TGA besser planen und ausführen – mit BIM [Seite 1 von 2]
Mehr Transparenz, Effizienz und Sicherheit mit dem digitalen Gebäudemodell in allen Phasen eines Projekts
BIM – lohnt sich das? Ja, sagen immer mehr Baubeteiligte – und profitieren von den vielfältigen Vorteilen der digitalen Planungsmethode. Andere wiederum fremdeln noch ein wenig. Was hat es mit BIM auf sich und was müssen Fachhandwerker beachten, wenn sie ihre Arbeitsprozesse entsprechend umstellen? Dies und mehr erläutert der folgende Beitrag.
Das Wichtigste vorab: Building Information Modeling (BIM) ist nicht – wie häufig vermutet – das Planen von Räumen oder Gebäuden in 3D. Vielmehr bedeutet BIM, Bauprojekte mit einer anderen Denk- und Sichtweise anzugehen. Der Ansatz umfasst den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks – von der Planung und Durchführung eines Bauvorhabens über das Gebäudemanagement bis hin zu einem möglichen Rückbau. Architekten, Planer, Fachhandwerker und nicht selten auch Facility Manager sowie Sachverständige arbeiten hier gemeinsam an einem digitalen Gebäudemodell. Die Idee: Mehr Transparenz über den gesamten Projektablauf, eine höhere Effizienz bei Planung und Ausführung sowie mehr Kostensicherheit.
Grundlagen
Die Basis jeder BIM-Planung ist das dreidimensionale Bauwerksmodell. Es wird mithilfe einer CAD-Software (CAD = computer-aided design/computerunterstütztes Entwerfen und Konstruieren) erstellt und enthält sämtliche erforderlichen Informationen zu den einzelnen Bauteilen. Vereinfacht gesagt weiß hier ein Rohr, welcher Rohrtyp es ist, wo es platziert wurde und welche spezifischen Eigenschaften es besitzt. Dementsprechend lassen sich mit dem digitalen Gebäudezwilling vielfältige Prüfungen vornehmen, verschiedenste Zeichnungen und Dokumentationen erstellen oder Auswertungen zu Kosten oder Massen durchführen.
Auch wenn bereits einige Großprojekte mit BIM geplant wurden, besteht in Deutschland bei diesem Thema nach wie vor erhebliches Entwicklungspotenzial. In den skandinavischen Ländern, den Niederlanden oder den USA hingegen gilt die Methode seit Jahren als Standard. Doch auch die deutsche Politik hat mittlerweile reagiert und treibt die Weiterentwicklung des Ansatzes für alle Planungs- und Baudisziplinen weiter voran. Zu diesem Zweck wurde eigens ein nationales BIM-Kompetenzzentrum gegründet.
Wichtig: Ziele vereinbaren
Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches BIM-Projekt ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten. Hierfür ist es notwendig, bereits vor dem eigentlichen Projektbeginn feste BIM-Ziele zu vereinbaren. Dies vermeidet Konflikte im weiteren Ablauf – etwa zwischen dem Bauherrn, der mit der Methode vor allem Zeit und Kosten sparen möchte, und dem neu eingestiegenen Fachhandwerker, der in Ruhe erste Erfahrungen sammeln will.
Dementsprechend ist es unerlässlich, die Vorstellungen der Beteiligten bereits im Vorfeld der Zusammenarbeit aufeinander abzustimmen und zu dokumentieren. Auch Handwerksunternehmen sollten von Beginn an in diese Gespräche eingebunden sein. So können sie beispielsweise den Architekten informieren, welche Daten für eine fachgerechte Gewerkeplanung vorliegen müssen. Besitzt das erstellte Gebäudemodell nicht die erforderliche Qualität, muss es der Fachhandwerker für seine Zwecke neu aufbauen. Das kostet Zeit. Darum: lieber frühzeitig vereinbaren als später Mehrarbeit investieren.
Weniger Zeitdruck, mehr Effizienz
Um an BIM-Projekten teilnehmen zu können, ist es wichtig, umfassende Kompetenzen in der Thematik aufzubauen. Wer die zahlreichen Vorteile der Methode betrachtet, erkennt schnell, dass sich diese Vorarbeit im Nachhinein deutlich auszahlt.
