Werbung

Zwei Pioniere frisch gemacht

Generationswechsel nach mehr als zehn Jahren Elektromobilität

Neuzugang in der Lieferwagenklasse: Der Renault „Kangoo Rapid E-Tech Electric“ ist in Normallänge gestartet, die Langversion ist in Vorbereitung. (Renault)

Besonders breiter seitlicher Zugang zum Laderaum des „Kangoo Rapid“: Diese Option mit fehlender B-Säule lässt sich auch in Kombination mit dem E-Antrieb wählen. (Thomas Dietrich)

Baukastenprinzip: Konfigurationen für Verbrenner sollen auch mit dem E-Antrieb verfügbar sein, hier der „eDaily“ von Iveco mit 12 m3 im Laderaum und 190 cm Stehhöhe. (Thomas Dietrich)

Modernes Cockpit: Das Instrumentenbord im Iveco „eDaily“ wirkt angenehm ausgereift und alltagstauglich, auch einem (wahlweise) mittleren Sitzplatz wird Beinfreiheit gewährt. (Thomas Dietrich)

 

Ab dem Jahr 2011 gehörte der Renault „Kangoo“ in der Lieferwagenklasse zu den Ersten, die auch einen Elektroantrieb bieten konnten – und der große Transporter Iveco „eDaily“ ließ sich auch damals schon mit E-Antrieb ordern. Beide Nutzfahrzeuge haben inzwischen für das Modelljahr 2023 wichtige Entwicklungsschritte vollzogen und dabei auch ihre steckerfertige Antriebstechnik in die Neuzeit überführt.

„Zero Emission“ - Claim für Renault

Rückblickend lässt sich sagen: Die Franzosen waren der Zeit ein gutes Stück voraus. Vor mehr als elf Jahren demonstrierte Renault mit dem Elektro-„Kangoo“, dass ein Lieferwagen nicht zwangsläufig mit einem Verbrenner motorisiert sein muss. Der Zusatz „Z.E.“ stand für „Zero Emission“ und wenn dieses Motto für den vermeintlich emissionsfreien Antrieb auch nicht lange unwidersprochen blieb, so etablierte sich das Kürzel dennoch über Jahre hinweg zu einer festen Größe, wenn man der Umwelt etwas Gutes tun wollte.

Pionierleistung ja, aber...

Der Vielfalt im Angebot der leichten Nutzfahrzeuge hat die Pionierleistung von Renault sicher gutgetan. Nicht begeistert zeigten sich dagegen Nutzer des Fronttrieblers, die den technischen Angaben Glauben schenkten und sich aufgrund der Herstellerangabe für die Reichweite von 170 km auf der sicheren Seite fühlten – je nach Fahrweise sollten gar 200 km möglich sein. Um es kurz zu machen: Bei Winterwetter vermochte der „Kangoo Z.E.“ der ersten Generation seinen flüsterleisen Betrieb mangels Power auch bereits bei weniger als 100 km einzustellen. Spätestens da ließ sich der allgemeine Wortschatz um den Begriff Reichweitenangst ergänzen... Renault hat daraus offenbar Lehren gezogen und jetzt für die zweite Generation des E-Antriebs ein Maßnahmenpaket geschnürt, das dem Nutzer deutlich mehr Möglichkeiten für seinen Aktionsradius offeriert.

Modell mit neuem Namen

„Kangoo Rapid E-Tech Electric“: Unter dieser neuen Bezeichnung ist der Kastenwagen zu den Renault-Händlern gekommen, zunächst in Normallänge mit 3,3 m3 hinter dem Trenngitter. Zu einem späteren Zeitpunkt wird die um 1 m3 größere Maxi-Version das Angebot ergänzen – so gibt es keine Unterschiede gegenüber den aktuellen „Kangoo“-Verbrennern, die bereits im Frühjahr 2021 vorgestellt wurden.

An dieser Stelle sei auch nochmals die innovative Variante des „Kangoo Rapid“ erwähnt, die auf der rechten Seite ohne B-Säule gebaut wird. Dadurch ergibt sich ein extremer, 145 cm breiter Ladezugang, wenn Beifahrer- und Schiebetür ganz geöffnet bzw. zurückgeschoben sind. Schwenkt man das Trenngitter um 90° zum Fahrersitz, lässt sich 0,6 m3 an Frachtraum hinzugewinnen. Diese Option wird auch in Kombination mit dem Stromer angeboten.

