Umstieg auf Kunststoff genau kalkulieren
Das Deutsche Kupferinstitut rät vor Werkstoffwechsel zur Gesamtkostenbetrachtung
In den Handwerksbetrieben wird es eng. Durch die Materialknappheit u. a. für Installationsmaterialien sind zugesagte Fertigstellungstermine nicht zu halten. Manche Betriebe sehen die Gefahr von Kurzarbeit – trotz randvoller Auftragsbücher.
Bei metallenen Rohrleitungswerkstoffen hat es bereits mehrere Preisrunden gegeben, sodass das Fachhandwerk an abgegebenen Angeboten kaum mehr Freude hat und neue nur noch mit Gleitklausel verschickt. Trotzdem sollten bewährte Installationsmaterialien wie Rohrleitungssysteme aus Kupfer nicht reflexartig substituiert werden, um aus der Kostenklemme zu kommen, sagt Michael Sander, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts: „Natürlich ist die Lage angesichts der teilweise deutlichen Preissteigerungen der vergangenen Wochen speziell für das Fachhandwerk schwierig. Heizungs- und Trinkwasser-Installationen vor diesem Hintergrund aber von Kupfer beispielsweise auf Kunststoff umzustellen, ist problematisch.“ So müsse in größeren Objekten vor der Umstellung auf jeden Fall die Auslegung neu gerechnet werden. „Aufgrund der unterschiedlichen Widerstandsbeiwerte von metallenen zu Kunststoff-Systemen können sich Nennweiten teilweise signifikant ändern, wenn der Versorgungskomfort erhalten bleiben soll,“ argumentiert Sander.
„Situation nicht außergewöhnlich!“
Dass metallene Rohrleitungssysteme unter Preisdruck geraten, sei generell zunächst einmal nicht ungewöhnlich. Grundsätzlich gebe es seit jeher die Substitution eines Werkstoffs X, wie beispielsweise Kupfer, durch andere Werkstoffe. „Das ist regelmäßig in der Folge von – wie aktuell – Preisveränderungen am Weltmarkt zu beobachten“, so Sander. Das könne auch an der Neu- bzw. Weiterentwicklung von Technologien liegen, an verbesserten Möglichkeiten der Ver- und Bearbeitung oder der Effizienz eines Produktes oder Materials, oder auch an veränderten Rahmenbedingungen. Ein Beispiel hierfür sei im Bereich der Hausinstallation der vermehrte Einsatz von Kunststoffrohren anstelle von jenen aus Kupfer.
Aufgrund der positiven Eigenschaften von Kupfer sei der Werkstoff aber letztlich auch hier nur bedingt zu ersetzen, da seine hervorragende Langzeitstabilität, die 100-prozentige Wiederverwertbarkeit nach dem Ende der Gebäude-Nutzungsdauer oder die herstellerunabhängige Kompatibilität der Rohre auf der Baustelle wesentlich stärker den Anforderungen des Fachhandwerks entgegenkommen.
„Installationssysteme immer als Ganzes sehen!“
Für Roland Müller, Vorsitzender der Gütegemeinschaft Kupferrohr, spielen bei der Beurteilung der aktuellen Marktsituation rund um Installationssysteme und -komponenten aus Kupfer und entsprechenden Legierungswerkstoffen vor allem zwei Punkte eine entscheidende Rolle: die Wirtschaftlichkeit in der Verarbeitung und die Langzeitbetrachtung des Installationssystems unter ökologischen Gesichtspunkten: „Wer als Handwerker aus Kostengründen von metallenen Rohrleitungssystemen jetzt auf Ersatzprodukte ausweicht, sollte auf jeden Fall eine Gesamtkostenbetrachtung vornehmen. Also beispielsweise auch die Aufwendungen für neue oder zusätzliche Presswerkzeuge, die Bewertung der Lagerbestände, den erwartbaren Mehraufwand bei Reparatureinsätzen und Ähnliches berücksichtigen, was sich schnell zu einem gut fünfstelligen Betrag aufaddiert.“
Unter ökologischen Gesichtspunkten spiele, losgelöst von den Preissteigerungen, die 100-prozentige Recyclingfähigkeit des Werkstoffs ohne Qualitätsverlust eine wichtige Rolle: „Wir registrieren, dass eine neue Generation an Bauherren sehr genau auf den Aspekt des Cradle2Cradle, wie es auf neudeutsch heißt, achtet. Für sie spielt der Werkstoffkreislauf von der Gewinnung des Metalls bis zur Wiederverwertbarkeit eine wichtige Rolle beim Hausbau.“ Kunststoff sei im Gegensatz zu Kupfer kaum recycelbar. Hingegen böten Produkte und Systeme aus Kupfer, Messing oder den entsprechenden Legierungen diese Materialeigenschaften nachweislich. „Dem tragen wir mit unseren Produkten und Systemen aus Kupfer, Messing oder den entsprechenden Legierungen nachweisbar Rechnung. Und das wird auch honoriert, wenn der Fachhandwerker im Beratungsgespräch damit ganz offen ein möglicherweise etwas höheres Preisniveau begründet.“ Zudem, so Müller, müsse in solchen Gesprächen auch der Gesamtkostenanteil der metallenen Installationssysteme für Heizung / Sanitär am gesamten Bauprojekt gesehen werden: „Sie machen am Ende nur einen winzigen Bruchteil der Baukosten aus, stehen aber gleichzeitig für besonders langlebige, komfortable Funktionssicherheit. Damit relativiert sich die aktuelle Preisdiskussion deutlich.
Bilder: DKI