Wenn nicht jetzt, wann dann?
Gebetsmühlenartig haben es die Protagonisten der klimaneutralen Energieerzeugung vorgetragen: Deutschland soll sich durch den Import von fossilen Energien nicht von fremden Ländern abhängig machen. Es sollte vielmehr der Aus- und Aufbau einer eigenen Energieinfrastruktur auf klimaneutraler Basis erfolgen. In wirtschaftlich stabilen Zeiten, in denen ein bilateraler Handel mit politisch unbedenklichen Staaten aufgebaut ist, gibt es dazu keinen Handlungsdruck. Das ist durchaus verständlich. Und deshalb sind wir heute auf dem Stand, dass wir – als ein Land mit kaum eigenen fossilen Energien – massiv von Energieimporten abhängig sind.
„Der Krieg in der Ukraine zeigt nun mit aller Deutlichkeit, dass stabil erscheinende Handelsbeziehungen von einem Tag zum anderen nichts mehr wert sind. So lagen unsere Importabhängigkeiten im Februar dieses Jahres beim russischen Gas bei 55 % und bei Erdöl 35 %. Inzwischen sind sie reduziert. Doch die Frage bleibt: Wenn nicht jetzt, wann dann wollen wir die Energieversorgung auf eigene Beine stellen? Jetzt ist ein guter, ein perfekter, ein überfälliger Zeitpunkt.“
Meint man es ernst mit Klimaneutralität und Versorgungssicherheit kommt man nicht umhin, eine umfassende Reform anzugehen. Sie beginnt mit der Erzeugung: von Strom und grünem Wasserstoff, Bioenergie, Solarthermie u. a. m. Auch die Verbraucherseite muss umgebaut werden: der Verkehr, die Industrie, die Infrastruktur und die Gebäude.
Erzeugung und Verbrauch sind miteinander verzahnt, sodass die einzelnen Bereiche nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Eine Herkulesaufgabe, die viel Kraft und Ausdauer erfordert. Doch sie wird sich am Ende lohnen: Die Importabhängigkeit würde sich deutlich verringern, Klimaziele rückten in erreichbare Nähe, es ergäbe sich eine gewisse Preisstabilität bei Energien, die Versorgungssicherheit würde auf ein neues Niveau gehoben u. a. m.
Packen wir es endlich an. Die Zeit ist gekommen.
Detlev Knecht
stv. Chefredakteur IKZ-HAUSTECHNIK
d.knecht@strobelmediagroup.de
