Intelligent vernetzt
Was das Haus von Morgen bereithalten kann
Für die einen ist es ein Traum, für die anderen eine teure Spielerei. Gemeint ist das vernetzte und smarte Zuhause. Dabei kann es viel mehr als oft anfänglich gedacht. Insbesondere beim Thema Energieeffizienz kann die Vernetzung punkten. Was möglich ist und was zudem sinnvoll, darüber sprach die IKZ mit Ralph Bertelt, Mitglied des Vorstandes der eQ-3 AG. Hinter dem Unternehmen stecken über 40 Jahre Erfahrung im Bereich Home Control.
IKZ: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. Wie ich von Ihrer Homepage weiß, hat ihr Vorstandsvorsitzender und Inhaber, Prof. Heinz-G. Redeker, bereits 1978 den Special-Interest-Verlag und das Elektroversandhaus ELV im niedersächsischen Leer gegründet. Nur ein Jahr später war die erste mikroprozessorgesteuerte Zeitschaltuhr mit vier getrennt schaltbaren Steckdosen marktreif. Herr Bertelt, geben Sie unseren Lesern einen kurzen Überblick. Wie ging es ab da weiter und wo liegen heute Ihre Kompetenzen?
Ralph Bertelt: Tatsächlich hat Prof. Redeker damals bereits den Grundstein dafür gelegt, was wir heute noch tun: Wir entwickeln intelligente Lösungen, um das Zuhause komfortabler, sicherer, einfacher und effizienter zu machen. Kurz gesagt, Smart Home. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich natürlich einiges verändert. Aus dem damaligen Elektronik Literatur Verlag ist die ELV Elektronik AG geworden, aus der die eQ-3 AG hervorgegangen ist. Und die Zeitschaltuhr wurde zu einem Smart-Home-System für das gesamte Zuhause, Homematic IP. Mittlerweile arbeiten in unserer Zentrale in Leer rund 350 Menschen. Allein 100 Entwicklerinnen und Entwickler entwerfen beständig neue Geräte und erweitern unser Produktportfolio durch neue Funktionen, um das Zuhause unserer Nutzer zu bereichern.
Bereits seit Jahren arbeiten wir sehr erfolgreich mit Sonepar, dem Marktführer im Elektrogroßhandel, um unsere Produkte an das Elektrohandwerk zu vermarkten. Wir freuen uns, nun auch dem SHK-Fachhandwerk durch die gerade gestartete Partnerschaft mit der Großhandelsgruppe SHK Deutschland ein leistungsstarkes Angebot machen zu können. Wir sehen in diesem Bereich ein sehr großes Potential für unsere Lösungen.
IKZ: Sie bieten aktuell ein breites Spektrum von über 170 Produkten aus den Bereichen Raumklima, Licht und Beschattung, Sicherheit und Alarm, Wetter und Umwelt, Zutritt sowie Energiemanagement. Wo liegen aktuell die Kundentrends, wenn wir uns den Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser anschauen? Drängt sich ein Bereich klar nach vorn?
Ralph Bertelt: Ein anhaltender Trend, der sich in den vergangenen Jahren noch deutlich verstärkt hat, sind Produkte, die Menschen auf einfache Weise bei der Energieeinsparung helfen. Dank smarter Technik geht das heute ohne Komforteinbußen. Im Gegenteil: der Wohnkomfort wird sogar gesteigert. Aufgrund des sehr großen Energiesparpotenzials sind daher Raumklimalösungen besonders gefragt. Innerhalb unseres Homematic IP Smart Home Systems bieten wir sowohl intelligente Heizkörperthermostate für Radiatoren an als auch einen smarten Fußbodenheizungscontroller, „Falmot“ genannt. Dank einer stufenlosen Durchflussregelung mit motorischen Stellventilen ist er der perfekte Energiesparpartner für jede Wärmepumpe.
Ein Bereich, dem zukünftig immer größere Bedeutung zukommen wird, ist smartes Energiemanagement. Mit den Homematic IP Schnittstellen für Strom- und Gaszähler habe ich meinen täglichen Energieverbrauch im Blick, komme versteckten Stromfressern auf die Schliche und kann den Strom meiner PV-Anlage oder meines Balkonkraftwerks viel gezielter nutzen. Unsere neue Smart-Home-Zentrale, die Homematic IP „Home Control Unit“, besitzt eine EEBUS-Schnittstelle und kann mit Wechselrichtern, Wallboxen, Wärmepumpen und Batteriespeichern verbunden werden. Zukünftig kann ich so den gesamten Energie fluss in meinem Zuhause intelligent automatisieren.
