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„Vorfertigung schafft Freiräume“

Möglichkeiten, Vorteile und Ablauf einer industriellen Vormontage für die TGA-Planung

Der Zugriff auf alle Artikel des Warenbestands eines Unternehmens erleichtert die Fertigung, neben den Vorteilen eines sauberen und vom Platz ausreichenden, klimatisierten Arbeitsstätte, im Vergleich zu Arbeiten direkt auf der Baustelle.

Andreas Buhs, Produktmanager bei aquatherm.

In der aquatherm Vorfertigung werden auf 1650 m2-Produktionsfläche Verteiler und Sonderbauteile gefertigt. Die Sonderbauteile (hier im Bild zu sehen) werden beispielweise an einer Universität in Italien eingesetzt.

 

Ob Fachkräftemangel, steigende Baukosten oder Engpässe im Bauzeitenablauf – die Gründe für eine industrielle Vorfertigung sind zahlreich. Welche Lösungen es hierzu gibt, wie sich diese umsetzten lassen und welche Vorteile die Baubeteiligten dadurch haben, dass ergab ein Gespräch mit einem der weltweit führenden Hersteller von Kunststoff-Rohrleitungssystemen. Die IKZ-Redaktion sprach mit Andreas Buhs, Produktmanager bei aquatherm.

IKZ-FACHPLANER: Herr Buhs, im modernen Rohrleitungsbau zeichnet sich immer mehr der Trend zu vorgefertigten Leitungssystemen, Verteilern und Sonderbauteilen ab. Welche Vorteile gehen damit einher?

Andreas Buhs: Die Vorfertigung im Sanitär-, Heizungs- und Klimabereich bietet zahlreiche Vorteile – nicht nur für Architekten und Planer, sondern in erster Linie für Bauherrn und den Installateur vor Ort. Der größte Vorteil ist die eingesparte Zeit: Statt z. B. aufwendige Verteiler mit hohem Werkzeugaufwand und Materiallagerung vor Ort zu fertigen, werden diese einbaufertig auf die Baustelle geliefert. Dort müssen sie nur noch an Ort und Stelle platziert, montiert und mit dem Rohrleitungssystem verbunden werden. Dies spart Zeit, Geld und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Vereinfacht kann man sagen: Die Vorfertigung verlagert die Komplexität und den Aufwand von der Baustelle zum Hersteller und schafft somit Freiräume vor Ort.

IKZ-FACHPLANER: Was sind die entscheidenden Aspekte in Puncto ‚qualitative Unterschiede‘ zwischen einer vorgefertigten Bauteilgruppe und der Fertigung vor Ort auf der Baustelle?

Andreas Buhs: Viele Baustellen bieten keine guten Voraussetzungen für eine qualitativ hochwertige Fertigung. Schmutz, Staub oder widrige Wetterbedingungen beeinflussen das Ergebnis. Aber auch der zur Verfügung stehende Platz macht es in vielen Fällen schwierig, große Bau- und Sonderbauteile anzufertigen. Eine saubere und großzügige Arbeitsumgebung in einer Produktionshalle erleichtert die Montage deutlich. Außerdem ermöglicht es den direkten Zugriff auf alle Artikel eines Warenbestandes. So kann auch auf Besonderheiten oder Eventualitäten schnell reagiert und diese ohne Zeitverzögerung umgesetzt werden.

IKZ-FACHPLANER: Gibt es Einsatzgebiete im Rohrleitungsbau, die sich nicht für die Vorfertigung eignen?

Andreas Buhs: Dies ist nur sehr selten der Fall. Wir im Unternehmen aquatherm setzen vorgefertigte Bauteile im Neubau und in der Sanierung, in den Bereichen Heizung und Kühlung, in offenen oder geschlossenen Systemen, für aggressive Medien oder Trinkwasser ein. Die Anwendungsgebiete sind also weit gefasst. Das gilt auch für die Form des Bauwerks: Selbst ringförmige Installationen in Gebäuden mit zylindrischer Bauform sowie Pyramiden mit extremen Winkeln haben wir bereits mit Sonderformteilen ausgestattet.

IKZ-FACHPLANER: Erfordert die Vorfertigung einen höheren Planungsaufwand?

