Von Toaster- über Satelliten- bis zur VRF-Technologie
100 Jahre Mitsubishi Electric: Rückblick und Ausblick auf das Unternehmen, das Produktangebot und die Serviceleistungen
100 Jahre Jubiläum sind immer ein Anlass, um einen Blick zurück und einen Blick nach vorne zu werfen. Diesen Blick haben wir gemeinsam mit Holger Thiesen, General Manager Mitsubishi Electric, Living Environment Systems und Vice President der deutschen Niederlassung von Mitsubishi Electric Europe B. V. gewagt. Was wir dabei gelernt haben? Dass Toaster- und Satellitentechnik viel mehr gemeinsam haben, als wir dachten. Nachfolgend ein Auszug einiger Fragen und Antworten. Das vollständige Interview können Sie auf unseren Seiten im Internet unter www.ikz.de nachlesen (Eingabe in Suchzeile: 100 Jahre Mitsubishi Electric).
IKZ-FACHPLANER: Herr Thiesen – was bedeuten 100 Jahre Mitsubishi Electric für Sie?
Holger Thiesen: 100 Jahre Mitsubishi Electric sind für mich ein leuchtendes Zeichen, was für ein unfassbar großer Erfahrungsschatz sich in dieser Zeit angesammelt hat und genutzt wird. Sicher haben sich diese Erfahrungen immer wieder verändert, greifen aber doch stets auf die wenigen zentralen Aspekte zurück, die den Erfolg tragen. Wenn man sich einmal die Geschichte von Mitsubishi Electric anschaut, dass sich aus dem Werftbetrieb der heutigen Mitsubishi Heavy Industry über verschiedenste Kernprodukte hinweg zu einem derartigen Unternehmen entwickelt hat, dann ist das außergewöhnlich. Und es ist umso bemerkenswerter, dass sich dieses Unternehmen immer weiter aufgespalten hat in spezialisierte Geschäftsbereiche, die diese Grundgedanken in sich tragen. Wir sind vom kleinsten IT-Semiconductor bis in das Weltall mit unseren Produkten vertreten. Das zeigt die ungeheure Innovationskraft, die sich über 100 Jahre in diesem Unternehmen gehalten hat.
IKZ-FACHPLANER: Welche besonderen Meilensteine konnte das Unternehmen bisher verzeichnen?
Holger Thiesen: Dafür empfehle ich Ihnen, sich einmal unsere digitale „Wall of fame“ in der Hauptverwaltung in Ratingen anzuschauen. Hier sind aus allen Geschäftsbereichen genau diese Highlights zu sehen. Wir schaffen es, regelmäßig genauso die schnellsten Aufzüge der Welt zu bauen, wie die erste in sich gedrehte Rolltreppe oder in der Robotik die Erkenntnisse aus mehreren Geschäftsbereichen zu nutzen, um beeindruckend präzise Lösungen herzustellen. Dabei gelingt es uns immer wieder, bekannte Themen neu zu besetzen. Nehmen Sie als Beispiel unser Hybrid VRF-System. VRF-Anlagen waren prinzipiell eine als etabliert angesehene Technologie bis wir sie unter dem Aspekt Kältemittel völlig neu angefasst und eine Lösung entwickelt haben, die heute einzigartig auf der Welt ist. Gemeint ist das Hybrid VRF-System. Die Kompetenz dafür ziehen wir aus der breiten Aufstellung und dem extrem hohen Innovations-Know-how das wir haben. Wer in der Lage ist, Satelliten in das Weltall zu schicken, der ist auch in der Lage, die beste Klimaanlage der Welt zu bauen. Das ist genau der Anspruch, den wir haben.
IKZ-FACHPLANER: Viele Großunternehmen konzentrieren sich zunehmend auf ihr Kerngeschäft, während Mitsubishi Electric sich immer weiter diversifiziert – das reicht von einem Toaster bis hin zu Industrierobotern. Gibt es hierbei eine Gemeinsamkeit für alle Aktivitäten?
