Flächenheizung in der Praxis [Seite 2 von 2]
Blick auf potenzielle Fehler und Mängel – und wie sie sich vermeiden lassen
Funktionsheizen
Das Funktionsheizen hat nach der allgemein spezifischen Liegezeit des Estrichs zu erfolgen, bei Zementestrichen frühestens nach 21 Tagen und bei Calciumsulfatestrichen frühestens nach 7 Tagen bzw. nach Herstellerangaben. Die einzuhaltenden Vorlauftemperaturen und die jeweilige Dauer sind im Protokoll P2 und P2.1 in der Schnittstellenkoordination zu finden. Nach DIN EN 1264-4 ist mindestens 3 Tage eine Vorlauftemperatur zwischen 20 und 25 °C und danach mindestens 4 Tage die maximale Auslegungstemperatur zu halten. Von der Norm bzw. diesem Protokoll abweichende Vorgaben des Herstellers (z B. bei Fließestrichen) sind zu beachten und ebenfalls zu protokollieren. Das Funktionsheizen und -kühlen dient dem Heizungsbauer und dem Estrichleger als Nachweis für die mängelfreie Erstellung seines Gewerks. Außerdem werden mögliche Spannungsrisse im Estrich nach dem Abkühlen sichtbar.
Wichtig: Bei fehlendem Funktionsheizprotokoll muss der Bodenleger nach DIN 18365 Bedenken anmelden. Es ist nicht gewährleistet, dass die notwendige Belegreife zur Verlegung des gewünschten Oberbodenbelags erreicht wurde.
Belegreifheizen
Das Belegreifheizen kann zeitnah nach dem Funktionsheizen durchgeführt werden und soll dem Bodenleger einen belegreifen Estrich im Hinblick auf ausreichende Trockenheit liefern. Analog dem Funktionsheizen ist auch bei diesem Arbeitsschritt ein Protokoll zu erstellen (sie he P7 in der Schnittstellenkoordination). Das Belegreifheizen ist als besondere Leistung nach VOB C DIN 18 380 durch den Bauherrn gesondert zu beauft ragen. Wichtiger Hinweis zum Funktionsheizen/Belegreifheizen mit Wärmepumpen: Setzt man eine Sole/Wasser-Wärmepumpe für die Estrichtrocknung ein, kann es zu einer Unterkühlung der Energiequelle kommen. Durch den hohen Wärmeentzug besteht die Gefahr, dass die Erdsonde dauerhaft geschädigt wird. Darum sollte zur Aufheizung ein externer (mobiler) Wärmeerzeuger verwendet werden.
Hydraulischer Abgleich
Auch und insbesondere bei einer Fußbodenheizung ist der hydraulische Abgleich elementar, denn er ist eine Voraussetzung für die einwandfreie Funktion und den energieeffizienten Betrieb. Nach VOB bzw. DIN 18380 sind die Anlagenteile der Flächenheizung so einzustellen, dass die geforderten Funktionen und Leistungen bei bestimmungsgemäßem Betrieb, also auch bei Raumtemperaturabsenkung oder Betriebspausen, erbracht und alle Verbraucher entsprechend ihres Bedarfes versorgt werden. Nur mit einem in allen Komponenten hydraulisch abgeglichenen System lässt sich die erforderliche Regelgenauigkeit und Effizienz erreichen.
Vor dem Hintergrund des Einsparpotenzials wird der hydraulische Abgleich auch im Rahmen von Renovierungsmaßnahmen vom Gesetzgeber gefordert bzw. gefördert. So ist der Nachweis des hydraulischen Abgleichs u. a. eine Voraussetzung für viele Fördermaßnahmen des BEG.
Tipp: Die BVF-Broschüre zum überschlägigen hydraulischen Abgleich (auf www.flaechenheizung.de im Bereich Downloads) beschreibt die genaue Vorgehensweise und gibt Rechenhinweise.
Fazit
Der BVF bietet mit seinen zahlreichen Regelwerken und Richtlinien konkrete Praxishilfen zur Vermeidung von Fehlern im Arbeitsalltag. Die Veröffentlichungen und FAQs aus der Praxis (Häufige Frage) werden kontinuierlich aktualisiert, so dass sich ein regelmäßiger Blick auf die Home-page lohnt. Auch der Bereich der Deckensysteme findet ausführliche Beachtung.
Häufige Fragen zur Verlegeplanung
1. Kann man nur einen Heizkreis in einen Wohn-/Essbereich mit einem offenen Flur legen?
Im GEG (Gebäudeenergiegesetz) ist klar festgelegt, dass alle Räume eine eigene Regelung haben müssen. Ausnahmen sind hier Räume kleiner als 6 m2 und wenn Räume eine gleiche Nutzung haben (z. B. Wohnzimmer mit offenem Essbereich) oder für offene Dielen/Flure. Bezogen auf dieses Beispiel wird die Heizlast auf beide Räume bezogen und somit der Heizkreis ausgelegt.
2. Sollen Fußbodenheizungen in Bad oder Küche vollflächig verlegt oder Küchenzeile bzw. Badewanne ausgespart werden?
Der BVF empfiehlt die Verlegung der Heizschleifen unter Küchenzeilen/Badewannen für den Fall einer anderen Raumnutzung/-aufteilung und um Wärmebrücken an den Außenwänden zu vermeiden.
3. Der Temperaturregler ist eingestellt allerdings ist die gemessene Lufttemperatur anders. Was können die Ursachen sein?
Fußbodenheizung und Wärmepumpe: auf diffusionsdichte Rohre achten
In DIN 4726 „Rohrleitungen aus Kunststoffen für Warmwasser-Fußbodenheizungen“ ist u. a. die Sauerstoffdichtigkeit beschrieben. Der Schriftzug „DIN 4726“ für sauerstoffdichte Rohre darf aufgebracht werden, wenn alle Anforderungen dieser Norm und die jeweiligen Anforderungen nach den im Anwendungsbereich genannten Normenreihen erfüllt sind.
Zur Identifizierung werden die Rohre fortlaufend in Abständen von maximal 1 m gekennzeichnet. Die Kennzeichnung muss mindestens Name oder Zeichen des Vertreibers und Name oder Zeichen des Rohrherstellers aufweisen.
Vor 1988 gab es noch keine sauerstoffdiffusionsdichten Kunststoffrohre, so dass hier in jedem Falle eine Systemtrennung durchzuführen ist. Hierzu wird ein Wärmetauscher zwischen Wärmerzeuger und nachgeschaltetem Fußbodenheizsystem eingebaut. Im Rahmen dieser Arbeiten ist die Entfernung von Ablagerungen im Heizsystem durch Spülung nach Überprüfung der Situation häufig notwendig und sinnvoll.
Unzulässig hohe Sauerstoffkonzentrationen in geschlossenen PWW-Heizungen können aber auch aus anderen Fehlern oder Mängeln resultieren, etwa aus zu klein dimensionierten oder defekten Membran-Druckausdehnungsgefäßen, defekten Schnellentlüftern, undichten Fittings oder Umwälzpumpen usw.
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