Andreas Buhs: Im Vorfeld kann der Aufwand sicherlich etwas höher ausfallen als bei einem Projekt mit Fertigung auf der Baustelle. Zur Erstellung der Fertigungszeichnungen benötigen wir zunächst so viele Details wie möglich, um die Verteiler und Sonderbauteile passgenau zu planen. Nach der Fertigung ist der Aufwand für den Auftraggeber dafür deutlich geringer, da der Verteiler einbaufertig auf die Baustelle transportiert wird und dort nur noch mit dem Rohrleitungssystem verbunden werden muss, ohne weitere Planungen und Auslegungen vor Ort.

IKZ-FACHPLANER: Von der Theorie zur Praxis: Wie läuft bei Ihnen beispielsweise die Planung und Erstellung eines Verteilers ab?

Andreas Buhs: Zunächst benötigen wir von unserem Kunden die entsprechenden Planungsdaten, 3D-Zeichnungen und/ oder Skizzen mit Maßangaben. Das aquatherm Designteam prüft die eingereichten Informationen auf Plausibilität und Vollständigkeit und plant den Verteiler. Der Kunde bekommt im Anschluss eine detaillierte CAD-Zeichnung zur Prüfung und Fertigungsfreigabe. Die Zeichnung beinhaltet eine CAD-Stückliste mit Positionsnummern für jedes Passstück. Zudem erhält der Kunde auf Wunsch unsere CAD-Daten zur Übernahme in bestehende Planungsdaten. Nach der Freigabe fertigen wir die gewünschten Verteiler in unserer Vorfertigung, die mit modernen, teils selbstentwickelten Verarbeitungs- und CNC-Maschinen ausgestattet ist. Vor dem Versand durchläuft jeder Verteiler eine Qualitätskontrolle und wird anschließend direkt auf die Baustelle an jeden beliebigen Ort der Welt verschickt.

IKZ-FACHPLANER: Kunststoff im Rohrleitungs- und Verteilerbau ist zwar nicht neu, aber vielen noch unbekannt. Welche Vorteile stehen hier für den Einsatz im Vordergrund?

Andreas Buhs: Das stimmt, obwohl das Material viele Vorteile gegenüber metallischen Systemen bietet. Der Wichtigste ist sicherlich die Korrosionsbeständigkeit. Außerdem erreicht man dank Faserverbundtechnologie und Materialauswahl (PP-RCT) bei der Herstellung von Rohrleitungen aus Kunststoff eine sehr hohe Druck- und Formbeständigkeit sowie minimale Längenausdehnungen bei Temperaturänderungen. Und das geringe Gewicht im Vergleich zu metallenen Rohrleitungssystemen vereinfacht das Handling auf der Baustelle.

IKZ-FACHPLANER: Man hat das Gefühl, dass andere Länder in Sachen Vorfertigung weiter sind als Deutschland. Stimmt das?

Andreas Buhs: Obwohl sich im Raum Deutschland, Österreich, Schweiz zurzeit viel bewegt, ist das richtig. In den USA gehört die Vorfertigung mittlerweile zum Standard – besonders in den großen Rohrdimensionen. Auch im Mittelmeerraum – beispielsweise in Griechenland, Spanien und Italien – werden vorgefertigte Elemente häufig eingesetzt, zum Beispiel im Hotelbereich. Allerdings stellen wir aktuell auch in Deutschland eine erhöhte Nachfrage fest.

IKZ-FACHPLANER: Auch der Modulbau nimmt immer weiter an Bedeutung zu. Hat diese Entwicklung Einfluss auf den Trend zu vorgefertigten Elementen?

Andreas Buhs: Im Gegensatz zu Projekten, in denen individuelle Verteiler lediglich in Stückzahl Eins hergestellt werden, werden im Modulbau identische Bauteile in vielfacher Anzahl gefertigt und abgerufen. Ein Beispiel dafür ist eines unserer aktuellen Projekte, bei dem wir im Bereich Serverkühlung Container in Modulbauweise mit unseren vorgefertigten Elementen ausstatten. Bei einem weiteren Projekt übernehmen wir die gesamte Verrohrung in acht baugleichen Hochseetrawlern. Apropos Schiffsbau: Aufgrund der räumlichen Enge in Schiffen sind vorgefertigte Elemente eine zeitsparende, oftmals sogar die einzige Möglichkeit einer Rohrinstallation.

Bilder: aquatherm

 


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