TGA besser planen und ausführen – mit BIM [Seite 2 von 2]
Mehr Transparenz, Effizienz und Sicherheit mit dem digitalen Gebäudemodell in allen Phasen eines Projekts
Der Schlüssel hierzu sind die in dem Gebäudemodell enthaltenen Bauteilinformationen. Mit diesen können die Baubeteiligten ökologische und ökonomische Informationen zum Lebenszyklus ermitteln, Verbräuche bewerten und ggf. Optimierungen in der Planung vornehmen. Die Mengen der verbauten Objekte wie Rohrleitungen, Lüftungskanäle oder -auslässe lassen sich automatisch bestimmen. Eine hochwertige Planungssoft ware gibt hier detaillierte Stücklisten aus. Dadurch wird ein präziseres Aufmaß als in der analogen Planung erreicht, sodass die kalkulierte und die verbaute Anzahl an Materialien identisch sind.
Aufgrund der Informationsdichte des digitalen Gebäudemodells eignet es sich auch für Simulationen, um den Entwurf zu verbessern. Ein Beispiel aus der Software „DDScad“ von Graphisoft: Sie verfügt über eine Schnittstelle zur Simulationssoftware „IDA ESBO“ des Anbieters EQUA. Mit ihrer Hilfe können nicht nur Kühllastberechnungen, sondern auch detaillierte Energiesimulationen vorgenommen werden. Zudem ermöglichen es BIM-fähige Softwaresysteme, den tatsächlich ausgeführten Stand bei entsprechender Detailtiefe umfassend zu dokumentieren. Damit können die Gebäudeinformationen nach der Fertigstellung unter anderem für die Gebäudezertifizierungen – z. B. nach dem Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen BNB – verwendet werden.
Breite Vielfalt an Planungssoftwares
Eine wichtige Rolle für die Nutzung all dieser Vorteile spielt die Auswahl der passenden Software. Zwar gibt es viele BIM- fähige Anwendungen auf dem Markt, allerdings unterscheiden sich die Programme deutlich im Hinblick auf ihren Funktionsumfang und die Flexibilität bei der gewerkeübergreifenden Zusammenarbeit.
Ebenso ist darauf zu achten, ob es sich bei der betreffenden Software um eine Aufsatzlösung handelt. Diese funktioniert nur mit einer Basisanwendung, was die Anschaffungs-, Betriebs- und Wartungskosten zusätzlich erhöht.
Einen anderen Ansatz verfolgen eigenständige Planungssoftwares, mit denen sich die komplette technische Gebäudeausrüstung projektieren und rechtssicher dokumentieren lässt. Diese Anwendungen, zu denen auch „DDScad“ zählt, verfügen über eine umfangreiche Funktionsausstattung für die komplette Konstruktion und Dimensionierung von Rohrund Kanalnetzen in 2D und 3D. Hilfreiche Unterstützung bieten integrierte Berechnungsfunktionen – etwa für Heizlast, Rohrnetz, Trink- und Schmutzwasser sowie für maschinelle Lüftung, Druckverlust und Schallpegel – ebenso wie vielfältige Prüf- und Kontrollroutinen. Ein umfassender Funktionsbereich für SHKL- Systeme bildet also sämtliche Versorgungsnetze eines Projekts inklusive aller Teilstränge und Verbraucher ab und ermöglicht die direkte Bearbeitung von Systemdaten. Dies sorgt für eine hohe Übersichtlichkeit und zügige Arbeitsabläufe.
Zusätzlich erleichtert die Nutzung einer BIM-fähigen Software die Planungsübergabe an die weiteren Beteiligten. So kann wegen der im Modell hinterlegten Informationen beispielsweise auf den Ausdruck von Plänen, Stücklisten oder Strang- und Anlagenschemata verzichtet werden. Stattdessen genügt ein Klick auf das zu installierende Objekt und der Monteur erhält umgehend den Typ und die Anzahl der Produkte sowie sämtliche Daten zum Einbauort. Dies beschleunigt die Arbeit auf der Baustelle erheblich.
