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Zugänglich und griffbereit

Barrierefreie Bäder im Resort am Stettiner Haff

Bild 1: Barrierefreies Bad mit WC iCon in gerundeter Form. Das Gefälle zur Wand und zur Duschrinne beginnt mit der vorderen Duschabtrennung und erstreckt sich über die Raumbreite plan bis zur hinteren Wand.

Bild 2: Innenausbau: Rechts das Fenster, links und rechts oben in der Wand die Auslässe für den Notruf, im Hintergrund das WC-Element Sigma, die Anschlüsse an der Dusche und der vorbereitete Abfluss der Duschrinne.

Bild 3: Dusch-WC AquaClean Mera Classic mit Fernbedienung, die Fernbetätigungsplatte Sigma70 zur WC-Spülung, über dem Haltegriff, lässt sich auch im Sitzen bedienen.

Bild 4: Waschtisch der Serie Renova Comfort mit Unterputz-Siphon, die Verblendung der Funktionsbox ist sichtbar. Rechts: der fahrbare Hocker.

Bild 5: Duschbereich mit Duschsitz, Kneippschlauch, Armatur mit Einhebelmischer und der im Boden eingelassenen Duschrinne CleanLine20.

Kornelia Grundmann, Architektin und beeidete Sachverständige für barrierefreies Bauen.

 

Das touristische Angebot am Stettiner Haff wird um ein Freizeitresort erweitert, das auch für Reisende mit eingeschränkter Mobilität geeignet ist. Eine Agentur für Barrierefreiheit plant die Details, unter anderem die Ausstattung der Bäder. Der erste Bauabschnitt mit fünf Ferienhäusern wurde bereits eröffnet.

In Altwarp in Mecklenburg-Vorpommern wurden letztes Jahr im Frühjahr in Hafennähe fünf Ferienhäuser eröffnet. Sie sind der erste Bauabschnitt des Resorts Stettiner Haff, das sich auch an bewegungseingeschränkte Reisende wendet. Jedes Haus ist barrierefrei erreichbar, bietet 154 m2 Wohnfläche, zwei Stockwerke mit drei Schlafzimmern und jeweils einem eigenem Bad, sowie einer Sauna im Obergeschoß. Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss sind gänzlich barrierefrei – darunter auch ein Bad. Mit der barrierefreien Planung beauftragten die Bauherren, die ortsansässige Familie Trinkus, die Agentur gabana von Kornelia Grundmann, Architektin und beeidete Sachverständige für barrierefreies Bauen, die nach dem Universal Design gestaltet und Umgebungen möglichst vielen Nutzern zugänglich macht. „Die Konzeption soll Gästen mit Rollstuhl oder Rollator ebenso wie Familien mit Kleinkindern einen uneingeschränkt sicheren Aufenthalt ermöglichen“, so der Ansatz ihrer Planungen.

Die Erdgeschosse der fünf Häuser bieten überall ausreichende Bewegungsflächen und alle Räume sind schwellenlos durchfahrbar. So sind in den barrierefreien Bädern die Duschen bodeneben, die gesamte Bodenfläche ist völlig plan. „Da wir schon 1 cm Höhenversatz als Stolperfalle sehen, haben wir in allen Bädern durchgehend 2 % Gefälle hin zur Entwässerungsrinne umgesetzt (Bild 1). „So wird vermieden, dass sich Wasser von der Dusche im Bad ausbreitet. Für die Nutzer ist diese gleichmäßig abfallende Höhendifferenz kaum bemerkbar und kann an allen Stellen sicher bewältigt werden“, betont Kornelia Grundmann.

Barrierefreie Ausstattung im Erdgeschoss

Bei der Ausstattung legten die Bauherren Wert darauf, die Häuser für möglichst viele individuelle Bedürfnisse der Urlaubsgäste einzurichten. Z.B. ist das barrierefreie Bad in einem der Ferienhäuser mit einem Dusch-WC ausgestattet. Gäste, die damit bisher noch keine Erfahrungen haben, können bei ihrem Aufenthalt diese Technik ausprobieren. „Uns war besonders wichtig, dass die Räume optisch attraktiv sind und Komfort für alle bieten“, betont Jana Trinkus. Die passende Kombination aus Design und Funktion boten für sie Produkte von Geberit. Das Dusch-WC in dem einen Bad ist ein „AquaClean Mera Classic“ (Bild 3). Es verfügt über WhirlSpray-Technologie für die Reinigung mit Wasser sowie einen Warmluftföhn zum Trocknen. Die anderen Bäder in den Häusern wurden mit WCs der Serie „iCon“ (Bild 1) ausgestattet. Spülrandlos und durch die mit KeraTect-beschichtete Keramikoberfläche leicht zu reinigen, sind nach Herstellerangaben die WCs beider Serien.

Hinter der Wand ist in allen WCs das WC-Element Sigma mit integrierter Geruchsabsaugung verbaut. Die WC-Betätigungsplatte ist eine Sigma70. In den barrierefreien Bädern wurde die Spülauslösung seitlich vom WC an der Wand montiert (Bild 1, Bild 3). So kann diese noch im Sitzen betätigt werden, auch hygienisch mit dem Ellenbogen.

Die WC-Keramik ist in einem Achsmass von 45 cm zur seitlichen Wand montiert. Hier ist ein rechtwinkeliger Haltegriff angebracht. Dessen vertikaler Griff gibt auch stehenden Personen zusätzliche Sicherheit. Auf der anderen Seite der WC-Keramik bietet der Stützklappgriff Halt, bei hochgestellter Position können Rollstuhlnutzer flexibel anfahren.

