Modulares Bauen schafft Vorteile im Bauprozess
Wohnprojekt offenbart die Effizienzpotenziale, die mit industrieller Vorfertigung von Installationssystemen für Bäder gegeben sind
Steigender Fachkräftemangel, enormer Zeitdruck und instabile Kostenentwicklungen lassen das modulare Bauen immer bedeutender werden. Insbesondere der Einsatz mit vorgefertigten Sanitärständerwänden und Installationsschächten erhöht die Geschwindigkeit sowie die Planungs- und Kostensicherheit im Bauprozess. Aus diesem Grund setzten die Baubeteiligten im Karlsruher Stadtteil Daxlanden auf die industrielle Vorfertigung von Geberit. Hier entsteht seit Anfang 2022 ein neues Quartier: 354 Wohneinheiten und weitere Gebäude sollen in einem Zeitraum von zwei Jahren schlüsselfertig sein. Ein Projekt dieser Größenordnung benötigt in erster Linie eines, um erfolgreich zu sein: eine solide Planung.
Herausforderung: unterschiedliche Bäder
In Daxlanden erbaut die Volkswohnung GmbH seit Anfang 2022 ein neues Quartier: 357 Wohneinheiten verteilen sich auf sieben Gebäude; ergänzt um eine Kindertagesstätte, Hausmeisterservicebüro, drei Gewerbeeinheiten sowie altersgerechten Wohnraum.
Um den Zeitaufwand auf der Baustelle so gering wie möglich zu halten, setzte das beauftragte Ingenieurbüro Planwerk400 GmbH aus Wiesloch vor allem auf eine vorausschauende Fachplanung. „Bei einem Projekt dieser Größenordnung ist eine möglichst detaillierte Fachplanung mit möglichst wenigen Schnittstellen wichtig, sodass in der Bauphase auftretende Fehler schon in der Planungsphase erkannt und vor Entstehen behoben werden können“, erklärt Diplom-Ingenieur Marc Hanen, der maßgeblich als Projektleiter am Entwurf der technischen Ausrüstung der Gebäude beteiligt war. Das sei einer der Hauptgründe gewesen, warum man sich für Sanitärständerwände in industrieller Vorfertigung entschieden habe. Potenzielle Fehler auf der Baustelle könnten im Vorhinein vermieden werden. Auch wichtig für Marc Hanen: Die gute Planbarkeit ermöglicht „eine sehr gute Kostentransparenz und damit einhergehende Sicherheit“ für Bauherren.
Eine Herausforderung: Das kleinste Bad misst ca. 5,4 m2, das größte ca. 9,2 m2. Bereits in der Planungsphase achteten die Planer darauf, möglichst gleiche Badtypen zu entwerfen, um den Vorfertigungsfaktor zu erhöhen. Auch war es wichtig, die Fall- und Steigleitungen in den gleichen Bädertypen identisch anzuordnen. Da diese Punkte schon in der Planungsphase berücksichtigt wurden, waren sie für ein industriell vorgefertigtes Installationssystem bestens geeignet. Bei dieser Großbaustelle wurden insgesamt rund 3500 Sanitärständerwände, bestehend aus Grund- und Aufsatzrahmen von Geberit, eingebaut.
Fertigung der Installationssysteme nach individuellen Gegebenheiten
Industrielle Planungs- und Fertigungsprozesse werden genutzt, um Arbeitszeiten auf der Baustelle zu reduzieren und Fehlerquellen zu vermeiden. Geberit hat „GIS IV“ (Geberit Installationssystem – Industrielle Vorfertigung) im Sortiment, das sich je nach Kundenwunsch individuell vorfertigen lässt und insbesondere für Projekte mit vielen gleichen Bad- oder Schachttypen geeignet ist. Die Register werden in Zusammenarbeit mit Geberit geplant und in den gewünschten Maßen und Registeraufteilungen just-in-time auf die Baustelle geliefert, wo sie ausgerichtet und befestigt werden. Die durch die Registerteilungen entstandenen Trennungen der bereits installierten Rohrleitungen müssen nun miteinander verbunden werden. Im Vergleich zu alternativen Verarbeitungsweisen, wie zum Beispiel dem Trockenbau, ist der zeitliche Aufwand auf der Baustelle nach Aussagen von Verarbeitern des Systems um bis zu 40 % reduziert. Geberit bietet verschiedene Arten der Vorfertigung an, angefangen bei vorgefertigten Installationswänden und Schächten über Ausschubmodule bis hin zu Fertigbädern. Geberit ist sich sicher: „Durch diese Flexibilität können alle Betriebe – auch kleine – größere Bauvorhaben realisieren.“ Auf dem Areal in Daxlanden wurden etwa 1000 Vorwände und ca. 800 Trennwände, bestehend aus Grund- und Aufsatzrahmen, welche teilweise als Schächte genutzt werden, bzw. 62 000 m „GIS Profil“ eingebaut.