So verändert sich durch die Arbeitsweise beispielsweise die Rolle des Fachhandwerkers im gesamten Projektablauf. Auf der Basis von BIM können vermehrt auch planerische Aufgaben übernommen und abgerechnet werden. Dies eröffnet neue Aufgaben- und Geschäftsfelder, die sich bequem im Büro erledigen lassen. Positiv ist dabei auch, dass sich die Gewerkeplanung automatisch in frühere Leistungsphasen verschiebt. Beim klassischen Planungsablauf kommt es nicht selten zu Verzögerungen in frühen Leistungsphasen (LPH), durch die das Handwerksunternehmen bei der Ausführungsplanung in LPH 5 oder der Erstellung der Leistungsverzeichnisse in LPH 6 unter erheblichen Zeitdruck gerät. Dadurch steigt die Fehleranfälligkeit – selbst bei akribischer Arbeitsweise. In der BIM-Planung lassen sich die vorhandenen Zeitfenster für die TGA-Planung grundlegend anders nutzen, was zeitlichen Engpässen effektiv vorbeugt.
Darüber hinaus erhöht die Arbeit mit dem digitalen Gebäudezwilling die Effizienz auf der Baustelle. Hierzu ein Beispiel: In einem Gebäude wurde eine Kabeltrasse an einer Stelle verlegt, an der ebenfalls ein Lüftungskanal verlaufen soll. Das Umsetzen des Lüftungskanals vor Ort ist für den Installateur mit einem zusätzlichen Arbeitsaufwand von etwa einem Tag verbunden. Mit der richtigen BIM-Software lassen sich derartige Kollisionen bereits im Planungsstadium identifizieren und mit wenigen Handgriffen vermeiden. Das spart Zeit und Kosten am Bau, weil die betreffenden Mitarbeiter sinnvoll eingesetzt werden können anstatt Planungsfehler zu korrigieren.
Über den gesamten Lebenszyklus nachhaltiger
Ebenso lassen sich die Umweltauswirkungen von Gebäuden mit BIM einfach und effektiv begrenzen. Dies bezieht sich nicht nur auf ihren Betrieb, sondern vielmehr auf den gesamten Lebenszyklus. Hier helfen – auch bei der Planung der SHKL- Technik – insbesondere moderne Softwarelösungen. Sie verfügen über umfangreiche Möglichkeiten zur Unterstützung der gewerkeübergreifenden Planung und integrierte Kenndaten für Bauteile, durch die sich der CO2-Fußabdruck der Immobilie von der Errichtung über den Betrieb bis hin zum Rückbau ermitteln und reduzieren lässt.
Open-BIM oder Closed-BIM?
Bei einem BIM-Projekt gibt es zwei mögliche Wege der Zusammenarbeit: Entweder nutzen alle Projektverantwortlichen dieselbe Software und die Daten werden über das herstellereigene Dateiformat ausgetauscht (das sogenannte Closed BIM). Oder die Beteiligten entscheiden sich für den Datenaustausch über den offenen Standard IFC (Open BIM). Mithilfe von IFC-Dateien lassen sich die Planungsinformationen softwareübergreifend zusammenführen, administrieren und in einem 3D-Modell darstellen.
Die Vor- und Nachteile der beiden Ansätze liegen auf der Hand. Ein Closed-BIM-Projekt erfordert im Vorfeld vergleichsweise wenige Absprachen. Gleichzeitig aber kann kein Softwarepaket die Vielzahl der Gewerke mit ihren jeweiligen Planungsanforderungen vollständig abbilden. Aus diesem Grund wird bei der digitalen Gebäudeplanung zunehmend auf Open-BIM-fähige Softwaresysteme gesetzt. Dazu zählt beispielsweise „DDScad“. Mit einer solchen Software können Anwender die für ihre Aufgaben optimale Lösung verwenden. Dies erhöht die Flexibilität bei der Beteiligung an Bauprojekten, und die eigene Softwareausstattung kann ohne Rücksicht auf andere Baubeteiligte erweitert werden.
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