Die WC-Bürste mit einem langen Griff (Bild 1, Bild 3) ist gut erreichbar zwischen Stützklappgriff und WC montiert.

Auch bei den Waschtischen wurden unterschiedliche Produkte verwendet, in den Obergeschoss-Bädern z. B. solche der Serie „iCon“ mit Unterschrank. Im Bad mit dem Dusch-WC hingegen wurde ein unterfahrbarer Waschtisch der Badserie „Renova Comfort“ (Bild 4) montiert. Dessen Unterputz-Siphon befindet sich in der Vorwand in einer laut Hersteller leicht zugänglichen Funktionsbox. Dank einem vertikalen Verstellbereich von 60 mm lasse sich der Unterputz-Siphon bei der Fertigmontage problemlos in die Wand einpassen. Zur Serie gibt es einen fahrbaren „Renova Comfort“-Hocker, der ebenfalls vorhanden ist.

Geberit CleanLine20 für bodenebene Duschen

Für die Entwässerung entschieden sich die Bauherren für die „CleanLine20“ (Bild 5), eine Duschrinne, die sich, wie der Hersteller betont, durch ein vormontiertes Dichtvlies sicher abdichten lässt. Als Duscharmatur wurde ein Einhebelmischer gewählt. „Er lässt sich leicht greifen und ist gut handhabbar“, erläutert die Planerin. Als für die Badnutzer besonders angenehmes Detail wurde neben dem Duschsitz in Griffhöhe ein Kneippschlauch installiert. Die faltbare Duschabtrennung aus Glas (Bild 1) ist etwa 180 cm hoch. Sie besteht aus mehreren gläsernen Elementen, die durch stabile, leichtgängige Scharniere verbunden sind, wodurch sie sich auch im Sitzen betätigen lassen. Die Elemente lassen sich jeweils bis an die Wand zusammenfalten, was die Bewegungsfläche im Bad deutlich vergrößert. „Das ist vor allem in kleinen Bädern ein großer Vorteil“, betont Grundmann. Im Resort verschafft die gefaltete Duschabtrennung Rollstuhlnutzern genug Platz, um das WC auf ihre Weise anzufahren, was bei feststehenden Glaselementen nicht gegeben wäre. Jedes Faltelement hat eine runde Greiföffnung im Glas. „Griffe oder Knöpfe sind bei mancher Mobilitätseinschränkung nicht gut nutzbar“, so Grundmann.

Sicherheit wird im Resort Stettiner Haff großgeschrieben, deshalb haben Planerin und Bauherren neben dem üblichen Notruf am WC noch einen weiteren Notruf im Duschbereich installieren lassen.

Bilder: Geberit / Uwe Trinkus

www.geberit.de

www.gabana.net

www.resort-stettiner-haff.de

 

Nachgefragt

IKZ-HAUSTECHNIK: Frau Grundmann, in der Branche wird diskutiert, ob der Begriff „barrierefrei“ die Kundenansprache erschwert. Sie bestehen auf dem Begriff, warum?

Kornelia Grundmann: Der Begriff „barrierefrei“ ist eindeutig definiert und sagt: „Bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für jeden – auch für Menschen mit Behinderungen – in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernisse und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind“. Bezeichnungen wie behindertenfreundlich, barrierearm, barrierereduziert oder ähnliches sind unverständliche Kunstbegriffe. Unser Ziel sollte sein, den Begriff Barrierefreiheit nicht nur im Kontext mit Behinderungen, sondern mit „Komfort für alle Generationen“ zu kommunizieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Im Resort wird Sicherheit großgeschrieben, aber die Duscharmaturen haben einen Einhebelmischer ohne Verbrühschutz. Ist das nicht ein Widerspruch?

Kornelia Grundmann: Im Resort gelten Sicherheit und Komfort für den Nutzer. Wir sind nicht im Pflegebereich, wo Pflegepersonal so schnell wie möglich die optimale Wassertemperatur erhalten muss und hier keinen Fehler machen darf. Der Gast im Resort stellt für sich die bevorzugte Wassertemperatur ein, im Stehen oder im Sitzen, vielleicht hilft auch jemand dabei. Ist die Temperatur erreicht, wird der Hebel nicht mehr angefasst. Die Gefahr, versehentlich dranzukommen und sich infolgedessen zu verbrühen, halte ich für gering. Die Bedienbarkeit der Armatur ohne fremde Hilfe ist hier viel wichtiger.

IKZ-HAUSTECHNIK: Im barrierefreien Kontext ist das Licht elementar, es bietet Orientierung und Sicherheit. In den Bädern ist Tageslicht. Was für ein Lichtkonzept haben Sie umgesetzt?

Kornelia Grundmann: Eine gute Beleuchtung in den Räumen dient natürlich der Sturzprävention, ermöglicht es aber auch Menschen mit Hörschädigungen oder Hörgeräteträgern, ihr Visà-Vis anzusehen und ihm bei Bedarf von den Lippen abzulesen. Wo immer eine natürliche Belichtung und Belüftung in einem Bad möglich sind, sollte nicht darauf verzichtet werden. Sind flächenbündige Waschtischspiegel bis zu einer Höhe von 1,80 bis 2 m vorgesehen, arbeite ich gern mit Deckenspots über dem Waschtisch. Diese können auf den oberen Bereich des Spiegels gerichtet werden und bieten eine gute Ausleuchtung, ohne jemanden direkt anzustrahlen. So sind auch die Bäder im Resort ausgestattet.

 


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