Holger Thiesen: Wenn man in einem einzigen Satz die Kernkompetenz von Mitsubishi Electric zusammenfassen müsste, die alles verbindet, dann ist es das exakte und präzise Steuern egal welcher Anwendung. Natürlich werden bei jedem Produkt darüber hinaus auch Hunderte anderer technischer Anforderungen gelöst. Aber Präzision ist eine wichtige Gemeinsamkeit über nahezu alle Produkte hinweg. Nehmen Sie z. B. den genannten Toaster. Bei ihm kann man so exakt wie bei kaum einem anderen Toaster den gewünschten Bräunungsgrad einstellen. Deswegen ist er in Asien ein echter Verkaufsschlager, über den auch deutsche Medien bereits berichtet haben. Das exakte Steuern betrifft aber genauso den Satelliten, der strikt geosynchron über einer Position bleiben muss oder „High Precision Positioning“-Systeme für Kraftfahrzeuge, die autonomes Fahren ermöglichen, bei dem es auf Zentimeter ankommt. In der Kälte-, Klima- und Heizungstechnik ist unsere Invertertechnologie die entsprechende Erfolgsbasis, die hocheffizient arbeitet und sich so perfekt einstellen lässt, dass genau das benötigte Wunschklima erreicht wird. Das verbindet unsere Produkte miteinander – vom Toaster über den Satelliten bis hin zum Hybrid VRF-System.
IKZ-FACHPLANER: Wie hat sich denn das Geschäftsjahr 2020 für den Geschäftsbereich Klima, Kälte und Heizung entwickelt?
Holger Thiesen: Es hat uns überrascht, wie gut sich das Jahr trotz der Pandemie-Bedingungen entwickelt hat. Das ging nicht nur uns so, sondern quasi der gesamten Baubranche. Der positive Trend der vergangenen Jahre hat sich fortgesetzt. Extrem positiv war die Nachfrage seitens der Endkunden – sowohl nach unseren Klimageräten als auch nach unseren Wärmepumpen. Es war außerdem eine positive Erfahrung, wie schnell und flexibel wir es geschafft haben, auf Homeoffice-Betrieb umzustellen und wie flexibel unsere Mitarbeiter – im Zweifelsfall auch vom Küchen- oder Wohnzimmertisch aus – mit hoher Motivation gearbeitet haben.
Leider standen uns nicht immer die benötigten Teile in einer ohnehin durch zum Teil unterbrochene oder verminderte Logistikketten beeinflussten Produktion zur Verfügung. Deswegen waren wir nicht bei allen Produkten durchgängig lieferfähig. Auch das erging der gesamten Industrie so – je nachdem, woher benötigte Komponenten kamen und wie sich dort gerade die Pandemie entwickelt hatte.
IKZ-FACHPLANER: Welche Entwicklung erwarten Sie im laufenden Kalenderjahr 2021?
Holger Thiesen: Unsere Erwartungen müssen wir differenziert nach Produktgruppen betrachten. In allen Produktbereichen wie Kaltwassersätzen, VRF etc., die in erster Linie im Projektgeschäft eingesetzt werden, erwarten wir einen Bedarf, der geringer als in den vergangenen Jahren sein wird. Diese Technologien werden besonders zahlreich in Hotels und Bürogebäuden verwendet. Hier liegt es auf der Hand, dass Investitionen derzeit oftmals zurückgestellt werden. Im letzten Jahr konnten wir noch auf ein hervorragendes Ergebnis schauen. Derzeit ist absehbar, dass es in 2021 in diesem Segment zu einem Rückgang kommen wird. Nach unseren aktuellen Daten sehen wir aber auch, dass neue Anwendungsgebiete gerade für unsere VRF-Technologie diesen Rückgang teilweise kompensieren werden. Dabei kann unsere VRF-Technologie ihre besonderen Stärken in puncto Flexibilität und Vielfalt ausspielen. Die Aufgaben, die künftig anstehen, wie beispielsweise in der Umwidmung von Gebäuden, lassen sich nicht durch einen zentralen Wärmeerzeuger, sondern intelligente dezentrale Konzepte lösen. Gleichzeitig erwarten wir weiteres Wachstum in den Produktbereichen, die für Endkunden konzipiert sind. Das betrifft sowohl Split-Klimageräte als auch Wärmepumpen.
Bilder: Mitsubishi Electric