Mit dem Entwicklungsschub für den E-Antrieb ist bedeutsam, dass sowohl die Leistung mit 90 kW/122 PS als auch der Akku mit 44 kWh auf das Doppelte gegenüber dem Premierenmodell gesteigert wurde. Das soll laut Werk rechnerisch für 287 km reichen und im City-Betrieb dank Rekuperation eine noch längere Strecke möglich machen.

Endlich: optionale Schnellladung

Was für eine größere „Kangoo“-Reichweite bisher nicht verwirklicht wurde, ist jetzt zu haben: Neben der serienmäßigen 11-kW-Lademöglichkeit für die Wallbox (Ladezeit laut Hersteller 2:40 Stunden für 80 %) gibt es optional in der Ausstattung „Advance“ eine 22-kW-Variante samt Flüssigkeitskühlung. Per CCS-Stecker soll so für 80 % des Akkus eine Auffrischung binnen 1:30 Stunde erreicht werden können. Das ist zwar weit unter dem, was inzwischen für die Pkw-Sparte an einigen Schnellladesäulen möglich gemacht wird, aber gegenüber der ersten Stecker-Generation des „Kangoo“ kann man das als Errungenschaft werten.

Der Kangoo Rapid E-Tech Electric startet in der Liste mit knapp 34 000 Euro (netto).

Iveco „eDaily“: aus dem Baukasten

Keineswegs sahen sich die Iveco-Entwickler für den Transporter „eDaily“ gezwungen, passend zum allgemeinen Trend auch noch einen Elektroantrieb anzubieten. Das Gegenteil ist der Fall: Vor weit mehr als zehn Jahren, als sonst noch kein Dreieinhalbtonner mit E-Antrieb von europäischen Mitbewerbern angeboten wurde, konnte Iveco diese Besonderheit liefern. Die Preisempfehlung mochte man damals ungern kommunizieren, denn sie war eher utopisch hoch. Doch wer schon 2011 den flüsterleisen Lastenträger haben wollte, fand ihn in der „Daily“-Reihe gelistet.

E-Antrieb für alle Versionen

Inzwischen haben die Ingenieure diesen Pionier auf die Erfordernisse der Neuzeit vorbereitet. Konkret bedeutet das: Die Leistung beim E-Antrieb beträgt 140 kW/190 PS und mit dem maximal 400 Nm starken Drehmoment kommen beim Fahrer keine Zweifel auf.

Doch was als besonders zu werten ist, ist das Versprechen der Marke, dass der Entscheider bei seiner Konfiguration für den „eDaily“ alle vergleichbaren Leistungsmerkmale vorfindet, die auch dem Hecktriebler mit Verbrenner zur Verfügung stehen. Damit sind etliche Frachtraumgrößen bis zu 19,6 m3 möglich, das zulässige Gesamtgewicht kann bis max. 7,2 t reichen, Nutzlasten sind mit max. 4,6 t (beim Fahrgestell) angegeben und die Anhängelast erreicht bis zu 3,5 t. Auch kann die Hinterachse einzel- oder zwillingsbereift sein.

Erster Eindruck via Web

Leider steht keine detaillierte Preisliste mehr im Web zur Verfügung, doch mit der Konfiguration unter www.edaily.iveco.com lassen sich erste Eindrücke sammeln, was möglich sein kann, um den Transporter in Größe und Ausstattung nach Wunsch zu bestimmen – ohne durch Einschränkungen aufgrund der Antriebsart eingeengt zu sein. Letztlich ist aber der Weg zum Iveco-Stützpunkt unumgänglich, denn sonst lassen sich die vielen wählbaren Konfigurationen im Modelljahr 2023 und letztlich auch der Preis nicht ermitteln. Bei der Fülle aller Möglichkeiten ist Iveco mit Preisangaben zurückhaltend – online bekommt man zur Wunschausstattung keinen Preis angezeigt.

Akkupack erweiterbar

Der Energievorrat an Bord lässt sich ebenfalls auf unterschiedliche Art konfigurieren. Das Besondere: Selbst, wenn der „eDaily“ nur für die Tour durch die City mit einer Reichweite von 120 km (Berechnung gemäß WLTP1)) eingesetzt werden soll und deshalb auch nur mit dem kleinen Akkupaket (37 kWh) und der Option für die Schnellladung mit 80 kW ausgestattet werden würde, wäre die Zukunft nicht verbaut. Dank des konsequent modularen Baukastensystems ließen sich auch noch nachträglich (bei passendem Radstand) zwei weitere Akkupakete gleicher Größe nachrüsten, so dass eine Tauglichkeit für die Langstrecke von etwa 300 km (Herstellerangabe gemäß WLTP) möglich werden würde.

Autor: Thomas Dietrich, freier Journalist

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: