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Mikrobiologische Untersuchungen in raumlufttechnischen Anlagen - Teil 2: Zusammenstellung von Ergebnissen im Rahmen von Hygieneinspektionen

Viele Menschen halten sich täglich in Gebäuden auf, welche durch raumlufttechnische Anlagen und Geräte belüftet und/oder klimatisiert werden. Oft betrifft das den Arbeitsplatz, aber auch im privaten Umfeld, z.B. in Wohnhäusern, kommt immer häufiger eine technische Be- und Entlüftung zum Einsatz. Durch raumlufttechnische Anlagen und Geräte soll dem Raumnutzer ein behagliches Klima geschaffen und eine gesundheitlich zuträgliche Atemluft zur Verfügung gestellt werden. Das ist der Wunsch, aber ist das auch die Realität? In diesem zweiten und letzten Teil geht es um die Auswertung mikrobiologischer Untersuchungen im Rahmen von Hygiene­inspektionen. Zur Darstellung typischer hygienischer Problemzonen wurden dazu exemplarisch die Ergebnisse von 90 ausgewählten, repräsentativen RLT-Anlagen zusammengestellt.

Splitgerät mit stark verschmutztem Filter.

Diagramm 1: Ergebnisse der mikrobiologischen Oberflächenuntersuchungen im Rahmen von Hygieneinspektionen an 90 ausgewählten repräsentativen RLT-Anlagen. Bild: Hygiene-Institut des Ruhrgebiets, Gelsenkirchen

Diagramm 2: Übersicht über den Kontaminationsgrad der Einzelproben aus den RLT-Anlagen. Bild: Hygiene-Institut des Ruhrgebiets, Gelsenkirchen

Diagramm 3: prozentuale Verteilung der mikrobiellen Kontamination auf Oberflächen verschiedener RLT-Anlagenkomponenten. Vergleich der Ergebnisse von Alt- und Neuanlagen. Bild: Hygiene-Institut des Ruhrgebiets, Gelsenkirchen

Durch Feuchtigkeit ist diese Filterkammer stark korrodiert.

Oft eine hygienische Problemzone ist der Bodenbereich von Ventilatorkammern.

So sollte eine Außenluftansaugung nicht aussehen. Eine regelmäßigere Reinigung ist unerlässlich.

Rund 50% der Oberflächen von Kühlregistern/Kondensatwannen, der Umlaufsprühbefeuchterkammern (hier zu sehen) und der Ventilatorkammerböden wiesen erhöhte bzw. hohe Kontaminationen auf.

Zu hohe Luftfeuchtigkeit ließ diesen Ventilator korrodieren. Die Folge könnte ein begünstigtes Wachstum von Mikroorganismen auf der rauen Oberfläche sein.

Gerätegehäuse mit innen liegender Dämmung: Durch den Luftstrom mitgetragene Fasern der Dämmung können die Raumluft belasten.

 

Bei den Gebäuden, in denen sich die Anlagen befanden, handelte es sich überwiegend um Büro- und Verwaltungsgebäude. Es waren nur wenige Objekte mit Produktionsbetrieben vertreten. Das Baujahr der Systeme lag zwischen 1970 und 2010. Was die Wartung betrifft, waren die Anlagen in unterschiedlichen Zuständen. Teilweise wurden die Hygieneinspektionen direkt nach Wartungsarbeiten, teilweise aber auch vorher durchgeführt. Wie zu erwarten, wiesen die älteren Anlagen einen eher schlechteren Wartungszustand auf.

Ergebnisse der Oberflächenuntersuchungen

Bei den Hygieneinspektionen wurden in jeder RLT-Anlage an ca. fünf Stellen Oberflächenproben entnommen. Dabei wurden verschiedene Komponenten, wie Filterkammerböden, Heiz- und Kühlregister, Kondensatwannen, Befeuchterkammern usw., beprobt. Bei der Zusammenstellung der Ergebnisse konnte festgestellt werden, dass bei 67% der untersuchten Anlagen zusätzlicher, teils dringender Handlungsbedarf an mindestens einer Probennahmestelle notwendig war. Nur bei 33% der Anlagen war jede der Probennahmestellen zufriedenstellend.
Schaut man sich die einzelnen Probennahmestellen an, kann man feststellen, dass ein Großteil der Proben (ca. 65%) unter dem Richtwert von 25 KBE/25 cm² lag. 31,5% lagen  > 25 KBE/25 cm² und 3,6% der Proben wiesen eine Koloniezahl von >100 KBE/25 cm² auf. Das heißt, bei rund fünf Probennahmestellen pro Anlage gibt es ganz bestimmte Stellen, die hygienisch problematisch sind.