IKZ: Energieeinsparung ist ein gutes Stichwort. Sie haben im Frühjahr 2024 das Kinderhaus Hentruper Mühle in Wadersloh mit Ihren Systemkomponenten ausgestattet. Laut der Berichterstattung konnten 42 % der Heizenergie eingespart werden. Wie lässt sich dieser Wert erklären? Kann der Ein- und Zweifamilienhausbesitzer ebenfalls solche Einsparungen erwarten?
Ralph Bertelt: Die Energieeinsparung beim smarten Heizen basiert auf zwei leicht verständlichen Prinzipien. Erstens: Es wird nur geheizt, wenn es notwendig ist. Das lässt sich über intelligente Zeitprofile regeln oder auch sensorgesteuert. Zweitens: Wir heizen nicht zum Fenster hinaus. Während des Lüftens wird die Temperatur automatisch heruntergeregelt. Unsere Homematic IP Heizkörperthermostate erkennen offene Fenster automatisch anhand des Temperatursturzes. Schneller und damit noch effizienter funktioniert das in Verbindung mit Fensterkontakten. Das Schöne daran ist, dass ich zwar spare, aber komfortabler lebe als vorher. Das Badezimmer ist morgens beim Aufstehen angenehm vorgeheizt und wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, herrscht im Wohnzimmer die optimale Wohlfühltemperatur
Die Höhe der Einsparungen ist allerdings sehr individuell und hängt sowohl von den baulichen Gegebenheiten als auch vom Nutzerverhalten ab. Einfach gesagt: Wer pingelig genau darauf achtet, jeden Heizkörper runterzudrehen, bevor er das Haus verlässt oder lüftet, wird durch smarte Thermostate nicht so viel sparen. Besonders komfortabel lebt so jemand allerdings nicht. Zumindest wüsste ich meine Zeit besser zu nutzen.
Zahlreiche Beispiele belegen den Nutzen des smarten Heizens im realen Alltag. Neben dem sehr schönen Projekt des Kinderhaus Hentruper Mühle zum Beispiel die Unternehmensberatung viadee, die in zwei Geschäftsstellen sogar fast 60 % Energie gespart hat. Für Ein- und Zweifamilienhäuser gehen wir von Einsparungen bis zu 33 % aus.
IKZ: Wenn ich mich im Freundeskreis über das Thema Smart Home unterhalte, finden sich in der Regel zwei Lager. Das eine scheut sich etwas vor den Kosten, würde sich aber gerne ein bisschen mehr Komfort wünschen. Das andere Lager sieht in den Systemen eher eine unnötige Spielerei, mit denen Sicherheitslücken ins Haus kommen. Hand aufs Herz: Wo liegt die Wahrheit? Was braucht der Haushalt wirklich? Welches Datenrisiko herrscht? Und, vor allem, ist das kommunizierende Haus ein teures Luxusprodukt?
Ralph Bertelt: Dass sich jemand Sorgen um Datenschutz, Hackerangriffe oder gar ein außer Kontrolle geratenes Smart Home macht, ist für uns natürlich nichts Neues. Und es ist ja auch absolut richtig, nicht zu blauäugig an solche Themen heranzugehen, wir sprechen schließlich vom eigenen Zuhause – privater geht es nicht. Für uns bei eQ-3 haben Sicherheit und Datenschutz deshalb höchste Priorität. Wir lassen Homematic IP seit Jahren durch unabhängige Institute prüfen. Der VDE hat unser System als erste Smart-Home-Lösung bereits zum siebten Mal in Folge für Protokoll-, IT- und Datensicherheit zertifiziert. Außerdem verzichten wir darauf, Nutzerdaten zu sammeln. Die gesamte Nutzung erfolgt vollkommen anonym und gänzlich ohne Registrierung, lediglich die IP-Adresse muss aus technischen Gründen verschlüsselt erfasst werden.
Ein zweiter Vorteil von Homematic IP ist seine Flexibilität. Jeder kann so viel – oder so wenig – Smart Home nutzen, wie er möchte. Wer also nur Wert auf eine smarte Heizungslösung legt, um Energie zu sparen benötigt nur wenige Komponenten. Überlegt er sich später, dass eine automatisierte Licht- oder Rollladensteuerung doch ganz schön wäre, kann er diese problemlos nachrüsten. Das gilt für alle Bereiche. So ist jedes Smart Home so individuell wie seine Bewohner.
