Ausgabe 5/2005, Seite 4 f. |
Sanitär
Dezentral ist ideal
Warmwasserbereitung mit kurzen Wegen - Energie, Wasser und Zeit sparen
Dipl.-Ing. Michael Birke*
Den Wasserhahn aufgedreht, 10 oder 15 Sekunden gewartet, dann kommt das warme Wasser. Mehr als ein Liter läuft da schnell weg. "Was ist schon ein Liter Wasser?", wird mancher sagen. Sicherlich nicht viel, wenn man nur einmal den Wasserhahn aufdreht. Aber wie oft wird die Armatur geöffnet, um mal kurz die Hände zu waschen oder mal eben in der Küche etwas abzuspülen? Bei Warmwassersystemen mit zentralem Speicher im Keller und Stichleitungen zu den einzelnen Zapfstellen - ohne Zirkulationsleitungen - kommen übers Jahr einige Kubikmeter zusammen. Hier bieten sich dezentrale Lösungen als Alternative an.
Bereits bei einer 10 m langen Wasserleitung würden bei einer 15 mm-Kupferrohrleitung 1,4 l Wasser, bei 18 mm bereits 2,0 und bei einer 22 mm Leitung sogar 3,2 l Wasser in den Abfluss fließen, bevor die Temperatur stimmt. Anders bei der dezentralen Warmwasserbereitung, beispielsweise über Kleinspeicher, Durchlauferhitzer oder Wandspeicher, die in direkter Nähe zur Zapfstelle liegen. Durch die kürzeren Leitungswege verbrauchen sie weniger Wasser und Energie.
Offen oder geschlossen - drucklos oder druckfest
Elektro-Warmwassergeräte sind offene oder geschlossene Systeme mit drucklosen oder druckfesten Innenbehältern.
Offene Warmwasserspeicher
Typische Geräte für eine Entnahmestelle sind die offenen Wassererwärmer. Sie stehen mit der Atmosphäre in Verbindung - also nicht unter Druck der Kaltwasserleitung. Beim Aufheizen tritt aus Sicherheitsgründen - wenn keine Antitropf-Einrichtungen installiert sind - Ausdehnungswasser aus der Armatur. Offene Warmwasserspeicher sind mit Inhalten von 5 bis 150 l erhältlich und für die Wandmontage bestimmt. Sie halten ständig warmes Wasser der gewünschten Temperatur zwischen 35 und 85°C bereit. Eine gute Wärmedämmung reduziert die Wärmeverluste und trägt zur Wirtschaftlichkeit bei.
Geschlossene Warmwasserspeicher
Geschlossene Wassererwärmer stehen nicht mit der Atmosphäre in Verbindung. Der Druck der Kaltwasserleitung steht im Warmwasserspeicher, den Warmwasserleitungen und den Entnahmearmaturen an. Bei der Aufheizung tritt sichtbar Wasser aus dem Ventil der Sicherheitsgruppe aus. Warmwasserspeicher mit druckfestem Innenbehälter versorgen eine oder mehrere Entnahmestellen. Solche wandhängenden Geräte sind in Größen zwischen 5 und 150 l lieferbar. Auch sie halten ständig warmes Wasser mit der gewünschten Temperatur zwischen 30 und 85°C bereit. Als Gerätearten stehen Warmwasserkleinspeicher und wandhängende Warmwasserspeicher zur Wahl.
Bild 1: Für die Warmwasserversorgung vor Ort sind Kleinspeicher die Alternative, um Energie- und Wasserverluste zu minimieren und lange Wartezeiten zu verhindern. |
Warmwasser-Kleinspeicher
Die kompakten Kleinspeicher - mit 5, 10 oder 15 l Inhalt - zeichnen sich durch geringen Bereitschaftsstromverbrauch aus. Die Temperatur lässt sich zwischen 35 und 85°C vorwählen. Ein 5-Liter-Speicher beispielsweise liefert bei einer Temperatureinstellung von 65°C rund 10 l Mischwasser mit praxisgerechten 40°C (Bild 1).
