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Kommt jetzt die Energiewende?

Das hat es seit Rudolf Scharping nicht mehr gegeben: Ein Bundeskanzler (oder eine Bundeskanzlerin) entlässt einen Bundesminister.

 

Damals war es Gerhard Schröder, der 2002 seinem Verteidigungsminis­ter den Laufpass gab. Heute ist es Angela Merkel, die Norbert Röttgen als Umweltminister vor die Tür setzte.
Die Bundeskanzlerin begründete diesen selbst für viele überraschenden Knall-auf-Fall-Rauswurf mit der Energiewende. Seit dem im letzten Jahr beschlossenen Atomausstieg sollte unter der Führung von Norbert Röttgen die Versorgung mit Energie auf eine neue Grundlage gestellt werden. Doch geschehen ist unterm Strich nicht viel. Ganz im Gegenteil, wenn man auf die massiven Kürzungen in der Netzeinspeisung von Solarstrom schaut, die derzeit bei bis zu 30% liegen. Gestoppt hat dieses Vorhaben Mitte Mai der Bundesrat, indem die rot-grün dominierte Länderkammer den Vermittlungsausschuss aufgerufen hat.
Peter Altmaier soll nun das nur in Teilen fertige Energieprojekt fortführen. Bei seiner ersten Stellungnahme brachte er vor laufenden Kameras zum Ausdruck, dass er sich der großen Verantwortung des Amtes durchaus bewusst sei. Die Energiewende sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und eine wichtige Aufgabe. Es hänge viel für die Verbraucher, aber vor allem für die Umwelt ab. Klimaschutz sei für ihn ein Schlüsselthema. Millionen von Menschen arbeiteten für den Umweltschutz. Deren Anliegen wolle er Ernst nehmen.
Soweit die Absichtserklärungen des designierten Umweltministers. Dies lässt viel Raum für Spekulationen. Denn er sagte nicht, welche Branche oder Branchen er meint. Sicher kann er nicht bei seinem ers­ten Auftritt ein fertiges Konzeptpapier aus der Tasche ziehen und die konkreten Schritte nennen. Aber er macht vielen Branchen Hoffnung, auch der SHK-Branche.
Möglicherweise nimmt mit Altmaier tatsächlich die Energiewende Fahrt auf. Und wenn er von „Millionen von Menschen“ spricht, „die für den Umweltschutz arbeiten“, kann nur auch die SHK-Branche gemeint sein.
Wohl und Wehe einer Branche hängt sehr stark von den politischen Präferenzen ab. Das dies so ist, lässt sich z.B. an der Förderung solarthermischer Anlagen ablesen. Sobald es in der Vergangenheit eine Kürzung gegeben hat, spürte dies das installierende Handwerk unmittelbar. Ein anderes Beispiel: der Bonus für den Austausch veralteter Umwälzpumpen gegen Hocheffizienzpumpen. Dies brachte dem SHK-Handwerk eine ganze Reihe von Sonderaufträgen – allerdings nur bis zur Abschaffung des Förderprogramms.
Mit Peter Altmaier steht jetzt eine Person im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, von dem viele viel erwarten. Die Karten sind neu gemischt und unter den beteiligten Branchen verteilt. Jede hat nun die gleichen Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden, zumindest den Spielverlauf mit zu beeinflussen.
Es ist wünschenswert, wenn der SHK-Branche in der Energiewende der Stellenwert beigemessen würde, der ihr zusteht. Denn Heizung und Trinkwassererwärmung sind mit die größten Energieverbraucher in Deutschland. Der effiziente Einsatz und der Ersatz CO2-emittierender Brennstoffe unterstützen die Energiewende, die sich Peter Altmaier hoffentlich in sein Pflichtenheft geschrieben hat.

Detlev Knecht
stv. Chefredakteur
d.knecht@strobel-verlag.de

 


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