Monovalentes Wärmenetz – ein Risiko? [Seite 2 von 2]
Anlagenumbau von bivalenten auf monovalenten Heizbetrieb in 780 m Höhe
So hat er vertraglich vereinbart, dass ein benachbarter Heizungsbauer, der zwei mobile Heizzentralen bereitstehen hat, im Notfall eine davon innerhalb von 12 Stunden installiert. Außerdem wurde ein Pelletvorrat mit Sackware angelegt, falls sich die Brennstofflieferung, z. B. durch starken Schneefall, verzögern würde. Eine weitere mögliche Option wäre: Das Nahwärmenetz mit seinen Pufferspeichern kurzzeitig elektrisch auf die erforderliche Temperatur zu bringen, mithilfe des im Heizraum vorhandenen Starkstromanschlusses.
Wartung: Durch externe Hilfe die Sicherheit erhöht
Aus heutiger Sicht ist die Ausführung der Heiztechnik außergewöhnlich, aber nicht riskant. „Fahrlässig handelt, wer Risiken leichtfertig eingeht. Das haben wir nicht getan“, meint Stein. Aktuell sehe er die Vorteile, die das Gesamtsystem mit sich bringe. Die bivalente Betriebsweise der Heizung hätte Kapital gebunden und an mehreren Stellen Platz gebraucht, für einen zweiten Kessel und ein zweites Brennstofflager. Ein angemesser großer Pelletspeicher wäre weniger gut in den Hang zwischen den Gebäuden integrierbar gewesen. Auch hier wurden Investitionskosten gespart und Platz gewonnen. „Doch braucht es auch das Glück, einen Heizungsbaufachbetrieb in der Nachbarschaft zu haben, der Wartung und Notfallgarantien bietet, um hier eine möglichst maximale Betriebssicherheit zu erreichen“, so Stein.
Weitere Dienstleistungen, die Geschäftsführer Stein gerne delegiert hat, sind die Inspektion, Wartung und Instandhaltung des Pelletlagers samt Entnahmeeinrichtung. Gemäß DIN EN ISO 20023 soll nach fünf Lieferungen bzw. alle zwei Jahre das Lager vollständig entleert und von Feinanteilen gereinigt werden. Dafür sind die Pelletlieferanten zuständig und mit entsprechender Technik ausgestattet. Alles andere macht in diesem Fall der Hersteller des Speicherbehälters. Clemens Hüttinger von Mall erklärt dazu: „Wenn der Kunde es so organisieren kann und er das wünscht, führen wir, bevor der Speicher neu befüllt wird, am gleichen Tag die Wartung durch“.
Energiebedarf: Die Wärme beim Lüften zurückholen
Einige Lager- und Hauswirtschafträume der neuen Gebäudeteile, meist hangaufwärts ohne Fenster und damit ohne natürliche Belichtung und Belüftung, werden durch ein automatisch funktionierendes Zu- und Abluftsystem versorgt. Im Winter wird hier über einen Kreuzstromwärmeübertrager die Wärme aus der Fortluft auf die (von außen zuströmende) Außenluft übertragen. Im Hochsommer, wenn es außen heiß ist und die Innenräume nordseitig am Hang auch tagsüber relativ kühl bleiben, funktioniert das System umgekehrt als Kühlung der Außenluft. Das Prinzip ist einfach, und damit preiswert in Anschaffung und Betrieb. Dennoch wirksam laut Geschäftsführer Stein, indem es den Jahresendenergiebedarf dauerhaft senkt.
Damit nicht jeder der Nebenräume einen Wärmeübertrager braucht, wird die Fortluft bevorzugt über Abwärme verursachenden Geräten wie Waschmaschinen, Eistruhen und Kühlschränken abgesaugt und auf kurzem Weg zum Wärmeübertrager geführt. Die dort vorgewärmte Außenluft wird nur den benachbarten Räumen zugeführt und strömt unter den (zum Boden hin nicht abgedichteten) Verbindungstüren zurück. „Ein weiteres Teil im großen Puzzle, das die Reduzierung des Wärmebedarfs in unserer Einrichtung darstellt“, meint Stein. „Doch dieses Teil kostet uns elektrische Energie. Und auch diese gilt es zu kompensieren“. Folgerichtig ist er nun dabei, auf den nach Süden ausgerichteten Dachflächen Photovoltaik mit 30 kWp für den Eigenbedarf der Einrichtung zu planen, elektrische Fahrzeugflotte inklusive.
Autor: Klaus W. König, Überlingen
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