Ausgabe 01/2005, Seite 8 f. |
Sanitär
Mut für das Neue
Mohr GmbH: Erfolgreich mit Hauswasser-Recyclinganlagen
Das Erfolgsrezept ist schnell erklärt. "Man muss Mut haben für das Neue", so Eckhard Mohr, Inhaber eines Heizungs- und Sanitärbetriebes in Münzenberg bei Gießen. Vor allem durch die konsequente Nutzung neuer "Nischen" verschafft sich das inzwischen knapp 30 Mitarbeiter zählende Unternehmen immer wieder zusätzliche Chancen. Ganz gleich ob es um den Einsatz von Wärmepumpen oder Solaranlagen ging - die Mohr GmbH gehörte zu den Ersten. So war es auch nur logisch, dass sich das Unternehmen intensiv mit dem Thema Hauswasser-Recycling befasste, nachdem Hersteller Pontos, Tochterfirma der Hansgrohe AG, vor drei Jahren die Anlage "AquaCycle 900" auf den Markt brachte.
"Von der Idee her eine tolle Sache", nennt Markus Häuser von der Mohr GmbH die Möglichkeit der Wiederaufbereitung von leicht verschmutztem Dusch-, Handwasch- oder Badewasser in Privathaushalten. Die Pontos-Anlage filtert und sammelt die Waschlauge, reinigt sie auf rein mechanisch-biologischem Wege ohne chemische Zusätze und stellt sie ein zweites Mal zur Verfügung. Als hygienisch einwandfreies Klarwasser, das den EU-Richtlinien für saubere Badegewässer entspricht, kann das teure Nass für die WC-Spülung, zum Putzen, Wäschewaschen und zur Gartenbewässerung ein weiteres Mal genutzt werden. Seine ersten "AquaCycle"-Anlagen installierte Mohr vor mehr als zwei Jahren. Inzwischen ist eine Reihe weiterer Projekte hinzugekommen, ausschließlich in Neubauten. Zurzeit realisiert der hessische Handwerksbetrieb modernes Hauswasser-Recycling in einem Münzenberger Neubaugebiet.
Vor knapp einem Jahr bezog die fünfköpfige Familie Buß ihr neues Heim. Die Idee des Wasser-Recyclings gefiel den Bauherren von Anfang an: "Warum soll kaum verschmutztes Wasser in den Kanal gespült werden?" |
80 Kubikmeter Wasserersparnis
Zu den inzwischen schon erfahrenen Nutzern des Grauwasser-Recyclings gehört die fünfköpfige Familie Buß in Gambach. Vor einem knappen Jahr bezog sie ihr neues Einfamilienhaus. "Uns hat die Idee gut gefallen. Wir waren von Anfang an optimistisch", berichtet Jürgen Buß. 35% Wasserersparnis legte er bei seinen ursprünglichen Berechnungen zugrunde. Inzwischen weiß er aus Erfahrung: "Der Wert ist durchaus realistisch." Und mehr noch: "Es ist ein gutes Gefühl, beim Duschen oder Baden zu wissen, dass das verbrauchte Wasser kein Abfall ist, sondern im eigenen Haus recycelt und wieder verwendet wird."
Das wieder aufbereitete Wasser wird auch für die Waschmaschine genutzt. |
Bei Familie Buß wird das Abwasser von Doppelwaschtisch, Badewanne und Dusche zur Recycling-Anlage in den Keller geleitet. Dort wird es für eine zweite Nutzung zur Toilettenspülung und für die Maschinenwäsche aufbereitet. Bei drei Kindern im Alter von 3, 10 und 14 Jahren ist der 300-Liter-Tank vor allem am Wochenende, wenn häufiger die Badewanne statt der Dusche genutzt wird, schnell gefüllt. "Wassernotstand" kann es nicht geben: Fehlende Vorräte gleicht "AquaCycle" durch die Zufuhr von Frischwasser automatisch aus.
"Die Anlage läuft einwandfrei", betont Jürgen Buß. Auch bei geöffneten Tanks gibt es keinerlei Geruchsbelästigung. |
Gut 80 m3 Wasser kann der Fünf-Personen-Haushalt auf diese Weise jährlich sparen. Das schlägt bei einem Wasser-/Abwasserpreis von 5,50 Euro pro Kubikmeter mit rund 400 Euro zu Buche. In acht bis zehn Jahren - so die Erwartungen von Jürgen Buß - hat sich die Anschaffung gerechnet. Sollten die Wasser- und Abwasserpreise weiter steigen, rückt dieses Ziel natürlich schon früher in erreichbare Nähe.
Kein Geruch, kaum Geräusch
"Die Anlage läuft einwandfrei", betont der Hausherr. Die Waschmaschine arbeite ohne Probleme mit dem vom AquaCycle erzeugten Klarwasser, die Wäsche der Familie unterscheide sich in keiner Weise von "normal", sprich mit Leitungswasser gereinigter. Skepsis in Sachen Geruchsbelästigung scheint ebenfalls unangebracht. Selbst bei geöffnetem Tank nimmt die Nase keine Veränderungen wahr. Und auch von der Pumpe, die je nach Wasseranfall mehr oder weniger häufig anspringt, ist bei geschlossener Kellertür nichts mehr zu hören.
Eine der drei Recycling-Kammern der "Pontos"-Anlage - nach einem Jahr Nutzung und vielen tausend Litern Durchlauf. Im klaren Wasser sichtbar: die Aufwuchskörper, die zum Abbau der Schmutzanteile beitragen. |
"Wir haben festgestellt, dass es jede Menge Interesse am Thema Hauswasser-Wiederaufbereitung gibt", so Eckhard Mohr, der AquaCycle unter anderem regelmäßig auf Hausmessen vorstellt, "allerdings verhalten sich viele potenzielle Käufer noch zurückhaltend, weil sie erste Erfahrungen abwarten möchten." Eine verständliche Einstellung, denn natürlich lief auch bei "Pontos" auf Anhieb nicht alles rund - mal gab es Probleme mit der Elektronik, mal musste ein Dichtungsring ausgewechselt werden. Das sei am Anfang ganz normal und in jedem Fall schnell und kompetent behoben worden, hieß es bei Mohr: "Pontos hat immer umgehend reagiert und wir kennen uns inzwischen auch bestens mit der Anlage aus."
Markus Häuser vom Heizungs- und Sanitärbetrieb Mohr kennt sich mit dem Innenleben der AquaCycle 900 aus. |
Der Preis hält sich in vertretbaren Grenzen: Je nach Ausführung kostet die AquaCycle 900 zwischen 4400 und 5000 Euro inklusive Rohrsystem und fällt damit innerhalb der gesamten Neubaukosten nicht allzu schwer ins Gewicht. Letztlich geht der Einsatz schnell vonstatten: Aufbau und Anschluss benötigen nur etwa vier Stunden.
Erfolg durch Aus- und Weiterbildung
30 Auszubildende konnte der Betrieb in den letzten zehn Jahren eine Lehrstelle bieten. Schulungen und Vorträge stehen auch für alle anderen Mitarbeiter immer wieder auf dem Terminplan. "Wer hier arbeitet, der weiß, worauf er sich einlässt", stellt der Firmenchef nachdrücklich klar. Lernbereitschaft ist da ein wesentlicher Punkt. Wer schneller sein will als die Konkurrenz dürfe neuen Trends nicht hinterherlaufen.
Sind die vier Phasen der Reinigung erst mal durchlaufen, erfüllt das recycelte Nass alle EU-Qualitätsansprüche für saubere Badegewässer. |
B i l d e r : Pontos GmbH, Schiltach
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