Die Installationsbetriebe sind Alexander Ochs Wärmetechnik GmbH, Bechem+Post Wärmetechnik Kundendienst GmbH und ZIG Service GmbH. Nach der Fertigung wurden die Register per LKW auf die Baustelle geliefert. Vor Ort wurden sie mithilfe der Bezeichnungsschilder und der Materiallisten in das jeweils richtige Gebäude gebracht – in einigen Fällen per Kran.
Im richtigen Bad angelangt, wurde der Grundrahmen von den Installateuren ausgerichtet. Mithilfe des Montagewerkzeugs und eines Lasers wurden die Rahmen mit einem Meterriss am Rahmen ausgerichtet und verschraubt. Danach wurde der Aufsatzrahmen montiert. Im Anschluss wurden die Steig- und Fallleitungen mit dem mitgelieferten Material verbunden. Geberit macht deutlich: „Dank industrieller Vorfertigung lassen sich Bauprojekte nicht nur schneller, sondern auch mit deutlich weniger Lärm und Schmutz umsetzen.“ Für die Rohinstallation bis hin zum Verschließen der Wand benötigten die Monteure pro Bad zwischen zwei und vier Tagen. Das entspricht laut Geberit etwa 40 % Effizienzsteigerung im Vergleich zu einer konventionellen Montage. „Ein gutes Ergebnis, das auch genau unserer Planung entspricht“, findet Marc Hanen.
Hohe Ansprüche an Brandschutz, Schallschutz und Statik
Da bei diesem Projekt besonders hohe Ansprüche an Brandschutz, Schallschutz, Feuchtigkeitsschutz und Statik gestellt wurden, entschied sich das Ingenieurbüro dafür, vorgefertigte „GIS“-Register mit der „Quattro-Zulassung“ einzubauen. Dieses System führt Sanitär-, Heizungs-, Abwasser-, Elektro und Lüftungsleitungen sowie Tragsystem und System-Beplankung zusammen. Da es sich um ein geprüftes System handelt, können die Leitungen nah beieinanderliegen. So konnten die Wandtiefen in den Sanitärräumen in Daxlanden reduziert werden, wodurch mehr nutzbare Fläche entsteht.
Mehrere tausend Meter Ver- und Entsorgungsleitungen verbaut
Den Planern war es besonders wichtig, möglichst alle Komponenten von einem Hersteller zu beziehen, um eine Gesamtzulassung für das Projekt zu erhalten.
„Da es nur einen Ansprechpartner gibt, ist das die deutlich elegantere und günstigere Lösung“, erläutert Marc Hanen die Entscheidung. So fiel im Bereich Trinkwasser und Heizung die Entscheidung auf „Mepla“, „Mapress C-Stahl“ sowie „Mapress Edelstahl“ (alles Geberit). Allein in den vorgefertigten Registern wurden rund 6300 m „Mapress Edelstahl“, 2000 m „Mapress C-Stahl“ sowie 3800 m „Mepla“ eingebaut. „Mit diesen drei Produkttypen sind wir auf der Baustelle sehr gut vorangekommen. Es ließ sich einfach und ziemlich selbsterklärend verlegen“, resümiert Projektleiter Florian Schneider von der Alexander Ochs Wärmetechnik GmbH und nennt einen weiteren Vorteil: „Um eine potenzielle Verkeimung zu verhindern, sind alle wasserführenden Komponenten des Systems mit Schutzkappen versehen. Die Trinkwasserhygiene ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern hat auch eine gesundheitliche Relevanz.“
Auch das Entwässerungssystem sollte aus dem Hause Geberit stammen. Die Wahl fiel auf das System „Silent-db20“, von dem allein in den Registern rund 3000 m verlegt wurden. Die Rohre und Formstücke lassen sich auf drei Arten miteinander verbinden: mit Elektromuffenschweißung, einer Spannverbindung oder mittels Spiegelschweißung.
Bilder: Geberit Vertriebs GmbH