als die Bundesregierung entschied, rund zwei Drittel der Konjunktur-Milliarden genau dafür, für die Sanierung von Bildungseinrichtungen, zu investieren, da traf eine Maßnahme auf einen Bedarf."
Neun Monate später ist eine Zwischenbilanz sinnvoll. Auf der Sollseite ist festzustellen, dass die öffentlichen Fördermittel längst nicht so schnell genutzt worden sind wie erhofft. Bis Mitte August 2009 waren - nach Angaben des Bundesrechnungshofes - nur etwa 1% der verfügbaren Gelder abgerufen. Dennoch hat sich im Mai eine Trendwende vollzogen. Seitdem wachsen die öffentlichen Ausgaben für Baumaßnahmen zweistellig. Das Konjunkturpaket II hat also inzwischen die Bau- und Ausbaubranche erreicht.
Auch wenn die Umsetzung dem einen oder anderen Beobachter zu zögerlich und bürokratisch erscheinen mag, so ist festzuhalten, dass die lokalen Ausschreibungs- und Vergabeverfahren schon deswegen strengen Regeln unterliegen, weil hier öffentliche Gelder investiert werden. Außerdem zeigen sich bei der Planungs- und Abwicklungsgeschwindigkeit zwischen den einzelnen Ländern, aber auch zwischen den Städten und Gemeinden, erhebliche Unterschiede.
Zu den Vorreitern zählte beispielsweise Nordrhein-Westfalen, wo Anfang September 2009 schon 3232 konkrete Projekte mit einem Aufwand von knapp 1,2 Mrd. Euro auf den Weg gebracht waren. Berlin meldete schon im März 2009, 181 Schulen und 202 Kindertagesstätten auf der Sanierungsliste stehen zu haben.
Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie wies darauf hin, dass das Konjunkturpaket II - durch die anfangs verzögerte Abwicklung - erst in 2010, dem "eigentlichen Krisenjahr", seine volle Wirksamkeit entfalten werde.
Sei es drum: Das SHK-Fachhandwerk wird auch in diesem Jahr vom Rückenwind der kommunalen Baumodernisierung profitieren. Das gilt nicht nur für die energetische Sanierung, sondern auch und gerade für die Sicherstellung zeitgemäßer Sanitärstandards in Kindergärten, Schulen und Universitäten. Der hier oft über Jahrzehnte entstandene Modernisierungsstau hat vielerorts zu unästhetischen, unhygienischen und damit unzumutbaren Verhältnissen geführt, die die jugendlichen Nutzer eher abschrecken als einladen.
Es liegt in der Hand des Sanitärfachhandwerks, die hier beschriebenen Marktchancen auch in der "zweiten Halbzeit" konsequent zu nutzen. Schon Wilhelm Busch wusste: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es".
Michael Hellmund
Vorstandsvorsitzender der Keramag AG