Bild 2: Wandspeicher garantieren hohen Warmwasserkomfort für alle Zapfstellen einer Wohnung. |
Wandhängende Warmwasserspeicher
Größere, wandhängende Warmwasserspeicher lassen sich in Badezimmer oder Küche integrieren und gewährleisten - bei kurzen Leitungswegen - einen guten Warmwasserkomfort. Diese 30 bis 150-Liter-Speicher garantieren hohen Warmwasserkomfort für alle Zapfstellen einer Wohnung - für Waschtisch, Küchenspüle, Dusche und Badewanne. Die elektronische Regelung sorgt für gradgenaue Temperatureinstellung, stufenlos wählbar zwischen 20 und 85°C (Bild 2).
Nun gibt es erste Warmwasserwandspeicher mit einer innovativen Verkalkungsanzeige. Ein Frühwarnsystem, das die Heizflanschverkalkung automatisch erkennt und sie zuverlässig meldet. So wird eventuellen Schäden oder Geräteausfällen vorgebeugt und die Lebensdauer verlängert.
Durchlauferhitzer
Durchlauferhitzer gibt es hydraulisch gesteuert oder elektronisch geregelt (die früher übliche thermische Variante ist durch elektronische Durchlauferhitzer vollständig vom Markt verdrängt worden). Allein die Energieeinsparung eines elektronischen Durchlauferhitzers beträgt für einen Vier-Personen-Haushalt rund 20% gegenüber herkömmlichen Durchlauferhitzern. Hinzu kommt die Wassereinsparung, da umständliche Mischprozeduren entfallen.
Bild 3: Hydraulische Durchlauferhitzer gibt es mit Leistungsgrößen von 18, 21, 24 und 27 kW. |
Hydraulische Durchlauferhitzer
Hydraulisch gesteuerte Durchlauferhitzer arbeiten in Abhängigkeit von der Wasserdurchflussmenge. Der Differenzdruckschalter wählt automatisch zwischen zwei Stufen: bei kleinem Durchfluss auf kleine Leistung, bei großem Durchfluss auf eine hohe Leistung. Für diese Schaltvorgänge ist am Geräteanschlussort ein bestimmter Mindestfließdruck erforderlich. Seit einiger Zeit gibt es am Markt hydraulische Durchlauferhitzer mit dreimal zwei Leistungsstufen (Bilder 3 und 4).
Bild 4: Der Einsatzbereich von hydraulisch gesteuerten Mini-Durchlauferhitzern liegt bei selten genutzten Entnahmestellen mit kleinen Wassermengen. |
Elektrische Rohrheizkörper oder Blankdrahtheizsysteme erwärmen das Wasser beim Vorbeiströmen. Hydraulische Durchlauferhitzer mit Blankdrahtheizkörper sind besonders für kalkhaltiges Wasser geeignet.
Elektronische Durchlauferhitzer
Geduscht wird hierzulande oft und gerne, denn in Zeiten von Wellness und Co. ist das herunterprasselnde Nass mehr als pure Reinigung. Rund 78% der Bundesbürger duschen täglich oder zumindest mehrmals in der Woche, so eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Konsumforschung. Damit die Erfrischung in jedem Fall eine Wohltat ist, sollte man sich Gedanken über das ideale Duschvergnügen machen. Schluss mit dem Kälteschock beim Duschen und dem ewigen Temperaturtest per Hand machen vollelektronische Durchlauferhitzer. Denn die "intelligente" Technik hält gradgenau die vorher eingestellte Wunschtemperatur konstant. Ebenso angenehm: Die Temperatur lässt sich stufenlos zwischen 20 und 60°C einstellen (Bild 5).
Bild 5: Elektronische Durchlauferhitzer liefern gradgenau warmes Wasser - selbst wenn zwei Zapfstellen gleichzeitig genutzt werden. |
Der Einsatz dieser Geräte ermöglicht eine genaue und einfache Abrechnung des Energiebedarfs - ohne den Einsatz von Wärmemengen- oder Warmwasserzählern. Ein Aspekt, der insbesondere im Mehrfamilienhaus von Bedeutung ist.
Immer das richtige Gerät
Ob warmes oder heißes Wasser: Für jeden Bedarfsfall gibt es das passende, richtig dimensionierte Gerät oder System. Höchst unterschiedliche Anforderungen, die mit den vorgenannten Produkten optimal gelöst werden. Geräte, die sparsam mit der eingesetzten Energie umgehen, die Umwelt schonen und dem Benutzer den Komfort bieten, den er erwartet.
*) Dipl.-Ing. Michael Birke, Stiebel Eltron GmbH & Co. KG, Holzminden
B i l d e r : Stiebel Elron GmbH & Co. KG, Holzminden
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