Zwei unterschiedliche Wärmeerzeuger arbeiten zusammen
Gas-Brennwertgerät und Wärmepumpe versorgen Wohnpark im niedersächsischen Schortens
In Schortens wurde der elfte Wohnpark der Unternehmensgruppe Pflegebutler fertiggestellt. Dies bietet einen vertiefenden Blick auf die Konzeption, insbesondere auf die technische Umsetzung der Wärmeversorgung über eine Wärmepumpen-Gas-Brennwert-Kombination.
Musterbeispiel für Wohnen im Alter
Das Unternehmen aus Friedeburg (Niedersachsen) hat sich auf ambulant betreutes Wohnen sowie auf Tagespflege spezialisiert, die sie in ihren Häusern vereint. Geschäftsführer ist Heiko Friedrich, der sein Konzept als schöne Alternative zum Pflegeheim begreift. Der elfte Wohnpark-Standort des Unternehmens, die 20 000-Einwohner-Stadt Schortens (Niedersachsen), befindet sich zwischen Jever und Wilhelmshaven. Er kann als ein Musterbeispiel dafür herhalten, wie die Zukunft des Wohnens für Menschen in einem bestimmten Alter aussehen kann, die noch einen guten Grad Selbstständigkeit besitzen, aber auch schon auf Hilfe angewiesen sind.
Hier wohnen rund 50 Seniorinnen und Senioren. Die Appartements sind etwa 35 m2 groß und sind mit einem barrierefreien Bad und einer kleinen Küche ausgestattet. Hinzu kommen Räume für Menschen, die in der Tagespflege betreut werden. Sowohl die Bewohner als auch die Tagesgäste können hausintern u. a. krankengymnastische Angebote annehmen. Friseur und Fußpflege sowie Ärzte und Therapeuten kommen ins Haus.
Blick auf das hybride Heizkonzept
Dipl.-Ing. Rolf Siefkes vom gleichnamigen Ingenieurbüro für Haustechnik (Wiesmoor, Niedersachsen) plante die TGA-Anlage und übernahm die Bauleitung. Heizungstechnisch verbaut wurde in diesem Wohnkonzept die Luft-/Wasser-Wärmepumpe „BLW Split 16 C“ von Brötje. Die Wärmepumpe gibt es in vier Nennheizleistungen von 6 bis 16 kW (bei A7/W35). Auf der Gaskesselseite wurde ein „WGB 110 i“ (ebenfalls von Brötje) verbaut. Es handelt sich um ein Brennwert-Wandgerät, das im Leistungsbereich von 25 bis 110 kW moduliert und kaskadierbar ist. In das System wurden zwei Pufferspeicher integriert: Ein „CPS 500“ (500 l, Cosmo) für den Heizkreis und ein „CPS 1200“ (1200 l, ebenfalls Cosmo) für die Trinkwasserversorgung.
Die Nennwärmeleistung der Wärmepumpe von 16 kW erscheint auf den ersten Blick in diesem Projekt recht niedrig, doch Daniel Norder von Brötje begründet das damit, dass sie nur auf die Teilabdeckung der Heizlast zielt. Dadurch laufe die Wärmepumpe „stets im optimalen Leistungsbereich und kann ihren COP von 4,28 bei A7/W35 bestmöglich ausschöpfen“. Höhere Vorlauftemperaturen sowie die Trinkwassererwärmung werden in der hier beschriebenen Hybridanlage vornehmlich durch das Gas-Brennwertgerät erzeugt. Geregelt wird die Kombination vom Heizungssystemmanager „ISR HSM/HSM-M“, den Brötje für multivalente Systeme entwickelt hat. Die integrierte Fernüberwachung ermöglicht der Tapken Haustechnik GmbH (Bockhorn, Niedersachsen) einen zeitunabhängigen Zugriff auf alle notwendigen Parameter.
Kühlen ist möglich
Die im Wohnpark Schortens installierte Wärmepumpe von Brötje arbeitet reversibel. Sie kann also sowohl heizen als auch kühlen. Das ist zwar in Schortens bis dato nicht vorgesehen, doch das Thema Kühlen rückt perspektivisch in der Gebäudeversorgung nach vorn. Denn die zur Raumwärmeerzeugung notwendigen Heizlasten werden aufgrund immer besser gedämmter Häuser kleiner ausfallen. Durch die bessere Dämmung heizen sich Gebäude außerdem schneller über passive Wärmegewinne auf und können sie kaum abführen. Hinzu kommt der Klimawandel: Die Winter fallen milder aus und die Sommer werden heißer.
Heizungswasseraufbereitung
Zur Heizwasseraufbereitung wurde das Wandgerät „AguaSave“ von Brötje in die Anlage eingebunden. In dieser Komponente wird das Wasser, das dem Heizkreislauf zugeführt werden soll, teilweise entsalzt, anschließend wieder mit Rohwasser verschnitten sowie mit der entsprechenden Menge eines Schutzproduktes versetzt. Auf diese Weise lassen sich der pH-Wert und die Leitfähigkeit des Wassers stabilisieren und die Bildung von Biofilmen verhindern.
Die Integration von „AguaSave“ sieht Brötje nicht nur in Anlagen mit Nennleistungen über 50 kW als sinnvoll an. Auch in kleineren Systemen werde beispielsweise bei Druckabfall automatisch Wasser nachgespeist und Leckage-Alarm ausgelöst. Mit entsprechendem Zubehör kann eine Befüllleistung von bis zu 1400 l/h und eine Befüllkapazität von bis zu 6 m3 erreicht werden. Insbesondere die Erstbefüllung einer Heizanlage wird laut Brötje so „schnell, sicher und regelkonform erledigt“.
Fazit
Wie im Alter angenehm weiterleben? Diese Frage wurde in Schortens gelöst, auch in Hinblick auf die Wärmeversorgung. Die Kombination von Wärmepumpe und Gas-Brennwert stellt sicher, dass die Bewohner nach ihren Bedürfnissen heizen und Warmwasser nutzen können.
www.broetje.de www.tapken-haustechnik.de www.pflegebutler.de
Hybride Technik
Wie Hybrid funktioniert, erklärt Brötje. Die Wärmepumpe wird mit elektrischem Strom betrieben. In dem Hybridsystem gilt es daher, verschiedene Konstellationen zu berücksichtigen, z. B. den Energiepreis sowie die geforderte Temperatur im Gebäude. Der Marker ist der Bivalenzpunkt – der Punkt, an dem das Hybridsystem von einer Betriebsweise auf eine andere umschaltet. Je nach eingestelltem Bivalenzpunkt gibt es Temperaturbereiche, in denen nur die Wärmepumpe, das Gas-Brennwertgerät und die Wärmepumpe zusammen oder nur das Gas-Brennwertgerät arbeitet. Die Regelung steuert die Betriebsart je nach Einstellung, z. B. abhängig vom Komfortbedürfnis oder dem Energiepreis (Strom und Gas). In der Praxis wählt das Gerät automatisch je nach Einstellungen die optimale Betriebsart.