Hygienisch problematische Stellen

Während Filter, Register von Wärmerückgewinnungseinheiten, Heizregister, Zuluftleitungen und Luftauslässe in den Räumen eher geringe Kontaminationen mit Bakterien und Schimmelpilzen aufwiesen, waren auf ca. 40% der Oberflächen von beprobten Filterkammerböden und Schalldämpferkulissen sowie auf ca. 50% der Oberflächen von Kühlregistern/Kondensatwannen, der Umlaufsprühbefeuchterkammern und der Ventilatorkammerböden erhöhte bzw. hohe Kontaminationen nachweisbar (Diagramm 1).
Die höchste mikrobielle Belastung fand sich auf Oberflächen von Ansaugkammern. In diesem Bereich ist ein solches Ergebnis jedoch zu erwarten, da die Luft an der Stelle noch ungefiltert und unbehandelt ist. Diese Probe kann man als Nullprobe/Referenzprobe verwenden und die Ergebnisse der Untersuchungen der nachfolgenden Komponenten mit ihr vergleichen.

  • Beschaffenheit der Oberfläche

Heizregister, Zuluftleitungen und Luft­auslässe stellen in den meisten Fällen eher trockene und wärmere Bereiche in raumlufttechnischen Anlagen und -Geräten dar. Hier fehlt den Mikroorganismen häufig die Feuchtigkeit. Auch die hohen Temperaturen sind für die meisten Bakterien und Schimmelpilze eher uninteressant. Anders dagegen im Bereich der Kühlregister und Kondensatwannen sowie der Umlaufsprühbefeuchterkammern bzw. auch anderer Luftbefeuchter. Hier fühlen sich Mikroorganismen aufgrund von für sie angenehmen Temperaturen und hohen Luftfeuchtigkeiten bzw. Wasser am wohlsten.
Der Bodenbereich von Ventilatorkammern stellt eine hygienische Problemzone dar. Diese Kammer wird am häufigsten während der Kontroll- und Wartungsarbeiten betreten – meist ohne den erforderlichen Schuhschutz. Zudem kommt es zu Verunreinigungen durch die für die Wartung erforderlichen Schmiermittel. Oft werden diese bei den Arbeiten nicht in den technisch erforderlichen Mengen eingesetzt, sondern weit darüber hinaus.
Auch Oberflächenproben von Schalldämpferkulissen waren häufig mikrobiell kontaminiert. Viele der beprobten Kulissen waren mit einem Vliesstoff bezogen, welcher nicht reinigbar und desinfizierbar war. Schmutz kann darauf gut anhaften. Dieser bildet dann eine Vermehrungsgrundlage für Mikroorganismen. Zudem sind Schalldämpfer aufgrund fehlender Revisionsöffnungen meist nicht oder nur sehr schlecht zugänglich und werden deshalb oft nicht gereinigt – auch wenn es möglich ist.

