Auf Austausch programmiert
Frisches Trinkwasser statt Stagnation
Die Versorgung mit Trinkwasser in bester Qualität braucht gute Voraussetzungen im Gebäude. Dazu gehört unter anderem, dass ein regelmäßiger Wasseraustausch in den Leitungen sichergestellt wird, um Stagnation zu vermeiden. Damit der regelmäßige Trinkwasseraustausch auch dann gewährleistet wird, wenn Wohn- oder Geschäftsräume nur sporadisch genutzt werden oder leer stehen, kann ein programmierbares Spülsystem diese Aufgabe übernehmen. Im besten Fall ist dies bei der Planung bereits berücksichtigt. Als temporäre Problemlösung kann der Sanitärfachmann eine Hygienespülung in mobiler Bauform auch vorübergehend am Ende einer Versorgungsleitung installieren.
In Altbauten sind die Voraussetzungen für eine hohe Trinkwasserqualität oftmals nicht optimal. Denn die vor Jahrzehnten erfolgten Trinkwasser-Installationen beruhen selten auf einer soliden Planung samt verlässlicher Dokumentation. Verzweigte Stichleitungen oder unzureichende Dämmungen gehören zur Liste typischer Schwachpunkte im Bestand, die unter Sanitärfachleuten längst bekannt sind.
Von Vorteil ist, dass die allgemein anerkannten Regeln der Technik heute weit mehr Erkenntnisse berücksichtigen als dies vor Jahrzehnten möglich war. Das bietet eine solide Basis für eine sichere und einwandfreie Installation bis zur letzten Zapfstelle von kaltem oder warmem Trinkwasser.
Wasseraustausch ist „bestimmungsgemäßer Gebrauch“
Ein bestimmungsgemäßer Gebrauch der Trinkwasser-Installation geht davon aus, dass das bereitgestellte Trinkwasser nicht über viele Tage hinweg in der Leitung stagniert, sondern ein regelmäßiger Austausch stattfindet, wie er in DIN EN 806-5 [1] bzw. VDI/DVGW 6023 [2] definiert ist. Eine ordnungsgemäße Planung berücksichtigt dies allein schon in der Leitungsführung, Dimensionierung und Anordnung einzelner Verbrauchsstellen, um im täglichen Gebrauch eine möglichst günstige Durchspülung zu erreichen.
Durch die Umnutzung einzelner Räume, die vorübergehende Stilllegung einer Etage oder eines gesamten Gebäudes verändern sich jedoch die Betriebsbedingungen für die Trinkwasser-Installation. Welcher Maßnahmen bedarf es dann?
Betreiberpflicht für den Hausbesitzer
Wenn der geforderte regelmäßige Wasseraustausch nicht stattfindet, muss der Leitungsinhalt zielgerichtet durch zusätzliche Spülungen ausgetauscht werden. Diese Aufgabe können automatisierte Hygienespülungen übernehmen. So wird ein regelmäßiger bzw. nach individuellen Vorgaben für Wassermenge oder -temperatur definierbarer Austausch sichergestellt. Das ist beispielsweise wichtig für einen Hauseigentümer, der so seiner Betreiberverpflichtung nachkommen und seinem Mieter durch geeignete Spülintervalle stets frisches Trinkwasser bereitstellen kann.
Hygienespülung in die Vorwand integriert
Inzwischen zählt die automatische Hygienespülung sowohl bei der Neuerrichtung als auch bei der Modernisierung von Trinkwasser-Installationen zum festen Bestandteil. Innerhalb eines Sanitärraums bietet sich die Spüleinrichtung mittels WC-Spülkasten an, der bereits werkseitig ein Modul zur Hygienespülung besitzt oder sich ohne großen Aufwand nachrüsten lässt. Bei Geberit findet sich solch eine Lösung im Produktportfolio.
Eine weitere Möglichkeit sind Intervall-Hygienespülmodule. Sie lassen sich mit wenigen Handgriffen nachrüsten – und zum Beispiel bei Geberit per Smartphone mit der „Control App“ programmieren.
Alternativ kann eine berührungslose Armatur am Waschtisch oder ein Urinal diese programmierbare automatische Spülaufgabe übernehmen, wenn die eingebaute Elektronik dies möglich macht. Der Vorteil: Es muss kein zusätzliches Bauteil für den Nutzer sichtbar vor der Wand installiert werden.
Von der Grundversion bis zum „Alleskönner“
Für den Trinkwasseraustausch, beispielsweise auf der ganzen Etage, lässt sich auch eine separate Hygienespülung mit Festanschluss an die Entwässerung installieren und diesem Modul wichtige Aufgaben übertragen. Denn in Kombination mit einem entsprechenden Sensor für Temperatur oder Durchfluss kann die Spülprogrammierung – je nach Bauart – nicht nur zeitgesteuert ablaufen, sondern sich vom tatsächlichen Verbrauch leiten lassen bzw. nach einer vordefinierten Maximaltemperatur des Kaltwassers richten. Dementsprechend lässt sich der Spülbedarf anpassen und der Wasserverbrauch minimieren.
Bei Geberit sind die Einstellungen und Protokollierungen der Spülvorgänge über Smartphone oder Tablet möglich, zusätzlich besteht auch die Option zur Einbindung in die Gebäudeleittechnik via Digital I/O oder RS485-Schnittstelle. Der Sanitärprofi kann im Markt auf Bauarten mit komplettem Leistungsspektrum zugreifen, bekommt aber auch preisgünstigere Versionen mit reduziertem Funktionsumfang.
Hygienespülung bei vorübergehendem Einsatz
Wenn für eine absehbare Zeitspanne Trinkwasserleitungen nicht genutzt werden, lässt sich als Übergangslösung eine automatische Hygienespülung in mobiler Bauform wählen und neben einer vorhandenen Zapfstelle positionieren und anschließen. Typische Beispiele für die Anwendung findet man im überlangen Leitungsweg zum Gartenwasseranschluss, zum Hobbykeller oder wenn nach einer Neuinstallation einzelne Gebäudeteile noch nicht bezogen werden. In solchen Fällen übernimmt eine temporäre Hygienespülung als Aufputz-Variante die Aufgabe, dass der bestimmungsgemäße Gebrauch in der Trinkwasserversorgung erhalten bleibt.
Die Notwendigkeit einer Hygienespülung besteht überwiegend für das kalte Trinkwassernetz. Denn sofern die Warmwasserversorgung mit Zirkulation und insgesamt gemäß den Vorgaben des DVGW-Arbeitsblattes W 551 [3] betrieben wird, sind bereits anlagentechnische Maßnahmen zum Schutz vor Legionellen getroffen. Weiterführende Infos zu den Anwendungsfällen und den technischen Möglichkeiten rund um die Hygienespülung bietet die Geberit-Broschüre „Stagnation sicher vermeiden“.
Literatur:
[1] DIN EN 806-5: Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen; Teil 5: Betrieb und Wartung
[2] VDI/DVGW 6023: Hygiene in Trinkwasser-Installationen - Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung
[3] DVGW W 551: Trinkwassererwärmungs- und Trinkwasserleitungsanlagen - Technische Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums - Planung, Errichtung, Betrieb und Sanierung von Trinkwasser-Installationen
Autor: Thomas Wegner, Produktmanager Rohrleitungssysteme, Geberit Vertriebs GmbH
Bilder: Geberit