IKZ: Sie bieten kabelgebundene und Funksysteme gleichermaßen. Ich bin ein Freund von Funksystemen, wegen der leichteren Installation. Allerdings stelle ich mir immer häufiger die Frage, ob die Ausfallsicherheit genauso hoch ist, wie bei kabelgebundenen Komponenten. Und zu viele Funknetze im Haus zu haben, ist zudem sicher nicht förderlich in puncto Gesundheit und Konfliktanfälligkeit. Oder sind solche Gedanken völlig unbegründet?
Ralph Bertelt: Mit Homematic IP und Homematic IP Wired bieten wir unseren Nutzern größtmögliche Flexibilität. Wer einen Neubau oder eine umfangreiche Sanierung plant, kann Busleitungen verlegen lassen und alle Vorteile eines Wired-Systems genießen. Dank Advanced Routing lassen sich sogar funkgesteuerte Geräte mit kabelgebundenen Komponenten verbinden – alles problemlos in einer Installation. Besser geht es nicht.
Der Großteil der Menschen hat aber gar nicht die Möglichkeit zur Installation eines Wired-Systems. Während die Zahl der Neubauten in den letzten Monaten sank, wächst der Markt für die smarte Nachrüstung des Gebäudebestands kontinuierlich. Mit Homematic IP Funkprodukten können sie auch Bestandsbauten, größere Zweckbauten und sogar Mietwohnungen problemlos in Smart Buildings verwandeln. Dank unseres robusten Homematic IP Funkprotokolls auf 868 Mhz muss man sich auch um Störungen keine Gedanken machen. Im Vergleich zum WLAN funken wir auf deutlich niedrigerer Frequenz und zudem mit geringerer Sendeleistung und erreichen dennoch eine wesentliche bessere Durchdringung und Abdeckung des Gebäudes. Zudem wird nicht permanent gefunkt, sondern nur bei Bedarf. Das Protokoll ist auf eine besonders effiziente Datennutzung ausgelegt. Außerdem können wir Direktverbindungen ohne Umweg über die Zentrale herstellen, etwa zwischen einem Türschlossantrieb und dem zugehörigen Keypad. All das erhöht nicht nur die Ausfallsicherheit ungemein, sondern reduziert auch den Funkverkehr und damit die Strahlenbelastung. Somit müssen sich auch besonders sensible Menschen keine Sorgen machen.
IKZ: Lassen sich auch smart-home-fähige Geräte anderer Hersteller in Ihr System einbinden? Beispielsweise eine Wärmepumpe mit Bus-Anschluss oder ein Solarregler?
Ralph Bertelt: Um unseren Anwendern noch mehr Möglichkeiten zu bieten, binden wir ausgewählte Partnerlösungen in Homematic IP ein. Wir können zwar viel, aber noch nicht alles. Wir arbeiten aber daran! Sprachsteuerung realisieren wir zum Beispiel mit Amazon Alexa und Google Assistant. Die beliebten „Hue“-Leuchten von Philips lassen sich genauso mit unserem System koppeln wie Ezviz-Kameras und zukünft ig DoorBird-Türstationen. Wie ich schon erwähnte, hat unsere neue Smart-Home-Zentrale, die Homematic IP „Home Control Unit“, eine EEBUS-Schnittstelle und kann somit ebenfalls mit zahlreichen Komponenten kommunizieren.
IKZ: Eine letzte Frage: An wen kann sich der SHK-Installateur oder TGA-Fachplaner richten, wenn er ein mögliches Objekt im Auft ragspool hat? Oder bieten Sie Schulungen oder Lehrvideos an?
Ralph Bertelt: Für Fachinstallateure sowohl aus dem SHK-Bereich als auch im Elektrohandwerk bieten wir ein umfangreiches Partnerprogramm an. Im Rahmen unseres Autorisierungsprozesses erhalten die Teilnehmer umfangreiche Schulungen zu unserem System – sowohl als Video und Livestream als auch vor Ort. Bei der Umsetzung ihrer Smart-Home-Projekte werden die Partner fachlich durch uns unterstützt: Persönlich durch unsere Außendienstmitarbeiter sowie telefonisch oder per E-Mail durch unseren extra eingerichteten Service. Durch einen Eintrag in der Fachpartnersuche auf unsere Homepage gewinnen Partner zudem neue Kunden. Alle Informationen über das Fachpartnerprogramm gibt es auf https://homematic-ip.com/de/partner.
Bilder: eQ-3 AG, Leer
www.eq-3.de
www.homematic-ip.com