Schlussendlich bestimmt die Softwareauswahl auch die Möglichkeiten zur Kommunikation und Abstimmung unter den Beteiligten eines BIM-Projekts. Wer sich für eine Closed-BIM-Software entscheidet, ist darauf angewiesen, dass alle Baubeteiligten für den Austausch der BIM-Daten das Dateiformat eines bestimmten Herstellers nutzen. Bei Open-BIM-Softwarelösungen lassen sich die Informationen hingegen über ein standardisiertes Dateiformat herstellerübergreifend austauschen (s. Infokasten).
Umfassende Unterstützung seitens der Softwareentwickler
Bei allen Vorteilen: BIM ist ein komplexes Thema und der Um- bzw. Einstieg erfordert einen gezielten Wissensaufbau. Einige Softwarehersteller bieten hierfür vielfältige Schulungen und Qualifizierungen an. So verfügt etwa Graphisoft Building Systems über eine eigene Akademie mit sechs Schulungsstandorten in ganz Deutschland. Hier kann beispielsweise eine zweitägige Grundschulung für den SHKL- oder Elektrobereich besucht werden.
Bei Fragen im laufenden Planungsprozess steht Anwendern zudem die technische Kundenberatung zur Verfügung. Hier helfen Fachkräfte aus den jeweiligen Gewerken als Ansprechpartner weiter. Hinzu kommt das unternehmenseigene Consulting: Auf Wunsch unterstützen die DDScad-Experten den Fachhandwerker beim Einstieg in die Software, bei der Einführung optimierter Arbeitsabläufe sowie bei konkreten Projekten. Im BIM-Bereich begleiten die Consultants die Planungsprozesse. Hierzu gehört unter anderem auch die Teilnahme an Besprechungen mit weiteren Baubeteiligten.
Offen für AVA
Der offene Datenaustausch mit Open BIM bietet – zusätzlich zu den flexiblen Möglichkeiten zur Projektbeteiligung – auch eine optimale Basis für die schnelle und fehlerfreie Erstellung von Ausschreibungsunterlagen. Denn durch die frühzeitige digitale Planung am Gebäudemodell sind die relevanten Informationen zu den Bauteilen, die für Leistungsverzeichnisse genutzt werden, bereits vorhanden.
Ein optimaler Datenaustausch zwischen Open-BIM-fähigen Planungssoftwares und AVA-Programmen (Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung) wie etwa ORCA, RIB iTWO oder California funktioniert in etwa so: Der TGA-Fachhandwerker oder -planer erarbeitet den digitalen Planungsentwurf, exportiert das komplette Gebäudemodell in einer IFC-Datei und importiert es in das AVA-Programm. Auf dieser Basis lassen sich hier die benötigten Ausschreibungsunterlagen automatisch nach den Vorgaben der DIN 276 (Kosten im Bauwesen) generieren.
Personen, die diese Methode einsetzen, berichten von einem Zeitaufwand für die Erstellung von Leistungsverzeichnissen von unter einer Stunde: Eine erhebliche Zeitersparnis in LPH 6 im Vergleich zur tage- oder sogar wochenlangen Beschäftigung eines Mitarbeiters, wenn das Leistungsverzeichnis manuell erstellt werden muss. Gleichzeitig reduziert die Automatisierung der Prozesse die Fehlerhäufigkeit – insbesondere bei äußerst umfangreichen Leistungsverzeichnissen.
Fazit
Früher oder später wird BIM auch im TGA-Fachhandwerk Standard sein. Doch keine Sorge: Wer sich mit der digitalen Arbeitsmethode vertraut macht, einige grundsätzliche Bedingungen beachtet und auf eine hochwertige Softwarelösung setzt, kann die vielen Vorteile des Ansatzes optimal für sich nutzen. Zugleich wird das eigene Unternehmen zukunftssicher aufgestellt und das eine oder andere neue Geschäftsfeld erschlossen.
Autor: Marvin Kirner, DDScad-Consulting bei Graphisoft Building Systems
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