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„Flüssiggas-Heizungen sind eine bezahlbare und pragmatische Lösung“ [Seite 2 von 2]

Das Gebäudeenergiegesetz 2024 eröffnet biogenem Flüssiggas eine Zukunft

Markus Lau ist Leiter des Referats Technik beim Deutschen Verband Flüssiggas e.V. (DVFG). (DVFG)

 

Markus Lau: Flüssiggas ist als dezentraler Energieträger ein beliebter Energieträger zum Heizen in Ein- und Mehrfamilienhäusern, im Gewerbe und der Landwirtschaft, insbesondere im ländlichen Raum. Eine Ausweitung des bestehenden Nutzerprofils auf beispielsweise innerstädtische Räume sehen wir derzeit nicht, zumal solche Gebiete sicherlich von den künftigen Wärmenetzausbauplänen erfasst werden.

IKZ: Kommen wir zu den Merkmalen bzw. zu den Vorteilen von biogenem Flüssiggas – genauer gesagt: eine mit biogenem Flüssiggas betriebene Gasheizung: Welche sind es, wenn wir sie mit einer elektrisch betriebenen Wärmepumpe vergleichen?

Markus Lau: Viele Bestandsgebäude, insbesondere im ländlichen Raum, eignen sich im gegenwärtigen Zustand nicht für den Einbau einer elektrischen Wärmepumpe. Demnach sind in diesen Fällen Sanierungsmaßnahmen erforderlich – das kann sich von einem Austausch von Heizkörpern oder Fenstern oder einer Dämmung der Keller- oder der obersten Geschoßdecke bis hin zu einer Dämmung der Gebäudehülle erstrecken. Hier liegt es an den ausführenden Planern, eine für den Eigentümer passende und in Investitions- und Betriebskosten tragbare Lösung zu finden. Eine Sanierung nach dem höchsten Standard würden viele Hauseigentümer trotz der geplanten Förderlandschaft überfordern. Die Anforderung, 65 Prozent erneuerbare Energien einzusetzen, lässt sich auch mit Flüssiggas-Heizungen erreichen. Und das ganz ohne Komplettsanierung der Gebäudehülle. Flüssiggas-Heizungen sind eine bezahlbare und pragmatische Lösung insbesondere für Bestandsgebäude, die sich weder für den Einbau einer elektrischen Wärmepumpe eignen noch an ein Wärmenetz anschließen lassen.

IKZ: Biogenes Flüssiggas ist sicher in erster Linie etwas für den Gebäudebestand. Oder sehen Sie auch Einsatzfelder im Neubau?

Markus Lau: Für viele Bestandsgebäude abseits der Wärmenetze ist Flüssiggas eine passgenaue und bezahlbare Lösung bei der Heizungsmodernisierung. In Kombination mit biogenem Flüssiggas sind Flüssiggas-Heizungen ein entscheidender Schlüssel, um die Klimaschutzziele auch ohne eine komplette Verbesserung des baulichen Wärmeschutzes zu erreichen. Im Neubau sind Flüssiggas-Heizungen sicherlich kein Muss, bleiben aber eine gute Option für Hauseigentümer, denen eine autarke und netzunabhängige Wärmeversorgung wichtig ist.

IKZ: Spielen wir einige Fälle durch, bei denen auf biogenes Flüssiggas umgestellt werden soll. Der ursprüngliche Brennstoff sei Heizöl, Erdgas und normales Flüssiggas. Formulieren Sie bitte die wichtigsten Umbaumaßnahmen aus Sicht des Handwerksbetriebs.

Markus Lau: Betrachten wir die einzelnen Energieträger getrennt. Bei der Umstellung von Heizöl auf (biogenes) Flüssiggas ist der erste Schritt der Rückbau des Heizöltanks. In der Regel wird hier ein zusätzlicher Raum im Keller frei. Der Flüssiggastank wird außerhalb des Hauses durch ein Fachunternehmen oberirdisch aufgestellt oder im Garten vergraben. Die Leitungen zwischen Tank und Heizsystem werden in der Regel unter der Erde verlegt. Der Öl-Kessel wird durch die Brennwerttherme ersetzt. Diese kann platzsparend an der Wand aufgehängt werden oder als freistehendes Kombigerät z. B. den Warmwasserspeicher mit beinhalten, falls dieser im Rahmen der Sanierung sowieso ausgetauscht werden muss. Heizungsrohre und Heizkörper können unangetastet bleiben, wobei sehr alte Heizkörper oftmals mit ausgetauscht werden, was geringere Vorlauftemperaturen möglich macht und insgesamt Energie spart. Der Schornstein muss ggf. auf Brennwertbetrieb aufgerüstet werden, beispielsweise durch ein doppelwandiges Innenrohr aus Edelstahl.

Zur Umstellung von Erdgas auf (biogenes) Flüssiggas: Die Umstellung von einem leitungsgebundenen auf einen nicht leitungsgebundenen Energieträger ist derzeit sicher ein Exot, könnte jedoch bei einer regionalen Einstellung der Erdgasversorgung zukünftig durchaus relevant werden. Die meisten Gasthermen lassen sich grundsätzlich auch auf (biogenes) Flüssiggas umrüsten. Die Umrüstung besteht hier im Wesentlichen aus einem Austausch der vorhandenen Brennerdüsen und ggf. einer Neujustierung des Gasgerätes. Die Lagerinfrastruktur für Flüssiggas vor Ort muss natürlich neu geschaffen werden, dies erfolgt wie bereits bei der Ölheizung beschrieben.

Sehen wir uns nun die Umstellung von konventionellem auf biogenes Flüssiggas: Biogenes Flüssiggas besitzt dieselben chemischen Eigenschaften wie konventionelles Flüssiggas – und lässt sich dadurch beliebig beimischen. Flüssiggas-Heizungen können also ohne technische Anpassungen mit biogenem Flüssiggas betrieben werden. Zudem lassen sich mit dem erneuerbaren Energieträger auch andere am Markt verfügbare Heiztechnologien betreiben – etwa Gas-Wärmepumpen. Das bedeutet, außer einer Anpassung des Liefervertrags ist hier gar keine Umstellung erforderlich.

 

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