Ausgabe 6/2004, Seite 8 f. |
Heizung
Würmer im Tank
Pelletheizungen erobern Deutschlands Heizungskeller
Noch vor wenigen Jahren weitgehend unbekannt, erobern Pelletkessel in jüngster Zeit zunehmend den deutschen Heizungsmarkt. Ende 2003 waren Schätzungen zufolge bereits rund 20.000 Pelletheizungen installiert. Lagen die Zuwachsraten in den Jahren 2001 und 2002 noch bei jährlich 5000 Anlagen, so rechnet die Branche für das Jahr 2004 nach einer Umfrage des Biomasse-Info-Zentrums (BIZ) mit einem Absatz von rund 9000 Stück.
Pellets, das sind kleine Holzpresslinge aus trockenem, naturbelassenem Restholz sowie Hobel- und Sägeabfällen ohne Zugabe von chemischen oder synthetischen Bindemitteln. Sie haben einen Durchmesser von etwa sechs Millimeter und eine Länge von einem bis drei Zentimeter. Ihr Heizwert beträgt etwa 5 kWh/kg. Zum Vergleich: Heizöl EL besitzt einen nutzbaren Energieinhalt von etwa 10 kWh/ Liter. In puncto Heizwert entsprechen zwei Kilogramm Pellets also etwa einem Liter Heizöl. Der ökologische Vorteil von Pellets liegt insbesondere in der positiven CO2-Bilanz, d.h., bei der Verbrennung von Holz wird nicht mehr CO2 gebildet als durch die natürliche Verrottung in der Natur entstehen würde.
Beispiel einer Pellet-Zentralheizung mit vollautomatischer Schneckenförderung aus dem benachbarten Lagerraum. |
Holzpellets sind in 20-kg-Säcken oder als lose Siloware erhältlich und lassen sich relativ einfach und kompakt lagern, da sie eine hohe Schüttdichte aufweisen. Dafür eignet sich im Falle der Siloware beispielsweise ein umgebauter Heizöllagerraum. Wichtig: Der Raum muss trocken sowie staubdicht sein und das Gewicht der Holzpellets aufnehmen können. Im Inneren des Raumes dürfen sich überdies keine elektrischen Installationen befinden. Bestimmungen zum Brandschutz gibt es in den meisten Bundesländern laut Feuerungsverordnung erst ab einer Lagermenge von 15 Tonnen.
Beispiel für den Grundriss eines Pelletlagerraumes mit den notwendigen bautechnischen Empfehlungen. |
Zum Befüllen des Lagerraumes sind zwei Leitungen bis nach außen zu verlegen. Eine dient zum Einblasen der Holzpellets und sollte deshalb mittig im Lagerraum angebracht sein. Die andere befindet sich mindestens 50 Zentimeter entfernt davon. An dieses Rohr (Durchmesser 100 mm) schließt der Pelletlieferant ein separates Absauggebläse an, damit sich während des Befüllens kein Überdruck im Lagerraum aufbaut. Die Lagerung des umweltfreundlichen Brennstoffes ist derweil auch außer Haus möglich; von der Industrie werden dafür spezielle Erdtanks angeboten.
Die Anlieferung der Holzpellets erfolgt als Sackware oder wie hier dargestellt, mit modernen Silofahrzeugen. |
Zur Feuerstätte gelangt der CO2-neutrale Brennstoff über spezielle Vakuum- oder Schneckenfördersysteme, wo er dann gebläseunterstützt sauber und energieeffizient verbrannt wird. Die Wirkungsgrade guter Pellet-Spezialkessel bewegen sich heute durchaus im Bereich moderner Öl- oder Gasfeuerstätten. Zudem lassen sich viele Kessel modulierend im Nennwärmeleistungsbereich von durchschnittlich etwa 30 bis 100 Prozent betreiben. Eine vollautomatische Zündung und Heizflächenreinigung gehört heute ebenfalls zum Standard moderner Pelletkessel.
Der Biokreislauf des Holzes: Das Beispiel zeigt den Biokreislauf des Holzes vom Wachstum mit CO2-Einbindung, der energetischen Verwertung und der CO2-Bildung bis zur Einbringung der Asche in den Boden. Bei der Verbrennung wird nur in etwa soviel CO2 freigesetzt, wie vorher beim Wachstum der Pflanzen der Erdatmosphäre entnommen worden ist. Die gleiche Menge CO2 wird bei der ungenutzten Verrottung in freier Natur freigesetzt. |
Neben den ökologischen sprechen auch ökonomische Gründe für eine Pelletheizung: Holz wird nicht durch die Ökosteuer belastet und nur mit 7% Mehrwertsteuer beaufschlagt. Die gute Bilanz wird außerdem durch kurze Transportwege und das große Angebot an Restholz aus heimischen Wäldern verbessert. Nach Expertenschätzungen werden vom jährlichen Zuwachs in den Wäldern - dem so genannten Holzeinschlagspotenzial - lediglich zwei Drittel genutzt.
Pelletaußentank: Die Brennstoffförderung erfolgt durch Saugaustragung. |
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