Ausgabe 01/2005 Seite 12 f. |
Ausbildung
Fachbericht (Beschreibung/Skizze) Nr.:
1 Woche: 2Thema:
Handwerkliche Techniken der RohrverarbeitungTrinkwasser- und Heizungsrohre gibt es in vielfältigen Ausführungen. Von Stahl- über Kupfer-, Edelstahl-, Kunststoff- und Messingrohre bis zu den Verbundrohren. Es liegt oft im Ermessen des Installateurs, welche Rohrart er wählt. Hierbei ist jedoch auch die Wasserqualität nur eines der Auswahlkriterien. Auch wenn heute leicht erlernbare und einfach durchführbare Verbindungstechniken zur Anwendung kommen, so sind doch bei Reparaturen und Teiländerungen die handwerklichen Grundkenntnisse der "klassischen" Verbindungs- und Verarbeitungstechniken erforderlich.
Grundtechniken der Rohrverarbeitung sind:
- Erforderliche Rohrlänge ermitteln,
- Rohr ablängen (sägen, Rohrabschneider, scheren),
- Rohr biegen (kalt, warm, von Hand, mit Geräten),
- Gewinde schneiden (Handkluppe, elektrische Kluppe, Maschine),
- Gewindeverbindung eindichten (Hanf, Teflon, Faden, flüssiger Dichtstoff).
Ermittlung der Rohrlänge
Je nach Einbausituation wird die Rohrlänge innen (I), außen (A) oder Mitte (M) Formstück (Fitting) gemessen.
Je nach gegebenem Maß ist die Gewindelänge oder Einstecktiefe bzw. der Muffendurchmesser der erforderlichen Rohrlänge hinzuzuaddieren oder abzuziehen.
Bei der Vorfertigung wird mithilfe des "z"-Maßes in der Regel immer von Mitte bis Mitte gemessen. Aus den Tabellen des Herstellers oder durch Ausmessen wird das z-Maß der Formstücke ermittelt und vom Nennmaß M-M abgezogen.
Rohr biegen
Zur Herstellung von Richtungsänderungen wird bei dünnwandigen Metall- sowie bei Verbundrohren gebogen. Beim Biegen von Rohren wird das Rohr
- im inneren Biegebereich gestaucht,
- im äußeren Biegebereich gestreckt.
Bei geringen Rohrwanddicken oder engen Radien können sich auf der Innenseite Einknickungen bilden und auf der Außenseite Einschnürungen entstehen. Dadurch verringert sich der freie Rohrquerschnitt erheblich.
Durch geeignete Biegeverfahren wie Sandfüllung, das Verwenden von Biegefedern oder Biegegeräten kann das Einschnüren vermieden werden.
- Biegeradius entsprechend dem Rohrdurchmesser und der Wandstärke festlegen, z.B. 3d Bogen = Außendurchmesser x 3,
- das Rohr durch Hilfsmittel in seiner Form halten wie
- Aufsetzen eines Feilkolbens,
- Einsetzen von Biegefedern,
- Auffüllen des Rohres mit Sand,
- Verwendung von Biegesegmenten,
- Verwenden von hand oder elektrisch sowie hydraulisch betriebenen Biegemaschinen,
- beim Biegen mit einer hydraulischen Rohrbiegemaschine wird die Biegekraft mit einer Handhydraulik auf das Biegesegment übertragen,
- soll Stahlrohr von Hand gebogen werden, muss die Biegelänge vorher auf eine Temperatur von ca. 800 - 900°C (kirschrot) erwärmt werden; das Rohr ist im Schraubstock einzuspannen,
- Kupferrohr kann in kaltem oder warmem Zustand gebogen werden. Mit einem Handrohrbiegegerät ergeben sich die vorbestimmten Radien.
1. Rohr in die Biegeform einlegen,
2. Anfangspunkt des Bogens an der Markierung anlegen,
3. Biegehebel mit Gleitschuh über das Rohr setzen und am Drehpunkt einhängen,
4. langsames, jedoch kraftvolles gleichmäßiges Ziehen des Biegehebels, bis der gewünschte Biegewinkel erreicht ist.
Rohr ablängen
Stahlrohre
- Schnittstelle markieren (anzeichnen),
- Rohr in den Rohrschraubstock einspannen,
- Handsäge mit geeigneter feiner Zahnteilung wählen,
- mit der Säge rechtwinklig absägen; die Sägezähne müssen in Schnittrichtung (nach vorne) zeigen,
Arbeitshilfen sind:
- evtl. eine Schneidlade verwenden,
- mit speziellen Rohrsägen wird der Schnitt genauer,
- elektrische Kappsägen oder Bandsägen bei Vorfertigung verwenden,
- Rohr mit einem Entgrater oder einer Feile innen und außen entgraten.
Kupferrohre
- Mit dem Rohrabschneider (Innengrat entfernen).
PE und Verbundrohre
- Mit Spezialwerkzeugen (Scheren); anschließend muss das Rohr wieder in seine ursprüngliche Form gebracht werden (kalibrieren genannt).
Gewinde schneiden
- Auf Rohre werden spezielle konische Gewinde (Whitworth-Rohrgewinde) geschnitten,
- Rohr in Rohrschraubstock einspannen,
- zugelassenes Schneidöl (biologisch abbaubar/lebensmittelecht) auf die Länge des Gewindes auftragen,
- Führung des Schneidkopfes über das Rohrende schieben,
- Schneidkopf auf das Rohrende andrücken und gleichmäßig im Uhrzeigersinn drehen,
- Gewinde bis zur erforderlichen Gewindelänge (Gewindegänge) schneiden (Gewindeansatz/Gewindeauslauf),
- Kluppe durch Linksdrehen des Schneidkopfes oder durch Öffnen des Verschlusses am Schneidkopf vom Rohrende drehen bzw. nehmen,
- das Gewindeschneiden wird bei Vorfertigung oder größerer Anzahl mit elektrischen Handkluppen oder Gewindeschneidmaschinen durchgeführt.
Gewindeverbindung abdichten
- Innengewinde müssen zylindrisch, Außengewinde konisch bzw. kegelförmig geschnitten sein,
- vor dem Zusammenschrauben ist ein Dichtmittel aufzubringen,
- glatte Gewinde mit Sägeblatt oder Aufrauzange aufrauen, ohne das Gewinde zu beschädigen (nur bei selbst gefertigten Gewinden),
- Hanf, Teflonband, Faden oder flüssiges Mittel entsprechend der Dimension portioniert über das Gewinde wickeln oder streichen,
- wenn Hanf verwendet wird, zusätzlich Paste auftragen,
- das vorbereitete Gewinde etwa ein Drittel der Gewindelänge von Hand in das Formstück eindrehen,
- mit der Rohr- oder Armaturenzange endgültig einschrauben (Einschraublänge beachten); Gewindeauslauf bleibt sichtbar,
- Fitting nach Fließrichtung ausrichten,
- zurückdrehen des Fittings vermeiden (Gefahr von Undichtigkeiten).
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