Neuanlagen klar im Vorteil

Auf Filtermedien und Filterkammern von Altanlagen konnten höhere Kontaminationen festgestellt werden als bei Neuanlagen. Da bei Altanlagen schlechtere Filterqualitäten eingesetzt wurden (häufig noch Grobstaubfilter), die einen wesentlich schlechteren Abscheidegrad aufweisen. Dadurch sind die Filtermedien sowie die Filterkammern häufiger mikrobiell belastet.
Auch Schalldämpferkulissen schneiden bei Altanlagen häufiger schlecht ab, aufgrund des früher verwendeten Vliesstoffes. Heute werden Kulissen aus hygienischen Gründen mit Glasseide bezogen, die reinigbar und desinfizierbar sein muss. Zudem haben sich aufgrund der Forderungen der neuen Regelwerke regelmäßige Reinigungen in diesem Bereich der Anlagen durchgesetzt, was sich auch in den Ergebnissen der Untersuchungen widerspiegelt.
Ein sehr großer Unterschied besteht zwischen den Ergebnissen der mikrobiellen Kontamination von Oberflächen an Wärmerückgewinnungseinheiten bei Alt- und Neuanlagen. Hierbei waren Anlagen älteren Erstellungsdatums überwiegend mit Rotationswärmeübertrager ausgestattet und neuere Anlagen mit Kreuzstromwärmeübertrager oder Kreislaufverbundsystemen. Die überprüften Rotationswärmeübertrager waren meist in einem sehr schlechten Wartungszustand. Sie wurden oft über Jahrzehnte nicht gereinigt, was die schlechten Ergebnisse erklärt. Auch bei den Heizregistern, den Luftkanälen und den Zuluftauslässen sind die schlechteren Ergebnisse der Oberflächenuntersuchungen mit dem schlechteren Wartungszustand der Altanlagen zu erklären.

Untersuchungen von Befeuchterwasser

Die mikrobiologischen Untersuchungen von Befeuchterwässern ergaben, dass es bei ca. 50% der untersuchten Befeuchterwasserproben zu einer Überschreitung der allgemeinen Koloniezahlen von Bakterien kam. Bei ca. 20% der untersuchten Proben kam es zu einem Auftreten von Schimmelpilzen und Hefen im Befeuchterwasser. Grundlage für das reichliche Wachstum der Mikroorganismen sind die aus der Luft ausgewaschenen organischen Substanzen und deren Anreicherung in einem Kreislaufsystem (Umlaufsprühbefeuchter).
Nur selten (bei ca. 5% der untersuchten Proben) trat eine Kontamination des Befeuchterwassers mit Pseudomonas aeruginosa auf. Legionellen wurden in keiner der untersuchten Befeuchterwasserproben nachgewiesen. Da Befeuchterwasser häufig Wassertemperaturen zwischen 12°C und 15°C aufweist, stellt es für Legionellen nicht den optimalen Bereich dar.

Fazit

Aufgrund der Ergebnisse der mikrobio­logischen Untersuchung zeigt sich, dass bei 67% der überprüften RLT-Anlagen zusätzlicher Handlungsbedarf besteht. Mindestens eine der ausgewählten Probennahmestellen wies bei der mikrobiologischen Untersuchung von Oberflächen einen Wert von > 25 KBE/25 cm² auf. Unabhängig von Anlagenalter und Wartungszustand waren alle Arten von RLT-Anlagen betroffen. Hierbei erwiesen sich, aus den oben beschriebenen Gründen, als besondere hygienische Problemzonen:

  • Kühlregister / Kondensatwannen,
  • Befeuchterkammern sowie
  • Ventilatorkammern.

Hohe Luftfeuchtigkeiten, Kondensat, Wasser sowie starke Verschmutzungen an diesen Bauteilen bieten Mikroorganismen günstige Vermehrungsbedingungen.
Bei Überprüfungen der mikrobiologischen Belastung von Befeuchterwässern aus Umlaufsprühbefeuchtern konnten häufig erhöhte allgemeine Koloniezahlen von Bakterien und Kontaminationen mit Schimmelpilzen und Hefen festgestellt werden. Das hat den Hintergrund, dass diese aus der Luft ausgewaschen und im Kreislaufsystem angereichert werden. Weniger häufig kam eine Belastung des Befeuchterwassers mit Pseudomonas aeruginosa vor. Legionella konnte bei den durchgeführten Untersuchungen nicht gefunden werden, da Befeuchterwasser mit Wassertemperaturen zwischen 12°C und 15°C nicht den optimalen Bereich für diese Bakterien darstellt.

Autor: Dipl.-Ing (FH) für Versorgungstechnik Sandra Horn, Hygiene-Institut des Ruhrgebiets

Bilder: S. Horn

www.hyg.de

 


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